Wetteraumuseum

Wetteraumuseum
Gebäudeansicht von Westen.

Das Wetterau-Museum in Friedberg, Hessen zeigt kulturgeschichtliche Exponate und archäologische Funde aus Friedberg und der Wetterau.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Museum befindet sich in Nachbarschaft zur Stadtkirche zwischen den Straßen Haagstraße und Schnurstraße (Eingang Haagstraße 16). Das Museum ist fußläufig vom Bahnhof Friedberg zu erreichen. Parkmöglichkeiten befinden sich unmittelbar westlich sowie im Parkhaus in der Alten Bahnhofstraße.

Im gleichen Gebäude ist auch der Kunstverein Friedberg mit Ausstellungsräumen vertreten sowie die Kreisarchäologie des Wetteraukreis.

Geschichte des Museums

Die Gründung des Wetterau-Museums fällt in die Zeit kurz vor 1900, eine Zeit, zu der in Friedberg zahlreiche Funde aus der Römerzeit entdeckt, sowie der Friedberger Geschichtsverein gegründet wurden. Der Standort wurde dabei anfangs mehrmals gewechselt (zunächst im Feldwebelbau des Großherzoglichen Schlosses auf der Burg Friedberg, seit 1901 in der Augustinerschule, 1905 Usagasse 38), bis das Museum 1913 an den heutigen Standort umzog. Wegen des Ersten Weltkriegs konnte das Museum jedoch erst am 16. Mai 1920 am neuen Standort eröffnet werden. Dort blieb es bestehen mit Ausnahme der Auslagerung der Bestände im Zweiten Weltkrieg. Auch der Name variierte in der Frühzeit noch leicht („historisches Museum der Stadt und der Wetterau“, „Wetterauer Museum“).

Das Museumsgebäude wurde 1882 zunächst für städtische Pferdeställe und eine Gewerbeschule erbaut.

Sammlung

Bronzezeitliches Grab aus Wölfersheim (BZ Stufe Wölfersheim).
Münzschatz aus Ober-Florstadt. 1136 Denare.

Das Wetteraumuseum dokumentiert mit seinen Exponaten das Leben der Menschen in Friedberg und der Wetterau von der Vorgeschichte bis ins 20. Jahrhundert. durch diese kulturgeschichtliche Ausrichtung liegt ein besonderer Schwerpunkt in der archäologischen Abteilung, welche einen großen Teil des Erdgeschosses einnimmt. Im 1. Stockwerk befinden sich vorwiegend mittelalterliche und neuzeitliche Objekte.

Die Wetterau in Vor- und Frühgeschichte

Durch die Fruchtbarkeit des Wetterauer Lösslehmbodens gehört sie zu einem bevorzugten Siedlungsraum und hat zahlreiche herausragende Fundstücke aus allen archäologisch relevanten Epochen hervorgebracht. Steinartefakte der Altsteinzeit gehören zu den ältesten bekannten Funden der Region. Mit dem Übergang zu Ackerbau und festen Wohnsitzen gibt es in der Wetterau zahlreiche Funde jungsteinzeitlicher Kulturen, die im Museum durch Keramik, Tonidole und Steinwerkzeuge repräsentiert sind.

Bestattungen mit teilweise reichen Beigaben geben Einblicke in die verschiedenen Kulturen und ihre Hinterlassenschaften. Darunter ist besonders das Inventar eines Frauengrabs zu nennen, das eponymer Fundort war für die Stufe Wölfersheim der Bronzezeit.

Ebenfalls durch zahlreiche Vitrinen mit Grabinventaren ist das Frühmittelalter vertreten, zunächst durch alamannische, seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. fränkische Funde.

Kelten in der Wetterau

Das Museum ist Anlaufpunkt der Keltenstraße. Eine 2002 neu gestaltete Abteilung zeigt anhand der regionalen Funde besonders Rekonstruktionen der Lebensbedingungen – Hausbau, Handwerkstechniken, Landwirtschaft, Handel, Ernährung bis hin zur Religion. Neben Funden und Rekonstruktionen ermöglichen Karten und Großfotos Einblicke in ein Jahrtausend keltischer Kultur.

Römerzeit am Wetteraulimes

Besonders zahlreich und qualitätvoll ist die römische Epoche vertreten. Anziehungspunkt ist dabei die Präsentation des Münzschatzes von Ober Florstadt, welcher aus 1136 Denaren besteht[1]. Einen seltenen Glücksfall für die Archäologie stellt das prächtige Grabinventar aus dem Gräberfeld einer Villa rustica bei Wölfersheim-Wohnbach dar.

Sehr zahlreich vertreten sind die Steindenkmäler aus römischer Zeit, darunter ein Mithrasrelief sowie zwei cautopates. Ebenfalls aus dem Friedberger Mithraeum stammen zwei Inschriften von beneficiarii consulares[2]. Vom Kastell Kapersburg sind zwei Steindenkmäler ausgestellt, ein Epona-Relief sowie die Bauinschrift vom horreum[3]. Vervollständigt wird die Steinsammlung von einem Leugenstein der Civitas Taunensium[4], welcher sich vor dem Treppenaufgang befindet.

Weitere Vitrinen zeigen Funde zu den Themen Handel und Handwerk, Schreiben und Lesen, Römische Küche und Soldatenleben am Limes. Eine Villa rustica ist als Modell nachgebildet.

