W. W. Bartley

W. W. Bartley

William Warren Bartley (* 1934 in Pittsburgh, Philadelphia; † 1990 in Oakland, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bartley war ursprünglich Christ und strebte das Priesteramt an, wandte sich jedoch vom Glauben ab. Er studierte bei Willard Van Orman Quine und promovierte auf Eigeninitiative hin bei Karl Popper, entgegen dem Rat seines Umfeldes. Trotz anfänglich sehr guter Beziehung trennten sie sich 1965 im Streit. 1972 nahm Bartley bei dem umstrittenen est teil und war in der Folge in deren Beirat aktiv. Er schrieb auch die offizielle Biographie über den Gründer Werner Erhard. 1974 nahm er wieder Kontakt zu Popper auf. Das Verhältnis entspannte sich, eine Übereinstimmung konnten beide jedoch nicht mehr erreichen: Popper distanzierte sich nach Bartleys Tod in der Einleitung seines Mythos des Rahmens von Bartleys Ansichten, ohne seinen Namen zu nennen; auf einer als Tondokument erhaltenen Spontanansprache bei einem Treffen tat er es deutlicher und mit ausdrücklichem Bezug. Bartely starb, bevor er eine Biographie von Popper fertigstellen konnte.

Er lehrte als Professor an der Universität in Hayward (Kalifornien) (California State University, East Bay), zuletzt war er Forschungsstipendiat an der Hoover Institution. Dort sammelte und katalogisierte er die Werke Poppers. Er war Herausgeber von Poppers dreibändigem "Nachwort" zur Logik der Forschung (Das offene Universum, Die Quantentheorie und das Schisma der Physik, Realismus und das Ziel der Wissenschaft). Er plante die Herausgabe von Hayeks gesammelten Werken, verstarb jedoch bereits, nachdem er erst einen Band fertigstellt hatte.

Werk

Bartley kritisierte in seinem Hauptwerk Flucht ins Engagement das Christentum und den Kritischen Rationalismus Poppers dafür, dass sie von ihren Anhängern verlangten, ein moralisches Glaubensbekenntnis als Grundlage anzunehmen ("Jesus Christus ist der Herr" einerseits, Poppers Zugeständnis eines "irrationalen Glauben an die Vernunft" in Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde andererseits). Er stellte dem die Konzeption des Pankritischen Rationalismus entgegen, bei dem er die Glaubensbasis durch die aus seiner Sicht selbstgenügsame Behauptung ersetzte, dass alle Behauptungen kritisierbar sind, inklusive dieser Behauptung selbst.

„Ich behaupte daher, dass die ständige Integritätskrise, in die Rationalisten regelmäßig geraten, oder in die sie hinein gezwungen werden, ihre Ursache in einer vernachlässigten Identitätskrise in der rationa­li­sti­schen Tradition hat. Vernachlässigt ist sie zum Teil deswegen, weil die Philosophen es im Allge­mei­nen verabsäumen, sich ebenso um die Entwicklung einer Rationalitätstheorie zu bemühen wie um die ei­ner Erkenntnistheorie. Wegen dieser Krisen ist das wertvolle Faktotum im Hause des Irrationalisten - das Tu-quoque-Argument - die Leiche im Keller des Rationalisten. Rationalisten sind zu sehr einem Ra­ti­onalitätsbegriff oder einer rationalistischen Identität verpflichtet, die zu erlangen unmöglich ist, und die unvermeidliche Enttäuschung ihrer Bemühungen, dieser übermäßigen Verpflichtung gerecht zu wer­den, hindert sie daran, Integrität zu erlangen. Gleichzeitig versetzt dieses Unvermögen der rati­ona­li­sti­schen Tradition, ihre Identitätskrise zu lösen, viele Irrationalisten ganz unabhängig von ihren Bin­dun­gen in die Lage, ihre eigene Identität ohne Integritätsverlust zu wahren." (Flucht ins Engagement, S. 90)

Die auf Moral basierende Argumentation des Christentums und Poppers ersetzte er durch eine Ökonomie des Wissens.

Schriften

  • Bartley, Flucht ins Engagement, übersetzt von Klaus Pähler (Übersetzer), Tübingen (Mohr Siebeck) 1987, ISBN 3-16-945130-8.
  • Bartley, Wittgenstein - Ein Leben, btv-Verlag 1999, ISBN 3-442-75541-7.

Weblinks


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