Waldstadion Frankfurt

Waldstadion Frankfurt
Commerzbank-Arena
(bis 1. Juli 2005 Waldstadion)
Commerzbank-Arena aus der Luft
Commerzbank-Arena aus der Luft
Daten
Ort Frankfurt am Main, Deutschland
Architekt Gerkan, Marg und Partner (gmp)
Eigentümer Sportpark Stadion Frankfurt am Main Gesellschaft für Projektentwicklungen mbH
Verein Eintracht Frankfurt
FSV Frankfurt (Saison 2008/09)
Eröffnung 21. Mai 1925
Erstes Spiel FSV Frankfurt1. FC Nürnberg 0:1
Kapazität Fußball: 52.300
Sitzplatzkapazität: 48.500
Konzerte: 65.000[1] Plätze
Spielfläche 105 m × 68 m
Oberfläche Naturrasen
Kosten 150 Millionen Euro[2]
Sanierungen 1937, 1953, 1972–74, 2002–05 (Umbauten)
Veranstaltungen

Commerzbank-Arena ist seit dem 1. Juli 2005 die offizielle Bezeichnung des Waldstadions in Frankfurt am Main. Es liegt südlich des Mains im Frankfurter Stadtwald im Stadtteil Sachsenhausen-Süd. Das 1925 eröffnete, seither mehrfach modernisierte Stadion wurde anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 von 2002 bis 2005 als reines Fußballstadion neu errichtet. Mit einem Fassungsvermögen von 52.300 Zuschauern gehört es zu den zehn größten Stadien in Deutschland. Die Einweihung der neuen Arena fand am 15. Juni 2005 mit dem Eröffnungsspiel des Konföderationen-Pokals, Deutschland gegen Australien, statt.

Die Sportanlage im Eigentum der Stadt Frankfurt umfasst neben dem eigentlichen Stadion weitere Sportstätten, darunter ein Schwimmbad, eine Tennisanlage, eine Beach-Anlage und eine Wintersporthalle. Eine ehemals bestehende Radbahn, eine Kunsteisbahn sowie eine Minigolf-Anlage sind nicht mehr vorhanden. Die Arena ist über den Bahnhof Frankfurt am Main Stadion an die Linien S7, S8 und S9 des öffentlichen S-Bahn-Netzes angeschlossen.

Hauptnutzer der Commerzbank-Arena ist der Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt. Die Geschäftsstelle der Profis, die Eintracht Frankfurt Fußball AG, befindet sich in der Westtribüne der Arena. Mit dem Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga wechselte zur Saison 2008/09 der FSV Frankfurt ebenfalls in die Arena.

Inhaltsverzeichnis

Die heutige Arena

Bau und Architektur

Die Arena im Stadtwald, im Hintergrund die Skyline von Frankfurt

Bei der heutigen Arena handelt es sich bereits um das vierte Stadion an gleicher Stelle. Es wurde im Jahr 2000 vom Hamburger Architekten-Büro Gerkan, Marg und Partner in Zusammenarbeit mit den Stuttgarter Ingenieuren Schlaich, Bergermann und Partner konzipiert und von 2002 bis 2005 für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland erbaut. Bei laufendem Spielbetrieb wurde das Stadion abschnittsweise – Tribüne um Tribüne – neu errichtet. Offiziell wird von einem Umbau gesprochen[3], tatsächlich aber handelt es sich um einen Neubau[4] an gleicher Stelle.[5]

Die jetzige Commerzbank-Arena ist ein reines Fußballstadion und verfügt im Gegensatz zum Vorgängerbau über keine Leichtathletik-Laufbahn. Während im alten Stadion die Zuschauerplätze bis zu 125 Meter vom Spielfeld entfernt waren, ermöglichte es der Verzicht auf die Laufbahn, die Tribünen näher ans Spielfeld heranzurücken. Damit ist kein Sitzplatz weiter als 60 Meter vom Spielfeld entfernt. Die 52.000 Zuschauerplätze beim Fußball verteilen sich auf zwei Ränge sowie ein zweistöckiges „Zwischenband“, in dem 74 „Business-Logen“ untergebracht sind. Bei American-Football-Spielen sowie bei internationalen Fußballpartien werden die 8.000 Stehplätze des Stadions in Sitzplätze umfunktioniert, was zu einer reduzierten Kapazität von 48.500 Zuschauern führt.[6] Bei den Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 betrug die offizielle Zuschauerkapazität nach Angaben der FIFA 48.000 Plätze. [7] Bei Konzerten finden in der Commerzbank-Arena zudem bis zu 65.000 Besucher Platz. Die leicht gebogenen Tribünen sind in die vorhandenen Erdwälle eingebettet. Eine integrierten Tiefgarage bietet 1.800 Stellplätze. Das Stadion ist 210 m lang und 190 m breit, hat eine Bruttogeschossfläche von circa 110.000 m² sowie einen umbauten Raum von circa 480.000 m³.

