Wilhelm II. (Deutsches Kaiserreich)

Wilhelm II. (Deutsches Kaiserreich)

Wilhelm II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen (* 27. Januar 1859 in Berlin; † 4. Juni 1941 in Doorn, Niederlande), Sohn Kaiser Friedrichs III., entstammte der Dynastie der Hohenzollern und war von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen.

Wilhelm II.

Inhaltsverzeichnis

Wilhelminische Epoche

Die dreißigjährige Regentschaft Wilhelms II. im Deutschen Reich (von 1888 bis 1918) wird als die wilhelminische Epoche bezeichnet. Wesentliches Merkmal war das Streben des Kaisers, das Reich als wichtige politische Größe unter den bestehenden Weltmächten zu etablieren. Als Deutscher Kaiser sah er seine Aufgabe darin, allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung, wie sein Großvater Wilhelm I. formuliert hatte. Wilhelm II. legte viel Wert auf internationales Prestige. Eng verbunden mit diesem Anspruch war die militärische Aufrüstung des Kaiserreichs sowie die Forcierung der Kolonialpolitik in Afrika und der Südsee. Dies und die Verwicklung des Deutschen Reichs in verschiedene internationale Krisen (zum Beispiel Krüger-Depesche 1896, Doggerbank-Zwischenfall 1904, Marokkokrisen 1905/06 und 1911, Daily-Telegraph-Affäre 1908) führten zu einer Destabilisierung der Außenpolitik.

Die Vorliebe Wilhelms für militärischen Prunk, die sich beispielsweise in zahlreichen Paraden zu den unterschiedlichsten Anlässen ausdrückte, führte auch gesellschaftlich zu einer Überbetonung des Militärs und der militärischen Hierarchie bis hinein ins zivile Leben der deutschen Gesellschaft, in der für eine berufliche Laufbahn – nicht nur im Verwaltungsapparat – die Ableistung des Militärdienstes und der militärische Rang eines Menschen von entscheidender Bedeutung war (Militarismus): Einen Rang als Reserveoffizier innezuhaben, galt im wilhelminischen Bürgertum als Eintrittskarte in die gehobene bzw. privilegierte Gesellschaft, ebenso wie das Fehlen eines militärischen Ranges ein einschlägiges Karrierehindernis darstellte.

Der wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands während Wilhelms Regentschaft, verbunden mit technologischem, naturwissenschaftlichem und industriellem Fortschritt, begünstigte eine auch vom Kaiser mit getragene allgemein verbreitete Technik- und Fortschrittsgläubigkeit. Innenpolitisch setzte er die für ihre Zeit als modern und fortschrittlich geltende Sozialpolitik Bismarcks fort und erweiterte sie. Er setzte sich für die Abschaffung des Sozialistengesetzes ein und suchte, teilweise erfolglos, den Ausgleich zwischen ethnischen und politischen Minderheiten.

Wilhelm II. wollte sowohl die Innen- als auch Außenpolitik des Reiches wesentlich stärker als sein Großvater Wilhelm I. beeinflussen. Das „persönliche Regiment“ des Kaisers war jedoch oft eine von häufig wechselnden Beratern gesteuerte Politik, die die Entscheidungen Wilhelms im Urteil der meisten Historiker oft widersprüchlich und letztlich unberechenbar erscheinen ließen. Die Marokkokrisen und die Erklärung des unbeschränkten U-Boot-Krieges sind nur zwei Beispiele für Entscheidungen, die den Ruf des Kaisers heute nachhaltig belasten.

Auch war seine Amtszeit von politischen Machtkämpfen zwischen den einzelnen Parteien geprägt, die es den amtierenden Kanzlern nur schwer möglich machten, längerfristig im Amt zu bleiben. So wurden im Kampf zwischen dem sogenannten Nationalliberal-Konservativen Kartell, Bülow-Block und Sozialdemokraten fünf von sieben Kanzlern unter kritischem Mitwirken des Reichstags vom Kaiser entlassen.

Während des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 wurde Wilhelms strategische und taktische Unfähigkeit offenbar. Ab 1916 enthielt er sich zunehmend relevanter politischer Entscheidungen und gab die Führung des Reiches faktisch in die Hände der Obersten Heeresleitung, namentlich in die der Generale von Hindenburg und Ludendorff, die die konstitutionelle Monarchie während der letzten Kriegsjahre mit starken Zügen einer Militärdiktatur versahen. Als sich Wilhelm II. nach Ende des „großen Kriegs” in Folge der Novemberrevolution, die zum Ende der Monarchie und zur Ausrufung der Weimarer Republik führte, zur Abdankung bewegen ließ und in die Niederlande ins Exil ging, hatte das Deutsche Kaiserreich den Krieg bereits verloren. Etwa 10 Millionen Menschen waren auf den Schlachtfeldern gefallen.

Leben bis zum Herrschaftsantritt

Kindheit und Jugend

Wilhelm II. wurde am 27. Januar 1859 in Berlin als ältester Sohn des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen (1831–1888) (vom 9. März bis 15. Juni 1888 Deutscher Kaiser Friedrich III.) und dessen Frau Victoria (1840–1901) geboren und war somit Enkel Kaiser Wilhelms I. (1797–1888) und der englischen Königin Victoria (1819–1901).

Wilhelm II. mit seinem ersten Schiff
Wilhelm II. mit seinem Vater auf Schloss Balmoral (1863)

Bei der Geburt des Prinzen hatte es Komplikationen gegeben: Er kam als Steißgeburt zur Welt und überlebte nur durch das couragierte Eingreifen einer Hebamme, die das leblose Baby ganz gegen das Protokoll mit einem nassen Handtuch schlug. Während der Geburt war offenbar zu stark am linken Arm des Kindes gezogen worden, so dass es zu einer linksseitigen Armplexus-Lähmung kam. Einige Tage danach bemerkte man, dass das Kind diesen Arm nicht bewegen konnte. Er blieb fortan in seiner Entwicklung deutlich zurück und war im Erwachsenenalter deutlich kürzer als der rechte und nur eingeschränkt beweglich.

Keinen gesunden Thronfolger geboren zu haben, empfand Kronprinzessin Victoria als persönliches Versagen und war nur schwer bereit, die Behinderung des Sohnes zu akzeptieren. Kaum etwas blieb unversucht, seine Behinderung zu beheben. Legendär sind Kuren wie das Einnähen des kranken Armes in ein frisch geschlachtetes Kaninchen oder Metallgerüste, die Wilhelm umgeschnallt wurden, um seine Haltung zu verbessern. Auf Fotografien versuchte man, die körperliche Behinderung dadurch zu kaschieren, dass der linke Arm auf dem Säbelkorb ruhte oder in einem Uniformärmel versteckt wurde. Wilhelm, von Geburt derart behindert, verbrachte laut eigenen Aussagen „eine recht unglückliche Kindheit“.

Wie im Hochadel üblich, traten seine Eltern als unmittelbare Erzieher ganz hinter seinem calvinistischen Lehrer Georg Ernst Hinzpeter zurück. Als Siebenjähriger erlebte er den Sieg über Österreich 1866 mit der daraus resultierenden Vorherrschaft Preußens in Deutschland. Mit zehn Jahren, im damals üblichen Kadettenalter, trat er beim 1. Garde-Regiment zu Fuß formell als Leutnant in die preußische Armee ein. Als Zwölfjähriger wurde er mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches nach dem Sieg über Frankreich 1871 auch zweiter Anwärter auf den deutschen Kaiserthron.

Militärdienst und Ausbildung

Wilhelm II als Student in Bonn

Nach dem Abitur am Friedrichsgymnasium in Kassel trat er am 9. Februar 1877 seinen wirklichen Militärdienst bei seinem Regiment, der 6. Kompanie unter Hauptmann von Petersdorff an. 1880 wurde er am 22. März, dem Geburtstag seines Großvaters Kaiser Wilhelm I., zum Hauptmann befördert. Bereits in diesen Jahren bildete sich bei ihm ein Verständnis seiner monarchischen Rolle, das den liberal-konstitutionellen Vorstellungen seiner Eltern zuwiderlief.

