Waldbahn Deutschlandsberg - Freiland

Waldbahn Deutschlandsberg - Freiland
Waldbahn Deutschlandsberg
Geografische Daten
Kontinent Europa
Land Österreich
Bundesland Steiermark
Streckenbezogene Daten
Legende
0,0 Deutschlandsberg Sägewerk Liechtenstein 838 m ü. A.
1,3 Tunnel Deutschlandsberg 311 m
1,8 Brücke Laßnitz
Wasserstation Buchwald
4,3 Wasserstation Fischerbauer
Brücke Fischbauer
kleiner Tunnel 35 m
Wasserstation Imhof
Parhofer Brücke
9,9 Freiland bei Deutschlandsberg Seilbahn Verladestation
Brückenpfeiler der Waldbahn als stumme Zeugen des Bahnbetriebes
Das Portal des 311 m langen „Prinz Franz Liechtenstein-Tunnels“

Die Waldbahn Deutschlandsberg, auch „Fürst Liechtensteinische Waldbahn im Laßnitztal“ genannt, war eine Waldbahn zwischen Deutschlandsberg und Freiland in der Weststeiermark und wurde bis 1959 betrieben. Erbauer und Eigentümer der Waldbahn war die Forstverwaltung des Fürsten Liechtenstein, die ausgedehnte Waldungen im Gebiet der Koralpe besaß und die Bahn zwischen 1920 und 1923 errichten ließ.

1930 erteilte die Bundesregierung eine Genehmigung für kombinierten Güter- und öffentlichen Personenverkehr. Neben dem Transport von Holz der Forstverwaltung fand daher ab 1931 noch ein beschränkt-öffentlicher Personenverkehr statt.

Die Abwanderung der Holzbeförderung auf die Straße erzwang 1959 die Betriebsaufgabe, von 1961 bis ca. 1963 wurden die Strecken abgetragen.

Inhaltsverzeichnis

Streckenverlauf

Ausgangspunkt der Strecke mit einer Gesamtlänge von 9,9 km war die Dampfsäge der Fürst-Liechtensteinischen Forstverwaltung (nördlich angrenzend dem Bahnhof Deutschlandsberg an der Graz-Köflacher Eisenbahn).

Vom Sägewerk in Deutschlandsberg ausgehend, führte die Bahn über Mitteregg durch einen 311 m langen Tunnel (heute ist im Tunnel eine Schießstätte untergebracht) und auf einer Brücke über die Laßnitz, die Brückenpfeiler dieser einzigen Stahlbetonbrücke der Bahn sind auch heute noch vorhanden. Weiter verlief sie entlang des heutigen Forstweges hinauf beim Fischerbauern (heute Tonis Fischerhütte) vorbei über die Fischbauerbrücke und nach einem 35 m langen Durchbruch über eine weitere größere Brücke zur Endstation Freiland. Dort befand sich die Talstation der Seilbahn, die die Holzstämme von den beiden oberen Streckenteilen brachte. Das Gasthaus Riederer bei diesem Bahnhof war in den 1940er-Jahren erbaut worden, es wurde nach Einstellung der Bahn 1960 abgetragen.[1] Die Strecke überwand einen Höhenunterschied von 235 m, insgesamt waren 25 hölzerne und eine Betonbrücke vorhanden. An vier Wasserstellen konnten die Vorräte der Lokomotive ergänzt werden.

Längere Teile der Waldbahntrasse zwischen dem großen und dem kleinen Tunnel wurden im Jahr 2008 durch Straßen- und Kraftwerksbauten zerstört. An der Bahntrasse befinden sich nun zwei kleine Wasserkraftwerke, die der örtlichen Stromversorgung dienen.[2]

Lokomotiven

  • Dampflok Achsfolge Ct, Jung 3191, Baujahr 1922, die Lok erbrachte eine Leistung von 50 PS bei einem Eigengewicht von 7,53 t.