Prägnantes Merkmal ist das 37.500 m² große Zeltdach, welches einer Felge mit Speichen nachempfunden ist. Die Dachlast von 3.000 Tonnen wird von 44 Hauptstützen getragen und mittels Drahtseilen über einen äußeren Druckring auf die Außenwände des Stadions abgeleitet. Das Innendach überdeckt mit 9.000 m² das gesamte Spielfeld und ist nach Darstellung der Arena-Beitreiber „das größte Stahl-Seil-Membran-Innendach“ der Welt. Es kann vollständig im zentral aufgehängten, 30 Tonnen schweren und 31 m³ großen Videowürfel zusammengefaltet werden. Das Stadion wird deshalb auch als „das größte Cabrio der Welt” bezeichnet.[8] Der Vorgang des Schließens und Öffnens des aus teflonbeschichtetem Polyestergewebe hergestellten Innendachs dauert zirka 15 bis 20 Minuten. Es darf allerdings bei Unwetter oder Schneefall nicht geschlossen sein.

Innenraum-Panorama, 2. April 2006: Eintracht Frankfurt – Werder Bremen

Das verschließbare Dach ermöglicht bei Starkregen eine wettergeschützte Durchführung von Veranstaltungen; allerdings gab es zunächst noch einige Probleme mit der Anlage: So sammelte sich beim Finale des Konföderationen-Pokals der Regen, der mit bis zu sieben Litern pro Quadratmeter vom Himmel fiel, aufgrund einer fehlerhaften Verspannung des Dachtragewerks in einer Mulde, floss durch ein Überlaufventil im Bereich der Eckfahne ab und weckte Erinnerungen an die „Wasserschlacht“ der WM 1974. Im Liga-Alltag versagte im Oktober 2005 der Öffnungsmechanismus aufgrund eines Hydraulikfehlers. Das Regenwasser sammelte sich in den Falten des halboffenen Dachs und strömte punktuell auf den Rasen. Weitere Pannen gab es seither nicht mehr; üblicherweise aber bleibt das Dach bei Bundesligaspielen geöffnet.

Heutige Nutzung

Das neue Waldstadion ist primär als Fußball-Arena konzipiert, kann aber auch für andere Rasensportarten wie American Football sowie für Großveranstaltungen genutzt werden. Die Haupttribüne bietet Räumlichkeiten, die für Tagungen, Kongresse, und andere Events extern vermarktet werden.

Außenansicht während des Konföderationen-Pokals 2005

Die neue Arena wurde offiziell beim Konföderationen-Pokal 2005, dem Testlauf für die WM 2006, eröffnet. Im neuen Waldstadion fanden sowohl das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Australien (Endstand 4:3) als auch das Finale Brasilien gegen Argentinien (Endstand 4:1) statt.

Fußball

Choreographie der Westtribüne beim Spiel Eintracht Frankfurt - Hertha BSC, 11. August 2007

Hauptnutzer der neuen Arena ist die Fußballmannschaft von Eintracht Frankfurt, die seit Einführung der Fußball-Bundesliga 1963 ihre Heimspiele im Waldstadion bestreitet. Den bislang höchsten Sieg im neuen Stadion erzielte die Eintracht im DFB-Pokalspiel gegen Schalke 04 in der 3. Runde der Saison 2005/06 (Endstand 6:0). Mit Spielen gegen Brøndby IF (4:0), Palermo (1:2) und Newcastle United (0:0) kehrte die Eintracht in der Saison 2006/07 mit Spielen auf die internationale Bühne des UEFA-Cups zurück.

