Wiggler (Synchrotron)

Wiggler (Synchrotron)
Schemaskizze eines Undulators

Ein Undulator (to undulate = sich schlängeln, wellenförmig bewegen) oder Wiggler (englisch: to wiggle = wackeln) ist ein technisches Gerät zur Erzeugung von Synchrotronstrahlung. Es wird als so genanntes Insertion device in Teilchenbeschleunigern eingesetzt.

Funktionsweise

Bei einem Wiggler oder Undulator handelt es sich um eine lineare Folge von Dipolmagneten, die in abwechselnder Nord-Süd-Ausrichtung hintereinander geschaltet sind. Wird ein Teilchen etwa durch ein Magnetfeld abgelenkt, so bedeutet dies physikalisch gleichzeitig, dass es eine Beschleunigung erfährt. Ein leichtes elektrisch geladenes Teilchen (Elektron oder Positron) gibt dann elektromagnetische Strahlung ab, die man, sofern das Teilchen sich fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, als Synchrotronstrahlung bezeichnet.

Durch die spezielle Magnetanordnung in einem Wiggler oder Undulator wird ein durch sie hindurchfliegendes Teilchen auf eine periodische, meist sinusförmige Bahn gezwungen. Das so beschleunigte Teilchen erzeugt nun Synchrotronstrahlung in seiner durchschnittlichen Flugrichtung.

Die Eigenschaften der erzeugten Strahlung hängen stark von der Länge der einzelnen Magnete, der Stärke des Magnetfeldes und der Geschwindigkeit, Ladung und Masse des Teilchens ab.

Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Bauarten für Wiggler und Undulatoren:

  • Elektromagnetische Bauweise, bei der entweder ein gemeinsames Eisenjoch von verschiedenen normalleitenden Spulen umschlossen wird (B = 2 T), oder supraleitende Stromspulen schalenförmig angeordnet werden (B > 2 T bis etwa 12 T), so dass sie das alternierende Dipolfeld bilden
  • Permanentmagneten (B = 0,8–1,0 T)
  • Hybrid-Magneten, hier werden die Magnetfelder mehrerer Permanentmagnete durch ein metallisches Joch geführt, man erreicht dadurch eine höhere Feldstärke als mit Permanentmagneten allein. (B>2 T)

Unterschied von Wiggler und Undulator

Wiggler (Synchrotron) unterscheiden sich von Undulatoren durch die Art der abgegebenen Synchrotronstrahlung.

Im Wiggler werden die Teilchen sehr stark ausgelenkt, um hohe Photonenenergie zu erreichen. Hierzu werden stärkere Magneten verwendet als in Undulatoren, die Magnete beim Wiggler sind typischerweise in der Anordnung eines Halbach-Arrays gebaut. Die erzeugten Strahlungskeulen haben aufgrund der hohen Auslenkung einen großen Winkel zur Achse des Wigglers und überlagern sich dadurch nicht. Als Folge können die verschiedenen Strahlungskeulen nicht miteinander interferieren und das Spektrum der erzeugten Strahlung ist relativ breit.

Beim Undulator ist die Elektronenbahn so gewählt, dass es zur Interferenz aller Strahlungskeulen kommt. Dies wird durch eine kleine Auslenkung der Elektronenbahn erreicht. Das führt zu kleinerer Photonenenergie, aber auch zu einem scharfen Spektrum und höherer Brillanz. Auch ist der Öffnungswinkel der erzeugten Strahlung kleiner.

Die Intensität ist bei beiden Bauarten proportional zur Anzahl der Auslenkperioden und der Anzahl der Elektronen im emittierenden Elektronenpaket.

Den Übergang vom Undulator zum Wiggler beschreibt der dimensionslose Undulatorparameter:

K=\frac{e B \lambda_u}{2 \pi m c},

hierbei ist e die Elementarladung, B die Magnetfeldstärke, λu die Undulatorperiode, m die Elektronenmasse und c die Lichtgeschwindigkeit. Die Undulatorperiode ist die Strecke, nach der das Magnetfeld wieder seinen ursprünglichen Wert annimmt. K beschreibt die Stärke der Auslenkung der Elektronen. Gilt K < 1, ist die Auslenkung klein, die erzeugten Lichtkegel überlagern sich und man spricht von einem Undulator.

Ist jedoch K > 1, wie es in einem Wiggler der Fall ist, wird die Bewegung der Elektronen größer und die Lichtkegel überlagern sich nicht mehr. Die Folge ist, dass ein breiteres Spektrum entsteht.

Um in einem Undulator die gleiche Photonenenergie zu erzeugen wie in einem Wiggler, müssen die Elektronenpakete auf eine höhere Energie beschleunigt werden. Man nimmt diesen Mehraufwand in Kauf, da die emittierte Strahlung eine wesentlich höhere Brillanz und ein schmaleres Spektrum aufweist. In modernen Synchrotronstrahlungsquellen der dritten und vierten Generation kommen nur Undulatoren zum Einsatz.

Die Länge eines Undulators beträgt in der Regel wenige Meter. Dehnt man die Länge auf mehrere 10 Meter oder gar mehrere 100 Meter aus, so kann die entstehende Strahlung auf der nun längeren Strecke mit dem Elektronenpaket wechselwirken und man erreicht auf diese Weise eine besondere Mikrostrukturierung im Paket. Ist dies der Fall, so spricht man von einem Freie-Elektronen-Laser. Bei ihm steigt die Brillanz und die Intensität dramatisch. Die Intensität ist nun proportional zum Quadrat der Anzahl der im Paket enthaltenen Elektronen.


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