- Wenten (Magie)
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Apotropäisch (griech. αποτρόπαιος „abwehrend"“) nennt man Handlungen, im weiteren Sinn auch Objekte, die Dämonen austreiben oder Unheil abwenden sollen.
Apotropäische Handlungen basieren auf Geisterglauben, es sind Riten, die aus heidnischer Zeit in den Volksglauben übernommen und vielfach kulturell wie religiös überformt wurden. Sie werden bis in die Gegenwart durchgeführt, meist ohne das Wissen um ihre Herkunft. Die Verwendung bestimmter Dinge im Zusammenhang mit genau definierten Schutzfunktionen (zum Beispiel Haselnuss als Abwehr gegen Schlangenbiss) ergibt sich teilweise aus dem Gegenstand selbst; so ist ein Stein mit einem natürlichen Loch, der Geistern den Zutritt zum Viehstall verwehren soll, auf Grund seiner Form ein „anomales“ Objekt und damit quasi magisch: dem Zauber wird ein Gegenzauber entgegengestellt.
Die Überformung erfolgt einerseits in areligiösen Handlungen wie dem Tragen von Amuletten, Tätowierungen und bestimmten Kleidungsstücken (vor allem Kopfbedeckungen, zum Beispiel Baschlik und Tschador), andererseits in christlicher Deutung. Hierzu zählt neben dem christlichen Taufritual und anderen liturgischen Verwendungen von Weihwasser wie auch von Weihrauch die Praxis des mittelalterlichen Kirchenbaus, das Westwerk (die dem Osten, das heißt der Sonne und dem Leben abgewandte Seite) mit Darstellungen von Teufels- und Dämonenfratzen zu zieren. Auch der ursprünglich heidnische Brauch, die Geister des alten Jahres durch Krach und Feuer in der Neujahrsnacht (Silvester) zu vertreiben, gehört hierher. Generell wurzeln viele im Mittelalter entwickelte Glaubensvorstellungen in apotropäischen Handlungen: Die Verwendung von Heiligenbildern, Ikonen und Reliquien basiert auf der magischen Wirkung, die dem Objekt zugeschrieben wird.
Eine besondere Bedeutung besitzen apotropäische Handlungen im Zusammenhang mit dem Tod, da dies im Alltagsleben einen ungewollten Berührungspunkt mit dem Übersinnlichen schafft.
Siehe auch: Exorzismus, Apotropaion
Weblinks
- Rüdiger Schmitt: Apotropäische Handlung. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex). 2007ff., Zugriffsdatum: 4.9.2008.
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