Seine folgenden Lebensstationen sind unter dem Aspekt einer Erziehung zum Monarchen zu sehen: Er sollte möglichst vielerlei Erfahrungen sammeln, erhielt aber in keinem Feld, nicht einmal im militärischen, die Chance, sich beruflich solide einzuarbeiten.

Zum Studium von vier Semestern von Oktober 1877 bis 1879 begab er sich an die von seinem Urgroßvater gegründete Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er nichtschlagendes Mitglied des Corps Borussia wurde.[1]

1881 heiratete er Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1858–1921), auch als ein dynastischer Versöhnungsakt gegenüber dem von Preußen um seine Herrschaft über Schleswig-Holstein gebrachten Herzogshaus.

Bis 1888 war er dann wechselnden Regimentern zugeordnet, dem 1. Garde-Regiment zu Fuß, dann dem Garde-Husaren-Regiment und dem 1. Garde-Feldartillerie-Regiment, wurde schnell bis zum untersten Generalsrang (Generalmajor) befördert und zuletzt Kommandeur der 2. Garde-Infanterie-Brigade. Der Militärdienst wurde immer wieder durch Beurlaubungen unterbrochen, damit er sich auch soweit möglich mit der zivilen Verwaltung vertraut machen konnte. Sehr gründlich konnte dies nicht geschehen, denn immer mehr Eile war geboten: Sein Großvater stand im höchsten Alter, und sein Vater war mittlerweile todkrank.

Für die Regierungsgeschäfte war dies weniger problematisch, da bereits seit 1862 Otto von Bismarck, zunächst als preußischer Ministerpräsident, ab 1871 als Reichskanzler die politische Macht fest in seiner Hand konzentriert hatte. Bismarck war nach drei siegreichen Kriegen (1864, 1866, 1870/71) und als Vereiniger Deutschlands zur stärksten kontinentaleuropäischen Macht ein weltweit respektierter Staatsmann. Wilhelm I. und Friedrich III. hatten ihm gelegentlich widersprochen, aber am Ende stets vertraut. Von diesem Vertrauen hing nach der Reichsverfassung der Reichskanzler auch ab, nicht vom Vertrauen des Reichstags. Bismarck baute selbstbewusst darauf, auch den dritten Kaiser lenken zu können.

Das Jahr 1888 ging als Dreikaiserjahr in die Geschichte ein. Nach dem Tode Wilhelms I. am 9. März 1888 regierte Friedrich III. auf Grund seines bereits fortgeschrittenen Kehlkopfkrebses nur für 99 Tage (der „99-Tage-Kaiser“) und starb am 15. Juni in Potsdam.

Kaiser Wilhelm II.

Soziale Reformen

„Die Unternehmer und Aktionäre müßten nachgeben, die Arbeiter seien seine Untertanen, für die er zu sorgen habe; wollten die industriellen Millionäre ihm nicht zu Willen sein, so würde er seine Truppen zurückziehen; wenn dann die Villen der reichen Besitzer und Direktoren in Brand gesteckt, ihre Gärten zertreten würden, so würden sie schon klein werden“

– Wilhelm II. laut Otto von Bismarck, als er sich weigerte, Soldaten zur Niederschlagung eines Streiks im Ruhrgebiet zu schicken[2]

Aussagen wie dieses Zitat und die Februarerlasse Wilhelms in den ersten Jahren seiner Regentschaft weckten in der Arbeiterschaft zunächst Hoffnungen auf einen sozialen Wandel im Reich. Die Sozialpolitik lag Wilhelm II. durchaus am Herzen. Allerdings folgten seinen sozialen Reformen keine strukturellen Veränderungen im Reich. Im Gegenteil, er baute seinen politischen Einfluss noch aus und lehnte eine Demokratisierung der Verfassung ab. Preußen behielt das seit Anfang der 1850er Jahre bestehende undemokratische Dreiklassenwahlrecht, das eine repräsentative Landtagsvertretung verhinderte. Nach wie vor wurde die Regierung nicht vom Reichstag gewählt, sondern vom Kaiser ohne Berücksichtigung der parlamentarischen Verhältnisse bestimmt oder entlassen. Es war dem Kanzler aber auch nicht möglich, ohne Mehrheit im Parlament Gesetze zu erlassen oder den Haushalt zu beschließen. Das Parlament besaß die Macht einer echten Legislative.

Bei alledem forderte Kaiser Wilhelm II. noch während Bismarcks Kanzlerschaft am 178. Geburtstag Friedrichs des Großen in einer Proklamation an sein Volk, mit der Devise: « Je veux être un roi des gueux » (frz.; zu dt.: „Ich will ein König der armen Leute sein“) das Verbot der Sonntagsarbeit, der Nachtarbeit für Frauen und Kinder, der Frauenarbeit während der letzten Schwangerschaftsmonate sowie die Einschränkung der Arbeit von Kindern unter vierzehn Jahren. Außerdem forderte er bei dem zur Erneuerung anstehenden „Gesetz wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ („Sozialistengesetz“) die Streichung des Ausweisungsparagraphen, der die Polizei zur Ausweisung „gefährlicher Sozialisten“ aus ihrem Heimatort berechtigte. Bismarck kommentierte dies als „Humanitätsduselei“ und verweigerte sich dem in seinen Forderungen durch den Reichstag unterstützten Kaiser. Seine Forderungen konnte der junge Kaiser erst mit dem Nachfolger Bismarcks, Leo von Caprivi durchführen. Allerdings war Wilhelm II. bei allen sozialen Ambitionen so wenig ein Freund der Sozialdemokratie, wie Bismarck es gewesen war. Im Gegenteil hoffte er, durch seine Reformen die Sympathien für die trotz der Sozialistengesetze erstarkte Sozialdemokratie zu schwächen und durch die Aufhebung des repressiven Sozialistengesetzes der 1890 von SAP in SPD umbenannten Partei ihren Märtyrerbonus zu nehmen.

Die Sozialdemokraten ihrerseits ließen sich nicht von den Reformen Wilhelms II. beeindrucken und setzten unter August Bebel aus ihrem antimonarchistischen Selbstverständnis heraus weiter auf Fundamentalopposition. Obwohl sie den Fortschritt der im Arbeitsschutzgesetz zusammengefassten Reformen sahen, stimmten sie im Reichstag dagegen. Sie forderten grundlegende strukturelle Veränderungen, wie zum Beispiel eine Verfassungsänderung, Demokratisierung, ein ausgeweitetes Wahlrecht, Vorrang des Parlaments bei politischen Entscheidungen, eine Umstrukturierung des Haushalts, deutliche Senkung der Rüstungsausgaben, Freiheit für die Kolonien und anderes mehr – für den Kaiser unerfüllbare Anliegen, die seinen Hass auf die Sozialdemokratie noch steigerten.

Der Wohlstand der deutschen Arbeiterschaft stieg von Jahr zu Jahr, doch gelang es Wilhelm II. nicht, den Arbeitern in den Städten das Gefühl zu geben, anerkannte Mitglieder der Gesellschaft zu sein, was zu starken Stimmenzuwächsen der Sozialdemokraten im Reichstag und den Landtagen der Länder führte.

Diese Vorgänge ließen in Wilhelm II., der immer noch „ein König der Armen“ sein wollte, das Urteil reifen, dass eine Versöhnung mit den Sozialdemokraten nicht möglich sei. Er rief schließlich in Königsberg „zum Kampf für Religion, Sitte und Ordnung, gegen die Parteien des Umsturzes!“ auf. Schon 1887 hatte er, noch als Prinz, mit seiner Gemahlin den Evangelischen Kirchlichen Hilfsverein für Berlin gegründet, weil er glaubte, durch Förderung der Kirchen die soziale Frage lösen zu können; dem folgte 1890 der Evangelische Kirchenbau-Verein Berlin, mit dessen Hilfe er auch außerhalb Berlins auf Kirchbauten im Reich Einfluss nahm. Zugleich manifestierte er damit seine Vorstellung einer neuen Verbindung von Thron und Altar in Fortführung einer Linie von Konstantin dem Großen über Otto den Großen zu ihm selbst. Das am besten erhaltene Zeugnis seines Kirchbauprogramms ist heute die Erlöserkirche in Bad Homburg.

