Walentin Michailowitsch Falin

Walentin Michailowitsch Falin

Valentin Michajlowitsch Falin (russisch Baлeнтин Mиxaйлoвич Фaлин; * 3. April 1926 in Leningrad) ist ein ehemaliger bedeutender sowjetischer Diplomat und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Falin begann seine Laufbahn als Drechsler in einem Moskauer Betrieb. 1950 schloss er seine Ausbildung an der Moskauer Hochschule für internationale Beziehungen (MGIMO) mit dem Prädikat "magna cum laude" ab. Jurist, Fachmann für internationale Beziehungen, Übersetzer und Referent für die Länder Osteuropas. 1950-1951 gehörte er dem Apparat der sowjetischen Kontrollkommission in Deutschland an, die nach der Bildung der DDR die sowjetische Militäradministration ersetzt hatte. Von 1952 bis 1958 war er im Informationskomitee des sowjetischen Außenministeriums. Er bekleidete nacheinander die Posten des Referenten, des Beraters und des stellvertretenden Abteilungsleiters. Seit 1953 war er Mitglied der KPdSU. Seit 1958 war er Referent der Informationsabteilung des ZK der kommunistischen Partei, dann nach der Abschaffung der Abteilung ab 1959 im Außenministerium. Unter anderem war er Abteilungsleiter der 3. Europäischen Abteilung, die sich mit Deutschland beschäftigte. Falin war Autor mehrerer Memoranden und Reden für die offiziellen Ministeriumssprecher. Im Jahre 1961 wurde er Mitglied des persönlichen Beraterstabes von Nikita Chruschtschow und war darin Experte für Fragen der sowjetischen Deutschlandpolitik.

Nach seinen eigenen Worten war er nicht immer mit der Position des sowjetischen Parteichefs einverstanden, der oft die Ratschläge seiner Umgebung in den Wind schlug. Im Januar 1965 wurde er Chef der Beratergruppe des sowjetischen Außenministers Andrei Andrejewitsch Gromyko. Er war Autor fast aller Reden Gromykos, darunter der Rede auf dem XXIII. Parteitag der KPdSU, die angeblich in 17 Varianten ausgearbeitet wurde. Von 1968 bis 1971 war Falin Leiter der 2. Europäischen Abteilung des Außenministeriums, die sich auf Großbritannien spezialisierte.

Von 1971 bis 1978 war Falin Botschafter der Sowjetunion in der Bundesrepublik Deutschland. Seit September 1978 leitete er die Internationale Abteilung beim Zentralkomitee der KPdSU. Er wirkte bei der Gestaltung der Moskauer Verträge maßgeblich mit. Nach einem Konflikt mit dem neuen sowjetischen Partei- und Staatschef Juri Andropow sah Falin sich genötigt, die Internationale Abteilung zu verlassen und in den journalistischen Beruf zu wechseln. Er arbeitete bis 1986 als politischer Redakteur der Zeitung "Iswestija". Während dieser Zeit promovierte er.

Sein zweiter Aufstieg begann mit der neuen Perestrojka-Politik von Michail Gorbatschow. Ende 1985 wurde er zum Mitarbeiter des Instituts für die Erforschung der USA und Kanadas. Er war einer der Ko-Autoren des Rechenschaftsberichts von Gorbatschow auf dem XXVII. Parteitag der KPdSU im Februar 1986. Im gleichen Jahr wurde er durch die Protektion von Alexander Jakowlew zum Leiter der Nachrichtenagentur Nowosti. Falin wurde zum Kandidaten des ZK der KPdSU (1986-1989) und zum vollwertigen Mitglied des Zentralkomitees seit 1989. Seit 1988 war er Leiter der Internationalen Abteilung des ZK der KPdSU. Vom 13. Juli 1990 bis 23. August 1991 war er Sekretär des Zentralkomitees der kommunistischen Partei. Gleichzeitig war er seit April 1991 Vorsitzender des Ausschusses des ZK der KPdSU für die Probleme der internationalen Politik. In dieser Funktion war er ein großer Verfechter der Aufklärung des Mordes an polnischen Offizieren in Katyn, konnte sich jedoch nicht gegen Gorbatschow durchsetzen, der aus Opportunitätsgründen keine dunklen Flecken der sowjetisch-polnischen Geschichte aufdecken wollte. Auch der zweite Vorstoß Falins in diese Richtung blieb ergebnislos.

Falin war Abgeordneter auf vielen Parteitagen und von 1989 bis 1991 Volksdeputierter der UdSSR. Er war gegen die Abschaffung des 6. Artikels der sowjetischen Verfassung, in dem die führende Rolle der kommunistischen Partei verankert war. Falin war Initiator der Erhebung von sowjetischen autonomen Republiken in den Status von Sowjetrepubliken, was zu einem verstärkten Streben dieser Republiken nach mehr Selbständigkeit und nach Souveränitätsrechten führte.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ließ sich Falin in Hamburg nieder und war seit 1992 Mitarbeiter des Instituts für die Weltprobleme an der Universität Hamburg.

Falin war Preisträger des Staatspreises der Sowjetunion (1982) und wurde mit mehreren Orden ausgezeichnet, darunter mit dem Orden der Oktoberrevolution und mit drei Orden des Arbeitsrotbanners.

Der gelernte Germanist Falin, der stets für sein exzellentes Deutsch gelobt wurde, zeichnete 1990 auch maßgeblich für die entscheidenden Verhandlungen mit der Regierung Kohl über die deutsche Einheit verantwortlich. Später rechnete er mit seinem Mentor Gorbatschow ab, den er für den Zerfall der Sowjetunion verantwortlich macht.

Zitate

"Wenn Roboter die Kriege führen, werden die Hauptopfer dieser Kriege die Menschen, die Völker, bleiben. Darum wird die Vervollkommnung der Kriegstechnik unweigerlich eine umso grausamere Kriegsstrategie nach sich ziehen. Die einzige Möglichkeit, die Beziehungen unter den Völkern zu humanisieren, besteht darin, die Instrumente der Gewalt zu zerstören und das Bewusstsein umzubauen. Das ist der schwierigste Teil der Konversion des Denkens." (Valentin Falin)

Siehe auch

Kalter Krieg, Ostpolitik, Glasnost, Perestroika

Werke

  • Valentin Falin: Politische Erinnerungen München: Droemer Knaur, 1993. - ISBN 3-426-26657-1
  • Valentin Falin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. München: Droemer Knaur, 1995. - ISBN 3-42626-810-8
  • Valentin Falin: Konflikte im Kreml. München: btb Verlag, Oktober 2000. - ISBN 3-44275-561-1

Literatur

  • Nikolai Zenjkovic. Elita. Samye sakrytye ljudi. Moskau, 2004.
  • Alexander Kluge: Valentin Falin. Hamburg: Rotbuch Verlag, Juli 2000. - ISBN 3-88022-817-5 (Leseprobe: [1])

Weblinks


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