Daneben dient das Stadion aber auch als Ausweichsort für Heimspiele anderer Mannschaften: Der 1. FSV Mainz 05 bestritt die Qualifikationsspiele zum UEFA-Pokal 2005/06 gegen den armenischen Vertreter FC Mika Ashtarak und gegen Keflavík ÍF aus Island sowie das Spiel der 1. Runde gegen den FC Sevilla in der Commerzbank-Arena.

UEFA Women's Cup bei geschlossenem Dach, 24. Mai 2008

Die heimischen Fußball-Frauen des 1. FFC Frankfurt besiegten im Stadion am 24. Mai 2008 im Finalrückspiel des UEFA Women’s Cup den Umeå IK mit 3:2, gewannen zum dritten Mal den Europapokal und stellten mit 27.500 Zuschauern auch einen neuen Rekord im Frauen-Vereinsfußball auf.[9] Der SV Wehen Wiesbaden spielte die ersten Spieltage der Saison 2007/08 der 2. Fußball-Bundesliga in der Commerzbank-Arena, da die eigene Brita-Arena nicht rechtzeitig fertiggestellt worden war. Aufgrund des Neubaus des Frankfurter Volksbank Stadions muss zudem der FSV Frankfurt aus der 2. Fußball-Bundesliga in der Saison 2008/09 ebenfalls in die Commerzbank-Arena ausweichen.

Auch der türkische Verband richtete bereits mehrere Spiele in der Arena aus. Im Frankfurter Stadion gewann Beşiktaş Istanbul den türkischen Super Cup mit einem 1:0 gegen Galatasaray Istanbul, zudem fanden in der Arena die Qualifikationsspiele zur Fußball-Europameisterschaft 2008 gegen Malta (Endstand 2:0 für die Türkei), gegen Moldawien (5:0 für die Türken) und gegen Norwegen (Endstand 2:2) statt.

Das Stadion war außerdem Spielort der Fußball-Weltmeisterschaften 1974 und 2006, der Fußball-Europameisterschaft 1988 und des Konföderationen-Pokals 2005. Hierbei ist insbesondere das als „Wasserschlacht von Frankfurt“ bekannte Zwischenrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Polen zu nennen, das trotz eines aufgrund starker Regenfälle nahezu unbespielbaren Platzes von der FIFA ausgetragen wurde. Vier Jahre später musste das Länderspiel Deutschland gegen Ungarn hingegen in der 60. Minute beim Stand von 0:0 wegen erneut widriger Wetterverhältnisse, diesmal starkem Nebels, abgebrochen werden. Als weiteres bedeutendes Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft im Frankfurter Waldstadion gilt ein 9:3-Sieg gegen Rumänien am 14. Juli 1940, bei dem der damals 19-jährige Fritz Walter, heute Ehrenspielführer der Nationalelf und einer der populärsten deutschen Fußballspieler, mit drei Toren sein Länderspieldebüt gab.[10] Des Weiteren fanden fünf DFB-Pokal-Endspiele im ehemaligen Waldstadion statt (1966, 1969, 1976, 1982 und 1984). Bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011 wird die Arena unter anderem Austragungsort des Finales sein.

American Football

Das Waldstadion war von 1991 bis 2007 mit einigen wenigen Unterbrechungen Heimstätte für das Team von Frankfurt Galaxy. Diese Ära endete jedoch mit Auflösung der NFL Europa, des europäischen „Ablegers“ der nordamerikanischen National Football League, welchem die Galaxy seit Gründung der Liga 1991 angehörten. Am 23. März 1991 verlor das Team das Eröffnungsspiel der damals noch den Namen World League of American Football tragenden Spielklasse gegen die London Monarchs mit 11:24. Nach einer zweijährigen Pause nahm die Liga den Spielbetrieb 1995 wieder auf, sodass auch in Frankfurt wieder American-Football-Spiele ausgetragen wurden. Das letzte Spiel des Frankfurter Franchises in der Commerzbank-Arena fand am 23. Juni 2007 statt, als hier zum dritten Mal nach 1998 und 2000 der World Bowl, die Meisterschaft der NFL Europa, ausgetragen wurde. Die Galaxy konnten den Heimvorteil allerdings nicht nutzen und unterlag den Hamburg Sea Devils mit 28:37.