Entlassung Bismarcks und Antritt Caprivis

Die Punch-Karikatur Dropping the Pilot (Im Deutschen meist übersetzt mit: Der Lotse geht von Bord) von Sir John Tenniel zur Entlassung Bismarcks 1890

In der letzten Periode der Regierungszeit Bismarcks hatte das Deutsche Reich einer „Kanzlerdiktatur“ geglichen, deren politische Ziele nicht die des jungen Kaisers waren. Bismarck wollte Russland als einen starken Verbündeten, Wilhelm II. vertraute hingegen nur auf Österreich-Ungarn. Bismarck wollte den „Kulturkampf“ gegen den politischen Katholizismus fortsetzen, der Kaiser war strikt dagegen. Bismarck wollte das Sozialistengesetz verschärfen, Wilhelm II. es abschaffen: „Ich will meine ersten Regierungsjahre nicht mit dem Blut meiner Untertanen färben!“ Als der Reichskanzler hartnäckig blieb, schickte der Kaiser am Morgen des 17. März 1890 den Chef seines Militärkabinetts, General v. Hahnke, in die Reichskanzlei: Der Kanzler solle am Nachmittag ins Schloss kommen und sein Abschiedsgesuch mitbringen. Dieses wurde ihm am nächsten Morgen aber nur durch einen Boten gebracht. Bismarcks – immer auch als Rechtfertigung und Gegenangriff zu lesende – Darstellung betont das Entwürdigende der Maßnahme, wie auch, dass er sich im Kabinett schon vor der Entlassung sehr isoliert oder verraten gesehen habe, und dass sein Stellvertreter, Karl Heinrich von Boetticher, bereits in seiner Abwesenheit und ohne seine Billigung mit dem Kaiser in dessen Sinne verhandelt hatte, so dass Bismarck sich genötigt gesehen habe, eine 38 Jahre alte Kabinettsorder Wilhelms I. heranzuziehen, die es preußischen Ministern untersagte, ohne Billigung des Ministerpräsidenten mit dem Souverän zu sprechen.

Am 20. März 1890 entließ Wilhelm II. seinen „Eisernen Kanzler“. Bismarck verwand dies nie und sorgte indirekt durch vielfach lancierte Kritik an den „Hintermännern“ der wilhelminischen Politik und durch sein Memoirenwerk Gedanken und Erinnerungen für nachhaltige Kritik an Wilhelm II. (Deren dritter Teil, in welchem Bismarck seine Entlassung darstellte, wurde wegen extremer politischer Brisanz erst 1919 veröffentlicht, als Deutschland schon Republik geworden war.)

Der Rücktritt Bismarcks war somit zwar primär innenpolitisch begründet, aber langfristig gesehen vor allem außenpolitisch fatal. Aus Wien erinnerte Kaiser Franz Joseph I. in einem Brief sofort und explizit an Bismarcks Verdienste.

Als Bismarcks Nachfolger ernannte Wilhelm II. General Leo von Caprivi, der vom Kaiser als „Mann der rettenden Tat“ gefeiert und ob seiner Leistungen in den Grafenstand erhoben wurde. Mit Caprivi glaubte Wilhelm II. eine anerkannte Persönlichkeit gefunden zu haben, mit der er seine geplante Politik der inneren Versöhnung sowie das Arbeitsschutzgesetz durchzusetzen hoffte.

Ein wichtiges außenpolitisches Ereignis fiel (gleichsam „genau passend“) in dieses Jahr des Kanzlerwechsels: Der Rückversicherungsvertrag mit Russland widersprach teilweise den Bedingungen des Dreibundpaktes mit Italien und Österreich-Ungarn. Der Kaiser war gegen ein Verletzen des letztgenannten Paktes, während Bismarck den Rückversicherungsvertrag seinerzeit für unbedingt notwendig gehalten hatte. Jetzt 1890 ging es um seine Verlängerung. Von der Öffentlichkeit unbemerkt (es handelte sich um einen Geheimvertrag), und von Caprivi hingenommen, wurde der auslaufende Rückversicherungsvertrag vom Deutschen Reich bewusst nicht erneuert. In Russland nahm man realistischerweise einen deutschen Kurswechsel an und begann, sich Frankreich anzunähern.

Caprivis Kanzlerzeit war durch entschiedene Englandfreundlichkeit geprägt. Er war in der Innenpolitik einer der Hauptverantwortlichen für den Wandel des Deutschen Reiches von der Agrarwirtschaft zur industriellen Exportwirtschaft. Die in diesem Zeitraum gemachten Reformen erleichterten es, dass Deutschland wenig später Großbritannien überholte und zur Weltwirtschaftsmacht Nr. 1 aufstieg. Der Begriff „Made in Germany“ errang zu dieser Zeit den Status einer Garantie für höchste Qualität.

Integrationspolitik

Die turbulente Ersetzung des alten Deutschen Bundes durch das neu geschaffene Deutsche Reich ohne die deutschen Österreicher – die Kleindeutsche Lösung – brachte einige Probleme mit sich. Die rheinländische, süddeutsche und polnische Opposition gegen die preußische Vorherrschaft stützte sich auf das sich politisierende katholische Bürger-, Arbeiter- und Bauerntum. Als Partei des politischen Katholizismus formierte sich das „Zentrum“. Die Versuche Bismarcks, die katholischen Parteien in ihrer Arbeit zu behindern, führte zu Eingriffen in das Leben der Katholiken. Auch die Judenintegration, die es vorher außer in Preußen nur in wenigen anderen Staaten gab, war jung, und der merkliche soziale Aufstieg der jüdischen Bevölkerung nährte Neid und Antisemitismus in der Bevölkerung. In den östlichen Gebieten Preußens, vor allem in der Provinz Posen, gab es eine starke Unterdrückung der polnischen Minderheit, die zu Unruhen und Gefühlen der Ungerechtigkeit führte. Der Kaiser erkannte die Ernsthaftigkeit dieser Probleme und bezeichnete sie als eine seiner Hauptaufgaben.

Am besten gelang die Integrationspolitik gegenüber den Katholiken. Sie waren durch den Bismarckschen Kulturkampf benachteiligt und an der Teilnahme am politischen Leben, sowie bei der freien Ausübung ihrer Religion gehindert worden. Schon zu seiner Prinzenzeit war Wilhelm gegen diese Praktiken und befürwortete die Beendigung des Kulturkampfes. Um die Einigkeit zwischen Protestanten und Katholiken im Reich zu verbessern, zahlte das Reich die den Opfern vorenthaltenen Gelder zurück, hob allerdings nicht alle gefassten Beschlüsse und Gesetze dieser Zeit wieder auf.

Die östlichen Provinzen Preußens (Ostpreußen, Westpreußen, Pommern und Schlesien) waren damals mehrheitlich von Deutschen bewohnt, minderheitlich von Polen, dazu regional von Kaschuben und Masuren. In der Provinz Posen (Poznan) stellten die Polen die Mehrheit. Seit der Bismarckzeit versuchte der Staat, die hier lebenden Polen zu germanisieren, was allerdings misslang und in offenen Protest mündete. Kaiser Wilhelm II. hob viele dieser Repressionen auf, die vor allem die Unterrichtssprache und später auch die des Gottesdienstes regelten, und erkannte die Polen als eigenes Volk und Minderheit im Deutschen Reich an.

