Beauty Contest

Beauty Contest

Der von John Maynard Keynes entwickelte Schönheitswettbewerb, auch unter dem englischen Begriff Beauty Contest bekannt, ist ein ökonomisches Experiment innerhalb der Spieltheorie zur Untersuchung des menschlichen Entscheidungsverhaltens. Dabei kommt es nicht auf das eigene Verhalten, sondern auf das Verhalten der anderen Experimentteilnehmer an.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Das Modell erhielt seinen Namen in Anlehnung an frühere mit Schönheitswettbewerben verknüpfte Preisausschreiben in amerikanischen Zeitungen. Der Gewinn wurde bei diesen Preisausschreiben unter den Teilnehmern verlost, die unter den zur Wahl stehenden Fotos das ausgewählt hatten, das auch von den meisten anderen als das schönste ausgewählt worden war.

Optimale Entscheidung

Ziel eines auf den Gewinn hoffenden Teilnehmers ist also nicht, das nach seinem Geschmack schönste Foto zu wählen, sondern dasjenige Foto, dem er die höchsten Gewinnchancen zurechnet, von dem er also erwartet, dass es von den meisten anderen ausgewählt wird. Er wird ausserdem in Betracht ziehen, dass auch die anderen Teilnehmer nach dem gleichen Kriterium auswählen. Keynes: „Wir haben den dritten Grad erreicht, bei dem wir unsere Intelligenz darauf verwenden, welche Meinungen die meisten Leute über die Meinung der meisten Leute haben. Und es gibt einige, glaube ich, die den vierten, fünften oder noch höhere Grade praktizieren.“[1]

Für den Entscheidungsträger hängt die optimale Entscheidung damit davon ab, was die anderen denken, wie er entscheidet (da er ihnen einen seinem eigenen ähnlich rationalen Gedankengang unterstellt). Da diese Überlegung aber für alle Teilnehmer gilt, kommt es zu unendlich vielen Reflexionsstufen („Ich denke, dass die anderen denken, dass ich denke, dass die anderen denken…“).

Sind alle Teilnehmer vollkommen rationale Subjekte, dann ergibt sich eine theoretische Lösung, die je nach Design variieren kann. Diese theoretische Lösung ist ein Nash-Gleichgewicht. Das Problem des Experiments besteht nun darin, dass nicht alle Teilnehmer vollkommen rationale Entscheider sind und deswegen nicht alle Reflexionsstufen durchlaufen können. Weiß der vollkommen rationale Teilnehmer von diesen eingeschränkt rationalen Teilnehmern, dann muss er gedanklich einen weiteren Schritt gehen und wieder rückwärts reflektieren.

Anwendungen

Das Modell beschreibt Situationen, in denen Individuen unter Umständen aus rationalen Motiven gegen eigene Überzeugungen handeln. Insbesondere, wie von Keynes ursprünglich intendiert, zur Erklärung von Spekulationsblasen an verschiedenen Märkten wird es deshalb herangezogen.

Für einen einzelnen Anleger kann es nach Keynes irrational sein, in Aktien zu investieren, die er selbst zwar für kaufwürdig hält, von denen er aber gleichzeitig weiß, dass ein großer Teil der anderen Marktteilnehmer diese Meinung nicht teilt (oder wiederum der Meinung ist, dass ein großer Teil der anderen Marktteilnehmer der Meinung ist...). Der Grund kann sein, dass sich der „richtige“ Trend unter Umständen nur sehr langfristig durchsetzt oder dass sich die Meinung der Masse als selbsterfüllende Prophezeiung erweist.

Weitere Beispiele:

  • Elfmeterschießen (In welche Ecke schießt der Schütze?)
  • Verfolgungsjagd zwischen Sherlock Holmes und seinem Gegner Professor Moriarty (Wo steigt wer aus dem Zug aus?)
  • Lotto (Welche Zahlen sollten entgegen den eigenen Präferenzen rationalerweise angekreuzt werden, um im Gewinnfall den Jackpot nicht teilen zu müssen?)
  • Die November-Ausgabe 1997 von Spektrum der Wissenschaft enthielt ein Zahlenwahlspiel, bei dem die Teilnehmer eine beliebige Zahl zwischen 0 und 100 nennen sollten und derjenige einen Geldpreis erhielt, der zwei Dritteln des Durchschnitts aller genannten Zahlen am nächsten kam.[2]

Soziologie

In der Soziologie wird die Tatsache, dass subjektive Sichtweisen die Realität formen können, unter dem Stichwort des Thomas-Theorems behandelt.

Literatur

Weblinks

Fußnoten

  1. John Maynard Keynes: The General Theory of Employment, Interest and Money. London 1936, S.156
  2. Reinhard Selten & Rosemarie Nagel: Das Zahlenwahlspiel – Ergebnisse und Hintergrund. In: Spektrum der Wissenschaft. Februar 1998 (PDF)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • beauty contest — beauty ,contest noun count 1. ) beauty contest or beauty pageant a competition for women in which judges decide who are the most beautiful 2. ) AMERICAN MAINLY JOURNALISM a type of PRIMARY election in which people s votes have no real effect, but …   Usage of the words and phrases in modern English

  • beauty contest — n. 1. a competition in which women are rated on the basis of physical beauty, and often also talent, personality, etc.: also beauty pageant 2. a competition based on criteria that are shallow or unserious …   English World dictionary

  • beauty contest — beauty contests N COUNT A beauty contest is a competition in which young women are judged to decide which one is the most beautiful …   English dictionary

  • beauty contest — beauty .contest n a competition in which women are judged on how attractive they look …   Dictionary of contemporary English

  • Beauty contest — A beauty contest, or beauty pageant, is a competition based mainly, though not always entirely, on the physical beauty of its contestants, and often incorporating personality, talent demonstration, and question responses as judged criteria.… …   Wikipedia

  • beauty contest — n. 1) to hold, stage a beauty contest 2) to enter a beauty contest * * * [ bjuːtɪˌkɒntest] stage a beauty contest to enter a beauty contest to hold …   Combinatory dictionary

  • Beauty contest — Der von John Maynard Keynes entwickelte Schönheitswettbewerb, auch unter dem englischen Begriff Beauty Contest bekannt, ist ein ökonomisches Experiment innerhalb der Spieltheorie zur Untersuchung des menschlichen Entscheidungsverhaltens. Dabei… …   Deutsch Wikipedia

  • beauty contest — UK / US noun [countable] Word forms beauty contest : singular beauty contest plural beauty contests a competition for women in which judges decide who are the most beautiful …   English dictionary

  • beauty contest — beauty pageant, competition in which participants (usually female) are rated according to external beauty and sometimes personality and/or social aspirations (winners usually receive a prize of money and a trophy) …   English contemporary dictionary

  • beauty contest — 1. a competition in which the entrants, usually women, are judged as to physical beauty and sometimes personality and talent, with the winners awarded prizes or titles. 2. Informal. any contest, election, etc., that is decided on the basis of… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”