Beer-Hofmann

Beer-Hofmann

Richard Beer-Hofmann (* 11. Juli 1866 in Wien; † 26. September 1945 in New York) war ein österreichischer Romancier, Dramatiker und Lyriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gedenktafel am Akademischen Gymnasium

Nach dem frühen Tod seiner Mutter wuchs er im Hause der Familie seiner Tante in Brünn und Wien auf, wo er das Akademische Gymnasium besuchte. In den 1880er Jahren nahm er ein Jurastudium in Wien auf, das er 1890 mit seiner Promotion beendete. Im gleichen Jahr lernte er die Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr und Arthur Schnitzler kennen, mit denen ihn eine lange Freundschaft verbinden sollte. Finanziell gut abgesichert, konnte er als freier Schriftsteller leben, ohne sich durch diese Tätigkeit seinen Lebensunterhalt sichern zu müssen. 1898 heiratete er Pauline Anna Lissy, genannt Paula; das Paar hatte drei Kinder, Mirjam, Naëmah und Gabriel.

1893 erschien der Band Novellen (Das Kind, Camelias), es folgten Gedichte, 1900 die Erzählung Der Tod Georgs und 1904 das Trauerspiel Der Graf von Charolais. Ab 1906 arbeitete Beer-Hofmann am Dramenzyklus Die Historie von König David, der jedoch unvollendet blieb. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflationszeit gezwungen, um Lohn zu arbeiten, war er in den 1920er Jahren bis 1932 als Regisseur, u. a. für Max Reinhardt tätig. In dieser Zeit äußerte er sich auch zur damals hochpolitisch geführten Diskussion um die nationale und auch sprachliche Eigenständigkeit der Österreicher. Zur einheitlichen norddeutsch geprägten Standardsprache meinte er etwa 1933:

"Wer in südlicherem, in österreichischem Land sitzt, wird, mit norddeutschem, ihm fremden Sprachgebrauch konfrontiert, entweder sich überzeugen lassen, daß der norddeutsche - nicht sein eigener Sprachgebrauch der richtige sei (...), oder er wird ihn zwar weiterhin (...) innerlich ablehnen, aber dennoch - sozusagen 'wider die Natur' . eingeschüchtert, mit schlechtem Gewissen, dem norddeutschen Sprachgebrauch sich fügen."[1]

Erst ein Jahr nach dem Anschluss Österreichs gelang Richard Beer-Hofmann am 19. August 1939 die Emigration, zunächst in die Schweiz (Zürich), danach nach New York. Hier gab er die Arbeit am König David auf und widmete sich ganz dem Erinnerungswerk an seine geliebte, am 30. Oktober 1939 in Zürich verstorbene Frau Paula. Im Jahr 1945 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er verstarb noch im selben Jahr.

Stilistisch ist das Werk Beer-Hofmanns am ehesten der literarischen Strömung des Jugendstils zuzurechnen.

Beer-Hofmann wurde mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Volksschillerpreis im Jahre 1905 in Deutschland und mit dem Preis des National Institute of Arts and Letters 1945 in den USA. Ein Jahr nach seinem Tod wurde in New York die Beer-Hofmann-Gesellschaft gegründet.

Werke

  • Novellen (1893)
  • Schlaflied für Mirjam (Gedicht. 1897)
  • Der Tod Georgs (Roman. 1900)
  • Der Graf von Charolais. Ein Trauerspiel (1904)
  • Gedenkrede auf Wolfgang Amadé Mozart (1906)
  • Trilogie Die Historie von König David (unvollendet)
    • Jaákobs Traum. Ein Vorspiel (1918)
    • Der junge David. Sieben Bilder (1933)
    • Vorspiel auf dem Theater zu König David (1936)
  • Verse (1941)
  • Paula. Ein Fragment (1949)

Literatur

  • Jeffrey B. Berlin: Notes on an Unpublished Letter: Brandes, Beer-Hofmann, Schnitzler; in: „Text & Kontext. Zeitschrift für germanistische Literaturforschung in Skandinavien“. Kopenhagen/München: Wilhelm Fink Verlag, 1982; S. 164-170.
  • Jeffrey B. Berlin: The Unpublished Letters of Richard Beer-Hofmann to Hermann Bahr (with the unpublished letters between Beer-Hofmann and Theodor Herzl); in: Mark H. Gelber (Hg.): Identity and Ethos: A Festschrift for Sol Liptzin on the Occasion of His 85th Birthday. New York/Bern/Frankfurt am Main: Peter Lang Verlag, 1986; S. 121-144.
  • Jeffrey B. Berlin: The Friendship and Unpublished Correspondence between Thornton Wilder and Richard Beer-Hofmann; in: „Germanisch-Romanische Monatsschrift“ NF, Bd. 40, Heft 3 (1990); S. 304-323.
  • Große Richard Beer-Hofmann-Ausgabe. 8 Bände, Herausgegeben von Günter Helmes, Michael M. Schardt und Andreas Thomasberger. Igel Verlag, Paderborn/Oldenburg 1993-2002.
  • Stefan Scherer: Richard Beer-Hofmann und die Wiener Moderne. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1993.
  • Daniel Hoh: Todeserfahrungen und Vitalisierungsstrategien im frühen Erzählwerk Richard Beer-Hofmanns. Oldenburg: Igel Verlag, 2006.
  • Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher. Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2008; ISBN 978-3-462-03962-7. (Zu Beer-Hofmann Seite 73-75)

Sonstiges

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dieter Langewiesche, Georg Schmidt, Stiftung Weimarer Klassik: Föderative Republik; Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000, ISBN 3486564544, Kapitel: Deutsch in Österreich im 18. bis 20. Jahrhundert, von Ingo Reiffenstein, Seite 303

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