- Waldviertler Schmalspurbahn
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Waldviertler Schmalspurbahn Kursbuchstrecke (ÖBB): 801 Gmünd–Groß Gerungs
802 Gmünd–LitschauStreckennummer: 177 01 Gmünd–Litschau
179 01 Gmünd–Groß GerungsStreckenlänge: 82,0 km Spurweite: 760 mm (Bosnische Spur) Legende25,3 Litschau 527 m ü. A. 24,1 Schönau bei Litschau 19,3 Gopprechts 15,4 Brand 518 m ü. A. 13,2 Heidenreichstein 561 m ü. A. 12,0 Kleinpertholz 8,2 Aalfang 537 m ü. A. 6,5 Langegg 4,1 Brand Süd 1,1 Alt-Nagelberg ERGO Kindlinger 0,4 Alt-Nagelberg Herrenhaus 0,0 11,2 Alt-Nagelberg 495 m ü. A. 8,4 Neu-Nagelberg 485 m ü. A. 5,8 Breitensee Lainsitz 2,5 Böhmzeil -0,2 Gmünd (N.Ö.) 500 m ü. A. České Velenice (Gmünd Bahnhof) Unterquerung der Franz-Josefs-Bahn 2,3 Ehrendorf 495 m ü. A. 3,8 Dietmanns 497 m ü. A. 6,5 Eichberg bei Weitra 502 m ü. A. 9,8 Alt Weitra 506 m ü. A. 14,1 Weitra 574 m ü. A. 17,0 Langfeld 615 m ü. A. 19,4 Schöllbüchl 21,4 Sankt Martin bei Weitra 630 m ü. A. 24,1 Steinbach-Großpertholz 626 m ü. A. 29,3 Abschlag Fassldorf 673 m ü. A. 28,8 Kleiner Bruderndorfer Tunnel (44 m) 29,5 Bruderndorf (Wasserstelle) 749 m ü. A. 29,7 Großer Bruderndorfer Tunnel (262 m) 31,9 Bruderndorf seit 1986 36,1 Langschlag 753 m ü. A. 39,5 Harruck 757 m ü. A. 41,6 Heinreichs 43,1 Groß Gerungs 679 m ü. A. Die Waldviertler Schmalspurbahnen sind ein Netz von drei zusammenhängenden Strecken der ÖBB mit einer Spurweite von 760 mm, welche von Gmünd in Niederösterreich aus das nordwestliche Waldviertel auf Strecken nach Litschau, Heidenreichstein und Groß Gerungs erschließen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Planung und Bau
Bereits in den 1870er Jahren erhielt das niederösterreichische Waldviertel mit der Franz-Josefs-Bahn von Prag nach Wien einen ersten Anschluss an das europäische Eisenbahnnetz. Der daraus resultierende wirtschaftliche Aufschwung der von der Bahn bedienten Orte ließ in den abseits gelegenen Regionen rasch den Wunsch nach weiteren Bahnanschlüssen entstehen, die zum Teil als normalspurige Lokalbahnen verwirklicht wurden. Nach Erlass des Niederösterreichischen Landeseisenbahngesetzes im Jahr 1895 erfolgten erste Planungen für ein von Gmünd ausgehendes Schmalspurnetz.
Im Juli 1899 wurde die „Niederösterreichische Waldviertelbahn AG“ gegründet, mit der Betriebsführung der zu bauenden Bahnlinien wurden die Niederösterreichischen Landesbahnen beauftragt. Im April 1899 wurde mit dem Bau der nördlichen Strecken nach Litschau und Heidenreichstein begonnen. Bereits im Juni 1900 konnten die ersten Probefahrten stattfinden und am 4. Juli 1900 wurde der planmäßige Verkehr aufgenommen, als Triebfahrzeuge wurden Loks der Reihe U gewählt, die sich bereits auf der Pielachtalbahn der NÖLB bewährt hatten. Ein Jahr später wurde mit dem Bau der längsten und aufwändiger zu trassierenden Strecke südlich von Gmünd begonnen. Am 9. August 1902 fuhr der Eröffnungszug auf dem ersten Teilstück zwischen Gmünd und Bad Großpertholz. Die Fortsetzung nach Groß Gerungs, die abschnittsweise Gebirgsbahncharakter aufweist, ging im März 1903 in Betrieb. Hier kamen vorzugsweise die 1902 angeschafften Loks der Reihe Uv zum Einsatz, eine leistungsstärkere Weiterentwicklung der Reihe U mit Verbunddampfmaschine.
