Wallachern

Wallachern

Wallachen ist ein vergleichsweise einfaches und leicht erlernbares Kartenspiel für drei Personen. Es wird/wurde bevorzugt in Ostbayern gespielt.

Entstehung

Wallachen scheint ursprünglich aus dem böhmischen Raum zu stammen. Je nach Region existieren für Wallachen auch andere Bezeichnungen, beispielsweise wird es im Raum Grafenau auch als "Säbeln" bezeichnet. Weitere Schreibweisen sind Walachen oder Wallachern.

Wallachen wird heute kaum noch gespielt.

Spielablauf

Wallachen spielt man mit Schafkopfkarten und zwar mit dem langen Blatt ohne 6er. Ziel des Spieles ist es, mindestens fünf oder mehr Stiche zu machen (maximal sind zehn Stiche möglich). Wallachen wird in der Regel um Geld gespielt.

Der Geber mischt die Karten, lässt abheben und verteilt dann je zehn Karten an jeden Spieler, die diese sofort anschauen dürfen; zwei Karten kommen zudem verdeckt in den "Start", werden also zur Seite gelegt. Insgesamt befinden sich somit 32 Karten im Umlauf. Während die Karten ausgegeben werden, dürfen die Spieler doppeln, wodurch der vorher vereinbarte Spieleinsatz verdoppelt wird. In der Regel werden die Karten 2x5, 2x4 und 2 oder 3/4/3 ausgeteilt.

Der erste Spieler hinter dem Geber muss als erster sagen, ob er spielen will. Wenn die beiden anderen Spieler damit einverstanden sind und der erste Spieler nichts anderes ankündigt, reichen dem ersten Spieler fünf Stiche zum Sieg. Wenn der zweite Spieler nach dem Geber jedoch selbst spielen will, so muss er den ersten Spieler überreizen: er muss als ankündigen, mehr Stiche als dieser zu machen, also mindestens sechs. Der erste Spieler kann nun seinerseits dagegen reizen, wobei es für ihn reicht, wenn er mit der Zahl der vom zweiten Spieler angekündigten Stiche gleichzieht. Erster und zweites Spieler reizen sich so lange gegenseitig, bis einer nachgibt. Jetzt kommt die Reihe an den Geber, der seinerseits noch mehr Stiche bieten kann. Wer am höchsten reizt, das heißt die meisten Stiche zu ankündigt, spielt schließlich gegen die beiden anderen Spieler.

Sobald fest steht, wer spielt, darf der Spieler die beiden Karten aus dem Start aufnehmen. Er analysiert nun seine zwölf Karten und legt die beiden Karten, die ihm am wenigsten helfen, wieder verdeckt in den Start zurück. Der Start wird nun bis nach Ende des Spiels nicht mehr angefasst.

Es kann durchaus vorkommen, dass durch die beiden Karten aus dem Start das strategische Konzept des Spielers beeinflusst oder sogar völlig über den Haufen geworfen wird. Der Spieler kann es bei der von ihm angekündigten Zahl der Stiche belassen, also beispielsweise sagen, dass er mindestens sieben Stiche macht, unter Umständen muss/kann ein Spieler, der eigentlich viele Stiche machen wollte, aber auch sein Spiel ändern und eine von zwei möglichen Alternativen ankündigen: Bettel oder Mord (letzteres wird in einigen Regionen wohl auch als "Kini" bezeichnet). Bei Bettel darf der Spieler keinen einzigen Stich machen, bei Mord muss er alle machen. Bettel entspricht also dem Schneider-Durch beim Schafkopf, Mord entspricht dem Du aus dem Schafkopf.

Wenn zwei Spieler sich gegenseitig auf zehn Stiche hochreizen kann derjenige Spieler, der zehn Stiche gereizt hat, noch durch einen Bettel überboten werden. Der Bettel wiederum kann durch Mord überboten werden, Mord ist also das höchste Spiel.

Sobald sich der Spieler entschieden hat, ob er das angekündigte Spiel spielt oder auf Bettel oder Mord umschwenkt, legt er die beiden nicht passenden Karten in den Start zurück und spielt die erste Karte aus (das heißt, der Spieler spielt immer als erstes aus, unabhängig von seiner Position zum Geber). Die ausgespielte Karte bestimmt automatische die Trumpffarbe.

Die beiden anderen Spieler müssen ebenfalls Trumpf spielen, sofern sie einen haben. Außerdem besteht beim Wallachen grundsätzlich die Pflicht zum Stechen, entweder mit Trumpf oder mit Farbe, sofern das möglich ist. Die Reihenfolge der Karten beim Stechen ist: Ass, König, Ober, Unter, 10er, 9er, 8er, 7er. Bei Bettel und Mord gibt es allerdings keine Trumpffarbe!

Vor Abschluss der ersten Runde sind Kontra und Re sind möglich. Jedes Kontra und Re führt zur Verdoppelung des Spieleinsatzes. Für Bettel und Mord gilt ein höherer zuvor vereinbarter Pauschaltarif.

Wer sticht, kartet als nächstes aus. Den letzten Stich der Gegenseite darf man anschauen. Nachdem alle Karten gespielt wurden, werden die Stiche gezählt. Der Spieler muss mindestens so viele Stiche machen wie angekündigt. Für jeden erzielten Stich bekommt er von den beiden Gegenspielern den zuvor festgelegten Betrag. Verliert der Spieler, muss er für jeden angekündigten Stich an jeden Gegenspieler zahlen. Die Spielsumme berechnet sich also folgendermaßen: Vereinbarte Summe pro Stich x Anzahl der Stiche. Dieses Ergebnis wird gegebenenfalls durch Kontra und Re und/oder dem Doppeln vor Spielbeginn jeweils verdoppelt.

Will kein Spieler spielen, so muss der erste Spieler nach dem Geber spielen. Gegebenenfalls kann vereinbart werden, dass stattdessen in einen Stock eingezahlt wird, den der Sieger des nächsten Spiels zusätzlich bekommt.

Strategie

Die Schwierigkeit beim Wallachen besteht darin, die Zahl der Stiche, die man erzielen kann, richtig einzuschätzen und danach richtig zu reizen. Der Spieler muss zudem nach Aufnahme des Starts die beiden richtigen Karten ablegen.


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