Eine der umstrittensten Bereiche in der Einordnung der politischen Meinung des Kaisers ist seine Beziehung zum Judentum und zum Antisemitismus. Wilhelm II. pflegte engen und freundschaftlichen Kontakt zu vielen prominenten Juden. Zu den später von Chaim Weizmann teils anerkennend, teils verächtlich „Kaiserjuden“ genannten Politikern, Industriellen, Bankiers und Intellektuellen gehörten wie Albert Ballin, James Simon, Emil und Walther Rathenau, Eduard Arnhold, sowie Carl Fürstenberg. Die Einschätzung der Historiker gehen hier weit auseinander:

„Aber selbst hochangesehene deutsche Historiker scheinen das Ausmaß des Antisemitismus' Kaiser Wilhelms II. schwer einschätzen zu können. Sie weisen darauf hin, daß Wilhelm mit Männern wie Albert Ballin und Walter Rathenau – den sogenannten „Kaiserjuden“ – befreundet war und zahlreiche jüdische Wissenschaftler zum Professor ernannt hat, und folgern daraus, daß er deshalb kein Antisemit gewesen sein kann. Sie übersehen dabei, daß der Kaiser mehrmals erklärt hat, er sehe Ballin nicht als Juden an, daß er Rathenau als „gemeinen, hinterlistigen, niederträchtigen Verräter“ beschimpfte, der zu dem „inneren Ring“ der zweihundert Juden gehört habe, die die Welt regierten, und der mit Recht ermordet worden sei, […]“

Wolfgang Benz, Werner Bergmann: Vorurteil und Völkermord. Entwicklungslinien des Antisemitismus.[3]

Bei den Reichstagswahlen 1880 zogen zum ersten Mal mehrere antisemitische Parteien in den Reichstag ein. Mit fünf Abgeordneten bildeten sie die „Fraktion der Antisemiten“. Grund für den gestärkten Antisemitismus waren wohl die „Gründerkrise“ und die als relativ stark empfundenen wirtschaftlichen Erfolge jüdischer Unternehmer. Die Juden waren im 1871 gegründeten Deutschen Reich zum ersten Mal freie und gleiche Bürger. Die Einschränkungen waren aufgehoben, die sie, von Land zu Land unterschiedlich, teils zu Schutzbefohlenen eines Herrschers machten und ihnen wirtschaftliche Beschränkungen auferlegten oder ihnen bestimmte Berufsverbote erteilten. Auch der Dienst bei Militär, in Schulen oder der Justiz stand ihnen jetzt offen. Bei seiner Integrationspolitik kam Kaiser Wilhelm II. der Parlamentarismus im Reich entgegen. Die Wahl wurde in Einmannwahlkreisen mit absolutem Mehrheitswahlrecht durchgeführt. So hatten Dänen (ein bis zwei Abgeordnete), Elsass-Lothringer (acht bis 15 Abgeordnete) und Polen (13 bis 20 Abgeordnete) von 1871 bis zur letzten Wahl 1912 stets ihre Fraktion im Reichstag. Juden organisierten sich nicht in einer eigenen Partei. Dies widersprach ihrem Selbstverständnis, deutsche Staatsbürger zu sein, welches durch lange Tradition besonders in Preußen sehr stark ausgeprägt war. Das Wahlsystem grenzte aber auch politische Minderheiten nicht aus. Dies sorgte dafür, dass sich auch die preußenfeindlichen Welfen, aber vor allem die Antisemiten aus der Christlichsozialen Partei und der Deutschen Reformpartei organisieren konnten. Die Zahl ihrer Abgeordneten überschritt aber nie die Zahl der Abgeordneten aus den Parteien der ethnischen Minderheiten.

Trotz dieser Unterstützung gibt es von Wilhelm II. mehrere Zitate, die einen antisemitischen Ton haben: „Ich denke gar nicht daran, den Thron zu verlassen wegen ein paar hundert Juden, den paar tausend Arbeitern![4] (Während der Novemberrevolution.) Ob er allerdings auf die Juden als Kollektiv schimpfte oder einzelne meinte, wie die ihn oft kritisch betrachtenden jüdisch geleiteten Zeitungskonzerne, ist unklar. In einem Brief an seinen amerikanischen Freund Pouitney Bigelow schrieb Wilhelm II. am 15. August 1927: „Die Presse, die Juden und Mücken sind eine Pest, von der sich die Menschheit so oder so befreien muß – I believe the best would be gas.“[5] (zu deutsch: "... Ich denke, das Beste wäre Gas.").

Wirtschaftspolitik und rüstungspolitische Prioritäten

Caprivi setzte einen weiteren von Bismarck verwehrten Wunsch Wilhelms durch, die progressive Einkommenssteuer, die höhere Einkommen stärker belastete: die Miquelsche Einkommensteuerreform von 1891. Durch die industriefreundliche und exportorientierte Eindämmung des Protektionismus zog sich Caprivi die Feindschaft der im Bund der Landwirte organisierten Grundbesitzer („Ostelbier“, „Junker“) zu, die sehr eng mit der Konservativen Partei verbunden waren. Die nach Abschaffung der Schutzzölle wachsenden Agrarexporte der USA bewirkten für sie einen Preisverfall. Durch die Förderung des Einsatzes von Landmaschinen konnte man die Verluste zwar teils auffangen, erhöhte aber die agrarprotektionistischen Ansprüche der ohnehin unterkapitalisierten und zu Investitionen genötigten Großgrundbesitzer.

Kaiser Wilhelm II. (Mitte) mit Kommandant und Erstem Offizier auf der SMS Geier, 1894

1893 löste Wilhelm II. den 1890er Reichstag auf, weil der die auch von ihm gewünschte Aufrüstung des Heeres abgelehnt hatte. Im darauf folgenden Wahlkampf siegten die Befürworter der wilhelminischen Politik aus der Konservativen und Nationalliberalen Partei. Auch die gegen Caprivis Widerstand von Alfred von Tirpitz propagierte Aufrüstung der Kaiserlichen Marine, im Volk durchaus populär[6], wurde in der Folgezeit von Wilhelm gefördert.

Original - Andenkenteller vom 1. Aussöhnungstreffen Kaiser Wilhelm II mit Otto von Bismarck. Text im Teller gegossen: "Zur Erinnerung an den 26. Jan. 1894"

Im Januar 1894 kam es zu einem Aussöhnungstreffen mit Otto von Bismarck.

Wende in den Reichskanzlerberufungen und außenpolitische Dauerprobleme

1894 wurde Caprivi entlassen. Wilhelm berief erstmals einen Nichtpreußen, den bayrischen Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der anders als seine beiden Vorgänger weder Führungsehrgeiz entwickeln sollte noch tatsächlich entwickelte.

1895 wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal, heute Nord-Ostsee-Kanal fertiggestellt und die Marinehäfen Kiel und Wilhelmshaven ausgebaut. In diesem Zusammenhang besetzte und pachtete das Deutsche Reich die chinesische Hafenstadt Tsingtao auf 99 Jahre. Wilhelm erkannte trotz seiner Englandfreundlichkeit nicht, dass damit die weltweite Hegemonialmacht Großbritannien aufs Äußerste beunruhigt wurde. Der anhaltende deutsche Kolonialismus – gegen den Bismarck und Caprivi sich noch gewehrt hatten – wurde von ihm nicht als riskant gegenüber den Großmächten England, Frankreich und Japan erkannt und gebilligt: 1899 erwarb das Reich die Karolinen, Marianen, Palau und 1900 Westsamoa. 1896 versäumte Hohenlohe-Schillingsfürst es, Wilhelm von der Krüger-Depesche abzuhalten, einem Glückwunschtelegramm an die Buren zur Abwehr des britischen Jameson Raid, die in Großbritannien mit Empörung aufgenommen und nachhaltig als Abkehr von der englandfreundlichen Politik Caprivis gedeutet wurde.

