Waagplatz

Waagplatz

Der Waagplatz ist ein unregelmäßiger Platz in der Altstadt von Salzburg, der ursprünglich als ältester Marktplatz und Gerichtsplatz angelegt wurde. Der Platz war im 15. Jahrhundert (gemeinsam mit dem Ostende der Judengasse) als Heumarkt genutzt und ab etwa 1430 auch als Brotmarkt.

Der Waagplatz geht im Nordwesten sich verschmäldernd in die Judengasse über. Im Osten grenzt der Waaplatz an den viel größeren Mozartplatz. Die Bürgerhäuser um den Waagplatz stammen im Kern aus dem Mittelalter.

Inhaltsverzeichnis

Die Stadttrinkstube

(Waagplatz 1)
Das Südwesteck dieses Hauses dürfte vermutlich den Bergfried der staufischen Pfalzanlage darstellen. Das Haus war von 1328 bis 1407 Gerichtsgebäude. In der ältesten Zeit Salzburgs fanden vor diesem Haus auch die Hinrichtungen statt. Noch 1590 ist hier der Pranger erwähnt, der wohl erst Anfang des 17. Jahrhunderts in die Griesgasse übersiedelte. Nach 1498 war hier kurze Zeit auch die Fronwaage untergebracht. Zeitweise war es auch Niederleghaus (Warenlagerhaus, siehe Beitrag Stapelrecht). Um 1500 entstand auch hier die erste Trinkstube. Das Haus brannte 1635 ab und war danach nur noch Wirtshaus und Gästeherberge, und hatte in der Folge verschiedene Namen: 1564 wird es schlicht Trinkstube genannt, 1647 Haus beim Mohrenkopf und 1881 Gasthof zum Erzherzog Karl. Gegen den Waagplatz hin besitzt das allseits freistehende Haus ein monumentaltes Wandbild „Aussaaat und Ernte“ von Karl Reisenbichler (1928).

Das Schafferhaus (heute Traklhaus)

(Waagplatz 1a und 2)
Das Bürgerhaus mit seinen zwei Hofflügeln und dem Hinterhaus stammt großteils aus dem 16. Jahrhundert. Bemerkenswert sind die dreigeschoßigen Arkaden. Die heutige Fassade wurde um 1860 gestaltet. In diesem Haus wurde am 3. Februar 1887 als jüngstes von 13 Kindern Georg Trakl geboren, der aus einer ungarndeutschen Protestantenfamilie stammt. Im Traklhaus befindet sich heute ein Museum und eine Gedenkstätte für den berühmten Dichter. Die Eltern von Trakl hatten das Gebäude des heutigen Café Glockenspiel (Café Demel) am Mozartplatz als Geschäft genutzt, das zugehörige Warenlager befand sich damals in der nahen Pfeifergasse.

Das Waaghaus

(Waagplatz 3)
Das Waaghaus war vor 1328 das - vermutlich älteste - Salzburger Gerichtsgebäude. Dieses Stadtgericht wurde früher Schranne genannt. Das Haus war aber auch seit deren Gründung Sitz der städtischen Hauptwaage und war bis 1815 im Eigentum der Stadt Salzburg. Das zentral gelegene Waaghaus gab damit dem Platz den Namen. Der heutige Bau stammt aus dem 17. Jahrhundert, die Fassadengestaltung aber aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Das Haus der Hypobank

(Waagplatz Nr. 4)
Dieses Haus besitzt einen - heute für verschiedene kulturelle Zwecke genutzten - romanischen Keller, der höchstwahrscheinlich Teil des zentralen Pallas der Kaiserpfalz aus dem 12. Jahrhundert war, die unter Kaiser Friedrich Barbarossa angelegt wurde. Nachdem schon Karl der Große (803) und Ludwig der Deutsche (861 und 863) hier Hoftage abhielten ist, von einer noch älteren karolingischen Pfalz in diesem Raum auszugehen.

Kaiser Friedrich Barbarossa hielt zweimal (1270 und 1272) in Salzburg einen Hoftag ab, nachdem er Erzbischof Adalbert III. von Böhmen als Anhänger der päpstlichen Partei zum faktischen Rücktritt gezwungen hatte und Salzburg in kaiserliche Verwaltung genommen hatte. Der zweite Hoftag wird dabei als besonders glänzend beschrieben. Diese Pfalz, von einem starken äußeren Wehrmauerring umgeben, wurde von Konrad IV. von Fohnsdorf 1291 wieder zerstört, nachdem die Bürger der Stadt unterstützt vom Heer Ottos von Niederbayern dem Erzbischof hier militärisch getrotzt hatten. Ein Rest hat sich aber als romanischer Keller erhalten.

Der Waagplatz heute

Die Michaelikirche liegt nebenan und mit Blick in die Judengasse sieht man das alte Höllbräu. Heute dominiert den Platz neben der kleine Kirche das K.u.k. Restaurant, wo sich auch ein sehenswerten uralten Kellergewölbe genannt Freysauffkeller befindet (benannt nach der Familie Freysauff), in dem 130 Personen Platz finden.


Quellen

  • Bernd Euler, Ronald Gobiet, Horst Huber: Dehio Salzburg - Stadt und Land. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1986, ISBN 3-7031-0599-2
  • F.W. Zillner; Geschichte der Stadt Salzburg, - Sonderbände der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1885

47.79888888888913.0466666666677Koordinaten: 47° 47′ 56″ N, 13° 2′ 48″ O


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