Damit erreichte das Schmalspurnetz im Waldviertel seine größte Ausdehnung, in der es auch heute noch vollständig befahrbar erhalten ist. Geplante Streckenverlängerungen von Litschau nach Neubistritz (Nová Bystrice) und damit eine Verbindung zu den Neuhauser Lokalbahnen, sowie von Groß Gerungs in Richtung Zwettl bzw. Krems und eine Verbindung mit dem Mühlviertel (nach Freistadt) kamen nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr zustande.
Die Landesbahnzeit
Die Waldviertler Schmalspurbahnen präsentierten sich von Anfang an als innovatives und effizient geführtes Verkehrsunternehmen. Der Güterverkehr wurde schon ab der Eröffnung mit Normalspurwagen auf Rollböcken abgewickelt, im Personenverkehr kamen ab 1904 Dampftriebwagen zum Einsatz. Der Verkehr entwickelte sich den Erwartungen entsprechend und brachte der Region den erhofften Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung dieser Zeit. Neben dem Holzreichtum der Region, der für stetiges Frachtaufkommen sorgte, konnte sich auch die lokale Textil- und Glasindustrie dank des neuen Transportmittels wieder als konkurrenzfähig behaupten.
Während des Ersten Weltkrieges wurde einzelne Fahrzeuge zum Einsatz auf den Schmalspurbahnen des Balkans eingezogen, die langfristigen politischen Folgen des Krieges bescherten dem Bahnbetrieb jedoch weitaus größere Probleme: Nach der im Vertrag von Saint-Germain festgelegten Grenzziehung wurde Gmünd geteilt, sämtliche Bahnanlagen und die ersten Kilometer der Nordstrecke befanden sich nun in der Tschechoslowakei, der tschechische Teil von Gmünd wurde in České Velenice umbenannt. Die Nutzung der Bahnanlagen wurde in einem Vertragswerk geregelt, bis 1922 wurde im Bereich der ehemaligen Haltestelle Gmünd Stadt ein neuer Bahnhof für Normal- und Schmalspurbahn errichtet, Heizhaus und Werkstätte verblieben noch jenseits der Grenze, auch fuhren die Züge nach Litschau und Heidenreichstein als Korridorzüge über tschechoslowakisches Territorium bis zur Station Gmünd Böhmzeil.
Übernahme in die Staatsbahn und Zweiter Weltkrieg
Mit 1. Jänner 1921 wurden die Niederösterreichischen Landesbahnen aufgelöst, deren Strecken bzw. die Betriebsführung jener Strecken, die die NÖLB im Auftrag durchgeführt hatte, übernahmen die Österreichischen Bundesbahnen BBÖ. Nach dem „Anschluss“ 1938 erfolgte die Eingliederung der BBÖ in die Deutsche Reichsbahn, 1940 wurde die N.Ö. Waldviertelbahn AG aufgelöst. Während des Zweiten Weltkrieges gelangten einige Lokomotiven deutscher und tschechischer Herkunft nach Gmünd.
Ab 1945
Im Juli 1945 mussten die Bahnanlagen in České Velenice rasch geräumt werden, die Errichtung eines neuen Bahnhofes mit Heizhaus und Werkstätte im Gmünd hatte daher erste Priorität. 1946 wurde die bisherige Haltestelle „Gmünd Stadt“ in „Gmünd N.Ö.“ umbenannt. In den Jahren darauf war die Tschechoslowakei bestrebt, den Korridorverkehr zwischen Gmünd und Böhmzeil zu unterbinden und finanzierte daher die Errichtung einer neuen, ausschließlich in Österreich gelegenen Trasse östlich der Lainsitz, die im Dezember 1950 dem Verkehr übergeben wurde.