Feier von Kaiser Wilhelms Geburtstag in der deutschen Kolonie Kamerun 1901

1900 ersetzte Wilhelm Hohenlohe durch Graf Bernhard von Bülow, der als Reichskanzler weder die anstehenden innenpolitischen Reformen betrieb noch die sich neu gruppierenden außenpolitischen Konstellationen, in Deutschland als Einkreisungspolitik empfunden, zu meistern vermochte. Das Verhältnis zu Frankreich wurde nicht verbessert, England nun auch durch die Flottenpolitik herausgefordert und Russland auf dem Balkan nicht gegen die Österreichisch-Ungarische Monarchie unterstützt. Wilhelm vertraute Bülow, der ihm nachhaltig zu schmeicheln wusste, lange, bis zur Daily-Telegraph-Affäre 1908 und den Eulenburg-Prozessen.

Wilhelm II. (in russischer Uniform) und Nikolaus II. (in preußischer Uniform) 1905 in Björkö

Friedenspolitisch ergriff Wilhelm II. erst 1905 eine Initiative: Im Sinne einer Wiederannäherung an Russland, das gerade seinen Krieg gegen Japan zu verlieren drohte, schloss er mit Nikolaus II. den Freundschaftsvertrag von Björkö. Frankreich sollte einbezogen werden. Er wurde allerdings schon 1907 von Russland für gegenstandslos erklärt, weil er mit der französisch-russischen Annäherung, die inzwischen stattgefunden hatte, nicht vereinbar war.[7] Diese Annäherung hatte sich ergeben, nachdem Wilhelm II. 1906 in der Ersten Marokkokrise durch seinen Besuch in Tanger Frankreich herausgefordert hatte. Resultat war überdies eine Verschlechterung der Beziehungen zu Japan, das bisher Preußen/Deutschland als wissenschaftlichen und militärischen Lehrmeister angesehen hatte.

1908 wurde Wilhelms Hilflosigkeit durch die Daily-Telegraph-Affäre deutlich: Er beschwerte sich in einem Interview mit der Zeitung über seine eigene Regierung – sie sei nicht englandfreundlich genug. Bismarck war ein Meister darin gewesen, seine Politik medial zu flankieren. Bei Wilhelm II. dagegen sollte das Interview und markige Reden die Politik ersetzen. Ein besonders eklatantes Beispiel hatte der Kaiser mit der bereits am 27. Juli 1900 in Bremerhaven gehaltenen Hunnenrede gegeben. Mit dem Daily Telegraph-Interview fiel er nunmehr der Reichspolitik in den Rücken, indem er darin erklärte, er würde ein guter „Beschützer Englands“ sein, würde er doch die anderen europäischen Mächte immer zurückhalten, England zu provozieren. Dies wurde in England als Ärgernis empfunden. Es ließe sich von niemandem beschützen und empfand das Interview als Anmaßung. Wilhelm knickte angesichts des deutschen Pressesturms ein und versprach, sich künftig außen-, wie auch innenpolitisch zurückzuhalten.

Inzwischen hatte die Öffentliche Meinung begonnen, den Kaiser grundsätzlich kritisch zu sehen, und eine Kampagne schadete ihm konkret: Schon 1906 hatte der Journalist Maximilian Harden in seiner Zeitschrift Die Zukunft die Kamarilla um den Kaiser und damit das persönliche Regiment des Kaisers angegriffen. Zu besonders harten Auseinandersetzungen führte seine Enthüllung, dass Philipp zu Eulenburg, ein enger Freund und Berater des Kaisers, homosexuell sei und einen Meineid geleistet habe. Es folgten drei Sensationsprozesse gegen Eulenburg, die trotz Freisprüchen das Ansehen des Kaisers beschädigten.[8]

Bernhard von Bülow, Kaiser Wilhelm II. und Rudolf von Valentini (von links nach rechts) an Bord der SMY Hohenzollern in Kiel, 1908

1909 zerbrach der sogenannte „Bülowblock“, in dem sich die regierungsunterstützenden linksliberalen Parteien, sowie die Nationalliberale und die Konservative Partei zusammengeschlossen hatten. Auslöser war der Versuch Bülows, das preußische Wahlrecht zu reformieren, worauf ihm die im Preußischen Landtag dominierenden Konservativen die Gefolgschaft verweigerten. Sozialdemokraten und Zentrum, die diesen Versuch in seinen Grundsätzen unterstützen, verweigerten trotzdem die Zusammenarbeit mit Bülow. Sie warfen ihm Prinzipienlosigkeit vor, da er erst kurz zuvor in Zusammenarbeit mit den Konservativen neue Repressalien gegen die polnische Minderheit durchgesetzt hatte. Die Germanisierungspolitik wurde auf Betreiben Kaiser Wilhelms eingeschränkt. Dass Bülow nun aber, um sich die Loyalität der Konservativen Partei zu sichern, die Enteignung von polnischen Gütern erleichterte, ignorierte der Kaiser zunächst, um die stabile Parlamentsmehrheit nicht zu gefährden.

Doch entließ er Bülow und ernannte Theobald von Bethmann Hollweg zum Reichskanzler. Er überließ ihm die Außenpolitik, die aber ihre Ziele – Wiederannäherung an England und Distanzierung von der antirussischen Balkanpolitik Österreich-Ungarns – nicht erreichte. Die antifranzösische Politik wurde 1911 in der zweiten Marokkokrise durch deutschen Interventionismus im „Panthersprung nach Agadir“ verschärft. Heer und Flotte wurden weiter verstärkt. Markante Eingriffe Wilhelms unterblieben. Der Kaiser war zwar Militarist, aber kein Bellizist, er wollte trotz seiner kriegerischen Reden im Grunde keinen Angriffs- oder Präventivkrieg. Er tat aber auch wenig, um dies deutlich zu machen.

Insgesamt ist Wilhelms II. Anteil an der deutschen Außenpolitik umstritten. Während John C. G. Röhl in ihm eine wirkungsmächtige Instanz hervorhebt, die in die Politik des Reiches eigenständig eingriff, sieht die Mehrzahl der Historiker wie Wolfgang J. Mommsen die zivile Reichsleitung im Zentrum der Verantwortung. Unbestreitbar ist, dass der Kaiser nicht als Koordinator zwischen Außen-, Heeres- und Flottenpolitik wirkte. So kam es, dass Reichskanzler, Heeres- und Marineleitung jeweils unterschiedliche Ziele verfolgten, die miteinander nicht vereinbar waren. Vor allem der Aufbau der Flotte schuf ein außenpolitisches Problem.

Erster Weltkrieg

Wilhelm II. im Kreise der deutschen Generale

Julikrise

1914 in der Julikrise spielte Wilhelm II. eine ambivalente Rolle. Er versuchte einerseits, den Frieden zu retten – durch einen fieberhaften Briefwechsel mit dem russischen Kaiser (Lieber Nicky! – Lieber Willy!) – der bei der nunmehr objektiven Kriegsentschlossenheit sämtlicher Kontinental-Großmächte gar nichts bewirkte, andererseits drängte er zum Losschlagen. Faktisch steigerte der Kaiser letztlich die Kriegsgefahr: Denn er ermächtigte Bethmann Hollweg nach dem Attentat von Sarajewo am 28. Juni 1914, Österreich-Ungarn eine Blankovollmacht für dessen aggressive Politik gegen Serbien zu erteilen.

Obwohl die Stärke Deutschlands immer mehr zunahm, hielt Wilhelm, mit seinen Ängsten vor „Sozialismus“, „Gelber Gefahr“, „Slawischer Flut“ und seiner Idee vom „unvermeidlichen Gegensatz von Slawen und Germanen“, die Zeit für die letzte Abrechnung gekommen.[9] Der deutsche Botschafter in Wien Heinrich von Tschirschky drängte auf Wilhelms Anweisung zu einer Aktion gegen Serbien: er solle mit allem Nachdruck erklären, daß man in Berlin eine Aktion gegen Serbien erwarte und daß es in Deutschland nicht verstanden würde, wenn wir die gegebene Gelegenheit vorübergehen ließen, ohne einen Schlag zu führen.[10]

Faktisch wurde nach der österreichisch-ungarischen Kriegserklärung an Serbien die Außenpolitik von Kaiser und Kanzler dem deutschen Generalstab überlassen: Die Mobilmachung im Russischen Reich erlaubte es nach dessen Urteil dem Deutschen Reich nicht, mit der Kriegserklärung an Russland und Frankreich länger zu warten, da sonst der deutsche Schlieffen-Plan, bei einem Zweifrontenkrieg erst schnell Frankreich, dann Russland zu schlagen, undurchführbar zu werden drohte. Wilhelm mischte sich in der Folge nicht in militärische Zielsetzungen ein, überließ diese aber nicht verfassungsgemäß dem Reichskabinett, sondern der Obersten Heeresleitung (OHL).