Auch nach dem Rückzug der Frankfurt Galaxy wird jedoch weiterhin American Football in der Commerzbank-Arena gespielt werden. Bis 2010 wird das Stadion jeweils im Herbst Austragungsort des German Bowls, dem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft im American Football, sein, nachdem sich die German Football League mit dem Stadionbetreiber auf einen entsprechenden Vertrag einigen konnte. Im 30. German Bowl am 27. September 2008 schlugen die Braunschweig Lions die Kiel Baltic Hurricanes vor 16.177 Zuschauern in der Arena mit 20:14 und wurden damit zum vierten Mal in Folge Deutscher Meister.

Weitere Großereignisse

Die Turner werden ebenfalls in die Frankfurter Arena zurückkehren: 2009 findet zum fünften Mal das Internationale Deutsche Turnfest in Frankfurt statt. Seit den achtziger und neunziger Jahren gastieren in der Arena immer wieder internationale Künstler wie Madonna, die 1987 vor über 60.000 Zuschauern im Waldstadion ihr erstes Konzert in Deutschland gab, Supertramp, Bruce Springsteen, Prince, die Dire Straits, U2, Tina Turner oder Marius Müller-Westernhagen, dessen Name eng mit der großen Ära der Stadionkonzerte in Deutschland verbunden ist. 2007 gastierten die Rolling Stones , Genesis und Herbert Grönemeyer erstmals seit dem Neubau wieder im Frankfurter Stadion; im Sommer 2008 kehrten Künstler wie Madonna, Bon Jovi und Céline Dion mit Open-Air-Konzerten in die neue Arena zurück.[11]

Seit dem Boom überdimensionaler Public Viewings bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, finden auch immer wieder solche Veranstaltungen in der Commerzbank-Arena statt. Das Finale der Fußball-Europameisterschaft 2008 zwischen Deutschland und Spanien konnten so beispielsweise über 50.000 Menschen im Stadion verfolgen.[12] Seit 2006 findet zudem der jährliche Kongress der Zeugen Jehovas in der Commerzbank-Arena statt.

Namensgebung

Außenansicht der Arena, Mai 2007

Im Rahmen eines Namenssponsorings durch die Commerzbank AG wurde das Waldstadion am 1. Mai 2005 für zehn Jahre in Commerzbank-Arena umbenannt. Die Commerzbank zahlt für dieses Recht rund 30 Millionen Euro an die städtische Betreibergesellschaft.[13] Sowohl beim Konföderationen-Pokal 2005 als auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 durfte das Stadion jedoch offiziell nur als FIFA WM-Stadion Frankfurt bezeichnet werden, da die FIFA Sponsoringnamen im Rahmen dieser Wettbewerbe nicht zulässt.

Seit Herbst 2006 bildet der Schriftzug der Commerzbank auf dem Dach des Stadions eine der größten Leuchtreklamen der Welt. Die Buchstaben erreichen fast die Größe des berühmten Hollywood Signs.

Die Umbenennung des Waldstadions ist umstritten und stieß vor allem bei den Fußballfans der Frankfurter Eintracht[14] und anderen Vereinen [15] auf Unverständnis. Viele sprechen auch weiterhin vom „Waldstadion“, was sie durch Fangesänge gegen die Kommerzialisierung belegen. Auch Rolf Müller, Präsident des Landessportbundes Hessen, sieht im Verlust des historischen Namens einen Verlust sportlicher Identität.[16] In den Medien wird das Stadion mitunter auch WM-Arena genannt.