Während die Schmalspurbahnen in der unmittelbaren Nachkriegszeit in ihrer Funktion als unverzichtbares Verkehrsmittel im Personen- und Güterverkehr nicht in Frage gestellt waren, war später ein mit der allgemeinen Motorisierung einsetzender Rückgang im Personenverkehr zu verzeichnen. Investitionen wurden, dem einsetzenden Trend zu Streckenstilllegungen folgend, nur in bescheidenem Maße getätigt. Bis 1964 wurde der Güterverkehr komplett auf Rollwagen umgestellt, der Personenverkehr zum Teil mit Diesellokomotiven der Reihen 2091 und 2190 geführt. Des Weiteren wurde ein Exemplar der Reihe 2095 in Gmünd stationiert, damit konnte die Dampftraktion aber nicht wie auf den anderen ÖBB-Schmalspurbahnen ersetzt werden. Die ab den 70er-Jahren mit sechs Stück vollzählig im Waldviertel beheimateten Stütztenderlokomotiven der Reihe 399 waren bis Mitte der 80er-Jahre im schweren Güterverkehr unentbehrlich. Nach der Einstellung der Bregenzerwaldbahn zwischen 1980 und 1985 wurden einige 2095 nach Gmünd umstationiert, Dampflokomotiven waren dennoch weiterhin regelmäßig im Einsatz.
Entwicklung ab 1986
Am 1. Juni 1986 wurde auf mehreren Nebenbahnen im Waldviertel der Personenverkehr eingestellt, so auch auf den Nordästen der Schmalspurbahn. Sinkendes Fahrgastpotenzial bedingt durch die Orientierung des Pendler- und Schülerverkehrs von Litschau und Heidenreichstein zur Bezirkshauptstadt Waidhofen a.d. Thaya ließ diese Entscheidung schon seit längerem erwarten, der Güterverkehr blieb vorerst in vollem Umfang erhalten.
Auf der Südstrecke hingegen wurde erstmals eine grundlegende Modernisierung des Betriebes vorgenommen. Zwei neu beschaffte Dieseltriebwagen der Reihe 5090 befuhren die Strecke fortan im sparsamen Einmannbetrieb, die Errichtung und Verlegung von Haltestellen sollte den Menschen in der Region Anreiz bieten, wieder verstärkt die Bahn als Verkehrsmittel in Betracht zu ziehen.
Nach Einstellung der Steyrtalbahn 1982 waren die Waldviertler Schmalspurbahnen der letzte Bahnbetrieb Österreichs, auf dem fahrplanmäßig Dampflokomotiven im alltäglichem Einsatz standen (ausgenommen der touristischen Zahnradbahnen). Auch nach der Modernisierung des Betriebes wurden an Samstagen, Sonn- und Feiertagen je zwei Zugpaare planmäßig mit Dampflokomotiven bespannt. Diese Züge waren kein Nostalgie- oder Tourismusangebot, sondern reguläre Leistungen, die für jedermann zu den normalen Bahntarifen benutzbar waren und der Bahn auch außerhalb der Eisenbahnfreunde-Szene Bekanntheit verschafften. Ab 1996 wurden diese Züge als planmäßige Leistungen aufgegeben und in das Nostalgieprogramm der ÖBB zu einem Sondertarif aufgenommen, was sie aber für reguläre Fahrgäste praktisch unbrauchbar machte. In der Folge wurde das Programm auf ein Zugpaar mit einem langen Aufenthalt zu einem Stadtrundgang in Weitra gekürzt.
Auf den Nordästen fanden ab 1986 Sonderfahrten des WSV - Waldviertler Schmalspurbahnverein - (Bestellung bei ÖBB, Lokführer von ÖBB, restliches Personal Verein)[1] statt. Anfang Juni 1992[1] wurde der Güterverkehr auf der Strecke Alt-Nagelberg - Heidenreichstein eingestellt und die Stecke vom Verein übernommen, der nach Aufkündigung der Zusammenarbeit durch die ÖBB hier einen Museumsbahn-Betrieb mit eigenen Fahrzeugen etabliert hat.
