Waldorfpuppe

Waldorfpuppe

Als Waldorfpuppen werden Puppen und puppenähnliche Darstellungen bezeichnet, die in Anlehnung an die Lehren Rudolf Steiners bzw. der Waldorfpädagogik hergestellt und eingesetzt werden. Entsprechend finden sich Waldorfpuppen häufig in Waldorfschulen und -Kindergärten, aber auch immer häufiger in konventionellen Einrichtungen.

Inhaltsverzeichnis

Typen

Beispiel für eine Waldorfpuppe.
Waldorfpuppe Puppen-Kind.
Ein Schlamperle.

Das Spektrum an Waldorfpuppen ist groß. Nicht nur die klassische Puppe, sondern viele weitere Figuren werden unter dem Oberbegriff der Waldorfpuppe verstanden. Hier einige Beispiele:

  • Erstlingspuppen für Kleinstkinder mit fest angenähtem Schlafsack und Zipfelmütze meistens aus Nickistoff, mit Schafwolle gefüllt
  • Schlamperle (der Körper besteht aus einem festen Anzug, eine Art Overall, aus Nickistoff oder Samt, der aber nicht ausgezogen werden kann)
  • Puppenbaby in verschiedensten Größen
  • Puppenkind in verschiedensten Größen
  • Nickipuppen
  • Tiere
  • Jahreszeitenfiguren
  • Phantasiefiguren wie Zwerge, Sterne oder Blumenkindchen
  • Figuren aus bekannten Kinderbüchern
  • Krippenfiguren

Abgrenzungen zu konventionellen Puppen

Vielleicht, weil der Begriff der Waldorfpuppe lange ungeschützt und auch anderweitig rechtlich nicht gesichert war[1], unterscheidet sich der Großteil der als solche bezeichneten von anderen Puppen in mehreren Punkten.

Material

Bei der Wahl der Materialien für die Puppe wird auf die Verwendung von Naturmaterialien Wert gelegt. Synthetik findet selten Anwendung bzw. lediglich für vereinzelte Teile des Werkes. Gängige Materialien sind:

  • chemisch unbehandelte Baum- und Schafwolle
  • Holz
  • Farben auf rein pflanzlicher Basis
  • Wurzeln, Steine und ähnliches.

Herstellung

Obwohl der Markt für Waldorfpuppen durchaus als groß bezeichnet werden kann, gibt es in Deutschland kaum größere Hersteller. Bekanntester Vertreter ist hier sicherlich die „Käthe Kruse Puppen GmbH“. Neben dieser Produktion im großen Stil sind Herstellung und Vertrieb von Waldorfpuppen fest in der Hand von kleinen Gewerbetreibenden. Daher ist die Herstellung solcher Werke in aller Regel 100% Handarbeit. Die Handarbeit bedingt gleichzeitig, dass sich jede Puppe von anderen mindestens in Details unterscheidet. Die Künstler legen auf diese Unterscheidungen Wert, um die Einzigartigkeit der Puppen zu betonen. Man kann daher durchaus von einem Unikat sprechen.

Besonders die Gestaltung des Gesichts ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen den Werken der einzelnen Künstler und wird daher oft in Vergleichen herangezogen. Es kann entweder aufgemalt oder gestickt sein.

Gefüllt sind die Puppen entweder mit weichen Materialien wie Wolle oder mit härteren wie Reis. Durch die Wahl des Füllmaterials wird Festigkeit und Formbarkeit der Puppe bestimmt.

Optik

Typische Waldorfpuppe mit angedeuteter Mimik.

Waldorfpuppen sind im Vergleich zu herkömmlichen Puppen weit weniger deutlich ausgebildet. Hände und Füße sind nur als Stümpfe abgebildet. Das Gesicht lässt lediglich Wangen und Nase als Hervorhebungen erkennen. Ohren dagegen werden nur selten dargestellt.

Dem Malen oder Sticken des Mundes kommt eine große Bedeutung zu. Es wird vermieden, durch die dargestellte Mimik eine bestimmte Gefühlsstimmung zum Ausdruck zu bringen. Dies ist nach Vorstellung der Waldorfpädagogik einzig dem spielenden Kind vorbehalten. Daher zeigt der Mund lediglich die Andeutung eines Lächelns. Diese feine Abgrenzung ist eine der großen Schwierigkeiten bei der Herstellung von Waldorfpuppen und spiegelt daher die Fertigkeiten des Künstlers wider.

Der Kopf einer Waldorfpuppe ist in der Regel mit Haaren oder einer Kopfbedeckung verziert. Die Haare höherwertiger Puppen sind bspw. aus pflanzlich gefärbter Wolle und einzeln in den Kopf der Puppe eingeknöpft. Alternativ dazu werden auch fertige Perücken verwendet, diese bestehen dann in der Regel nicht aus Naturmaterialien, sondern aus synthetischen Stoffen.

Grundsätzlich sind dem Aussehen einer Waldorfpuppe keine Grenzen gesetzt. Jeder Künstler legt in seiner Arbeit den Schwerpunkt auf andere Details seiner Werke.

Vertrieb

Waldorfpuppen finden sich nur selten in Spielwarenläden. Die Ausnahme bilden hier nur große Puppenhersteller, die bestehende Absatzwege nutzen können. Der Rest nutzt lokale Verkaufsveranstaltungen (z.B. Handarbeitsmärkte), einschlägige Läden oder mit zunehmendem Erfolg das Internet.

Pädagogischer Nutzen

Die Verwendung einer Waldorfpuppe hat das Ziel, das spielende Kind in seiner Phantasie anzuregen. Da die Gestik der Puppe dem Kind keine bestimmte Gefühlsregung aufzwängt, wird das Kind die zu seinem Spiel gehörende Mimik auf die Puppe projizieren. Diese Leistung des Kindes ist wichtig für seine Entwicklung. Zugleich werden dem Kind durch die Verwendung verschiedener Naturmaterialien kognitive Erfahrungen vermittelt.

Anmerkungen

  1. Der Begriff soll seit etwa 2002 vom Bund der Freien Waldorfschulen rechtlich geschützt worden sein. Eine kommerzielle Lizenz dürfte an die Firma Käthe Kruse vergeben worden sein. Private Puppennäher wurden nach 2006 bereits abgemahnt. (Quelle: Puppenwiege.de)

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