Waclaw Franciszek Sierpinski

Waclaw Franciszek Sierpinski
Wacław Sierpiński

Wacław Franciszek Sierpiński [ˈvat͡swaf fraɲˈt͡ɕiʂɛk ɕɛrˈpʲiɲsci] (* 14. März 1882 in Warschau; † 21. Oktober 1969 in Warschau) war ein polnischer Mathematiker. Er war bekannt für seine herausragenden Beiträge zur Mengenlehre (Untersuchungen zum Auswahlaxiom und zur (verallgemeinerten) Kontinuumshypothese), Zahlentheorie, Funktionentheorie und Topologie.

Drei wohlbekannte Fraktale, das Sierpinski-Dreieck, der Sierpinski-Teppich und die Sierpiński-Kurve, sind nach ihm benannt, genauso das Sierpinski-Problem, die Sierpinski-Zahl und die Sierpiński-Konstante.

Wacław Franciszek Sierpiński wird am 14. März 1882 in Warschau geboren. Sein Vater Konstanty ist Arzt, seine Mutter heißt Ludwika, geborene Łapinska. Schon in der Grundschule wird Sierpińskis außergewöhnliches Talent für Mathematik entdeckt. Allerdings ist Bildung zu dieser Zeit schwierig, und russisches Ziel ist es, den Analphabetismus so hoch wie möglich zu halten und Schüler nicht zum Studium zuzulassen.

Trotzdem beendet Sierpiński 1900 als Achtzehnjähriger das fünfte Gymnasium in Warschau (Warschau gehört seit der Dritten Polnischen Teilung 1795 zu Russland) und studiert an der (seit 1869) zaristischen Universität Warschau Mathematik und Physik. Die Vorlesungen werden alle in russischer Sprache gehalten. 1903 gibt es einen Wettbewerb in der mathematischen Abteilung der Universität zur Zahlentheorie von Vorony. Sierpiński schreibt dazu seine erste wissenschaftliche Arbeit und gewinnt die Goldmedaille.

Die russische Zeitschrift Izvestia will diese Arbeit veröffentlichen, Sierpiński lehnt eine Publikation in russischer Sprache ab. So wird die Arbeit erst vier Jahre später – 1907 – in einer polnischsprachigen mathematischen Zeitschrift veröffentlicht. Alle Studenten müssen während des Studiums am Russischunterricht teilnehmen und ein Examen ablegen. Es ist eine Sache der Ehre, diese Prüfung so schlecht wie möglich zu machen. Sierpiński beantwortet in dem Test nicht eine einzige Frage und erhält die Note Mangelhaft. Das Angebot einer Wiederholung schlägt er aus. Zum Glück hat ein Professor Einsehen mit ihm und gibt ihm in Russisch ein Gut. Somit kann Sierpiński 1904 sein Studium mit 22 Jahren beenden. Im Herbst desselben Jahres unterrichtet er Mathematik und Physik an einem Mädchengymnasium. Wegen eines Streiks gegen die Russifizierung wird diese Schule geschlossen und Sierpiński zieht in das zu Österreich-Ungarn gehörende Krakau, um dort neben Mathematik Philosophie und Astronomie zu studieren. 1906 wird ihm der Doktortitel in Philosophie verliehen, Sierpiński ist jetzt 24 Jahre alt. 1907 verbringt er einige Monate in Göttingen, um mit dem polnischen Mathematiker Tadeusz Banachiewicz an Theorien zu arbeiten.

Im Juli 1908 habilitiert er sich als 26-Jähriger an der Universität Lemberg und lehrt dort bis 1914. In der Zeit von 1910 bis 1914 erscheinen seine ersten Bücher Theorie der irrationalen Zahlen, Umriss der Mengenlehre und Die Theorie der Zahlen.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 flieht er mit seiner Familie nach Weißrussland auf das Gut seiner Schwiegereltern. Als vermeintlicher Österreicher wird er in Wjatka (ab 1934 umbenannt in Kirow) interniert. Moskauer Mathematikerfreunden gelingt es 1915, ihn in die russische Hauptstadt zu holen, wo er bis Ende des Krieges bleibt.

