Wendat

Wendat
Flagge der Wyandot Nation

Die Wyandot (Eigenbezeichnung), auch Huronen oder Wendat genannt, ursprünglich eine Konföderation von fünf nordamerikanischen indigenen Ethnien der irokesischen Sprachfamilie. Heute umfasst der in Oklahoma und am Sankt-Lorenz-Strom beheimatete Stamm noch etwa 8000 Mitglieder. Er zählt zu den First Nations of Kanada, wie die Ureinwohner Kanadas genannt werden. Sie siedelten ursprünglich am Huronsee im Norden der heutigen Vereinigten Staaten beziehungsweise im Süden Kanada.

Inhaltsverzeichnis

Sprache

Die Sprache der Huronen wurde durch den katholischen Priester Pierre Potier Mitte des 18. Jahrhunderts eingehend untersucht. In seiner „Elementa Grammaticæ Huronicæ“ aus dem Jahre 1745 gibt er für die Namensbildung zwei Anhaltspunkte. Zum einen das Wort ahouénda, das sich auf ein Stück möglicherweise isoliertes Land bezieht, möglicherweise ein Insel und zum anderen aouenda das soviel bedeutet wie Stimme, Befehl, Sprache, Versprechen. Potier stellt fest das sich mit der Anfügung der Vorsilbe skaouendat sich eine Bedeutung im Sinne „die eine Stimme“ und gleichzeitig „die eine Insel ergibt“. Er hält diese Doppelbedeutung als mögliche Erklärung für die Entstehung des Eigennamens für wahrscheinlich.[1] Die Fremdbezeichnung „Huronen“ geht auf die französische Bezeichnung „La Hure“ für den Mittelkamm des Wildschweins zurück, an den der Irokesenschnitt der Wyandot die französischen Neuankömmlinge erinnerte.[2]

Geschichte

Ursprünglich waren sie Teil des irokesischen Volkes, trennten sich aber von diesen und verbündeten sich mit Algonkin-Völkern. Wie die Irokesen lebten sie in Langhäusern und betrieben Landwirtschaft. Bei Ankunft der Franzosen erlangten sie eine beherrschende Stellung im Fellhandel[3], was angesichts schwindender Ressourcen zum Konflikt mit den Irokesen führte, die mit England verbündet waren. Mitte des 17. Jahrhundert (1648 bis 1649) wurden sie durch Kämpfe mit den westlichen Irokesen, vor allem dem Stamm der Mohawk sowie durch von den Kolonialisten aus Europa eingeschleppte Seuchen fast vollständig aufgerieben.[4] Eine Gruppe siedelte sich um 1650 bei Québec an, wo sie noch heute die autonome Nation Wendake bilden. Ein Wyandot-Reservat besteht in Oklahoma, andere Gruppen von Überlebenden wurden von dem Volk der Seneca aufgenommen und gingen in deren Stamm auf.

Literarische Bedeutung der Wyandot

Die Wyandot sind durch die Lederstrumpf-Erzählungen von James Fenimore Cooper in die Literatur eingegangen. Dort werden sie als Furcht verbreitende, talentierte Krieger geschildert. Jedoch spielen diese Erzählungen im 18. Jahrhundert, während die Bedeutung der Wyandot schon im 17. Jahrhundert endete. Maßgeblich für Cooper war wohl, dass die Wyandot als Fidele de France, also als den Franzosen gegenüber als freundlich gesinnt galten. Johann Gottfried Seume beschreibt romantisierend in seinem Gedicht: „Die Gastfreundschaft des Huronen“ die um den Huronsee lebenden Wyandot und ihre Lebensweise.[5]

Tourismus

Heute verwenden die Kanadier gerne zu touristischen Zwecken den Begriff Huronia für das ehemalige Siedlungsgebiet der Wyandot. Neben der wiederaufgebauten jesuitischen Missionsstation Sainte Marie aux pays des Hurons die von 1639 bis 1649 existierte, kann im Reservat Wendake bei Québec ist eine nachgebaute historische Siedlung besichtigt werden.[6]

Einzelnachweise

  1. Pierre Potier: Elementa Grammaticæ Huronicæ. 1745. 
  2. Huron. In: Merriam-Webster's Online Dictionary. Merriam-Webster. Abgerufen am 18. August 2008. (en)
  3. Karl Schormann: Der Untergang der Huronen. Books on Demand Gmbh, September 2002, ISBN 3831142874, S. 55f.. 
  4. Karl Schormann: Der Untergang der Huronen. Books on Demand Gmbh, September 2002, ISBN 3831142874, S. 64f.. 
  5. Johann Gottfried Seume: Die Gastfreundschaft des Huronen. (http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=2606&kapitel=1#gb_found ; Stand: 18. August 2008; Verfügbar bei Projekt Gutenberg). 
  6. Historic Huron Village. In: Huron-Wendat, Quebec. Abgerufen am 18. August 2008. (en)

Literatur

  • Karl Schormann: Der Untergang der Huronen. Books on Demand Gmbh, September 2002, ISBN 3831142874

Siehe auch

Liste nordamerikanischer Indianerstämme

Weblinks


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