- Wihitsch
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Bihać
БихаћBasisdaten Staat: Bosnien und Herzegowina Entität: Föderation Kanton: Una-Sana Koordinaten: 44° 49′ N, 15° 52′ O44.81241111111115.866488888889Koordinaten: 44° 48′ 45″ N, 15° 51′ 59″ O Fläche: 900 km² Einwohner: 61.035 (2007) Bevölkerungsdichte: 68 Einwohner je km² Telefonvorwahl: +387 (0) 37 Postleitzahl: 77000 Struktur und Verwaltung Bürgermeister: Hamdija Lipovača (SDP) Webpräsenz: Bihać (deutsch veraltet Wihitsch, Wihitz oder Wihatsch) ist eine Stadt im äußersten Nordwesten der Föderation Bosnien und Herzegowina, einer von zwei Entitäten in der Republik Bosnien und Herzegowina. Sie liegt nahe der Grenze zu Kroatien am Fluss Una. Es ist Hauptstadt des Kantons Una-Sana. Die Gemeinde Bihać, die neben der eigentlichen Stadt auch das nähere Umland umfasst, hat 60.000 Einwohner. Mehr als 90% der Einwohner sind Bosniaken. Im Gegensatz zu anderen Städten konnte man Bihać im Bosnienkrieg sehr gut verteidigen und somit größtenteils vor Zerstörungen bewahren.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Stadt liegt im Tal der Una, welches sich hier zu einem breiten Talkessel ausdehnt. Ober- und unterhalb des Stadtgebietes verläuft der Fluss dagegen durch enge Schluchten. Südöstlich von Bihać erheben sich die Berge des Grmeč-Gebirges bis auf über 1100 m, im Westen verläuft die kroatische Grenze auf dem Bergzug der Plješevica, deren höchster Gipfel (1649 m) Bihać überragt.
Das Gemeindegebiet setzt sich von Bihać aus noch etwa 40 km in südlicher Richtung schlauchförmig entlang der kroatischen Grenze bis hinter Kulen Vakuf fort.
Klima
Das Klima in Bihać ist feucht-gemäßigt und mitteleuropäisch geprägt. Die Sommer sind warm und trocken, die Winter kalt mit reichlich Niederschlägen. Die Durchschnittstemperatur im Januar ist 0,4° C, im Juli 21° C. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 10,6 °C; der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt 1308 mm. Die tiefste jemals gemessene Temperatur lag bei -24,8 °C (am 24. Januar 1963), die höchste bei 38,6 °C (am 28. Juli 1983)[1].
Geschichte
Frühgeschichte
Das Unatal scheint schon in vorgeschichtlicher Zeit besonders wichtig gewesen zu sein. Bei Ripač, etwa 10 km südöstlich von Bihać, wurden ausgedehnte Pfahlbauten gefunden, deren Beginn in die Bronzezeit reicht. Etwas näher bei Bihać, bei Jezerine, wurde ein großes Gräberfeld der La-Tène-Periode mit zahlreichen Urnen und wertvollen Beigaben entdeckt, ein anderes in Ribić, einem Vorort von Bihać.[2]
Bis 1918
Die Stadt wurde erstmals 1260 in einem Dokument des ungarisch-kroatischen Königs Béla IV. erwähnt, wo sie als Eigentum des Zisterzienser-Klosters von Topusko bezeichnet wird. Die Stadt hieß in lateinischen Urkunden Castrum bichiciense, in deutschen Wihitsch. Im Mittelalter war Bihać Sitz der kroatisch-ungarischen Könige. König Béla IV. ließ die Stadt im 13. Jahrhundert mit einem Mauerring umgeben, an dessen Stelle heute die Ringstraße verläuft. 1540 wurde Wihitsch dem Herzogtum Krain einverleibt (vermutlich darum heute noch der Name Krajina als Bezeichnung für die Region).[3] 1592 wurde die Stadt von den Osmanen erobert und wurde Teil des Paschaluks Bosnien, dessen Geschichte es seitdem teilte. Als osmanische Festung nahe der Grenze zur österreichischen Militärgrenze wurde Bihać in den Türkenkriegen mehr als 63 Mal von den österreichischen Armeen belagert, doch nie eingenommen. Bihać galt damals aufgrund seiner hohen und starken Mauern als uneinnehmbar.