In dieser Zeit arbeitet er mit dem russischen Mathematiker Luzin zusammen. Bearbeitet und erstellt von Kristina Siniarski. 1918 kehrt er über Finnland und Schweden nach Polen zurück, wo er zunächst in Lemberg und dann an der Warschauer Universität lehrt und auch bis ans Ende seines Lebens lebt. Er gründet die wichtige Fachzeitschrift Fundamenta Mathematicae zusammen mit anderen Vertreter der sog. Warschauer Mathematikschule, Stefan Mazurkiewicz und Zygmunt Janiszewski, einem seiner ehemaligen Studenten. 1920 während des Polnisch-Russischen Krieges arbeitet er im Generalstab an der Dechiffrierung sowjetischer Geheimcodes.

In der Zwischenkriegszeit führt er ein reges Wissenschaftsleben und arbeitet viel an der Mengenlehre. Er veröffentlicht acht neue Bücher, zwei Broschüren und sieben Schulbücher. Sierpiński ist jetzt 57 und Mitglied vieler Gelehrtenverbände in- und außerhalb Polens. Er vertritt sein Land bei mathematischen Kongressen.

Während des Zweiten Weltkrieges bleibt er in Warschau, wo er in der Zeit der deutschen Besatzung formal bei der Warschauer Stadtverwaltung arbeitet, ansonsten unterrichtet er an der polnischen Untergrunduniversität. Sierpiński gelingt es, seine Arbeiten nach Italien zu schmuggeln, wo sie veröffentlicht werden. Unter jedem seiner Papiere steht: Die Beweise für diese Theorien werden in den Publikationen der Fundamenta Mathematicae veröffentlicht. Jeder verstand, dass es eigentlich heißen sollte, dass Polen überleben wird. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes im Oktober 1944 zerstören die Nazis systematisch die Stadt. Auch die Wohnung der Sierpińskis geht in Flammen auf, die kostbare Bibliothek ist verloren. Die Universitätsbibliothek brennt ab, die privaten Bibliotheken dreier weiterer Warschauer Mathematikprofessoren werden zerstört, mit ihnen fast alle der 32 Bände der Fundamenta Mathematicea. Mehr als die Hälfte aller Lektoren der mathematischen Abteilung der Universität kommen ums Leben. Diese Verluste spornen Professor Sierpiński an, neue Schriften und Bücher zu verfassen. Er ist lebenslang ungeheuer fleißig und hat insgesamt die erstaunliche Anzahl von 724 Artikeln und 50 Büchern verfasst.

Über das Lager in Pruszków außerhalb Warschaus gelangt er im Februar 1945 nach Krakau. Nach einem Semester an der Jagiellonen-Universität kehrt er im Herbst an seinen Lehrstuhl zurück und gibt erneut die Zeitschrift Fundamenta Mathematicea heraus. Ab 1948 arbeitet er am Staatlich-Mathematischen Institut und nachdem dieses Teil der Polnischen Akademie der Wissenschaften wird, ist er von 1953 bis 1967 Leiter des Wissenschaftsrats. Von 1956 bis 1969 ist er Herausgeber der Zeitschrift Acta Arithmetica, die auch schon vor dem Krieg erschienen ist.

1960 wird er pensioniert, gibt aber bis 1967 ein Seminar zur Zahlentheorie an der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Sierpiński stirbt am 21. September 1969 87-jährig in Warschau.

Sierpiński hatte eine außergewöhnlich gute Gesundheit und war eine Frohnatur. Er konnte unter allen Umständen arbeiten. Er mochte es nicht, wenn seine Arbeiten korrigiert wurden. Wenn jemand eine Korrektur vorschlug, schrieb er an den Rand: „Herr X schlägt vor, dass ...“. Er war der bekannteste und produktivste aller polnischen Mathematiker.

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