Gegenwärtige Situation
Am 9. Jänner 2001 verkehrte zwischen Gmünd und Litschau der letzte Güterzug der Waldviertler Schmalspurbahnen, die Einstellung des verbleibenden Personenverkehrs nach Groß Gerungs war zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen. Der Personenverkehr auf der Bergstrecke südlich von Steinbach - Groß Pertholz war trotz Modernisierung nicht zu einem wirtschaftlich befriedigenden Ergebnis zu bringen. Auch hier war längst eine Umorientierung der Verkehrsströme erfolgt, die größten Orte, Langschlag und Groß Gerungs, sind fast ausschließlich nach Zwettl orientiert. An einer Beibehaltung des Personenverkehrs zwischen Gmünd und Steinbach - Groß Pertholz bestand auch kein Interesse, vielmehr war man bestrebt, die beiden Triebwagen möglichst rasch zur Mariazellerbahn zu überstellen, um dort aufgetretene Triebfahrzeugengpässe zu beheben. Somit fuhr zum Sommer-Fahrplanwechsel 2001 auch der letzte reguläre Personenzug zwischen Gmünd und Groß Gerungs.
Die Einstellung des Planpersonenverkehrs nach Weitra und Groß Gerungs mit Fahrplanwechsel 2001 (am 9. Juni 2001) stellte das Ende des regelmäßigen Schmalspurverkehrs dar. Beginnend mit 7. Juli 2001 stellte das Land Niederösterreich, vertreten durch die Landesverkehrsorganisationsgesellschaft NÖVOG, Geld für einen Tourismusverkehr auf der „Schmalen“ zur Verfügung. In weiterer Folge konnte durch die NÖVOG ein bis 2008 gültiges Übereinkommen mit dem Bundesministerium für Verkehr betreffend die Finanzierung der Gleisinfrastruktur der Schmalspurbahnen im Land Niederösterreich abgeschlossen werden.
Ab der Sommersaison 2002 wurden durch das Land NÖ auch einzelne Fahrten Gmünd-Litschau (mit Diesellok Rh. 2095) finanziert, bis 2004 größere Umgestaltungen eintraten: (1) regelmäßige Züge Gmünd-Litschau-Groß Gerungs (mit Anschlussfahrten des WSV von Heidenreichstein nach Alt-Nagelberg und zurück) jeden Mittwoch in den Monaten Juni bis Anfang September und (2) Verlängerung der Vereinsfahrten in den Bahnhof Alt-Nagelberg (bis Mitte Juni 2004 endeten WSV-Fahrten bei der Haltestelle „Herrenhaus“ ca. 400 Meter vom Bf. Alt-Nagelberg entfernt). Steigende Fahrgastzahlen in den Folgejahren rechtfertigten die Durchführung von Gleisbaumaßnahmen zwischen Lainsitzviadukt und Gopprechts (Gleis- und Schwellenerneuerung)[1].
Im Winter werden Züge zum Advent nach Weitra, Nikolaus-, Christkindl- und Silvesterzüge (von Heidenreichstein)[1] geführt. Als Triebfahrzeuge kommen seitens der ÖBB-Personenverkehr AG abwechselnd eine Dampflokomotive der Reihe 399 und Diesellokomotiven der Reihe 2095, seitens des WSV die Dampfloks 170.1 oder 100.13 bzw. die Dieselloks 2091.07 oder JW100.4[1] zum Einsatz. Zur Eröffnung der Saison 2006 wurde die 399.03 nach erfolgter Hauptuntersuchung in Meiningen nach Gmünd überstellt, 2007 wurde sie gegen die 399.01 der Pinzgauer Lokalbahn ausgetauscht.
