WIR-Geld

WIR-Geld
WIR Bank Genossenschaft
WIR Bank Logo
Unternehmensform Genossenschaft
Gründung 1934
Unternehmenssitz Basel, Schweiz
Unternehmensleitung

Germann Wiggli
(CEO)
Jürg Michel
(Präsident)

Mitarbeiter 200 (31. Dezember 2006)
Bilanzsumme 3,2 Mrd. CHF
(31. Dezember 2007)
Branche Banken
Produkte

Finanzdienstleistungen

Website

www.wir.ch

Die WIR Bank ist eine gesamtschweizerische Mittelstandsbank mit sieben Filialen, die aus der Selbsthilfeorganisation WIR Wirtschaftsring-Genossenschaft hervorging.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Wirtschaftsring-Genossenschaft wurde 1934 durch Werner Zimmermann[1], Paul Enz und weitere 14 Personen gegründet. 1936 erhielt sie den Bankenstatus. Während der Weltwirtschaftskrise und der damit verbundenen knappen Liquidität horteten Firmen ihr Geld anstatt es zu investieren, was die Knappheit der Geldmenge verstärkte. Mit der Gründung der Wirtschaftsring-Genossenschaft reagierten Gewerbetreibende auf diese Krise mit dieser Selbsthilfe-Initiative. Um etwas gegen die Geldhortung zu unternehmen, wurde die Komplementärwährung WIR geschaffen, die auf der Freigeld-Theorie von Silvio Gesell basiert. Der Wert des WIR ist an den Schweizer Franken gebunden (1 WIR = 1 CHF). Ein Hauptmerkmal ist die Zinsfreiheit. Die Guthaben auf den Konten werden nicht verzinst. Dies ist ein Anreiz, das Geld schnell wieder auszugeben und unter den Teilnehmern - kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) in der Schweiz - für Umsatz zu sorgen. In den Anfangszeiten wurde auf den Guthaben nicht nur kein Zins bezahlt, sondern eine Rückhaltegebühr verlangt. Diese sollte den Anreiz noch zusätzlich verstärken, das Geld schnell wieder in Umlauf zu bringen. Diese Umlaufsicherung wurde 1948 aufgegeben, aber WIR-Guthaben werden noch heute nicht verzinst.

1998 änderte sie ihren Namen in WIR Bank Genossenschaft. Neben einer normalen Banktätigkeit unterhält sie weiterhin das WIR-System, das die KMUs fördern soll.

Zahlen

Geldmenge: Die im Umlauf befindliche WIR-Geldmenge (Währungskürzel CHW) betrug im Jahr 2005 rund 839 Millionen aequivalente Schweizer Franken [2].

Umsatz: Im Jahr 2004 wurden 1.65 Milliarden aequivalente Schweizer Franken mit WIR umgesetzt[3].

Das WIR-Verrechnungssystem

Das WIR-System stellt mit dem WIR-Geld im Teilnehmerkreis gebundene Kaufkraft dar. Gemäss den Statuten bezweckt es, die angeschlossenen Teilnehmer zu fördern, ihre Kaufkraft durch das WIR-System einander dienstbar zu machen und in den eigenen Reihen zu halten, um damit den Teilnehmern zusätzlichen Umsatz zu verschaffen.

Das WIR-Verrechnungssystem funktioniert als bargeldloser Zahlungsverkehr unter den WIR-Teilnehmern. Guthaben und Belastungen auf den Konten der Teilnehmer werden am Hauptsitz der WIR Bank in Basel verbucht. Ein scheckartiges Papier, der Buchungsauftrag, oder der WIR-Zahlungsschein dienen dabei als Zahlungsmittel. Mit der WIR-Karte, die vor allem in der Gastronomie und im Detailhandel zum Einsatz kommt, tätigen die Kundinnen und Kunden reine WIR-Zahlungen, kombinierte WIR-/CHF-Zahlungen und reine CHF-Zahlungen. Zahlungen in WIR und CHF können auch mittels Electronic Banking und seit Mitte 2008 mittels Internet-Banking ausgeführt werden.

Insgesamt nahmen 2006 über 60'000 Klein- und Mittelunternehmen, verteilt über die ganze Schweiz und auf alle Branchen, am WIR-Verrechnungsverkehr teil. Jeder WIR-Teilnehmer legt seinen individuellen WIR-Annahmesatz fest, den Prozentsatz, zu welchem er Zahlungen in WIR entgegennehmen will (mindestens jedoch 30% auf die ersten 2000 Franken eines Geschäfts). Dabei wird ein WIR-Franken einem Schweizer Franken gleichgesetzt.

