- Wartegg-Zeichentest
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Der Wartegg-Zeichen-Test (WZT) ist ein athematisches Zeichenverfahren. Er wurde 1939 von dem Leipziger Psychologen Ehrig Wartegg (1897-1983) in seiner Dissertation beschrieben. Es handelt sich dabei um ein projektives, halbstrukturiertes Verfahren. Der Wartegg-Test fand in der aufdeckenden Psychotherapie sowie in Lebensberatung und Personalentwicklung Anwendung.
Der Test besteht aus 8 Zeichenfeldern mit genau definierten Vorgaben, beispielsweise einem Punkt oder einem Halbkreis. Roivainen (2009, S. 57f) zeigt auf, dass drei der acht WZT- Felder (3, 5 und 6) vom chinesischen „I- Ging“ Orakel abgeleitet wurden. Die Aufgabe für die Probanden besteht darin, in jedes Zeichenfeld ein Bild zu zeichnen. Dabei können die Vorgaben weitergeführt werden. Die Wahl der Motive bleibt dem Zeichner überlassen. Die einzelnen Bilder sollen auch mit Namen versehen werden.
Tamminen & Lindeman (2000) konnten empirisch nachweisen, dass das WZT- Auswertungssystem von Gardziella nicht valide ist, sondern „dem magischen Gesetz der Ähnlichkeit folgt“ d.h. der Annahme, dass Zeichnungsinhalt und die Persönlichkeit eines Individuums Ähnlichkeiten aufweisen könnten. In Bezug auf den Wartegg Zeichentest ist die Retest- Reliabilität (1-3 Wochen) zwischen r=.40 und r=.60 einzugrenzen (Häcker & Stapf, 2009, S. 1085). Der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen und den Zeichennoten liegt zwischen r=.42 und r=.75 (Häcker & Stapf, 2009, S. 1085; Mader, 1952).1979 stellte Brönnimann (S. 143) fest: „Dem Praktiker muss geraten werden, vom WZT keine verlässliche Auskunft über Persönlichkeitsmerkmale zu erwarten.“ Wartegg´s „Schichttheorie“ ist kein Bestandteil der empirischen Persönlichkeitsforschung (Herrmann, 1976 in Brönnimann, 1979, S. 34f). ). „Der repräsentativste Vertreter“ der Schichttheorie „ist Erich Rothacker“ (Revers, 1960, S.101; Häcker & Stapf, 2009, S. 876). Rothacker war Abteilungsleiter im Propagandaministerium des 3. Reiches und zeichnete für die Bücherverbrennungen des Jahres 1933 mitverantwortlich. Wie Rothacker in „Die Schichten der Persönlichkeit“ (1941, S.VI) feststellt: „Der Schichtgedanke marschiert“. Tatsächlich ist „das Konzept der Schichtung eine Art Leitfossil der Persönlichkeitspsychologie im Nationalsozialismus“ (Scheerer, 1985, S.65). Typisch für die Psychologie im Nationalsozialismus war, dass mittels empirischer, experimenteller Forschung nichts über „die tieferen Schichten des menschlichen Lebens“ ausgesagt werden könne (Lersch, 1943 in Scheerer, 1985, S.60). Das von Lersch „umrissene Aufbauschema des Charakters“ wurde von Wartegg (1953, S.35) als Grundlage für seine „Schichtdiagnostik“ herangezogen.Die "deutsche Charakterkunde" war auch in der „Zeitschrift für Rassenkunde“ (Kirchhoff, 1939, S.131-149) z.B. zum „Nachweis von Verhaltenstypen an einem rassenpsychologischen Material aus Altenburg in Thüringen“ sehr beliebt (so der Rassenpsychologe Eickstedt, 1963, S. 1880).
Das Verfahren erfüllt nicht die Gütekriterien eines wissenschaftlich fundierten Tests. Die schweizerische Diagnostikkommission SVB stellte bezüglich des WZT als Arbeitsmittel für die Berufsberatung 2004 fest: „Allerdings erfüllt der Test die geforderten Kriterien für einen psychologischen Test nicht. Deshalb sollte dieses Instrument nicht als Diagnosetest eingesetzt werden…. Auswertungs- und Interpretationsobjektivität sind nicht gegeben. Hinsichtlich der Durchführungsobjektivität kann vermutet werden, dass die Stärke des Bleistiftes das Testergebnis beeinflusst…“.Die Interpretation erlaubt einen großen Spielraum; die Variablen sind weder empirisch abgesichert noch operationalisiert (messbar gemacht). Wie auch bei anderen projektiven Tests sind Reliabilität und Validität unzureichend.Dies wurde auch im Urteil des deutschen Bundesgerichtshof vom 30. Juli 1999 -1 StR 618/98 - LG Ansbach festgestellt.
Literatur
Angleitner, Alois & Borkenau, Peter: „Deutsche Charakterkunde“ publiziert in: Herrmann, Theo & Lantermann, Ernst- D.: „Persönlichkeitspsychologie- Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen“, 1985
Avé-Lallemant U: Der Wartegg-Zeichentest in der Lebensberatung. Reinhardt, München: 1994-2000. ISBN 3497013307
Brönnimann, Michael: „Beziehungen zwischen dem Wartegg- Zeichentest (WZT) und dem deutschen High School Personality Questionaire (HSPQ) von Schuhmacher/ Catell“ publiziert in: „Europäische Hochschulschriften, Reihe VI, Psychologie, Bd./ Vol. 54, 1979“
Eickstedt, Egon Freiherr von: „Die Forschung am Menschen- Eine Darstellung des Gesamtinhalts von Anthropologie und Rassenkunde, 3. Band: Ursprung und Entfaltung der Seele- Entwurf und System einer psychologischen Anthropologie“, 1963
Häcker, Hartmut & Stapf, Kurt- H.: „Dorsch- Psychologisches Wörterbuch“ 15. Auflage, 2009
Revers, Wilhelm Josef: „Schichttheorie“ publiziert in: Katz, David und Rosa: „Handbuch der Psychologie“, 1960
Roivainen, Eka: „A Brief History of the Wartegg- Drawing- Test“ publiziert in: „GESTALT THEORY- An International Multidisciplinary Journal Official Journal of the Society for Gestalt Theory and its Applications (GTA); Volume 31 • Number 1 • March 2009
Scheerer, Eckart: „Persönlichkeitspsychologie im Nationalsozialismus“ publiziert in: Herrmann, Theo & Lantermann, Ernst- D.: „Persönlichkeitspsychologie- Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen“, 1985
Tamminen, S. & Lindeman, M. (2000): „Wartegg-luotettava persoonallisuustesti vai maagista ajattelua ?“ (Wartegg - A valid personality test or magical thinking]. Psykologia 35(4), 325-331.
Wartegg, Ehrig: „Gestaltung und Charakter. Ausdrucksdeutung zeichnerischer Gestaltung und Entwurf einer charakterologischen Typologie“. Diss. Univ. Leipzig; Leipzig: Barth 1939.
Wartegg, Ehrig: „Schichtdiagnostik- der Zeichentest (WZT)“, 1953
Weber, Klaus: „Vom Aufbau des Herrenmenschen: Philipp Lersch- Eine Karriere als Militärpsychologe und Charakterologe“ Publiziert in: Kornbichler, Thomas et. al: „Geschichte und Psychologie“ Band 6, 1993
Weblinks
http://www.salzburg-online.at/greiner-brg/pages/Index%20Psycho/persoenlichkeitstests.html
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