- Wahlmännermehrheitswahl
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Als Wahlmann werden Personen bezeichnet, die eine Stimme in einer Wahl haben:
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- Die Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs waren eine Gruppe von Wahlmännern, die das alleinige Recht hatten, den Römischen König zu wählen.
- Im Königreich Preußen erfolgte die Wahl des preußischen Abgeordnetenhauses von 1849 bis 1918 durch Wahlmänner, siehe Dreiklassenwahlrecht.
- In den Vereinigten Staaten sind die Wahlmänner Delegierte der Bundesstaaten, die im Electoral College den Präsidenten und Vizepräsidenten wählen.
- In Deutschland werden die Mitglieder der Bundesversammlung, die alle fünf Jahre den Bundespräsidenten wählen, gelegentlich als Wahlmänner bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Wahlmänner in den Vereinigten Staaten
Wahl der Wahlmänner
Jeder US-Bundesstaat wählt seine Wahlmänner (electors) nach einzelstaatlichen Regeln. In fast allen Staaten gilt das „The winner takes it all“-Prinzip (also Mehrheitswahlrecht), das heißt: Alle von einem Bundesstaat entsandten Wahlmänner gehören derselben Partei an. In Nebraska und Maine gilt dieses Prinzip nicht, die Wahlmännerstimmen könnten auch aufgeteilt werden. Dies ist bei der Wahl 2008 das erste mal vorgekommen. Nebraska teilte 4 Wahlmännerstimmen McCain und eine Obama zu.
Wahl durch Wahlmänner
Das Electoral College wählt alle vier Jahre den US-amerikanischen Präsidenten. Sieger der Wahl ist jeweils der Kandidat, der die absolute Mehrheit der Wahlmännerstimmen auf sich vereint (also wieder Mehrheitswahlrecht). Sollte keine absolute Mehrheit für einen Kandidaten zustande kommen, so wählt das Repräsentantenhaus als Kammer, die dem Volk am nächsten ist, den Präsidenten, der Senat den Vizepräsidenten.
Nach heutiger Zusammensetzung sind für einen Sieg eines Präsidentschaftskandidaten im Electoral College mindestens 270 der 538 Wahlmännerstimmen nötig (diese genaue Zahl steht nicht in der Verfassung der Vereinigten Staaten fest, sondern wird vom Kongress nach dem Zensus bestimmt). Auch ein Kandidat, dem es gelänge, nur die Wahlmännerstimmen der elf bevölkerungsreichsten Bundesstaaten auf sich zu vereinen, würde so Präsident. Die Anzahl Wahlmänner in den einzelnen Bundesstaaten ist abhängig von der Anzahl Einwohner und entspricht der Vertretung des Staates im Kongress, d.h. der Anzahl Vertreter des Repräsentantenhauses und des Senats zusammen. Da jeder Bundesstaat genau 2 Vertreter im Senat und mindestens einen Vertreter im Repräsentantenhaus hat, stellen die 'bevölkerungsärmsten' Staaten trotzdem 3 Wahlmänner.
Ungebundenheit an Wählerwillen
Die Wahlmänner sind theoretisch frei in ihrer Entscheidung – nur in den Anfangszeiten der USA wurden sie einem Kandidaten jeweils fest zugeordnet. In der Praxis werden in jedem Staat nur die Unterstützer eines Präsidentschaftskandidaten bestimmt. Das kann bei knappen Wahlergebnissen dazu führen, dass sich im Electoral College andere Mehrheitsverhältnisse bilden als bei der eigentlichen Volkswahl. Zuletzt geschah dies 2000 bei der Wahl von George W. Bush.
Idee
Die Institution des Electoral College entstand nach dem US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieg in Anlehnung an die Wahl des Kaisers des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation durch die Kurfürsten. Sie ist ein Teil der Checks and Balances des amerikanischen Systems und sollte eine weitere Ebene der Kontrolle einführen. Mittlerweile aber ist sie sowohl in der Demokratietheorie als in der öffentlichen Meinung (besonders außerhalb der USA) wegen ihrer tendenziell undemokratischen Implikationen in die Kritik geraten.
Da die Verfassung der Vereinigten Staaten jedoch äußerst schwer zu ändern ist, stellt sich eine große Änderung dieses Wahlsystems in näherer Zukunft als kaum denkbar dar. Neben einer Zweidrittelmehrheit in Senat und Repräsentantenhaus ist noch die Zustimmung von drei Vierteln der Einzelstaaten notwendig.
Bundesstaat Wahlmänner Einwohner pro Wahlmann Alabama 9 514.206 Alaska 3 227.826 Arizona 10 633.876 Arkansas 6 472.466 Colorado 9 540.168 Connecticut 7 500.330 Delaware 3 288.255 District of Columbia 3 196.097 Florida 27 675.972 Georgia 15 636.617 Hawaii 4 320.847 Idaho 4 374.851 Illinois 21 612.026 Indiana 11 576.844 Iowa 7 426.864 Kalifornien 55 664.604 Kansas 6 462.666 Kentucky 8 530.184 Louisiana 9 477.023 Maine 4 329.302 Maryland 10 561.834 Massachusetts 12 537.480 Michigan 17 592.460 Minnesota 10 519.762 Mississippi 6 486.464 Missouri 11 534.401 Montana 3 319.287 Nebraska 5 354.914 Nevada 5 513.076 New Hampshire 4 328.957 New Jersey 15 579.061 New Mexico 5 393.983 New York 31 622.507 North Carolina 15 604.069 North Dakota 3 213.238 Ohio 20 573.346 Oklahoma 7 516.759 Oregon 7 535.351 Pennsylvania 21 592.038 Rhode Island 4 264.458 South Carolina 8 550.964 South Dakota 3 265.405 Tennessee 11 559.702 Texas 34 703.070 Utah 5 529.066 Vermont 3 207.085 Virginia 13 593.238 Washington 11 588.039 West Virginia 5 362.407 Wisconsin 10 560.164 Wyoming 3 174.277 Vereinigte Staaten 538 560.634 Siehe auch
- Alabama-Paradoxon
- Electoral College
- Liste der US-Bundesstaaten, geordnet nach Einwohnerzahl
- Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten
- Swing States
Weblinks
- Heise Telepolis: Die Stimmen, die wirklich zählen, sind noch nicht abgegeben über die Geschichte der Wahlmänner und ihre Ungebundenheit an den Wählerwillen
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