Waschblau

Waschblau

Wäscheblau (Waschblau, auch Neublau) sind Aufheller für weiße Textilien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit dem 18./19. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre wurde beim Waschen sogenanntes Waschblau in Form von Tabletten, Pulver, Papierstreifen oder Paste (5–10 g auf 5 kg Wäsche) mitgekocht.

Wäscheblau wurde seit seiner industriellen Herstellung um das Jahr 1840 in großen Mengen zur Wäschepflege genutzt. In der Zeit von 1911 bis ca. 1930 wurde empfohlen, zur Desinfektion 2% Phenol zuzusetzen.

In modernen Waschmitteln sind optische Aufheller für den Weißgrad der Wäsche zugesetzt. Da diese den blauen Lichtanteil durch Fluoreszenz aus dem unsichtbarem Ultraviolett umsetzen ist ihre Wirkung naturgemäß wesentlich effektiver.

Ultramarinblau war der übliche Grundstoff zur Erzeugung von Wäscheblau. Noch heute benutzt manche Hausfrau einen Zusatz von blauer Tinte um das beworbene Gardinenweiß zu verbessern.

Chemie

Die Tabletten und Pulver bestanden im Wesentlichen aus gepresstem Stärkemehl, das mit dem mineralischen Pigment Ultramarin, seltener auch Indigocarmin, mit anderen blauen „Teerfarbstoffen“ oder mit Berliner Blau gemischt war. Diese Farbstoffe sind gut wasserlöslich, im Falle der Pigmente mussten sie feinteilig sein und sind so gut dispergierbar, und können gut ausgewaschen werden. Zu hohe Konzentrationen führen zu einer blauen Verfärbung, die mit Zitronensäure jedoch wieder beseitigt wurde. Der Vorteil dieser Farbmittel ist es, dass sie Stofffasern nicht angreifen.

Kalkseife sind Umsetzungsprodukte von Natrium- oder Kaliumseifen als Waschmittel mit der Kalziumhärte des Wassers und haben einen schmutzigen gelben bis braunen Farbton. Der sog. Gilb sind abgebaute Faserbestandteile oder zersetzte Faserhilfsmittel die vorwiegend im kurzwelligen Bereich bis ins Ultraviolette hinein ein sehr breites, unspezifisches Absorptionsmaximum haben.

Physik

Die Blaustoffe im Wäscheblau verdecken den leichten Grauschleier der durch Ablagerungen von Kalkseife entsteht. Auch Vergilbungen, jene leicht gelbliche Verfärbung von gealterten Woll-, Baumwoll- und Leinenstoffe, wurden abgedeckt. Der Wäsche wurde ein leichter Blaustich verabreicht. Dieser Blaustich wirkte als Komplementärfarbe zum „Gilb“, wodurch sie wieder weiß erschienen.

Wirkung

Weiß als Körperfarbe wahrgenommen wenn der Farbreiz auf alle drei Zapfen im Auge gleichmäßig wirkt. Geringere Intensität, also ein dunkles, mithin graues Weiß wird subjektiv als reiner und sauberer angesehen als ein Farbstich ins Gelbe.

Gelbe Abbauprodukte aus dem Herstellungsprozess oder bei der Alterung absorbieren im Blau. Solche Störstoffe entstehen bei Baumwolle entstehen durch Faserbegleitstoffe oder durch Alterung, bei der Leinengewinnung stört der Faserleim aus Flachs, durch Kalkseife vergilbt die Wäsche, bei der Papierherstellung ist die Weiße durch die Ligninanteile oder durch das Vergilben beim Liegen am Licht gestört. Der „Gilb“ ist ein Farbstich ins Gelb oder Braun. Dies bedeutet ein „Überschuss“ an Intensität am langwelligen Ende. Zum anderen fehlt Intensität im blauen Spektralbereich (am kurzwelligen Ende).

Der einfache Trick des Wäscheblau besteht darin einen blauen Farbstoff zuzusetzen um die Remission im langwelligen Bereich zu erhöhen. Im blauen Bereich des Spektrum wird durch eine erhöhte Abgabe von remittierten, blauen Licht ausgeglichen, die Intensität also erhöht. Da Gilb und Blau komplementär wirkt das Wäscheblau ausgleichend zum Gilb, auch wenn der resultierende Weißgrad geringer ist.