Zunehmender Machtverlust

Im Verlauf des Ersten Weltkrieges 1914–1918 wurde die Bedeutung des Kaisers immer geringer. Besonders mit der Dritten Obersten Heeresleitung unter Hindenburg und dem dominierenden Ludendorff wurde er 1916–1918 zunehmend von den politisch-militärischen Entscheidungen ausgeschlossen. Jedoch schob die Heeresleitung ihm 1917 die auch im Reich umstrittene Entscheidung über den „uneingeschränkten“ U-Boot-Krieg zu. Er schloss sich – gegen den Rat seines Reichskanzlers – der Meinung der Militärs an und willigte ein, was nach dem „Lusitania-Zwischenfall“ dann zur Kriegserklärung der USA führen sollte. Diese machten später die Abdankung des Kaisers zur Bedingung für die Eröffnung von Friedensverhandlungen. Ab 1917 hatte Ludendorff eine faktisch diktatorische Position. Auf weitere Reichskanzlerwechsel nahm Wilhelm II. keinen Einfluss, die 1918er Reform der Reichsverfassung in Richtung auf eine parlamentarische Monarchie wurde ohne ihn versucht. Die „stille Diktatur der OHL“ war auch durch die Schwäche Kaiser Wilhelms bedingt, der in den beiden letzten Kriegsjahren immer hilfloser agierte, was die Position der OHL stärkte.[11]

Kriegsziele

Am 13. Mai 1917 präsentierte Wilhelm II. seinem Staatssekretär für Äußeres ein Kriegszielprogramm, das die Bestrafung aller Gegner, sogar der USA (in Form von Reparationen) vorsah. Neben ausgedehnter kolonialer Expansion – Malta, Zypern, Ägypten, Mesopotamien an die Türkei, Madeira, Kapverden, den Azoren und der Kongo an Deutschland – erwartete er die Anbindung der autonomen Länder Polen, Kurland, Litauen, Ukraine, Livland und Estland an sein Reich. Außerdem forderte er unrealistische Kriegsentschädigungen von allen Kriegsgegnern. Allerdings stand Wilhelm II. gerade in dieser Zeit eher im Hintergrund, er hatte selten ein entscheidendes Wort mitzureden, so dass sein Programm in Kreuznach nicht sehr ernstgenommen wurde und nur, was den kolonialen Bereich betraf, in der politischen Planung berücksichtigt wurde.[12]

In Rahmen einer Balkanreise begeisterte sich der Kaiser über die reichen Gebiete Rumäniens, das eroberte Land hatte ihm außerordentlich gefallen, bei guter Verwaltung würde das Land zu einer Quelle größten Reichtums werden.[13]

1918 autorisierte er den Plan, Russland nach Abtretung Polens, des Baltikums und des Kaukasus in vier unabhängige Zarentümer, die Ukraine, den Südostbund, als antibolschewistisches Gebiet zwischen der Ukraine und dem Kaspischen Meer sowie in Zentralrussland und Sibirien zu teilen. Diese Form der Beherrschung ergäbe eine Brücke nach Zentralasien zur Bedrohung der britischen Stellung in Indien. Der Plan eines Südostbundes stand dabei in Konkurrenz zu osmanischen Absichten.[14]Kanzler Hertling, der Livland und Estland in gewisser Ferne als freundschaftlich uns angeschlossene Staaten bezeichnete, wurde von Wilhelm zurückgewiesen: Unsinn! Das Baltikum ist eins, und ich werde sein Herr und dulde keinen Widerspruch, Ich habe es erobert und kein Jurist kann es mir nehmen![15]

Wilhelm sah sein protestantisches Kaisertum, vor allem im Gegensatz zum Haus „Habsburg-Parma“, zunehmend als seine Sendung an:[16]

„Das ultrabigotte Haus Parma erstrebt eine konfessionelle Einkreisung des vom verhaßten Hohenzollernhaus regierten Deutschlands. Unter Wiens Führung, sollen im Bündnis mit ihm, Italien – durch Rückgabe von Trentino und Tirol gewonnen – Frankreich, Polen und Litauen bis ans Meer vereinigt werden! Daher Polens Selbständigkeit und die Wiederaufnahme der in Homburg beseitigten austropolnischen Lösung. Daher ein selbständiges Litauen unter katholischen Fürsten; daher der Widerstand gegen unsere Angliederung des Baltikums inklusive Liv- und Estland, die Litauen angeschlossen und katholisiert werden sollten, um uns vom Meer abzuschneiden.“

Matthias Erzberger, der diesen Interessen diene, sei ein schurkenhafter Verräter, der unschädlich gemacht werden muß.[17]

Sturz und Abdankung

Durch den Hungerwinter 1917/18 und das völlige Desaster der Kriegsführung, spätestens nach der gescheiterten Frühjahrsoffensive im Westen 1918, war Wilhelm II. bei vielen im Reich unhaltbar geworden. Dazu kam die Tatsache, dass die USA sich einerseits weigerten, Friedensverhandlungen vor der Abdankung des Deutschen Kaisers zu beginnen, sie andererseits aber unter den kommenden Siegermächten infolge des 14-Punkte-Programms Woodrow Wilsons als die bei Weitem gemäßigtste gelten konnten. Am 9. November 1918 wagte Reichskanzler Prinz Max von Baden (1867–1929) es und gab eigenmächtig – ohne Wilhelms II. Einwilligung – dessen Abdankung bekannt.

Am 10. November 1918 flüchtete der Kaiser aus seinem Hauptquartier in Spa in die Niederlande und erbat (und erhielt) dort Asyl. Besonders enttäuscht war er von Hindenburg, der ihn fallen gelassen hatte. Er dankte offiziell am 28. November 1918 ab, 19 Tage nach Ausrufung der Republik, ausgesprochenermaßen in der Hoffnung, die Situation im Reich (siehe Novemberrevolution) zu stabilisieren. Er gab jedoch nie den Wunsch auf, wieder auf den Thron zurück zu kehren.

Text der Abdankungsurkunde:

„Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte
an der Krone Preussens und die damit verbundenen Rechte an der
deutschen Kaiserkrone.

Zugleich entbinde ich alle Beamten des Deutschen Reiches
und Preussens sowie alle Offiziere, Unteroffiziere und Mann-
schaften der Marine, des Preussischen Heeres und der Truppen
der Bundeskontingente des Treueides, den sie Mir als ihrem
Kaiser, König und Obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich
erwarte von ihnen, dass sie bis zur Neuordnung des Deutschen
Reichs den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland
helfen, das Deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der
Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unter-
schrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.

Gegeben Amerongen, den 28. November 1918.

Wilhelm“

Zeit nach der Abdankung

Exil

Flucht Wilhelms II. am 10. November 1918: Der vormalige Kaiser (Bildmitte bzw. vierter von links) auf dem Bahnsteig des belgisch-niederländischen Grenzübergangs Eysden kurz vor seiner Abreise ins niederländische Exil
Wilhelm II. mit seiner Gattin Hermine und deren Tochter Henriette bei einem Spaziergang im Park in Doorn, 1931
Wilhelm II. in Zivil mit Zigarette, 1933
Wilhelm II. mit Gattin Hermine, 1933
Büste Wilhelms II.
vor Haus Doorn

Bis 1920 lebte Wilhelm II. auf Schloss Amerongen (Niederlande), danach bis zu seinem Tod in dem von ihm erworbenen Haus Doorn in den Niederlanden im Exil. 1921 starb seine Frau, Kaiserin Auguste Viktoria.