Sonstiges

Wie bei anderen modernen Stadien mit engen Tribünen und umfassender Überdachung der Zuschauerränge ist auch in der Commerzbank-Arena die Qualität des Rasens schlechter als in einem weitläufigen Leichtathletik-Stadion. Öfter als im vorherigen Waldstadion muss die Spielfläche sogar komplett ausgetauscht werden. Im Herbst 2007 wurde aus diesem Grund ein Rasenbeleuchtungssystem in der Arena installiert. Das leistungsstarke System von Speziallampen beleuchtet an spielfreien Tagen den Rasen, der so an kalten und dunklen Tagen besser wachsen kann und weniger häufig komplett ausgewechselt werden muss. [17] Wenige Tage nach einem Madonna-Konzert musste im September 2008 erstmals ein Bundesligaspiel in der Commerzbank-Arena wegen des beschädigten Rasens abgesagt werden. Zwar war der Rasen nach dem Konzert ausgetauscht worden, wegen des fehlenden Halts der Grasnarbe im Unterboden wurde die Verletzungsgefahr für die Akteure durch den Schiedsrichter jedoch als zu groß eingestuft.[18]

Im Januar 2007 wurde die Kirche in der Arena eingeweiht. Nach den Kapellen im Berliner Olympiastadion und der Veltins-Arena ist dies der dritte Andachtsraum in einem deutschen Stadion.[19] Im November 2007 wurde das Eintracht-Museum in der Commerzbank-Arena eröffnet. Auf über 400 m² Ausstellungsfläche dokumentiert dieses die mehr als einhundertjährige Geschichte von Eintracht Frankfurt.

Geschichte

Erstes Stadion

Das ursprüngliche Waldstadion wurde nach Entwürfen des Gartenbaudirektors Max Bromme nach vierjähriger Bauzeit am 21. Mai 1925 eröffnet. Als Standort hatte man das Gelände einer ehemaligen Militärschießanlage ausgewählt und einen Sportpark mit Festwiese und integriertem Rad- und Schwimmstadion konzipiert. Das Stadion hatte eine Kapazität von 35.000 Zuschauern, die in Stahlbeton ausgeführte Haupttribüne war einem antiken griechischen Theater nachempfunden. Erstes nationales Großereignis war das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft am 7. Juni 1925. Der 1. FC Nürnberg besiegte den heimischen FSV Frankfurt mit 1:0. Weitere sportliche Höhepunkte der zwanziger Jahre waren unter anderem die erste Arbeiterolympiade 1925 sowie Fußball-Länderspiele gegen Italien und die Schweiz sowie ein Leichtathletik-Länderkampf, ebenfalls gegen die Schweiz. Die anvisierte Bewerbung für die Austragung der Olympischen Spiele 1936 musste jedoch zugunsten der Hauptstadt Berlin zurückgezogen werden. 1937 wurde die Zuschauerkapazität durch Ausbau der Gegengeraden auf 55.000 erhöht.

Unter den Nationalsozialisten wurde das jetzt als „Sportfeld“ benannte Waldstadion in den dreißiger Jahren für politische Veranstaltungen, vor allem Aufmärsche und Versammlungen, mit bis zu 150.000 Teilnehmern genutzt. Einer der letzten sportlichen Höhepunkte vor dem Zweiten Weltkrieg war der Weltrekord über 400 m durch Rudolf Harbig am 12. August 1939.

Nach dem Krieg wurde das Waldstadion zunächst durch US-amerikanische Soldaten beschlagnahmt, in „Victory Stadium“ umbenannt und für eigene Zwecke genutzt. Bereits im Juli 1946 wurde das Stadion jedoch wieder für deutsche Veranstaltungen freigegeben. Sportliche Höhepunkte der Nachkriegszeit waren die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 1946, höchstklassige Oberliga-Lokalderbys der Eintracht, des FSV und der Offenbacher Kickers, das Comeback von Max Schmeling mit seinem K.o.-Sieg gegen Werner Vollmer am 28. September 1947 sowie das Deutsche Turnfest 1948.

Erster Umbau, Einführung der Bundesliga

Ein „Chaos-Spiel“ gab Anlass für den ersten großen Komplettumbau. Beim Fußballspiel von Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Kaiserslautern im Mai 1953 waren fast 70.000 Karten für die für 55.000 Zuschauer konzipierte Hauptkampfbahn verkauft worden, so dass es zu Schlägereien mit mehr als 200 Verletzten kam, als weitere tausende Fans gewaltsam Einlass begehrten. Die Stadt Frankfurt beschloss daraufhin die erste umfassende Modernisierung.

