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Das Fliegende Spaghettimonster (englisch Flying Spaghetti Monster, kurz: FSM) ist die Gottheit einer im Juni 2005 vom US-amerikanischen Physiker Bobby Henderson gegründeten Religionsparodie, die den Namen Pastafarianismus trägt. Ihre „Glaubenslehre“ beabsichtigt eine reductio ad absurdum der Pseudowissenschaft Intelligent Design, die auf Betreiben der Intelligent-Design-Bewegung an Stelle der Evolution im Biologieunterricht mehrerer amerikanischer Schulbezirke gelehrt werden soll. Die „Mitglieder“ bezeichnen sich selbst als Pastafari. Nach dem Tod erwartet die Gläubigen im „Himmel“ unter anderem ein Biervulkan und eine Stripper-Fabrik. Lebensmaxime dieser Weltanschauung ist „WWAPD?“ („What Would A Pirate Do?“, englisch für „Was würde ein Pirat tun?“) in Anspielung auf den christlichen Slogan W.W.J.D. („What would Jesus do?“, englisch für „Was würde Jesus tun?“).
Inhaltsverzeichnis
Idee und Verbreitung
Der Anlass für die Gründung dieser "Religion" war die öffentliche Diskussion um die Unterrichtung von Intelligent Design an US-amerikanischen Schulen. Mit dem Argument der Gleichberechtigung forderte Henderson in einem offenen Brief[1] an die Schulbehörde von Kansas, auch seine Glaubenslehre müsse wie die kreationistische im Unterricht vermittelt werden dürfen. Diese Forderung ist als Parodie zu verstehen und soll aufzeigen, dass religiöse Inhalte im Wissenschaftsunterricht nichts zu suchen haben, völlig ungeachtet des persönlichen Glaubens.
Seitdem gewinnt die Religionsparodie der Pastafari stetig an Sympathisanten. Die parodistische Aktion hat sich zu einem soziokulturellen Phänomen entwickelt. Dutzende Weblogs trugen zur weiteren Verbreitung bei, deren Geschwindigkeit nur durch die technischen Möglichkeiten des Mediums Internet zu erklären ist. Ebenfalls Aufsehen erregen die enormen Preisgelder, die auf eine Widerlegung der Idee ausgelobt werden. Das Blog Boing Boing schreibt: „We are willing to pay any individual *$250,000 if they can produce empirical evidence which proves that Jesus is not the son of the Flying Spaghetti Monster.“[2] (deutsch: „Wir sind bereit, jedem 250.000 US-Dollar zu zahlen, der empirische Hinweise erbringen kann, dass Jesus nicht der Sohn des Fliegenden Spaghettimonsters ist.“). Das Preisgeld wurde inzwischen auf über eine Million Dollar erhöht. (Es geht hier jedoch nur darum, das Prinzip der Unmöglichkeit eines solchen Beweises zu unterstreichen: es ist keine Glaubenslehre der Pastafaris, dass Jesus der Sohn des Fliegenden Spaghettimonsters sei.)
Nach Angaben der Ersten Vereinigten Kirche des fliegenden Spaghettimonsters in Deutschland gibt es weltweit „inzwischen [...] mehr als 10 Millionen Gläubige bei steigender Tendenz“[3].
Zentrale Glaubensinhalte
- Die Welt wurde vom nicht nachweisbaren Fliegenden Spaghettimonster erschaffen. Alle Hinweise auf eine Evolution wurden von eben diesem bewusst gestreut, um die Menschen zu verwirren.
- Bobby Henderson ist der Prophet dieser Religion.
- Das Fliegende Spaghettimonster verlangt das Tragen von Pirateninsignien (full pirate regalia). Einzige Ursache für die globale Erwärmung, Orkane und alle anderen Naturkatastrophen ist die sinkende Zahl von Piraten seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Dies gilt unter Pastafaris als empirisch bewiesen[4] (siehe auch cum hoc ergo propter hoc). In diesem Zusammenhang wurde auch der mehrdeutige, englische Ausdruck „Pirates are cool!“ bekannt, cool kann in diesem Falle sowohl als abgefahren als auch als kühl verstanden werden. 2008 interpretierte Henderson die wachsende Piraten-Aktivität am Golf von Aden als einen weiteren empirischen Beweis für die Richtigkeit des Erderwärmungs-Dogmas, denn es sei festzustellen, dass Somalia weltweit die höchste Piraten-Dichte und gleichzeitig die niedrigste CO2-Emission aufweise[5].
- Gebete beenden die Anhänger mit dem Wort Ramen, der Bezeichnung für eine japanische Nudelsuppe.
- Im Buch Das Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters werden unter anderem analog zu den Zehn Geboten des Christentums die acht „Am liebsten wäre mir’s“ beschrieben, die vom Spaghettimonster gepredigt werden. Die darin erklärten Grundsätze sprechen sich u. A. gegen Diskriminierung, Vorurteile, religiöse Dogmen, Nötigung, Frauenfeindlichkeit aus. Das achte „Am liebsten wäre mir“ beschreibt eine abgewandelte Form des Kategorischen Imperativs, fordert auf zur Freien Liebe und dem Gebrauch von Kondomen.