Am 5. November 1922 heiratete er die verwitwete Prinzessin Hermine von Schönaich-Carolath, geborene Prinzessin Reuß ä.L. (1887–1947) („Kaiserin“ in seiner Titulatur, amtlich „Prinzessin von Preußen“). Er versammelte Gelehrte zu kulturhistorischen Studien um sich („Doorner Arbeitskreis“), verfasste seine Memoiren und weitere Bücher und hielt sich für die Wiederherstellung der Monarchie bereit. Unter anderem durch den Hitlerputsch 1923 sah er sich darin bestätigt, dass nur ein Monarch Ruhe und Ordnung garantieren könne.

Obwohl die Hohenzollern vom demokratischen Deutschland großzügig abgefunden wurden, machte Wilhelm aus seinem Hass auf die Saurepublik keinen Hehl. 1933 näherte er sich – auch bestärkt durch seine Frau, die im Reich umherreiste – den Nationalsozialisten an, von denen er sich die Restauration des Kaiserreichs versprach, was sich trotz zweimaligen Besuchs Görings in Doorn bald als unrealistisch erwies.

Als Wilhelm II. im November 1938 von dem antijüdischen Pogrom, der „Kristallnacht“, erfuhr, äußerte er sich entsetzt, bezeichnete es als Schande und forderte jeden Deutschen auf, dagegen zu protestieren. Bei der Besetzung der Niederlande 1940 ließ Hitler das Anwesen durch die Geheime Feldpolizei abriegeln.

Zum deutschen Sieg über Frankreich im Mai erhielt Adolf Hitler von Wilhelm II. am 17. Juni 1940 folgendes Glückwunschtelegramm:

„Unter dem tiefergreifenden Eindruck der Waffenstreckung Frankreichs beglückwünsche ich Sie und die gesamte deutsche Wehrmacht zu dem von Gott geschenkten gewaltigen Sieg mit den Worten Kaiser Wilhelms des Großen vom Jahre 1870: ‚Welche Wendung durch Gottes Fügung‘. In allen deutschen Herzen erklingt der Choral von Leuthen, den die Sieger von Leuthen, des Großen Königs Soldaten, anstimmten: ‚Nun danket alle Gott‘“

Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik 1918–1945. Serie D, Band 9: Die Kriegsjahre. 18. März bis 22. Juni 1940.[18]

Eine persönliche Antwort Hitlers an „Seine Majestät Kaiser Wilhelm II, Doorn, Holland“ folgte am 24. Juni 1940.

Tod

Wilhelm II. starb am Morgen des 4. Juni 1941 im Haus Doorn nach einer Lungenembolie. Trauerfeiern im Reich wurden verboten. Die NS-Machthaber erlaubten nur einer kleinen Zahl von Personen (dem engeren Familienkreis, einigen ehemaligen Offizieren, darunter Generalfeldmarschall August von Mackensen) die Fahrt in die besetzten Niederlande zur Teilnahme an der Beisetzung. Der Kaiser hatte seine Beisetzung im engsten Kreis verfügt und Trauerreden untersagt. An der Trauerfeier nahmen Abordnungen der alten Armee und der neuen Wehrmacht teil, die Bestattung endete auf Wunsch des Kaisers mit dem von der Wehrmachtskapelle gespielten Choral und Gebetslied des Großen Zapfenstreichs „Ich bete an die Macht der Liebe“. Der Kaiser wurde zunächst in einer Kapelle nahe dem Doorner Torhaus beigesetzt, wobei Potsdamer Erde auf seinen Sarg gestreut wurde. Später wurde sein Sarg in das nach seinen Zeichnungen postum erbaute Mausoleum im Park von Haus Doorn übergeführt. Sein von ihm selbst ausgewählter Grabspruch lautet: „Lobet mich nicht, denn ich bedarf keines Lobes; rühmet mich nicht, denn ich bedarf keines Ruhmes; richtet mich nicht, denn ich werde gerichtet werden.“ Beide Gattinnen Wilhelms II. ruhen im Antikentempel am Neuen Palais in Potsdam. Er selbst hat verfügt, dass eine „Umbettung seiner Gebeine in deutsche Erde“ erst nach der Wiedererrichtung der Monarchie in Deutschland durchzuführen sei.

Wilhelm II. als Persönlichkeit

Das Kaiserpaar

Eine besondere Zuwendung durch seine Eltern erfuhr Wilhelm II. nicht, was zu einem bleibenden Ressentiment, besonders gegen seine Mutter, führte, die ihn ihrerseits, folgt man ihren familiären Briefen, auch politisch sehr kritisch sah. Schmerzvoll waren die Versuche der Familie, seiner Behinderung entgegenzuwirken. Sein verkümmerter linker Arm führte zu Gleichgewichtsstörungen und Haltungsschäden sowie häufigen Schmerzen im linken Ohr. Doch der zukünftige König von Preußen sollte ein „ganzer Mann“ und kein Krüppel sein. So wurden dem Kind verschiedene schmerzhafte Therapien zugemutet. Das oft erforderliche Reiten fiel ihm lebenslang schwer.

Die Behinderung verminderte vermutlich sein Selbstwertgefühl und steigerte seine Egozentrik, leichte Kränkbarkeit und Sprunghaftigkeit. Das Tragen von Uniformen und das Abstützen der linken Hand auf der Waffe waren da hilfreiche Angewohnheiten. Ob von einer ernsthaften seelischen Erkrankung oder von einer Anlage zu einer Geisteskrankheit gesprochen werden kann, ist strittig. Ein schwermütiger Zug wird ihm mitunter attestiert. Der noch heute berühmte Psychiater Emil Kraepelin bezeichnete sogar – auf Grund ferndiagnostisch zugänglicher öffentlicher Quellen – Wilhelms Gemüt als einen „typischen Fall periodischen Gestörtseins“, ein freilich bestrittenes Urteil in Richtung auf eine manisch-depressive Disposition.[19]

Der US-amerikanische Historiker Robert K. Massie beschreibt ihn zum Zeitpunkt des Regierungsantritts:

„Wer den neuen deutschen Kaiser betrachtete, sah einen knapp mittelgroßen Mann mit mit rastlosen, strahlend blauen Augen und lockigem hellbraunen Haar. Sein auffallendstes Merkmal war ein buschiger Schnurrbart mit aufgebogenen Spitzen, die Kreation eines geschickten Barbiers, der jeden Morgen mit einer Dose Wachs im Schloss erschien. … Wilhelm II. wünschte die Zustimmung und Zuneigung seines Volkes, sehnte sich sogar danach, aber die höchste Macht lag für ihn nicht beim Volk oder seinen Vertreten im Reichstag, sondern beim Monarchen, der loyal von seiner Armee unterstützt wurde.[20]

Er war unsicher und arrogant, intelligent und impulsiv, vernarrt in die moderne Technik und zugleich verliebt in Pomp und Theatralik.[21] Anhaltende Schwierigkeiten waren Wilhelm II. verhasst. Das begünstigte wohl auch seine sprichwörtliche Reiselust. Vor allem aber ließ er deswegen auch bewährte Freunde und Parteigänger schnell im Stich, so dass zunehmend Höflinge mit diplomatisierendem Charakter seinen Umgang ausmachten und seine Personalauswahl bestimmten (so wohl auch die Wahl Bülows). Offiziere, unter denen er sich wohl fühlte, erweiterten sein Urteil wenig, denn sie hatten im Zweifel die politischen Vorurteile ihrer kastenartig abgeschlossenen Berufsgruppe, und auch ihr Stil des Schwadronierens färbte auf ihn ab.

Von seiner Persönlichkeit her gesehen behinderten narzisstische Züge seine Einfühlungsgabe und sein Urteil über Andere, wie etwa über Nikolaus II. von Russland. Er selbst sah sich als geradezu und offen, doch seine Taktlosigkeiten waren bekannt. Sie fielen seiner Mitwelt besonders bei seinem Regierungsantritt und bei Bismarcks Entlassung ins Auge, die dieser in seinen Gedanken und Erinnerungen eifrig ausbreitete. Eine diese Nachteile ausbalancierende Welt- und Menschenkenntnis zu erwerben, hatte sein Werdegang ihm nicht erlaubt.

