Weihnachtszwölfer

Weihnachtszwölfer

Epiphanias bzw. Epiphanie (griechisch Επιφάνια oder Επιφάνεια; επί „auf, oben“, φαίνω „ich zeige“, vgl. „Phänomen“) oder Erscheinung des Herrn ist der ursprüngliche und heute noch meist gebrauchte Name des am 6. Januar, dem historischen Weihnachtsdatum, begangenen christlichen Festes. Im Volksmund und in vielen Kalendern ist es auch als Dreikönigsfest, Dreikönigstag oder Theophanie (Θεοφάνια oder Θεοφάνεια „Erscheinen Gottes“), früher auch als „Groß-Neujahr“ oder „Hoch-Neujahr“ bekannt. In Österreich heißt dieser Tag auch Weihnachtszwölfer (zwölfter Tag nach dem 1. Weihnachtsfeiertag).

Das Fest wird bei den Westkirchen den sogenannten „drei Weisen aus dem Morgenland“ zugeordnet, in den Ostkirchen jedoch als Tag der Taufe Christi und Offenbarung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit begangen.

Da der 24. Dezember nach julianischem Kalender auf den 6. Januar nach gregorianischem Kalender fällt, taucht gelegentlich die falsche Behauptung auf, manche Orthodoxen Kirchen würden am 6. Januar Weihnachten bzw. Heiliger Abend feiern. Weihnachten ist aber auch dort am 25. Dezember. Der 25. Dezember des julianischen Kalenders, nach dem diese orthodoxen Kirchen die Kirchenfeste begehen, fällt jedoch im 20. und 21. Jahrhundert auf den 7. Januar des gregorianischen Kalenders. Die Armenische Apostolische Kirche hat den 6. Januar als Weihnachtsfest beibehalten. Da für die armenischen Christen im Heiligen Land weiterhin der julianische Kalender Gültigkeit besitzt, wird Weihnachten dort nach gregorianischem Kalender am 19. Januar begangen. Auf die Differenz zwischen den beiden Kalendern bezieht sich die Redewendung "zwischen den Jahren".

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Inhalte

Schon im hellenistischen Ägypten wurde in der Nacht vom 5. zum 6. Januar die Geburt des Sonnengottes Aion aus der Jungfrau Kore gefeiert. Am Tag des 6. Januar folgte das Schöpfen des heilbringenden Wassers aus dem Nil.[1]

Im antiken römischen Kaiserkult im hellenistischen Osten des Römischen Reiches formte sich ein Feiertag, der die göttliche Erscheinung des Divus als Teil des Zeremoniells beinhaltete.[2] Der Ritus wurde ebenfalls zu Beginn des Januars gefeiert[3] und basierte auf der Epiphanie Iulius Caesars, der beim Überschreiten des Rubikon am 10. Januar 49 v. Chr. vom Volk als Heiland und lebender Gott (wahrscheinlich Divus Iulius) begrüßt und angebetet wurde.[4] Grundsätzlich bedeutete die Epiphanie nichts anderes als der adventus, die Ankunft des römischen Herrschers und „seinen glückverheißenden Einzug in eine Stadt“.[5]

Spätestens im 2. Jahrhundert entstand in der Ostkirche das christliche Epiphanias- oder Theophaniefest,[6] das bis zum 4. Jahrhundert das alte Ritual des Kaiserkultes überlagert hatte.[7] Nach der konstantinischen Wende gingen einige Elemente des vorchristlichen Epiphaniaskultes, sofern sie sich auf Christus übertragen ließen, in die Liturgie ein. Die kaiserlichen Epiphanie-Riten hielten sich in Byzanz bis zum Untergang des oströmischen Reiches, allerdings immer eingeschränkter, da die Stellung der divinisierten Caesaren als römische Staatsgötter gegenüber der Rolle des lebenden Herrschers als Stellvertreter Christi zurückgedrängt wurde. Das ursprüngliche Datum der Epiphanie ist unbekannt. Die älteste sichere Quelle[8] nennt neben dem 20. Mai v. a. den 10. Januar, aber auch den heute gebräuchlichen 6. Tag des neuen Jahres.

Mit Erscheinung ist die menschliche Gegenwart Gottes in der Person Jesu Christi gemeint. Dabei gedachte man der Geburt Jesu mit der Verehrung durch die jüdischen Hirten, der Anbetung der Weisen (Matthäus 2), seinem kindlichen Wirken bis zu seiner Taufe im Jordan (Matthäus 3, 13–17) und seinem ersten Wunder bei der Hochzeit zu Kana (Johannes 2, 1–11). Die abendländische Kirche (Westkirche), die Jesu Geburt am 25. Dezember (Weihnachten) beging, übernahm später das Epiphanie-Fest, feiert jedoch statt der Geburt die „drei Wunder“ der Anbetung der Weisen, der Taufe im Jordan und der Hochzeit zu Kana. Die Perikopen, vor allem das Evangelium (Mt 2,1-12 EU), beziehen sich sämtlich auf die Anbetung der Weisen, so dass dieser Festinhalt heute naturgemäß im Vordergrund steht. Die Taufe im Jordan ist auch Festinhalt des Festes Taufe des Herrn (Sonntag nach Epiphanias), die Offenbarung bei der Hochzeit zu Kana ist im Lesejahr C Inhalt des zweiten Sonntags nach Epiphanias.