Geschichte
Im Juni 2005 schrieb Bobby Henderson einen offenen Brief an die Schulbehörde von Kansas, USA, in dem er forderte, seine Glaubensrichtung – den FSMismus (engl. FSMism) – ebenso wie die fundamentalistisch-christliche Überzeugung des Kreationismus in öffentlichen Schulen zu unterrichten. Die Zahl der Besuche auf Hendersons Website begann seitdem allmählich zu steigen, bis sie im August 2005 förmlich explodierte, nachdem sie in diversen Blogs verlinkt worden war.
Auf seiner Website zitiert Henderson unter anderem George W. Bush, der sich für die Vermittlung von nicht-evolutionären Überzeugungen wie Intelligent Design an Schulkinder ausspricht. Daher fühle Henderson sich in seinem Anliegen, Pastafari unterrichten zu lassen, von George W. Bush bestärkt, der zu dieser Zeit das Amt des Präsidenten der USA inne hatte.
Die Idee wurde in zahlreichen Modifikationen vorgestellt, welche in den USA regional vertretene christliche Sekten parodieren: der Cult of Oregano, die Reformed Church of Alfredo, Orthodox Monsterist Church of West Virginia, Mystical Order of the Flying Spaghetti Monster, die Moomin Church of His Spaghettiness von Jersey (Kanalinseln) oder die SPAM (The Spaghetti & Pulsar Activating Meatballs, deutsch: Die Spaghetti- und Pulsaraktivierenden Fleischbälle).
Feiertage und Feste
Das wichtigste Fest und die wichtigsten Feiertage der Pastafaris sind die Holidays. [6] Da Pastafaris sich nicht an religiöse Dogmen halten brauchen, gibt es weder festdefinierte Tage noch Zeiten noch Prozessionen und auch keine Orte für dieses Fest. Zumeist wird es aber in der Weihnachtszeit veranstaltet, könnte aber auch an jedem anderen beliebigen Ort und Tag stattfinden. Oft wird es auch mit viel Bier, Vodka und anderen Spirituosen sowie mit der Familie und einem üppigen Mahl gefeiert. Allerdings kann man es auch nüchtern genießen.
Quellen
- ↑ Deutsche Übersetzung des Briefes
- ↑ Boing Boing's $250,000 Intelligent Design challenge. BoingBoing.net (19. August 2005). Abgerufen am 14. März 2009.
- ↑ http://www.venganza.info/dokumente/offenerbrief.pdf
- ↑ Zusammenhang zwischen globaler Erwärmung und der Anzahl aktiver Piraten
- ↑ http://www.venganza.org/2008/04/14/somalia/
- ↑ http://www.venganza.org/2006/12/01/happy-holiday-season-everyone/
Siehe auch
- Unsichtbares rosafarbenes Einhorn
- Intelligent Falling als weitere satirische Kritik am Kreationismus
- Diskordianismus - die älteste und bekannteste Spaßreligion
- Russells Teekanne - eine Religionskritik mit ähnlicher Motivation und Argumentationsweise
- Unintelligent Design - Satirische Gegenthese zur Kreationismusbewegung
Literatur
- Bobby Henderson: Das Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters, Manhattan-Verlag 2007, ISBN 3-442-54628-1 / ISBN 978-3-442-54628-2
Weblinks
Webseiten zum Fliegenden Spaghettimonster
- www.venganza.org – Die Homepage des Pastafari-Gründers (englisch)
- www.venganza.info – Vereinigte Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters, Deutschland
- www.das-fsm.de - FSM - Sektion Deutschland, u.a. mit Video-Material
- venganza.at - Vereinigte Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters, Österreich
- venganza.ch - Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Schweiz
Presseberichte
- Feedback des NewScientist Magazine
- Der Standard vom 23. August 2005 - Neue Konkurrenz für Kreationisten: Das Spaghetti-Monster
- Artikel in Der Spiegel vom 23. August 2005
- Artikel in Die Welt vom 15. August 2005
- Am Anfang war der Teig in der taz vom 1. September 2005
- Im Anfang war das „Spaghettimonster“ auf tagesschau.de vom 13. September 2005
- Der Nudelgott, ORF Österreichischer Rundfunk am 21. November 2005
- Kinder des Spaghettimonsters, Tages Anzeiger Zürich 21. November 2005
- Eine neue Religion bemüht sich um Anerkennung, Science@home.de, 24. August 2005
- Oh Herr, wirf Pasta vom Himmel, taz, 19. Dezember 2006
- Das menschliche Himmelspersonal - Götter, Halbgötter, Antigötter, Die Zeit, 6. Dezember 2007, Nr. 50
- Im Anfang war die Nudel, Der Tagesspiegel, 18.Juli.2007
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