Der Vorstand des WSV schloss 2001 ein Kooperationsabkommen mit der Neuhauser Lokalbahn AG (JHMD a.s.), mit dem eine grenzüberschreitende Verbindung zwischen den österreichischen und den tschechischen Schmalspurstrecken (Nová Bystrice-Jindrichuv Hradec-Obratan) über den Grenzübergang Grametten/Nová Bystrice ab 2002 vereinbart wurde. Zum Einsatz kam ein Oldtimer-Bus (Skoda RTO, Bj. 1960) in den Monaten Juli und August an Samstagen. Die Aufwärtsentwicklung der Zahl der beförderten Personen wurde durch Kürzung der Fahrtmöglichkeiten aus Kostengründen unterbrochen. Seit der Saison 2006 finden daher keine grenzüberschreitenden Verbindungsfahrten mehr statt.[1]
2008 wurde eine Verlängerung der Betriebsvereinbarung zwischen den ÖBB und dem Land Niederösterreich auf weitere fünf Jahre beschlossen. [2]
Streckenbeschreibung
Gmünd – Litschau (Nordast)
Beide Streckenäste verlassen den Bahnhof Gmünd zunächst in westlicher Richtung parallel verlaufend und wenden sich in starkem Gefälle der Lainsitz zu. Die Nordstrecke biegt in einem Rechtsbogen nach Norden ab und folgt zunächst auf der 1950 gebauten Trasse dem Gewässer und trifft unmittelbar am Grenzübergang Gmünd-Böhmzeil wieder auf den ursprünglichen Streckenverlauf. Der Bahnhof Gmünd-Böhmzeil war nach dem Bau der Bahn die dem Stadtzentrum nächstgelegene Eisenbahnstation. Zuerst durch offenes Ackerland, dann nach Querung der Lainsitz auf einer in Monier-Bauweise errichteten Brücke weiter bis zur ehemaligen Haltestelle Breitensee und durch ein Waldstück wird der Bahnhof Neu-Nagelberg erreicht. Dieser liegt wieder direkt an der Grenze in unmittelbarer Nachbarschaft zum gleichnamigen Grenzübergang der Bundesstraße. Weiter hinter dem Ort entlang und dem Gamsbach folgend, der hier zu einer Kette von Teichen aufgestaut ist, wird nach weiteren drei Kilometern der Bahnhof Alt-Nagelberg erreicht. In dieser größten Station an den Nordästen zweigt die Strecke nach Heidenreichstein ab, auch bestand hier bis in die 80er-Jahre ein Anschlussgleis zu einer Glashütte, die der größte Kunde im Güterverkehr der Schmalspurbahnen war.
Auf ca. zwei Kilometern verlaufen nun beide Streckenäste parallel westlich des Ortes. Diese Besonderheit wurde zu Zeiten des Planbetriebes von den Lokpersonalen gleichzeitig abfahrender Züge gerne und zur Freude der Fahrgäste zu einer Wettfahrt genutzt. Diese „Parallelausfahrt von Alt-Nagelberg“ wurde zu einer Art „Markenzeichen“ der Nordstrecken und nach Einstellung des Planverkehrs immer wieder bei Sonderfahrten inszeniert, auch die aktuellen Fahrpläne der Touristikzüge sind entsprechend abgestimmt. Nach der Verzweigung der Streckenäste kommt die Litschauer Linie in offenes Gelände, welches bei einem Waldbrand im 17. Jahrhundert entstand. Die Haltestelle Brand des danach gegründeten Ortes hinter sich lassend, quert die Bahn einen flachen Höhenrücken, taucht in ein Waldstück ein und folgt zunächst dem Eichbach und ab der Haltestelle Gopprechts dem Reißbach. Auf den folgenden Kilometern stets zwischen Bach und Straße durch weitgehend unbewohnte Gegend führend, wechselt die Bahntrasse bei der ehemaligen Haltestelle Schönau bei Litschau auf die rechte Seite der Straße und wendet sich nach einem weiteren Kilometer in einem scharfen Rechtsbogen dem Bahnhof Litschau zu. Damit ist nach 25,3 km die nördlichste Stadt Österreichs und die Endstation dieser Strecke erreicht.