Es wird angenommen, dass die Epiphanie in der Westkirche erst nach der dortigen Einführung des Weihnachtsfestes am Festtag des Sol Invictus, also frühestens im 4. Jahrhundert liturgisch anerkannt wurde.

Die Ostkirche feiert seit der Einführung des 25. Dezembers als Weihnachten im Festkalender Epiphanias nur mehr die Taufe Jesu. Da ein Teil der Orthodoxie, v. a. Russland und Serbien, liturgisch am julianischen Kalender festhält, wird Weihnachten in den betroffenen Ländern derzeit am 7. Januar, Epiphanie am 19. Januar begangen.

Der 6. Januar wird in der katholischen Liturgie als Hochfest der Erscheinung des Herrn gefeiert. Auch der Kalender der evangelischen Kirche verzeichnet ihn (siehe Kirchenjahr). Bis zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils hatte Epiphanias zudem eine Oktav, die am 13. Januar endete.

Der 6. Januar ist ein staatlicher Feiertag in Österreich, Italien, Spanien, Finnland, Griechenland, Zypern, Rumänien, Litauen, Kroatien, Liechtenstein, Tschechien und der Slowakei. In Deutschland entscheiden die Bundesländer über die Einrichtung dieses Feiertages, der gegenwärtig lediglich in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen-Anhalt arbeitsfrei ist. Auch in der Schweiz ist die Feiertagsregelung Angelegenheit der Kantone, dort ist er in Schwyz, Tessin und Uri sowie in Teilen Graubündens gesetzlich anerkannt.

Brauchtum

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Jahresbeginn

Bis Papst Innozenz XII. im Jahr 1691 den Neujahrstag auf den 1. Januar festlegte, galt in weiten Teilen Europas der 6. Januar als Jahresbeginn. Dieser Termin markierte das Ende der winterlichen Erstarrung und zugleich den bevorstehenden Anbruch der Vegetationsperiode. Nach dem Volksglauben zogen sich die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit in der Nacht auf den 6. Januar wieder zurück, „die wilde Jagd“ begab sich am Ende der Rauhnächte zur Ruhe. In einigen Regionen Deutschlands – z. B. in Oberfranken – sind noch heute Bezeichnungen für den 6. Januar üblich, die daran erinnern:

  • Hochneujahr
  • „Öberster“ (Erster [Tag im Jahr])

Stärk’ antrinken

Das Stärk’ antrinken[9] (hochdeutsch „Stärke antrinken“) ist ein alter Brauch zu Beginn des neuen Jahres. Er findet am Vorabend des 6. Januar statt, der bis 1691 den Beginn des neuen Jahres markierte. Verbreitet ist der Brauch vor allem in Oberfranken und den angrenzenden Regionen. „Stärk’“ oder „Stärke“ steht dabei für Kraft und Gesundheit. Niemand weiß, was das neue Jahr mit sich bringt. Es ist deshalb Brauch, sich gegen alle möglichen Widrigkeiten zu wappnen. Dazu trinkt man sich im Kreise von Familie oder Freunden Kraft und Gesundheit – die „Stärk“ – an. Gefeiert wird oft in Gaststätten. Viele Brauereien unterstützen den Brauch mit einem speziellen Starkbier, das für das „Stärk’ antrinken“ besonders geeignet sein soll.

Heilige Drei Könige

Viele alte Bräuche wurden auf das Fest übertragen. Man reinigt z. B. an diesem Tag Wohnräume und Stallungen mit Weihrauch von bösen Wintergeistern. Im Volksbrauchtum des Westens wurde das Epiphaniasfest auf das Motiv der Heiligen Drei Könige, der Weisen aus dem Morgenland, reduziert. Bei den Krippen werden die Figuren am Dreikönigstag um die drei Weisen aus dem Morgenland ergänzt.

In alten Geschichts- und Märchenbüchern werden die drei Könige mit den alten Reichen (hier Persien, Arabien und Indien) verbunden. Ein Reisender sagte damals: Es gibt Wissen in Büchern aus Persien, Gewürze und Heilkräuter aus Arabien und Werkzeug, Metalle und Handarbeiten aus Indien. Mit Weihrauch, Myrrhe und Gold werden nach altem Brauch Instrumente gereinigt und Kranke geheilt. Die Könige verbinden die Lebzeiten der Menschen: der junge Mohr, der Araber im mittleren Alter und der alte König und Arzt aus Persien.