Infolge des Berliner Vertrags fiel 1878 die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Stadt zusammen mit Bosnien-Herzegowina unter die Verwaltung Österreich-Ungarns. [4] Aber erst im September 1878 wurde Bihać von österreichisch-ungarischen Truppen unter General Reinländer gegen heftigen Widerstand eingenommen. Ab 1888 wurden die Befestigungsmauern bis auf wenige Reste abgebaut[5].
1918 bis 1990
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem daraus folgenden Zerfall von Österreich-Ungarn gehörte die Stadt zum neu gegründeten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das 1929 in Königreich Jugoslawien umbenannt wurde. Hier wurde Bihać Kreisstadt in der Banschaft von Vrbas.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Bihać am 13. April 1941 von deutschen Truppen überfallen und anschließend Teil des mit Deutschland verbundenen Vasallenstaats Unabhängiger Staat Kroatien. Bereits wenige Tage nach dem Überfall formierte sich in der Stadt und deren Umgebung der Widerstand gegen die Besatzung, der im April 1942 in der Übernahme der Stadt durch die Partisanen und der Ausrufung der Bihaćer Republik gipfelte. Am 26. und 27. November 1942 fand hier die erste Sitzung des Antifaschistischen Rats der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (AVNOJ) statt, der die Basis für die spätere jugoslawische Regierung unter Tito bildete. Am 29. Januar 1943 gelang es den deutschen Truppen, die Stadt wieder einzunehmen. Sie blieb bis zu ihrer Befreiung durch die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee am 28. März 1945 unter deutscher Besatzung.
Während der Zeit des sozialistischen Jugoslawiens gehörte Bihać als Kreisstadt zur innerhalb Jugoslawiens neu gebildeten Sozialistischen Republik Bosnien und Herzegowina und entwickelte sich zum wirtschaftlichen und Verwaltungszentrum in Nordwestbosnien.
Ab 1990
Im Bosnienkrieg bildete das Gebiet um Bihać 1992 bis 1995 eine von serbischen Milizen (aus der Republika Srpska auf der einen und aus der so genannten Republik Serbische Krajina auf der anderen Seite) umzingelte Enklave, die sich über die gesamte Länge des Krieges in bosniakischer Hand befand und zur UN-Schutzzone erklärt wurde.
Zeitweise wurde von Verantwortlichen um den früheren Agrokomerc-Direktors Fikret Abdić aus dem nördlich der Stadt gelegenen Gebiet ein Sonderfrieden mit den Belagerern vereinbart. Dies wurde jedoch von der Führung des bosniakischen Armeekorps in Bihać abgelehnt, was zeitweilig zu Kämpfen zwischen bosniakischen Truppen führte.
Im Sommer 1995 verschärfte sich die Lage der Enklave Bihać dramatisch. Laut damaligen Schätzungen der UNO drängten sich rund 150.000 Flüchtlinge in der Enklave, die nun verstärkt unter serbischem Artilleriebeschuss lag und die Serben ihre Stellungen in die Enklave vorantrieben. Auch internationale Beobachter rechneten im Juli 1995 bereits für Bihać mit der gleichen humanitären Katastrophe, wie sich diese beinahe zur selben Zeit in Srebrenica ereignet hatte, als serbische Truppen unter General Ratko Mladić die eigentliche UNO-Schutzzone eroberten und anschließend das Massaker von Srebrenica verübten.
Am 4. August 1995 begann die kroatische Armee in einer groß angelegten Militäroffensive (Militäroperation Oluja) mit der Rückeroberung der serbisch besetzten Gebiete in Kroatien. Diese Operation dauerte vier Tage; die gesamte so genannte Republik Serbische Krajina wurde wieder in kroatisches Hoheitsgebiet integriert. Die drohende Gefahr für die bisherige Enklave Bihać war durch diese kroatische Offensive in "letzter Minute" abgewendet. Gleichzeitig, wohl in koordinierter Militäroperation, kämpften kroatische und bosnische Einheiten auch in Westbosnien erfolgreich gegen die Serben, die sich immer stärker in die Defensive gedrängt sahen. In wenigen Wochen war ganz Westbosnien wieder in der Hand der bosnisch-kroatischen Föderation, das bosnische Kernland konnte fortan wieder mit dem Gebiet Bihać verbunden werden.
