Wave-Gothic-Treffen

Wave-Gothic-Treffen
Wave-Gotik-Treffen 2005 (vor der Agra-Halle, auch scherzhaft "die Flaniermeile" genannt)

Das Wave-Gotik-Treffen (Abk.: WGT) ist ein Musikfestival, das jährlich am Pfingstwochenende in Leipzig stattfindet. Mit derzeit etwa 18.000 Besuchern[1] ist es neben dem in Hildesheim stattfindenden M'era Luna eine der größten Veranstaltungen der Alternative- und Schwarzen Szene.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

In den vier Tagen des Festivals wird dem Besucher – neben mehr als hundert Konzerten – ein vielfältiges kulturelles Rahmenangebot offeriert. Dazu gehören spezielle Filmvorführungen, Club-Partys, Autorenlesungen unheimlicher und romantischer Literatur, Ausstellungen in Museen und Galerien, Live-Rollenspiel, Kirchenkonzerte, Mittelaltermärkte und Workshops zu verschiedenen Themen. Die Besucher übernachten in verschiedenen Hotels, Pensionen oder nutzen die Campingmöglichkeiten des AGRA-Zeltplatzes.

Bis in die Mitte der 1990er Jahre wurde das „Wave-Gotik-Treffen“ noch „Wave-Gothic-Treffen“ genannt. Die Bezeichnung leitete sich hierbei von den Begriffen Wave und Gothic ab, da das Treffen eine Veranstaltung der ursprünglichen Wave- und Gothic-Kultur in Deutschland war und sich auf die damit verbundenen Musikrichtungen beschränkte.

Neben der reinen Eintrittskarte werden für das Wave-Gotik-Treffen auch so genannte Obsorgekarten verkauft. Die reine Eintrittskarte ermöglicht einem den Zutritt zu den Konzerten und Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit der Obsorgekarte kann man zusätzlich auch die Zeltplätze nutzen. Des Weiteren erhält man damit das Buch „Pfingstbote“ mit dem gesamten Programm und dem Sampler „Silberling - Künstler zum XX. Wave-Gotik-Treffen“. Auf der CD finden sich ausgewählte Lieder von Bands, die auf dem Festival auftreten.

Veranstaltungsorte

Im Gegensatz zu anderen Festivals verteilen sich die Veranstaltungsorte des Wave-Gotik-Treffens über die ganze Stadt. Als Einlassberechtigung dient ein festivaltypisches Armband, das man beim Entwerten der Eintrittskarte erhält. Von diesem Armband gibt es zwei Versionen: eines mit und eines ohne Zeltplatzberechtigung. Ersteres ist nur auf dem Agra-Messegelände erhältlich, während das zweitgenannte an mehreren Stellen in der Stadt ausgegeben wird.

Agra-Messegelände
Auf dem Agra-Messegelände, einem alten Messepark, befinden sich die Zeltplätze und die Agra-Hallen. Eine der großen Hallen wird für Konzerte genutzt. Dort finden auf Grund der Kapazität die Konzerte mit dem höchsten Publikumszahlen statt. Die andere große Halle wird für die „Szenemesse“ (eine Verkaufsmesse) genutzt. In den weiteren Hallen (hinter dem Bistro-Bereich) findet jeden Abend eine Discoveranstaltung mit vielen bekannten DJs statt.
Cine Star
Ein Kino im Petersbogen in der Innenstadt. Hier finden Lesungen und die offiziellen Autogrammstunden statt. Des Weiteren werden DVDs von Szene-Bands und düstere Kinofilme gezeigt.
Parkbühne
Die im Clara-Zetkin-Park gelegene Parkbühne ist einer der Open-Air-Veranstaltungsorte.
Moritzbastei
Eine alte Befestigungsanlage, oberirdisch findet der Mittelaltermarkt „Wonnemond“ statt, unterirdisch in „Tonnengewölben“ der zweite Teil des Mittelaltermarktes und weitere „Tonnen“ als Ort für kleinere Konzerte und natürlich viel Platz zum Tanzen.
Torhaus Dölitz
Am Ende des AGRA-Zeltplatzes gelegen; hier hat das „heidnische Dorf“ seine Zelte aufgeschlagen, welches gegen ein geringes Eintrittsgeldes auch Nicht-Festivalbesucher zugänglich ist.
Weitere Veranstaltungsorte