Das sanierte und vergrößerte Waldstadion konnte nach 19-monatiger Bauzeit am 14. Mai 1955 wieder seiner sportlichen Bestimmung übergeben werden. Herausragende sportliche Ereignisse der fünfziger Jahre waren unter anderem Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 1955, Fußball-Länderspiele Deutschlands gegen die Schweiz und gegen Spanien sowie die Teilnahme der Eintracht an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft 1959. Im Spiel gegen den FK Pirmasens wurde ein bis heute gültiger Zuschauerrekord aufgestellt. 81.000 Zuschauer sahen am 23. Mai den Sieg der Eintracht, die später im Finale in Berlin die Erzrivalen von Kickers Offenbach schlug und damit erstmals und bis heute zum einzigen Mal Deutscher Fußballmeister wurde.

Im Dezember 1960 wurde innerhalb des Ovals der Radrennbahn eine Kunsteisbahn eröffnet. Hier trug die Eishockey-Mannschaft von Eintracht Frankfurt bis 1981 ihre Spiele aus. Ebenfalls 1960 erhielt das Stadion die internationalen Ansprüchen genügende, damals wohl modernste Flutlichtanlage Deutschlands. Das Waldstadion erlebte einige unvergessliche Europapokalbegegenungen der Eintracht gegen die Young Boys Bern, den Wiener Sportclub und die Glasgow Rangers, die im Halbfinale vor 77.000 Zuschauern mit 6:1 (Rückspiel 6:3) besiegt wurden. Erst im Finale, ebenfalls in Glasgow, unterlagen die Frankfurter Real Madrid mit 3:7. Das erste Bundesligaspiel im Waldstadion fand am 24. August 1963 statt. Im Aufeinandertreffen der Eintracht gegen den 1. FC Kaiserslautern am ersten Spieltag der neugegründeten höchsten deutschen Fußballspielklasse endete 1:1.

Weitere sportliche Höhepunkte der sechziger Jahre waren die Weltmeisterschaften im Bahnradsport 1966 und der Kampf um die Schwergewichts-Weltmeisterschaft im Boxen zwischen Muhammad Ali und Karl Mildenberger am 10. September 1966, den Ali nach Abbruch in der 12. Runde vor 22.000 Zuschauern gewinnen konnte.

Zweiter Umbau

Die Haupttribüne des „alten“ Waldstadions im September 2001

Der zweite große Umbau des Waldstadions wurde für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 erforderlich. Von Mai 1972 bis Januar 1974 wurde das Stadion wieder praktisch neu gebaut, um den Anforderungen der WM-Spielorte an Komfort und Sicherheit gerecht zu werden. Am 13. Juni 1974 fand im Waldstadion die Eröffnungsfeier für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 statt, außerdem wurden hier fünf Gruppenspiele ausgetragen. Unvergesslich bleibt vor allem die „Wasserschlacht von Frankfurt“ am 3. Juli, als das deutsche Team den Gegner aus Polen auf einem nahezu unbespielbaren Platz mit 1:0 besiegte, ins Finale einzog und nach Sieg gegen die Niederlande Weltmeister wurde. Die offensichtlich notwendige Drainage sowie eine Rasenheizung wurden 1978 eingebaut.

Weitere Höhepunkte der siebziger Jahre waren das DFB-Pokal-Endspiel und die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 1976 sowie die Spiele im UEFA-Pokal 1979/80, der mit dem Gewinn des UEFA-Cups von Eintracht Frankfurt durch ein 1:0 im Finalrückspiel gegen Borussia Mönchengladbach am 21. Mai 1980 endete.

Neue Events in den achtziger und neunziger Jahren

Auch in den achtziger Jahren waren es zum einen die bereits bekannten Sportarten, die hohe Zuschauerzahlen ins Waldstadion lockten. Neben dem Deutschen Turnfest 1983, den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 1988, den Endspielen um den DFB-Pokal 1982 und 1984 sowie dem Supercup 1987 und 1988 sind hier vor allem die Spiele der Fußball-Europameisterschaft 1988 zu nennen, anlässlich derer eine moderne Video-Anzeigentafel installiert und erste VIP-Einrichtungen erbaut wurden.