Bei der Anlage des Bahnhofes am südlichen Rand des Ortes wurde bereits die geplante Verlängerung ins tschechische Neubistritz berücksichtigt. Das Bahnhofsgebäude wird heute als Kulturzentrum genutzt (Kulturbahnhof Litschau), im Lokschuppen sind Fahrzeuge des Waldviertler Schmalspurbahnvereins hinterstellt.
Alt-Nagelberg – Heidenreichstein
Die heutige Museumsbahn des Waldviertler Schmalspurbahnvereins nimmt seit Juni 2004 ihren Ausgang im Bahnhof Alt-Nagelberg und verlässt diesen am in Richtung Norden gesehen rechten Gleis der Parallelausfahrt. Ungefähr 400 m nach dem Bahnhof befindet sich die Haltestelle Herrenhaus, wo mittels eines kurzen Nebengleises die Züge der Museumsbahn umsetzen können, ohne in den Bahnhof der ÖBB einzufahren. An der Verzweigung biegt die Strecke in einem Rechtsbogen nach Osten ab und durchfährt auf den nächsten vier Kilometern dichten Wald, danach führt sie durch offenes, hügeliges Gelände. Hier befanden sich zur Zeit des Bundesbahnbetriebes mit den Haltestellen Langegg und Aalfang die einzigen Stationen an diesem Ast. Nach knapp 13 Kilometern Fahrt ist mit dem Bahnhof Heidenreichstein die Endstation erreicht. Dieser etwas oberhalb des Ortszentrums gelegene Bahnhof ist heute das betriebliche Zentrum der Museumsbahn.
Gmünd – Groß Gerungs (Südast)
Die zunächst parallel verlaufende Nordstrecke in einem Linksbogen hinter sich lassend, unterquert die Südstrecke in unmittelbarer Nähe eines Fußgeher- und Fahrrad-Grenzüberganges, der heute über die Lainsitzbrücke der ehemaligen Bahntrasse führt, den Bahndamm der Franz-Josefs-Bahn, rechts der Strecke sind die Reste der alten Linienführung noch als Gleisdreieck zum sporadischen Wenden von Schmalspurfahrzeugen erhalten.
Die Strecke führt auf den ersten Kilometern durch offenes Ackerland in südwestlicher Richtung ins Tal der Lainsitz, mit der Haltestelle Ehrendorf noch einen Teil von Gmünd II und mit Dietmanns und Eichberg Katastralgemeinden der Gemeinde Großdietmanns erschließend. Nach einem scharfen Bogen nach Süden folgt der Bahnhof Alt Weitra der Gemeinde Unserfrau-Altweitra, einem lokalen Wallfahrtsort, der folgende Anstieg von ca. 50 Höhenmetern hinauf zum Bahnhof Weitra wird mittels einer Kehrschleife überwunden. Nach Weitra führt die Strecke über den Veitsgrabenviadukt, das größte Brückenbauwerk der Waldviertler Schmalspurbahnen, und kurz darauf über einen zweiten, kürzeren Viadukt, die Trasse verbleibt dabei am Hang oberhalb des Lainsitztales. Es folgen die Haltestellen Langfeld und Schöllbüchl, letztere erst 1986 eröffnet, und der Bahnhof St. Martin. Die Bahn verläuft nun auf dem Talgrund, direkt neben dem Bach, der in diesem Abschnitt mehrmals Überschwemmungen der Bahntrasse verursachte. Nach 24 Kilometern ist der Bahnhof Steinbach-Groß Pertholz erreicht.