Stadtgliederung
Nord:
- Bakšaiš
- Hatinac
Ost:
- Gornje Prekounje
- Donje Prekounje
- Brklja
- Cavkići
Süd:
- Luke
West:
- Ceravci
- Ozimice I
- Ozimice II
- Repušine
Zentrum:
- Altstadt/Zentrum
Bevölkerung
Bei der Volkszählung von 1991 hatte die Gemeinde Bihać 70.732 Einwohner. Davon bezeichneten sich 46.737 als Bosniaken (66,07 %), 12.689 als Serben (17,93 %) und 5.580 als Kroaten (7,88 %). Weitere 8 % gaben an, entweder Jugoslawen oder anderer Nationalität zu sein bzw. machten keine Angaben.
Seit dem Bosnienkrieg besteht die Bevölkerung fast ausschließlich aus Bosniaken.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die sehenswerte Altstadt von Bihać befindet sich auf dem linken Ufer der Una und wurde auf einem Hügel erbaut, der die Talebene der Una überblickt.
Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die Kirche des hl. Antonius, von der seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch der Kirchturm und einige Grundmauern des Kirchenschiffs erhalten sind. Der Antonius-Kirchturm - von den Einwohnern auch einfach als Bihaćka kula („Bihaćer Turm“) bezeichnet - ist jenes Bauwerk der Altstadt, welches die Stadtsilhouette beherrscht.
Unmittelbar neben dem Kirchturm befindet sich am südlichen Ausgang der Altstadt der Kapitänsturm, ein trutziges Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtbefestigung, in dem heutzutage ein Museum zur Stadtgeschichte untergebracht ist. Im südlichen Teil der Altstadt sind zudem die alten Stadtmauern erhalten.
Nördlich der Altstadt befindet sich auch die Fethija-Moschee, ursprünglich eine gotische Kirche, die 1592 zu einer Moschee umgebaut wurde.[6]
Bildungseinrichtungen
Bihać ist Sitz der Universität Bihać.
Regelmäßige Veranstaltungen
Seit 1998 im Juni findet jährlich das Theaterfestival Bihaćko ljeto („Bihaćer Sommer“) statt. Im Juli wird auf dem Flussabschnitt der Una oberhalb von Bihać die internationale Una regata veranstaltet.
Wirtschaft
Die Stadt ist Sitz der Bihaćka pivovara, welche die größte Brauerei Nordwestbosniens betreibt.
Verkehr
Bihać stellt den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt im Nordwesten des Landes dar. Es liegt an der Kreuzung der Magistralstraßen 5 (nach Jajce und Sarajevo) und 14 (nach Bosanska Krupa und Novi Grad).
Die Stadt verfügt über einen Bahnhof an der Bahnstrecke Sisak-Knin, der sich im östlichen Teil der Stadt befindet. Eine Renovierung und eine Erweiterung des Bahnhofs sind geplant und sollten bis zum Einsatz der neuen Talgo XXI-Züge fertiggestellt werden. Derzeit wird jedoch die Eisenbahnstrecke von Personenzügen nur in Richtung Bosanska Krupa befahren; in Novi Grad (Bosanski Novi) besteht ein Anschluss an die Strecke Zagreb–Sarajevo (Stand: 2008).
Einzelnachweise
- ↑ http://www.fzs.ba/BihB/Temperatures.htm
- ↑ Džafer Mahmutović, Stari Bihać, Bihać 2001
- ↑ Džafer Mahmutović: Stari Bihać: Bihać 2001
- ↑ Beim Berliner Kongress 1878 erhielt Österreich-Ungarn gegen den Protest der Türkei das Recht, Bosnien und die Herzegowina zu besetzen, um den russischen Machtzuwachs auf dem Balkan auszugleichen.
- ↑ Geschichtsabschnitt auf der Homepage der Stadt
- ↑ Plan zur Restaurierung der Fethija-Moschee
Literatur
- Adnan Alijagic, Der Kampf um Bihac. Ein wichtiger Kriegsschauplatz und seine Besonderheiten 1992 - 1995, Diplomarbeit, Graz 2007. ISBN 978-3-640-17258-0 Auszüge bei books.google.de
- Džafer Mahmutović, Stari Bihać, Bihać 2001
Weblinks
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