Whiskey-Klasse

Whiskey-Klasse
Daten
Herkunftsland UdSSR
Typ dieselelektrisches
Patrouillen-U-Boot
Erste Einheit fertiggestellt 1951
Technische Daten
Länge 76 m
Breite 6,3 m
Tiefgang 4,6 m
Verdrängung (aufgetaucht) 1080 t
Verdrängung (getaucht) 1350 t
Geschwindigkeit (über Wasser) 18,2 kn
Geschwindigkeit (unter Wasser) 13 kn
Reichweite 13.500 nm aufgetaucht
6000 nm getaucht
Max. Tauchtiefe 170 - 200 m
Besatzung 52 Mann
Antrieb 2 Dieselmotoren 37-D mit insgesamt 4000 PS
2 Elektromotoren PG-101 mit jeweils 1350 PS
2 Schrauben
Sensoren Aktivsonar Tamir-5
Passivsonar Feniks <bk> Nakat-ESM-System
NEL-3-Echolot
Bewaffnung 6 Torpedorohre 533 mm
1 x doppelläufige 57 mm Kanone SM-24 ZiF

1 x doppelläufige 25 mm Maschinenkanone Typ 2M-8

Bei der Whiskey-Klasse handelt es sich um die NATO-Bezeichnung für eine frühe Generation konventionell-angetriebener U-Boote, die in der Sowjetunion Projekt 613 genannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte des Projekts 613

Die Entwicklung begann am 15. August 1948 unter der Leitung von Ya. Ye. Yevgrafov, der 1950 von Z. A. Dyeribin abgelöst wurde. Das Boot wurde in Doppelhüllenbauweise ausgeführt und intern in 7 Abteilungen untergliedert.

Nach einer Neubewertung des Projekts in den 90er Jahren geht man heute davon aus, dass die Einheiten der Whiskey-Klasse das Minenlegen per Torpedorohr in der sowjetischen Marine "salonfähig" machten. Diese Fähigkeit trug dazu bei, dass spezielle U-Boot-Entwürfe, die nur Minenlegefähigkeit besitzen sollten - namentlich die Projekte 632 und 648 - noch in der Entwicklung verworfen wurden.

1944 wurde der erste sowjetische Torpedo, der PLT-3, der aus einem Rohr abgeschossen werden konnte, fertiggestellt. Jedoch wurde er nie eingeführt. Er sollte aus einem pneumatischen Torpedorohr abgefeuert werden, das in den 40ern für die aufgegebenen Projekte 97 und 608 entwickelt wurde. Der Nachfolger des PLT-3, die AMD-1000-Serie, umfasste auch die ersten sowjetischen Grundminen der Nachkriegszeit.

Dem Projekt 613 lag ein während des Krieges entwickelter Entwurf zu Grunde, der die alten Einheiten der Klassen S und Shch ersetzen sollte. Dieser wurde nun nach dem Krieg weiterentwickelt. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs fielen den sowjetischen Streitkräfte einige deutsche Kriegs-U-Boote der Klasse XXI in die Hände. Die Erfahrungen mit den XXI flossen nun in die Whiskey-Klasse ein.

Im Vergleich zu den alten Vorkriegs-Einheiten der sowjetischen Marine umfasste der Entwurf 613 folgende Verbesserungen:

  • Radaranlage Flag
  • Sonaranlagen Tamir-5L und Mars-24KIG in einer neuen Anordnung am Bug
  • gesteigerte Tauchzeit im Vergleich zur S-Klasse (200 statt 72 Stunden)
  • verbesserte Luftaufbereitung und Filterung
  • zwei E-Maschinen pro Welle; eine für Marschfahrt und eine für Schleichfahrt (per Keilriemen auf die Welle geschaltet)
  • die Diesel wurden lärmgedämpft montiert.

Einige Einheiten wurden auf den Typ V (neues Sonar und gesteigerte See-Ausdauer), den Typ T (vergrößerte Tauchtiefe), den Typ S (Rettungs-U-Boot für den Marine See-Not-Rettungsdienst) oder den Typ RV (Testplattform für neue Torpedos) umgerüstet.

1957 wurde die S-146 in Gorkiy mit einer P-5-Rakete ausgestattet. Dieses Boot wurde als Whiskey Single Cylinder bezeichnet. 1962 fanden mit ihm Tests zur "Bestimmung der Auswirkungen von Unterwasser-Explosionen" statt.

Eine Weiterentwicklung des Typs 613 war der Typ 644. Dieser wurde von der NATO als Whiskey Twin Cylinder bezeichnet und vom TsKB-18 entwickelt. Diese Einheiten verfügten über zwei Starter für Marschflugkörper. Folgende Einheiten wurden ab 1959 umgerüstet: S-44, S-46, S-69, S-80, S-158 und S-162. S-80 sank am 27. Januar 1961 und wurde am 27. Juli 1969 gehoben. S-162 führte als Testboot des Typs 644D Startversuche mit der P-5D Rakete durch. Zwischen 1962 und 1964 rüstete man S-158 auf den Standard Typ 644-7 um und führte Tests mit der P-7 Rakete durch.