Zum Auffinden von möglichen WIR-Geschäftspartnern existieren ein Web-basiertes Teilnehmerverzeichnis sowie ein gedrucktes Gastronomie-Verzeichnis. Darin sind alle Teilnehmer mit einem festen WIR-Annahmesatz aufgeführt. Ausserdem finden in der Schweiz jährlich vier WIR-Verkaufsmessen in Luzern, Wettingen, Bern und Zürich statt, an denen die WIR-Teilnehmer als Aussteller und Kunden auftreten.

Der WIR-Franken erhielt 2004 den dreistelligen Buchstabencode CHW nach ISO 4217 in Entsprechung zur Landeswährung CHF (Schweizer Franken). An Laden- oder Hoteleingängen in der Schweiz wird mit dem WIR-Signet auf die Möglichkeit hingewiesen, die Leistungen ganz oder teilweise in WIR-Geld zu bezahlen.

WIR-Geldschöpfung

WIR-Guthaben werden mittels Krediten von der WIR-Bank geschaffen, wobei der Kreditnehmer der WIR-Bank einen Vermögenswert verpfändet, also eine Sicherheit stellt, wie er es bei einer üblichen Geschäftsbank ebenfalls tun würde.

Die Kredite stammen aus direkter, eigener Geldschöpfung der WIR Bank. Die WIR Bank hat im WIR-System eine ähnliche Geldschöpfungsfunktion wie die Schweizerische Nationalbank als Zentralbank der Schweizer Franken. Konten werden häufig entweder im Rahmen eines ersten Geschäftsabschlusses mit WIR-Geld oder eines Kredits eröffnet.

WIR-Guthaben verfügen über keine Deckung durch Schweizer Franken. Die WIR-Kredite werden, je nach Art des Kredites, durch Grundpfandrechte, Bankgarantien, Lebensversicherungen usw. abgesichert. Im WIR-Bereich werden Bau-, Hypothekar-, Kontokorrent- und Investitionskredite angeboten.

Der WIR Bank entstehen aus ihrer Geldschöpfung keine Kredit- bzw. Refinanzierungskosten. Sie selbst muss für die vergebenen Kredite also keine Zinsen aufbringen. Genau aus diesem Grund kann sie ihre Kredite gegen besonders niedrige Zinssätze zur Verfügung stellen.

Obwohl ein WIR-Franken einem Schweizer Franken gleichgesetzt ist, wird der WIR-Franken in der Praxis manchmal zu weniger als einem Franken bewertet und getauscht. Die Leitung des damaligen Wirtschaftsrings hat deshalb 1973 den Teilnehmern den Handel von WIR-Geld gegen Schweizer Franken oder andere Währungen verboten. Bei Verstössen gegen die Geschäftsbedingungen drohen Ausschluss aus dem WIR-System und hohe Konventionalstrafen. Die WIR Bank geht so rigoros gegen den Handel mit WIR-Guthaben vor, weil diese Praktiken das WIR-System aushöhlen und der Qualität der WIR-Verrechnung schaden.

Öffnung für Nichtmitglieder

Ab 1997 erfolgte der schrittweise Einstieg der WIR Bank ins Schweizer Bankengeschäft. Herkömmliche Bankprodukte im Bereich Sparen und Vorsorge wurden in die Angebotspalette der WIR Bank aufgenommen. Im Jahr 2000 erfolgte die Öffnung der WIR Bank für das breite Publikum. Seit jenem Zeitpunkt sind die Anlage- und Vorsorgeprodukte sowie der inländische Zahlungsverkehr der WIR Bank auch für Privatpersonen zugänglich, die keine Beziehung zur WIR-Verrechnung haben.

Die Kundengelder stellen für die WIR Bank eine wichtige Refinanzierungsquelle für die CHF-Kredite dar, welche wiederum den angeschlossenen KMU-Kunden und Privatkunden zugänglich sind. Neu- und Umbauten sowie Renovation finanziert die WIR Bank mit kombinierten Gesamtfinanzierungen in Form von WIR- und CHF-Krediten. Diese werden seit 2005 unter bestimmten Voraussetzungen auch Privatkunden angeboten.

Referenzen

  1. Biografie Werner Zimmermann. In: Lebensreform Schweiz (1.7.2008). Abgerufen am 29.10.08.
  2. Pressemitteilung Jahresabschluss 2005 der WIR-Bank. In: WIR-Bank (2006). Abgerufen am 14. Dezember.
  3. Cooperative Principle and Complementary Currency. In: Skaggs Island Foundation (August 2004). Abgerufen am 14. Dezember.

Weblinks


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