„Glanzstücke“ zur Geschichte der Stadt und Burg Friedberg

Portraits Friedberger Burggrafen
Lanz-Dreschmaschine
Kolonialwarenladen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Wetteraumuseum Friedberg. Blick in die Elvis-Ausstellung.

Die Abteilung im Obergeschoss des Museums präsentiert die Geschichte der Reichsstadt Friedberg und der Reichsburg. Ein Modell zeigt eine der größten Burganlagen Deutschlands zusammen mit der Stadt. Drei historische Ansichten aus dem 16. Jahrhundert, davon eine über drei Meter breit, lassen die Reichsstadt im späten Mittelalter lebendig werden. Weitere Ausstellungsstücke gehören zur Stadtkirche sowie zur jüdischen Gemeinde in Friedberg, von der ein Ritualbad erhalten ist.

Ebenfalls in dieser Abteilung wird das sogenannte „Lutherschwert“ ausgestellt, das dem Reichsherold Kaspar Sturm zugeschrieben wurde[5]. Es ist jedoch aktuell (Stand Dezember 2008) wegen Ausstellungen im Lutherjahrzehnt häufig ausgeliehen.

Eher ungewöhnlich in dem historisch ausgerichteten Museum ist eine Sammlung von Kunstwerken des 20. Jahrhundert mit Werken von Hans Arp, Lucio Fontana, Herrmann Goepfert und Ernst Wilhelm Nay. Sie kamen mit dem Nachlass des Friedberger Lyrikers und Essayisten Fritz Usinger an das Museum und haben einen festen Platz im 1. OG.

Von der Sichel zur Dreschmaschine

Eine großräumige Ausstellung schließt im Erdgeschoss an die Vor- und Frühgeschichte an. Grund für den hohen Platzbedarf ist das Thema Zur Modernisierung und Mechanisierung der ländlichen Arbeitswelt in der Wetterau 1800-1959. Angefangen bei einfachen bäuerlichen Werkzeugen reicht die Palette der Ausstellungsstücke über eine Lanz-Dreschmaschine bis zu einem Lanz-Bulldog von 1927.

Kolonialwarenladen der Jahrhundertwende

Als Schenkung der Familie Steinhauer gelangte das Inventar des Friedberger Einzel- und Großhandelsgeschäfts der Familien Wagner und Steinhauer an das Museum. Es befindet sich im Ersten Stock mit dem Sortiment und der Präsentation um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ausgestellt. Das anfängliche (1792) Angebot an Waren des täglichen Bedarfs, Glas und Porzellan wurde später zu einem Einzel- und Großhandelsgeschäft ausgebaut, wobei eine Kaffeerösterei, Tabakgroßhandel und Handel mit Beleuchtungsartikeln hinzukam.

The Army Home of Elvis Presley

Im Anschluss an eine Sonderausstellung zum 25. Todestag 2002 wurde 2003 in die stadtgeschichtliche Ausstellung ein Teil zu dem wohl berühmtesten Gast Friedbergs, Elvis Presley, integriert. Presley war zwischen 1958 und 1960 als Soldat in den Ray Barracks in Friedberg stationiert, gewohnt hat er in Bad Nauheim. Die Ausstellung zeigt unter anderem Bilder von Elvis als Soldat, aus dem Friedberg der späten 50er Jahre sowie einige Originalobjekte.

Der Museumshof

Der Innenhof des Museums wird sowohl für museumspädagogische Veranstaltungen als auch zur Ausstellung von Steindenkmälern genutzt. Hier befindet sich u.a. eine barocke Statue des Heiligen Georg mit dem Drachen vom Georgsbrunnen in der Burg. Weiterhin sind mehrere Teile von anderen Friedberger Brunnen sowie frühneuzeitliche Grabplatten ausgestellt.

Einzelnachweise

  1. Zum Münzschatz siehe H. Schubert: Ein kaiserzeitlicher Denarfund aus dem Kastell von Ober-Florstadt. In: V. Rupp (Hrsg.), Archäologie der Wetterau (Friedberg 1991) S. 271-285 oder derselbe: Der Denarschatz von Ober-Florstadt. Ein römischer Münzschatz aus dem Kohortenkastell am östlichen Wetteraulimes Archäologische Denkmäler in Hessen 118 (Wiesbaden 1994).
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum: CIL 13, 7399,CIL 13, 7400
  3. CIL 13, 7441
  4. CIL 13, 9123
  5. Neuere Untersuchungen datieren das Schwert allerdings auf das späte 16. Jahrhundert. Siehe dazu Carl A. Hoffmann u.a. (Hrsg.): Als Frieden möglich war. 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden. Begleitband zur Ausstellung im Maximilianmuseum Augsburg. (Schnell und Steiner, Regensburg 2005) S. 311f. Kat. I.12.

Literatur

  • Johannes Kögler: Das Wetterau-Museum. Historisches Museum für Friedberg und die Wetterau. Herausgegeben vom Magistrat der Kreisstadt Friedberg (Hessen) (Friedberg 2007).
  • Museen in Hessen. Herausgegeben vom Hessischen Museumsverband, Kassel 1994 S. 165-167. ISBN 3-9800-508-8-2

Weblinks

  • Informationen (Öffnungszeiten, Kontakt) auf den Seiten der Stadt Friedberg (Menüpunkt „Kultur“)

50.3361218.755877Koordinaten: 50° 20′ 10″ N, 8° 45′ 21″ O


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