Beginnen

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Ortrud Elsa Elisabeth Beginnen (* 5. Februar 1938 in Hamburg; † 19. Januar 1999 in Stuttgart) war eine deutsche Film- und Theaterschauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Ortrud Beginnen wurde als Einzelkind einer unverheirateten Opernchoristin und Wagner-Verehrerin geboren (daher ihre Taufnamen, Ortrud Elsa Elisabeth). Nach dem Krieg wächst sie als Flüchtlingskind in Schleswig-Holstein bei den Großeltern auf. Schon bald reift in ihr der Wunsch nach der Schauspielerei, weil dies die einzige Möglichkeit sei, diese traurige Kindheit verlassen zu können. Sie macht eine Lehre als Buchhändlerin und bewirbt sich dann um eine Schauspielausbildung. Ihr erstes Vorsprechen in Hamburg scheitert an ihrem - eigenen Aussagen zufolge - unkonventionellen Auftreten.

Erste Erfolge

1964 übersiedelt Ortrud Beginnen nach Berlin und wird dort von dem französischen Regisseur Paul Vasil für die Bühne entdeckt. Bereits ein Jahr später gibt sie in dem Stück Messerköpfe ihr Debüt. 1970 übernimmt sie mit Vasil die Leitung des Westberliner Off-Theaters Reichskabarett, wo sie große Erfolge feiert ('Vita dolorosa', 'Dracula', Auf, auf zum Forum!') und zur regelrechten Muse der 68er Off-Szene aufsteigt. Ihr so genannter Trivialtheater-Stil beschert ihr den ironischen Spitznamen, Die Duse vom Ludwigkirchplatz' . Außerdem wird ihre ironisch hintergründige Interpretation des klassisch-deutschen Liedguts (erstes Soloprogramm: 'Letzte Rose') zu ihrem Markenzeichen. Internationale Beachtung findet 1974 ihre Kriegsrevue Fronttheater, zusammen mit Jürgen Knieper und Waltraut Habicht.

Bühnenjahre

1976 verleiht ihr die Stadt Mainz den Kleinkunstpreis, im selben Jahr wird sie Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart unter dem Intendanten Claus Peymann. Mit Peymann wechselt sie später ans Schauspielhaus Bochum, wo sie wichtige Bühnenrollen in Lessing-, Brecht- und Achternbusch -Stücken hat. Nebenbei entwickelt sie weiter eigene Programme. Beim Theaterfestival in Nancy gastiert sie 1979 mit einem deutschen Soldatenliederabend Ich will deine Kameradin sein. Das Gastspiel wird vorzeitig mit dem Vorwurf abgebrochen, sie habe sich "mit Nazi-Liedern eingeschlichen". In einem Interview mit der ZElT (5. September 1981) erklärt sie zu den Vorwürfen: ...ich war bisher der Meinung, dass die Art meines Vortrags hinlänglich klarmacht, dass ich diese Lieder nicht etwa gutheiße, sondern entlarven möchte.

Zwischen 1983-86 entwickelt sie am Schauspielhaus Bochum (zusammen mit ihrem langjährigen Partner, dem Regisseur James Lyons) drei Programme, die als 'Minna Trilogie' bekannt werden: 'Minna, oder wie man dazu gemacht wird'; 'Die Magd des Schicksals' ; 'Minna auf Mallorca'.

In ihrer Bochumer Zeit entsteht zusammen mit dem Pianisten Alfons Nowacki auch eine musikalische Bearbeitung von Wilhelm Buschs Die fromme Helene (1987).

1989 wechselt Ortrud Beginnen ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, und glänzt in verschiedenen Charakterrollen u.a. als Frau Grollfeuer in Werner Schwabs Volksvernichtung, General Cartwright in 'Guys and Dolls', sowie als Nazidiva Susi Nicoletti in Turrinis Tod und Teufel. 1991 entsteht hier auch ihr Soloprogramm '1000 Jahre Deutscher Humor'

1991 sah man sie auf der Kinoleinwand als liebestolle Nachbarin in Loriots Pappa ante portas

Mit dem Wechsel an der Spitze des Schauspielhauses 1993 wechselt auch Ortrud wieder zum Staatstheater Stuttgart - und zeigt zur Eröffnung der Intendanz von Friedrich Schirmer ihre in Hamburg entstandene Heimatrevue Wir Mädel singen - eine abgründige Satire über Deutsche und Ausländer, die durch die Übergriffe auf Asylbewerberheime in Hoyerswerda und anderen Orten Deutschlands eine besondere Bedeutung bekommt.

1995 wird sie für ihre Rolle in der preisgekrönten Wiener Burgtheater-Produktion Die Präsidentinnen (von Werner Schwab) von der Zeitschrift Theater heute zu Schauspielerin des Jahres gekürt.

Im Stuttgarter Ensemble spielt sie u.a. Maria Callas in Terence McNallys Stück Meisterklasse. In dem Chansonabend 'Eine verführerische Frau' singt sie Texte des Dramatikers Michael Zochow (Musik: Uli Bühl).

In einer Koproduktion der Wiener Festwochen und des Burgtheaters führt sie 1997 im Schloss Schönbrunn die Monarchie wieder ein mit ihrem Abend 'Ein Zacken aus der Krone'.

In ihrer letzten Theaterarbeit führt sie 1998 in Graz Regie bei der Uraufführung des Stückes 'Störung' von Luigi Forte, einer Produktion des Steirischen Herbsts.

Ortrud Beginnen ist ein Stern im Walk of Fame des Kabaretts in Mainz gewidmet.

Schwerpunkte ihrer Arbeit waren neben Charakterrollen vor allem humoristische Darbietungen. 1975 veröffentlichte sie ihre Autobiographie "Guck mal, schielt ja!", Bertelsmann, ISBN 3-570-02994-8

Zum 65. Geburtstag brachte 2003 Roof Music die Doppel-CD 'Lieder und Geschichten aus dem Katastrophenkoffer' - Gustav Peter Wöhler und Susanne Betancor lesen aus ihrer Autobiografie. Das Hörbuch enthält aber auch viele Originalaufnahmen aus Interviews und Kabarettprogrammen.

Filmografie

Diskografie

  • In: Walter Bockmayers Geierwally. Global Records, München / BMG Ariola München, München [1988]

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