Rezepturen

Musterstück von 1950, Hersteller unbekannt, 17 mm Durchmesser, 3 mm Dicke, 1,5 g Gewicht, Farbe schwarzblau.

Auszüge aus Herstellungsanleitungen für Drogisten:

Waschblaupapier
W. Stein, Polyt. Zentralblatt von 1868, S.190

Bestreichen von Papierstreifen mit Indigocarmin oder Ultramarin in einer Lösung von 1 Teil Carrageen und 40 Teilen Wasser als Bindemittel.

Waschblaukugeln
Zeitschrift Farbe und Lack von 1912, S. 378

100 kg Ultramarin mit einer Lösung aus 6 kg Gummi arabicum, 6 kg Traubenzucker, 7 kg Dextrin und 20 kg Kartoffelstärke verreiben, bis man eine kittartige Masse bekommt, die in Kugeln oder Stäben geformt in den Trockenschrank kommt und soweit getrocknet wird, das die Stücke beim aneinander schlagen klingen.

Waschblautabletten, schäumend
D.R.P. 12 810 & F.P. 457 884

Man presst ein Gemenge von Ultramarin mit Natriumcarbonat und Weinsteinsäure unter Zusatz von Talkum in Formen.

In den Niederlanden wurde früher Lackmus als Wäscheblau eingesetzt.

Literatur

  • G. A. Buchheister: Handbuch der Drogisten-Praxis Band I. Verlag von Julius Springer, Berlin 1895
  • Buchheister, Ottersbach: Vorschriftenbuch für Drogisten Band II. Springer Verlag, Berlin,1933
  • Dr. O. Lange: Chemisch-Technische Vorschriften. Verlag Spamer, Leipzig 1916

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Waschblau — Waschblau, eine zum Bläuen der Wäsche (s. Waschen 1) B) od. des Leders, im Kattundruck etc. benutzte blaue Farbe. Früher verwendete man als solche fein gemahlene Smaltesorten; jetzt nur noch a) eine Auflösung von Indigcarmin (flüssiges W.,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Waschblau — Waschblau, s. Neublau, Berlinerblau und Indigblauschwefelsäuren …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Waschblau — Waschblau, in Wasser lösliche oder nur suspendierbare feste, teigige oder flüssige Farben, auch Farbstoffe (Ultramarinblau, Pariserblau mit Stärke vermischt, Indigokarmin, Teerfarbstoffe) zum Bläuen von Textilfabrikaten. Andés …   Lexikon der gesamten Technik

  • Waschblau — Waschblau, s.v.w. Berliner Blau und Ultramarin …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Waschblau — Wạsch|blau 〈n.; s; unz.〉 blauer Farbstoff, der gelblichen Stoffen ein weißes Aussehen gibt, z. B. als Zusatz von Waschmitteln * * * Waschblau,   Wäscheblau, Bezeichnung für blaue anorganische (meist Ultramarin) oder organische Pigmente, die… …   Universal-Lexikon

  • Englischcs Waschblau — Englischcs Waschblau, blaue Farbe, welche die Engländer aus der sächsischen Smalte bereiten; vorzüglich zum Kattundrucken gebraucht …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Peter Herz (Librettist) — Peter Herz (* 18. Jänner 1895 in Wien; † 7. März 1987 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller, Librettist, und Feuilletonist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Zitat 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Leo Ascher — NOTOC Leo Ascher (born 17 August 1880 in Vienna as Leonem Ascher , died 25 February 1942 in New York City) was a composer of operettas, popular songs and film scores.BiographyHis father, Moritz Ascher, was a local umbrella manufacturer. Leo wrote …   Wikipedia

  • Beueler Wäschereien — Die Beueler Wäschereien im heute zu Bonn gehörenden Beuel sind Traditionsunternehmen aus dem frühen 18. Jahrhundert. Sie waren mit ihren Wäscherinnen die Keimzelle für die heutige rheinische Weiberfastnacht. Der klassische Broterwerb im 18.… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinz Petters — (* 9. Juli 1932 in Graz) ist ein österreichischer Theater , Film und Fernsehschauspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen (Auszug) 3 Filmografie 4 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”