Sternsinger

Hauptartikel: Sternsinger

Segensbitte an einer Tür der Stadt Regen/Bayer. Wald

Basierend auf einem älteren Brauchtum gehen seit nunmehr 50 Jahren Gemeindemitglieder als Heilige Drei Könige gekleidet von Haus zu Haus. Meistens sind es Kinder und Jugendliche, die diese Aufgabe wahrnehmen; in katholischen Gegenden oft die Ministranten, Kommunionkinder oder andere Jugendliche der jeweiligen Kirchengemeinde, die nicht nur die Frohbotschaft des Evangeliums verkünden, sondern auch Spenden für benachteiligte Kinder sammeln. Den Menschen, die sie einlassen, singen die Sternsinger ein Lied und/oder sagen ein Gedicht bzw. ein Gebet auf. Dann schreiben sie an die Haustüren bzw. die Türbalken mit geweihter Kreide die traditionelle Segensbitte C+M+B mit der jeweiligen Jahreszahl.

Fastnacht

Im Bereich der schwäbisch-alemannischen Fasnet beginnt traditionell am Dreikönigstag die Fastnacht mit verschiedenen Bräuchen.

Wetterregeln

Für den Dreikönigstag gelten Wetterregeln:

  1. „Dreikönigsabend hell und klar, verspricht ein gutes Weinjahr.“
  2. „Ist bis Dreikönig kein Winter, folgt keiner dahinter.“

Dreikönigskuchen

In manchen Ländern gibt es auch den Brauch des Dreikönigskuchens: Hefegebäck in Form einer Krone.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Epiphanius von Salamis adversus haereses 51
  2. In der antiken römischen Reichsmetaphysik wurde zusätzlich für die Erscheinung des Herrn das Wort Evangelium verwendet, so z. B. wiedergegeben in einem Beschluss der griechischen Bürger der Reichsprovinz Asia: „Die Vorsehung […] hat in Fürsorge und Großmut unser Dasein mit dem höchsten Schmucke gekrönt, da sie Augustus […] uns sandte als Heiland […]. Die Epiphanie des Kaisers [Augustus] hat die Hoffnungen (und Gebete) der Vorzeit überschwenglich erfüllt. […] Für den Kosmos aber begann mit dem Geburtstag des Gottes (Augustus) die Reihe der Evangelienfeste, die ihm zu Ehren gefeiert werden.“ In Ethelbert Stauffer: Jerusalem und Rom im Zeitalter Jesu Christi (Bern 1957); vgl. auch Vespasians Epiphanie und Evangelienfest in Jos. Bell. 4, 10, 6, 618.
  3. Jedoch nicht ausschließlich, denn jeder divinisierte Kaiser hatte eigene Evangelienfeste und Epiphanieproklamationen, an denen seine Erscheinung gefeiert wurde.
  4. Manfred Clauss: Kaiser und Gott. Stuttgart/Leipzig 1999; vgl. auch die Epiphanie Caesars in Corfinium (Caesar: De Bello Civili. I.21).
  5. „Einleitung“ in Schott: Römisches Messbuch; adventus Caesaris in Aulus Hirtius: De Bello Gallico. (VIII.51).
  6. gr. epiphaneia tou kyriou, dt. „Erscheinung des Herrn“ (epiphanias ist der gr. Genitiv); weiterhin: theophania, dt. „Erscheinung Gottes“; andere in der Antike gebräuchliche Namen: (1) ta epiphania oder he epiphanios, sc. hemera (selten he epiphaneia; aber z. B. in Athanasius: he somatike epiphaneia); theophaneia (lat.: dies epiphaniarum, festivitas declarationis, manifestationis, apparitio, acceptio); (2) hemera ton photon (lat.: dies luminum, dies lavacri); (3) phagiphania, Bethphania etc.; (4) Festum trium regum u. a., z. B. denho im syro-aramäischen Christentum.
  7. Auch heute sind in einigen christlichen Volkstraditionen noch Reste des Kaiserkultes im Epiphaniasritual zu erkennen, z. B. die Bootsprozession während des zypriotischen Phota („Fest des Lichtes“), die wahrscheinlich die Überschreitung des Rubikon darstellt. Allgemein ist das Wasser – versinnbildlicht auch in der Taufe – ein wichtiges Element des Epiphaniasfestes geblieben. Auch in Westeuropa haben sich Teile des antiken römischen Festes, das in der Ausführung den Saturnalia nicht unähnlich war, im heutigen Befana-Fest (von Epiphania) in Rom gehalten. Der militärische Charakter der Erscheinung des Herrn aus vorchristlicher Zeit hat sich z. B. im sizilianischen Epiphaniefest gehalten (Besetzung der Kirche durch Priester in bewaffneter Begleitung).
  8. Clemens: Strom. I, XXI, 145. In: P.G., VIII, 888; vgl. Katholische Enzyklopädie. (1997–2007)
  9. Bericht der Tageszeitung „Frankenpost“ auf marlesreuth.de

Literatur

  • Friedhelm Mann, Hans-Christoph Schmid-Lauber: Epiphaniasfest I. Kirchengeschichtlich II. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie. 9 (1982), S. 762–770 (wiss. Überblick).

Weblinks


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