Geschichte

Als Vorgänger des Wave-Gotik-Treffens gilt eine Feier am Belvedere in Potsdam, zu der sich 1988 anlässlich der Walpurgisnacht um die 20 Leute trafen. Letztendlich stießen noch mehrere Anhänger der Schwarzen Szene hinzu, so dass ca. 150 Personen zugegen waren. Der ungestörte Ablauf der Zusammenkunft von Szeneangehörigen und mit der Szene sympathisierenden Menschen wurde jedoch von den Ordnungskräften des damaligen DDR-Regimes unterbunden, denen die Entstehung einer kritischen und schwer kontrollierbaren Subkultur ein Dorn im Auge war. Was noch zu DDR-Zeiten verboten war und bestraft wurde, konnte erst nach der Wende offiziell betrieben werden. Das erste Wave-Gotik-Treffen fand im Jahre 1992 im Eiskeller (heute "Conne Island") in Leipzig statt. Zu diesem Anlass versammelten sich etwa 1.500 Gleichgesinnte. Das zweite WGT 1993 wurde schon von mehr als 2.000 Leuten besucht.

In den Folgejahren wuchs das WGT immer weiter, sowohl die Besucherzahl als auch die Anzahl auftretender Bands. Dies zog einen Bedarf an zusätzlichen Spielorten, Übernachtungsmöglichkeiten und Discoveranstaltungen nach sich. Zudem wurde das Festival um weitere Attraktionen wie Lesungen und Filmvorführungen ergänzt. Bildete die Bandauswahl der frühen WGTs noch ein kleines typisches Spektrum der sich zur schwarzen Szene in Deutschland zählenden Bands ab, so wurde die Bandauswahl vor allem ab Mitte der 1990er Jahre immer breiter gefächert. Ursache dafür war auch der Einfluss anderer Musikrichtungen auf die Schwarze Szene. Die Auftritte von immer mehr Metal-lastigen Bands wurden von einigen Besuchern als Beginn des Endes des „echten“ Wave-Gotik-Treffens gesehen, da neben den traditionellen Zielgruppen auch viele Metaller angereist waren. Bei der Bewertung der Güte des Festivals unterschieden sich die Besucher nach den eher konservativ-geprägten Szenepersonen, die das Eindringen neuer Musikstile auf dem WGT als eine Verwässerung des WGT ansahen, während die Anhänger dieser neuen Spielarten und offenere Geister die Neuerungen positiv betrachteten und als Beleg dafür ansahen, dass die Schwarze Szene auch musikalisch immer noch lebte und sich weiterentwickelte. Bei den späteren Festivals zeigte sich, dass die Veranstalter den ursprünglichen Genres Wave und Gothic bis auf wenige Bands kaum noch Platz einräumten und sich neuen Musik-Strömungen innerhalb und außerhalb der Schwarzen Szene (bspw. J-Rock oder Mittelalter-Rock) durch Auftritte entsprechender Bands widmeten.

Das sich stetig vergrößernde Festival mit seiner immer aufwändigeren Gestaltung führte zusammen mit dem Missmanagement zum Bankrott des Veranstalters im Jahr 2000. Obwohl während des laufenden Festivals bekannt wurde, dass die Bezahlung der Bands und verpflichteter Organisationen (z.B. Security) nicht mehr gesichert war und die Gerüchteküche sich überschlug, traten viele Bands trotzdem (unentgeltlich) auf und Securityaufgaben wurden kurzerhand von den Besuchern selber organisiert. Es gab keine Unruhen oder Ausschreitungen, sondern das Festival wurde trotzdem für die Beteiligten ein Ereignis der besonderen Art, glaubten doch die meisten, dass dieses das letzte WGT in Leipzig sein würde.

Seit 2001 findet das Wave-Gotik-Treffen unter neuer Federführung und mit Unterstützung der Stadt Leipzig statt. Seitdem gehört es auch offiziell zum Kulturprogramm der Stadt, wodurch es unter anderem in Touristenführern Erwähnung findet.

Publikum

Das Publikum des Wave-Gotik-Treffens ist buntgemischt und umfasst üblicherweise das komplette Spektrum der Schwarzen Szene von Goths über Elektro- und Neofolk-Anhänger bis hin zu BDSM- und Fetisch-Anhängern. Des Weiteren finden sich auch Punks, Metaller und Angehörige der Cyberkultur, der Mittelalterszene oder der Visual-Kei-Szene.

Diese Vielfalt wird von manchen Besuchern kritisiert und als aufdringlich empfunden. Einige empfinden das Wave-Gotik-Treffen seit spätestens Mitte der 1990er als zu groß, unpersönlich und kommerzialisiert und wünschen sich wieder ein Festival im ursprünglichen kleinen Rahmen zurück. Andere wiederum erhoffen sich ein stetiges Wachstum, was die Besucherzahlen und die dargestellten Musikstile angeht.

Einzelnachweise

  1. Roman Rutkowski: Das Charisma des Grabes. 2004, ISBN 3-8334-1351-4, S. 61

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