Dampflokomotiven ergänzen hier ihre Wasservorräte, die Ausfahrt des Bahnhofes liegt bereits in der Steilrampe der Bergstrecke, die ob ihres Gebirgsbahncharakters und Steigungen bis zu 26 ‰ auch als „Waldviertler Semmering“ oder „Kleiner Semmering“ bezeichnet wird. Nach zwei Kilometern befindet sich die Haltestelle Abschlag, die Touristikzüge legen hier einen „Erlebnishalt“ zum Besuch des Fassldorfes, einer lokalen Touristenattraktion, ein. Die Strecke führt dann weiter durch dicht bewaldetes Gebiet in kurvenreicher Linienführung hinauf zum Scheitelpunkt der Bahn, der auf 806 m Seehöhe bei der alten Haltestelle Bruderndorf liegt. Die Haltestelle, zwischen den beiden Bruderndorfer Tunnel (den einzigen Tunnel des Waldviertels) weit abseits des gleichnamigen Dorfes gelegen, wurde an dieser Stelle vor allem wegen einer Quelle, die zur Ergänzung der Wasservorräte der Dampfloks genutzt wird, errichtet. Seit Filmaufnahmen („Schloß Gripsholm“) im Jahr 2000 trägt das Wartehäuschen den Namen „Mariefred“, was vor allem bei schwedischen Fahrgästen eine gewisse Begeisterung auslöst. Nach Fahrt durch den Scheiteltunnel und weiteren Kilometern durch Wald, kommt die Bahn allmählich in offeneres Gelände, wo sich auch die 1986 neu errichtete, näher zum Ort gelegene Haltestelle Bruderndorf befand. Bei Streckenkilometer 33,7 quert die Bahn die Europäische Wasserscheide und wendet sich dem Tal der Zwettl zu, kurz darauf ist der Bahnhof Langschlag erreicht.
Auf dem Ladegleis des Bahnhofes ist heute die Dampflok 298.206 als Denkmal aufgestellt, nachdem diese zuvor für viele Jahre neben der Kirche im Ort aufgestellt war. In einem Güterwaggon ist ein kleines Museum eingerichtet. Die Strecke führt ab hier neben der Zwettl durch den am Bach gelegenen Ortsteil und verläuft dann annähernd parallel zur Bundesstraße, jedoch kurvenreicher als diese, nach Osten. In diesem Abschnitt liegt die Haltestelle Harruck. Knapp einen Kilometer vor Groß Gerungs wurde 1986 die Haltestelle Heinreichs errichtet, die mangels Inanspruchnahme jedoch schon nach wenigen Jahren, noch zu Zeiten des Planbetriebes, aufgegeben wurde. Nach 43 Kilometern ist mit dem Kurort Groß Gerungs die Endstation dieses Streckenastes erreicht. So wie in Litschau wurde auch hier beim Bau des Bahnhofes bereits eine allfällige Verlängerung der Strecke berücksichtigt.
Triebfahrzeuge
Dampflokomotiven
Diesellokomotiven
Triebwagen
- Komarek-Dampftriebwagen NÖLB 1–3 und NÖLB 40–44
- 5090
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Archiv WSV 1989 bis 2003 - WSV-Schriftführer Gerhard Urban
- ↑ Land will von ÖBB vier Nebenbahnen kaufen, NÖN, Artikel aufgerufen am 18. Aug. 2008 [1]
Literatur
- Wolfdieter Hufnagl: Die Niederösterreichischen Landesbahnen. Verlag Transpress, ISBN 3-613-71214-8
- Krobot, Slezak, Sternhart: Schmalspurig durch Österreich. 4. Auflage, Verlag Slezak, 1991, ISBN 3-85416-095-X
- Slezak, Sternhart: Renaissance der Schmalspurbahn in Österreich. Verlag Slezak, 1986, ISBN 3-85416-097-6
- Strässle: Schmalspurbahn-Aktivitäten in Österreich. Verlag Slezak, 1997, ISBN 3-85416-184-0
Weblinks
- Waldviertlerbahn
- Waldviertler Schmalspurbahnen
- WSV-Waldviertler Schmalspurbahnverein
- Private Bilddokumentation der beiden Streckenäste
- Homepage des Waldviertler Schmalspurbahnvereins
48.78194444444414.985555555556Koordinaten: 48° 46′ 55″ N, 14° 59′ 8″ O
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