- Weisse Frau im Belchentunnel
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Der Belchentunnel ist ein 3180 Meter langer, zweiröhriger Strassentunnel der Autobahn A2 in der Schweiz. Er verbindet Eptingen im Kanton Basel-Landschaft mit Hägendorf im Kanton Solothurn und gehört zur wichtigen Nord-Süd-Verbindung von Deutschland-Basel nach Luzern-Italien bzw. Bern.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Bis vor dem Bau der Nationalstrasse A2 und des Tunnels führte der Verkehr von der Nordwestschweiz und Deutschland über Landstrassen und den Oberen- oder Unteren Hauenstein-Pass ins Mittelland (Schweiz). Als der Strassenverkehr immer mehr zunahm und sich an Spitzentagen bis zu 3500 Autos durch das Stadttor von Liestal zwängten, begann jahrelanges Planen und sorgfältige Untersuchungen der Geologen für eine Nationalstrasse durchs Arisdorfer- und Diegtertal und einen Tunnel unter dem Belchen hindurch. Im Februar 1960 wurde den Bauten schliesslich grünes Licht erteilt.
Bau
Zwischen 1963 und 1966 bearbeiteten die Bohrmaschinen den Jurafels. Sie gruben zwei Röhren von 40 Meter Abstand durch das Gebirge. Sieben Querstollen verbinden die beiden Fahrbahnen, von welchen drei Lüftungskamine an die Erdoberfläche führen. Das nördlich Portal ist auf 605 m ü. M., das südliche auf 610 m ü. M. und der Kulminationspunkt auf 618 m ü. M. Der erste Durchschlag erfolgte am 16. Oktober 1964 und am 8. Juni 1966 konnte der Tunnel dem Verkehr übergeben werden.
Erneuerung
Infolge des enormen Bergdruckes durch die wasserführenden Anhydrit (Calciumsulfat), Gips und Tonmineralienschichten wurden schon nach kurzer Zeit Abplatzungen und Verformungen an Tunnelwänden und an der Tunnelsohle sichtbar. Daher wurde der Tunnel während neun Monaten zweimal zur Baustelle. In den Jahren 2001 bis 2003 wurden für die Sanierungsarbeiten je eine Tunnelröhre gesperrt. Neben den Ausbesserungen wurde der Tunnel auch an die neuesten Sicherheitsanforderungen angepasst. Durch den Betrieb von nur einer Röhre mit Gegenverkehr kam es zeitweise zu starken Verkehrsbehinderungen und zu kilometerlangen Staus auf beiden Seiten des Tunnels.
Zukunft
Um Staus bei Sanierungs- und Unterhaltsarbeiten vorzubeugen und immer zwei Röhren mit je zwei Fahrspuren in Betrieb zu haben, wird eine dritte Röhre neben den zwei bestehenden in den Berg gegraben. Am 26. März 2003 genehmigte der Bundesrat und danach das Stimmvolk der beiden Kantone Basel-Landschaft und Solothurn das Projekt des Sanierungstunnels Belchen. So sollen zukünftig im Normalbetrieb die beiden äusseren Röhren befahren werden und die mittlere Röhre als Flucht- und Rettungsstollen bzw. als Fahrtunnel bei den jährlichen Unterhalts- und Wartungsarbeiten dienen.
Näheres zu den aktuellen Projekten am und im Tunnel Belchen kann man über die Tunnel- und Projekthomepage erfahren.
Daten
- Länge: 3180 m
- Bauzeit: 1. August 1963 bis 8. Juni 1966
- Sohlstollenvortrieb
- Vortrieb: ca. 60 Meter pro Monat
Die urbane Legende von der „Weissen Frau“
Im Januar 1981 kursierte die moderne Sage von der „Weissen Frau vom Bölchentunnel“ („Bölchen“ steht lokalmundartlich für Belchen), ein paranormales Ereignis und Rätsel, das bis heute ungelöst ist: Eine Geistererscheinung tauchte angeblich aus dem Nichts auf und sprach manchmal sogar – als solche noch unerkannt – ganz gewöhnlich zu den Autofahrern.
Die ersten schriftlichen Zeugnisse (Juni 1980) handeln von einem mitgenommenen Autostopper, der dann trotz hoher Geschwindigkeit plötzlich nicht mehr auf dem Rücksitz sitzt. Gegen Ende des Jahres tauchte dann die „Weisse Frau“ in oder vor dem Tunnel auf, z. T. ebenfalls autostoppend. Als der Blick dann am 6. Januar 1981 über die Erscheinungen berichtete, nahmen sich auch die anderen Medien der Geschichte an. Bezüglich des Phänomens gingen bei der Baselbieter Polizei viele Anrufe ein, Dutzende mussten protokolliert werden. Das „Bölchengespenst“ wurde während der Fasnacht 1981 zu einem beliebten Motiv. Auch die Oberbaselbieter Ländlerkapelle wie auch die Folklore-Choreographin Annelies Aenis verarbeiteten den Stoff. Danach flaute die Diskussion ab – bis 1983 im Buch Baselbieter Sagen über eine weitere befremdende Sichtung der „Weissen Frau“ berichtet wurde: Zwei Juristinnen liessen in Eptingen eine unauffällig gekleidete, unbeholfen und bleich wirkende Frau mittleren Alters zu sich einsteigen. Mitten im Tunnel habe die unbekannte Frau auf die Frage, ob es ihr besser gehe, geantwortet: „Nei, leider nid. Es goht gar nid guet. Es passiert öppis Schrecklichs, öppis ganz Furchtbars! (Nein, leider nicht. Es geht gar nicht gut. Es passiert etwas Schreckliches, etwas ganz Furchtbares!)” Als die beiden Frauen nach dieser Antwort nach hinten sehen, ist die Frau weg.
Eine psychologische Deutung, weshalb die Erscheinung so sehr beeindruckend ist, liegt im krassen Gegensatz zwischen dem kühlen beengenden Tunnel und der hilfsbedürftigen, verletzlichen Frau. Solche Erscheinungen sind jedoch nicht auf Tunnel beschränkt: In der überarbeiteten Ausgabe der Baselbieter Sagen werden ähnliche Basler Fälle mit anderem Handlungsort genannt: Das Burgfräulein auf der Heidegg, Die Jungfrau auf dem Ziegenbock oder Die graue Frau (Zunzgen). In Läufelfingen erzählt man von einer Frau in grünem Lodenmantel, im Kanton Bern von einem Mädchen in kurzer Lederjacke. Statt der weissen, grünen oder grauen Frau ist es anderswo im Kanton Basel-Landschaft (und in einem Einzelfall in Tenniken) auch ein schwarz gekleideter Mann: Dieser weissagt vor dem Verschwinden einen harten bevorstehenden Winter und ein Erdbeben. Die mysteriösen Anhalter/innen können sogar dann verschwinden, wenn das Auto nur vorne Türen hat.
In einer 1981 erschienenen Publikation in der Zeitschrift Schweizer Volkskunde wurden ähnlich lautende Phänomene beschrieben. Demnach sind solche „modernen Strassengeister“ noch in anderen Schweizer Orten und anderen Tunneln gesichtet worden, so im Luzernerland und im Toggenburg.
Weblinks
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