Wideröe

Wideröe

Rolf Wideröe (* 11. Juli 1902 in Oslo, Norwegen; † 11. Oktober 1996 in Nussbaumen, Schweiz) war ein norwegischer Ingenieur und Wissenschaftler. Seine herausragenden Leistungen lagen in der Entwicklung von Teilchenbeschleunigern. Er konstruierte als erster einen mit einer wechselnden Hochfrequenzspannung betriebenen Linearbeschleuniger, wie er von Gustav Ising vorgeschlagen wurde. Zudem entwickelte er das Betatron, bei dem die Beschleunigung nach dem Induktionsgesetz über ein zeitlich veränderliches Magnetfeld erfolgt. Auch die Idee des Speicherringes stammt von ihm.

Leben

Wideröe wurde in Oslo geboren, wo er 1920 sein Abitur machte. Im selben Jahr begann er an der TH Karlsruhe das Studium der Elektrotechnik. Bereits in seinem fünften Studiensemester entwarf er erste Pläne für das Betatron, von ihm als Strahlentransformator bezeichnet. 1924 beendete er sein Studium als Diplom-Ingenieur. Kurzzeitig kehrte er nach Norwegen zurück, wo er in einer Lokomotivwerkstatt der Norwegischen Staatsbahnen arbeitete und seinen 72tägigen Militärdienst ableistete. Im Juni 1926 begann er, nachdem der Vorschlag in Karlsruhe abgelehnt wurde, an der RWTH Aachen mit der Entwicklung des Betatrons. Da die Konstruktion zunächst scheiterte, wandte er sich dem Bau eines Linearbeschleunigers mit Driftröhren nach dem Vorschlag von Gustav Ising zu, was auch Thema seiner Dissertation wurde. Im Jahr 1928 zog er nach Berlin und beginnt während seiner Arbeit bei AEG, Distanzrelais zu entwickeln. In dieser Zeit meldete er in Deutschland und den USA zahlreiche Patente an. Wegen der drohenden Machtergreifung Hitlers kehrte er Ende 1932 nach Norwegen zurück.

In Norwegen arbeitete er für N. Jacobsens Elektrische Werkstatt (NJEV), wo er mit der Produktion seiner zuvor in Berlin entwickelten Distanzrelais beginnt. Ab Juni des Jahres 1940 arbeitete er für Norsk elektrisk og Brown Boveri (NEBB). Sein Bruder Viggo, ein Pilot, wurde 1942 als „Fluchthelfer“ in Rendsburg inhaftiert. Drei Jahre später erhielt Rolf Wideröe von der deutschen Luftwaffe das Angebot, in Hamburg ein Betatron für das Reichsluftfahrtministerium (RLM) zu entwickeln. In der Hoffnung, seinen Bruder so aus der deutschen Gefangenschaft befreien zu können, sagte er zu.

Während seiner Zeit in Hamburg bei der Firma C. H. F. Müller in Hamburg reichte er sein Patent für den Speicherring in Deutschland ein. Im Sommer 1944 wurde in Hamburg zum ersten Mal sein Betatron mit einer Energie von 15 MeV in Betrieb genommen. Widerröe arbeitete dabei mit Bruno Touschek zusammen. Geldgeber für die Konstruktion war das RLM, dessen Interesse an einem solchen Beschleuniger mutmaßlich darin bestand, ihn irgendwann als „Todesstrahlen“-Waffe einsetzen zu können. Wideröe war sich jedoch mit Werner Heisenberg darüber einig, dass ein solcher Einsatz nichts taugt.

Nach Kriegsende wurde das Betatron nach Großbritannien gebracht, wo es nach einigen Jahren vermutlich verschrottet wurde. Wideröe selbst gerät wegen Kollaborationsverdachts für kurze Zeit in Norwegen in Gefangenschaft. Es wurde gemutmaßt, dass er sich an der Entwicklung der V2-Rakete beteiligt habe. Eine Untersuchungskommission stellte jedoch fest, dass dieser Vorwurf nicht haltbar war. Für längere Zeit hatte er keinen Pass. Er entwickelte die Theorie des Synchrotrons.

Im Frühjahr 1946 wurde ihm jedoch ein provisorischer Pass ausgestellt, der es ihm ermöglicht, bei Brown, Boveri & Cie (BBC) in Baden in der Schweiz zu arbeiten. Ab 1946 beginnt er dort mit dem Bau von Betatrons für medizinische Zwecke, wovon bis 1986 78 Stück produziert wurden. Das erste dieser BBC-Betatrons wurde im Kantonsspital Zürich installiert, wo es zur Bestrahlung Krebskranker Patienten diente.

Im Mai 1952 erfolgte die Ernennung Wideröes zum Berater des neu gegründeten CERN, im Winter 1953 hielt er seine Antrittsvorlesung als Privatdozent an der ETH Zürich, wo er 1962 zum Titularprofessor ernannt wurde. Zudem erhält er den Titel „Dr. h. c.“ von der RWTH Aachen und „Dr. med. ehrenhalber“ von der Universität Zürich. Von 1959 bis 1963 war er als Berater für das DESY tätig. Für seine Verdienste erhielt er 1969 die Röntgen-Plakette der Stadt Remscheid. Wideröe verstarb in Nussbaumen (Aargau) im Alter von 94 Jahren.

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