Projekt 665 wurde von TsKB-112 unter Leitung von Leont'yev mit vier Startbehältern versehen. Bezeichnet als Whiskey Long Bin wurden folgende Boote zwischen 1958 und 1962 umgebaut: S-61, S-64, S-142, S-152, S-155, S-164.

  • Verdrängung: 1490 t
  • Dimensionen: 85 x 6,7 m
  • Geschwindigkeit (aufgetaucht/getaucht): 14,5 kn / 11 kn
  • Torpedorohre: 4 im Bug
  • neues Navigationssystem Syevyer-N665

Das Projekt 613AD war eine Test-Plattform für den Flugkörper Ametyst, der getaucht abgefeuert werden konnte.

S-65 wurde zur Testplattform für die ballistische R-21 ( D-4 bzw SS-N-5) Rakete umfunktioniert (Projekt 613D-4). Zwischen 1957 und 1958 wurden mehrere Tests der R-11 Rakete von S-229 durchgeführt (Projekt 613 RV). S-72 wurde mit zwei Ametyst Raketen ausgestattet (Projekt 513AD).

S-144 testete den T-5 Torpedo mit Nuklearsprengkopf vor Novaya Zemlya.

Unter der Federführung von Ya. Ye. Yevgrafov entwickelte man den Typ 613 zum Typ 640 weiter. Dieser wird als Whiskey Canvas Bag bezeichnet. Sie sollten als schwimmende Radarstationen fungieren. Ab 1961 wurden die Boote S-62, S-73, S-149 und S-151 umgebaut.

  • Verdrängung: 1062 t
  • Dimensionen: 76 x 6,3 x 5,1 m
  • Torpedorohre: 4
  • Kasatka Radar
  • Seegangsstabilisierung bis Seegang 7

S-384 testete neue Batterien (Projekt 613TS), S-296 (Projekt KATRAN) einen außenluftunabhängigen Antrieb (elektro-chemischer Generator mit getrennten Treibstoffbehältern). S-148 wurde ein Aufklärungsboot (NES) mit dem Namen Severyanka (14. Dezember 1958). S-63 wurde umgebaut, um Taucher zu tragen (Projekt 666)


Zu einem internationalen Eklat kam es im Oktober 1981, als das mit Nukleartorpedos bewaffnete sowjetische U-Boot С-363 (S-363) vor dem schwedischen Marinehafen Karlskrona auf eine Schäre lief.[1] Die Besatzung gab das Boot gegenüber den Schweden jedoch als "S-137" aus.[2] Die sowjetische Führung bestritt anschließend einen Spionageeinsatz gegen das neutrale Schweden und führte den Zwischenfall auf einen „Navigationsfehler“ zurück. Der Ausfall elektronischer Navigationsinstrumente war durch den sowjetischen Kommandanten Pjotr Gustschin bestätigt worden. Im ZDF-Bericht "Der geheime Krieg der U-Boote" vom 20. November 2005 aus der Serie History" wurde aufgrund der Recherchen des UPI Korrespondenten Richard Sale der Verdacht geäussert, der Ausfall der Navigationsgeräte könnte durch US-amerikanische Störsignale verursacht worden sein.

Verbleib der Einheiten

  • Insgesamt in der UdSSR gebaut: 215
  • Insgesamt in China gebaut (1956 bis 1964): 21
  • Beim Abzug der Sowjets an Albanien übergeben (1960): S-241, S-358, S-360
  • an Bulgarien: S-244, S-245
  • an Ägypten: S-175, S-180, S-182, S-184, S-193, S-226, S-227, S-228, S-280, S-380
  • an Dänemark: S-359 (Museumsschiff)
  • an Indonesien: S-79, S-91, S-218, S-219, S-223, S-225, S-235, S-236, S-239, S-290, S-292, S-391
  • an Korea: S-75, S-90, S-325, S-326 (alle 1966); S-328 im Jahr 1988
  • an Polen: S-265, S-278, S-279, S-355 (siehe: Orzeł-Klasse)
  • an Syrien: S-167, S-171, S-183
  • alle Baupläne 1954 an China

S-73 1978 ausgemustert. S-45 zu Testzwecken versenkt (Testreihen von 1958 bis 1960). S-178 nach Kollision gesunken (21. Oktober 1981).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1]atrinaflot, Проект 613, russisch, gesichtet 17.11.2008
  2. [2]"Whiskey On The Rocks", Englisch, gesichtet am 17. November 2008

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