Daneben erschlossen der Deutsche Evangelische Kirchentag 1987 und Freiluftkonzerte neue Zuschauerschichten, beispielsweise Supertramp 1983, Bruce Springsteen 1985 und 1988, Madonna 1987, Prince (1988), die Rolling Stones und Tina Turner (1990). In den neunziger Jahren folgten Auftritte von Marius Müller-Westernhagen, den Dire Straits, U2, Bon Jovi und Michael Jackson, für dessen Auftritt sogar das Spitzenspiel der Bundesliga von Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München verlegt wurde.

Aufnahme der Ostkurve mit Videoleinwand während eines Zweitligaspiels im September 2001

Als neue sportliche Großveranstaltungen wurden von 1992 bis 1994 die Weltmeisterschaften im Damen-Tennis, der Federation Cup, auf der neuen Tennisanlage des Waldstadions ausgetragen. Auf der Hauptkampfbahn hielt der American Football mit Frankfurt Galaxy erstmals am 23. März 1991 Einzug ins Waldstadion und konnte sich für sechzehn Jahre im Rhein-Main-Gebiet etablieren. Das damalige Waldstadion war 1998 und 2000 Austragungsort des World Bowl, des Endspiels der NFL Europe.

Der Fußball im Waldstadion war ab Mitte der 1990er hingegen mehrfach nur zweitklassig, da der Heimverein Eintracht Frankfurt 1996 für zwei Jahre, 2001 erneut für zwei Jahre und 2004 für ein Jahr jeweils aus der Bundesliga abstieg. Seit dem Wiederaufstieg der Eintracht am 22. Mai 2005 in der damals bereits fast fertigen neuen Arena gehört das Waldstadion aber wieder dauerhaft zu den Heimstätten der 1. Bundesliga.

Erfolgreicher waren die Damen. Am 23. Mai 2002 fand im Waldstadion das erste Endspiel um den neugeschaffenen Fußball-Europapokal der Frauen statt. Die heimische Mannschaft des 1. FFC Frankfurt wurde durch ein 2:0 über den schwedischen Verein Umeå IK erster Titelträger.

Nach Abschluss der Saison startete am 17. Juni 2002 der Um- bzw. Neubau des Waldstadions mit einem symbolischen „Baggerbiss“.

Literatur

  • Thomas Bauer: Frankfurter Waldstadion – 75 Jahre Sportgeschichte 1925–2000. Nest, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-925850-31-7
  • Matthias Alexander, Falk Orth: Faszination des Ovals. Vom Waldstadion zur Commerzbank-Arena. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-7973-0935-X
  • Volkwin Marg (Hrsg.): Stadien und Arenen von Gerkan, Marg und Partner. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7757-1677-2

Einzelnachweise

  1. rhein-main.net, Die Commerzbank-Arena
  2. Max Bögl Baunternehmung, Commerzbank-Arena, Frankfurt (Info-Broschüre)
  3. Website „Der Umbau“ der Stadion Frankfurt Management GmbH
  4. So sieht es auch der DFB
  5. Die Frage „Umbau“ oder „Neubau“ beschäftigt auch das Deutsche Architektur-Forum
  6. rhein-main.net, Die Commerzbank-Arena
  7. fifa.com WM-Viertelfinalspiel Brasilien – Frankreich
  8. VDI Nachrichten, 27.01.2006, Das Cabrio unter den Stadien
  9. FFC holt UEFA-Pokal
  10. faz.net, Fußball-Länderspiele in Frankfurt
  11. Kurznachricht über Zusatzveranstaltungen im Stadion
  12. faz.net, Public Viewing auch in der Commerzbank-Arena
  13. faz.net, Stadion soll 15 Millionen Euro mehr einbringen, FAZ online
  14. Diskussion zur Namensgebung „Commerzbank-Arena“ im Forum von Eintracht Frankfurt, August 2008
  15. Arminen unterwegs
  16. landessportbund-hessen.de, Traditionsaspekt zu wenig berücksichtigt
  17. Commerzbank-Arena Newsletter der Stadion Frankfurt Management GmbH, Ausgabe 2/2008
  18. faz.net, Spielverderberin Madonna
  19. Informationen zur Kapelle auf der Stadion-Webseite

Weblinks

50.0686111111118.64527777777787Koordinaten: 50° 4′ 7″ N, 8° 38′ 43″ O


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