Personenwagen

  • 1 Personenwagen für 10 Personen von 1922 bis 1931
  • 1 Personenwagen für 18 Personen ab 1931

Güterwagen

  • 18 Garnituren Doppeltrucks
  • 2 vierachsige Plateauwagen
  • 1 Schotterwagen
  • 1 Viersitziger Rollwagen für Talfahrten
Waldbahntrasse des nördlichen Astes am Stoffkogel unterhalb der später gebauten Forststraße

Zubringerstrecken

Das Holz wurde aus dem Bärental im Quellgebiet der Schwarzen Sulm, dem Höllgraben (südlicher Ast) und vom Hofbauer und der Stefflpeterbrendl am Stoffkogel in der Gemeinde Osterwitz über Schienenstrecken mit einer Spurweite von 600 mm zur Ladestelle Kupper gebracht, von wo es mit einer 3,5 km langen Seilbahn zu Tal nach Freiland befördert wurde. Der nördliche Ast der Bahn hatte sein Gleisende am Nordhang des Stoffkogels im Einzugsgebiet des Stoffbaches und des Rettenbaches an der Grenze zu Kärnten, nähe Stoffhütte, 1424 m.[3]

Wahrscheinlich waren noch mehr Zubringerseilbahnen und einfache, mit Schwerkraft betriebene Bahnen, sowie mehrere Bremsberge in der Region im Einsatz, deren Spuren noch heute entdeckt werden können. So gibt es bei der 1923 erbauten Kapelle oberhalb von Tonis Fischerhütte einen 2 Meter breiten Weg mit gesetzten Mauern, der möglicherweise eine Gleistrasse war. Jedenfalls gab es Planungen für mehrere Trassenvarianten.[4]

Waldbahntrasse und Seilbahn im Laßnitztal nordwestlich von Deutschlandsberg, um 1937

Auf den Zubringerstrecken waren vier Verbrennungsmotor-Lokomotiven verschiedenster Hersteller (darunter Orenstein & Koppel, Austro-Daimler und Deutz), sowie eine Motordraisine für den Forstmeister in Verwendung.

Ab 1940 kam eine Lokomotive vom Typ RL3 der Firma Orenstein & Koppel AG, Werk Berlin mit der Fabrikationsnummer 21270 zum Einsatz. Diese Lok kam 1965 zu den Gleinstättner Ziegelwerken. Am 5. Dezember 1978 übernahm sie der Verein Kärntner Eisenbahnfreunde in Althofen, seit 1984 sollte die Lok im Besitz des Montan- und Werksbahnmuseums in Graz sein.

Literatur

  • Manfred Hohn: Waldbahnen in Österreich. Verlag Slezak 1989, ISBN 3-85416-148-4
  • M. Riederer, G. Riedlsperger, J. Tamaschek: Freiländer Ortschronik. Eigenverlag der Gemeinde Freiland bei Deutschlandsberg 1988

Referenzen

  1. Wochenzeitung „Weststeirische Rundschau“ vom 15. November 2008. 81. Jahrgang Nr. 46. Seite 4.
  2. Wochenzeitung „Weststeirische Rundschau“ vom 8. November 2008. 81. Jahrgang Nr. 45. Seite 2.
  3. Die Darstellung der Trasse bei Manfred Hohn: Waldbahnen in Österreich, Verlag Slezak, Wien 1989, ISBN 3-85416-148-4, ist in diesem Detail etwas zu kurz, weil sie nur den Stand der Strecke ca. nach 1950 in der provisorischen Ausgabe der österreichischen amtlichen Karte 1:50.000 wiedergibt: Blatt 188 Wolfsberg. Herausgegeben vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Wien (Landesaufnahme), Kartenberichtigung 1940, Einzelne Nachträge 1954. Die Bahn wurde jedoch bis 1959 betrieben und offenbar verlängert.
  4. Gerhard Fischer: Osterwitz. ain wunderthätig Ort im hochen gepürg. Leben, Freude und Leid einer Gegend und ihrer Bewohner. Osterwitz 2002. Herausgeber und Verleger: Gemeinde Osterwitz. Herstellung: Simadruck Aigner & Weisi, Deutschlandsberg. Keine ISBN. Seiten 126-137, zu den Trassenplanungen siehe Seite 128.

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