Wilhelm II. und Auguste Viktoria in der unter ihm errichteten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Entwurf: Hermann Schaper
Ein Beispiel der Neigung Wilhelms II. zu kostümieren: Denkmal Albrechts des Bären, damals an der Berliner Siegesallee.

Trotz der Wesensunterschiede zu seinem altpreußisch-schlichten und im Persönlichen loyalen Großvater Wilhelm I. versuchte Wilhelm II. immer, dessen Regierungsmuster zu folgen. Man kann sein anfängliches Verhältnis zu Caprivi dergestalt deuten, dass er hier „seinen eigenen Bismarck“ gefunden zu haben hoffte. Zum militärischen Oberbefehlshaber ernannte er den Neffen des berühmten Generalfeldmarschalls Helmuth von Moltke („Ich will auch einen Moltke“), der dann aber aus dem Schatten Alfred von Schlieffens nicht herauszutreten vermochte. Allerdings wurde die Zurückhaltung seines Großvaters bei direkten politischen Eingriffen keineswegs bleibendes Merkmal des Enkels. Wiederholt griff Wilhelm II. durch Personalentscheidungen und Befehle für Gesetzesvorlagen direkt in die Politik ein.

Gar nicht folgte er der öffentlichen Zurückhaltung des alten Kaisers. Mit Selbstdarstellungseifer drängte Wilhelm II. oft ostentativ in die Öffentlichkeit, wobei seine nicht unbeachtliche Rednergabe ihm Echo einbrachte, ihn aber auch zu politisch bedenklichen Formulierungen hinriss. Auch begünstigte dieser Übereifer sein Verhältnis zu den Massenmedien. Man kann ihn als ersten Medienmonarchen des 20. Jahrhunderts ansehen.[22]

Sein Faible für Uniformen und Orden trug zum Klischee-Bild des nach ihm benannten Wilhelminismus bei. Ein Höhepunkt dieses Stils war die pompöse und von der Berliner Bevölkerung als Puppenallee belächelte Siegesallee im Tiergarten mit 32 Statuen der Brandenburger und Preußischen Markgrafen, Kurfürsten und Könige und weiteren 64 Nebenfiguren. Für das Standbild des Askaniers Albrecht der Bär fertigte Wilhelm Kostümskizzen an.[23] In der sogenannten „Rinnsteinrede“ zur Eröffnung des Prachtboulevards am 18. Dezember 1901 verordnete Wilhelm den Stil der Bildenden Künste von oben („keine Rinnsteinkunst!“).

Achilleion: Sommerresidenz Wilhelms II. auf Korfu
Wilhelm II. bei der Jagd mit Kronprinz Wilhelm und dessen Gattin Cecilie (1908).

Eigene Interessen entwickelte er ferner für die Archäologie, seine Korfu-Aufenthalte waren davon bestimmt. Außerdem oblag er, wie in Adelskreisen nicht unüblich, begeistert der Jagd, seine Trophäenzahl erfreute ihn (er erlegte rund 46.000 Tiere), im Exil fällte er gerne Bäume. Bei der Jagd hatte Wilhelm auch seinen später engen Freund Philipp Graf zu Eulenburg kennengelernt, der besonders in den Jahren 1890 bis 1898 zu seinen wichtigsten Beratern zählte.

Wilhelm liebte wie sein Bruder Heinrich das Segeln. Er segelte vor der Küste Südenglands mit seiner Yacht „Meteor“ in prestigeträchtigen Regatten und war Stammgast bei der Kieler Woche, die er 1894 zum ersten Mal besucht hatte. Auch Automobile machten ihm Freude. Er fuhr gerne mit den neuesten Wagen und war Protektor des Kaiserlichen Automobilclubs.

Desengagement, wenn die Dinge anders liefen, als er wollte, blieb sein Wesenszug. 1918, angesichts der Novemberrevolution, entwich er ins neutrale Ausland. Seine in Holland verfasste Autobiografie gibt sprechende Zeugnisse aus seiner Kindheit, bezeugt aber mit ihren Rechtfertigungen oder Themenvermeidungen seine Urteilsschwächen.

Das Bild Wilhelms II. in der Öffentlichkeit

Wilhelm II. in der Tradition des Hauses Hohenzollern.
Postkarte von 1901
zur Erinnerung
an das 200-jährige Bestehen
des Königreichs Preußen

Wilhelm II. war zunächst recht populär. Die weniger geschätzten Züge einer Reichseinigung „von oben“ mit Bewahrung alter Machtstrukturen fand in der Kaiserverehrung einen willkommenen Ausgleich. Die weithin monarchistisch gesinnte Presse nahm dies auf, man fand für ihn die Bezeichnungen „Arbeiterkaiser“ und „Friedenskaiser“ (dies geht u. a. auf den Vorschlag von Emanuel Nobel von 1912 zurück, Kaiser Wilhelm II. den von Alfred Nobel gestifteten Friedensnobelpreis zuzusprechen, damals hatte das Deutsche Reich unter seinem Kaisertum 24 Jahre Frieden gehalten). Doch wurde er andererseits auch als bedrohlich empfunden (vgl. Ludwig Quiddes als Kritik an Wilhelm II. aufgefasste und vielrezipierte 1894er Studie Caligula zum „Cäsarenwahnsinn“) oder aber verspottet: „Der erste war der greise Kaiser, der zweite war der weise Kaiser, der dritte ist der Reisekaiser.“ Auch in der Bezeichnung „Redekaiser“ steckte Kritik. Über seine vielen verschiedenen Uniformen wurden Witze gemacht:

„Majestät, im Badezimmer ist ein Rohr geplatzt. – Bringen Sie die Admiralsuniform.“

Simplicissimus

Von den ihn kritisierenden Demokraten, Sozialisten, Katholiken, auch den kritischen Minderheiten (die Polen, seit 1864 die Dänen, seit 1866 die Welfen/Hannoveraner, seit 1871 die Elsass-Lothringer) wurde ihm zunächst das die öffentliche Meinung beherrschende Bürgertum am gefährlichsten. Bei vielen Schriftstellern war er nicht angesehen, der ironische Thomas Mann war in seinem Roman Königliche Hoheit noch am mildesten mit einem behinderten und etwas einfältigen Dynasten umgegangen. Direkte Kritik verbot der Paragraph zur „Majestätsbeleidigung“ im Strafgesetzbuch, aber die Witze über ihn wurden immer beißender. Man vergleiche nur das viel positivere Kaiserbild des alten Kaisers Franz Joseph in Österreich-Ungarn.

Nach seinem lange hinaus gezögerten Entschluss, 1918 nicht an der Spitze seiner Truppe zu fallen, sondern ins Exil zu gehen, wurde ihm auch Feigheit vorgeworfen. Bei vielen verschob sich die Meinung hin zu Verachtung. Dennoch blieb durch die Jahre der Weimarer Republik hindurch der monarchistische Flügel stark. Doch Wilhelms Hoffnungen auf eine Rückkehr als Monarch zerschlugen sich nach der Präsidentenwahl Hindenburgs 1925 und noch einmal nach Hitlers Machtantritt 1933. Hindenburg nahm seinen Eid auf die Republik ernst, Hitler seine „Führer“-Diktatur. Volker Ullrich urteilte auf Grund der nunmehr vollständig vorliegenden Studie Röhls über Wilhelm II. 2008:

„Mit seiner Geringschätzung alles Zivilen, seiner Verachtung der Slawen, seinem Hass auf die Juden, seinen ausufernden Weltmachtfantasien vertrat er Haltungen und Ideen, die von den Nationalsozialisten aufgegriffen, radikalisiert und in die Tat umgesetzt wurden. Insofern ist es durchaus berechtigt, ihn als einen Vorboten Hitlers zu bezeichnen.[24]

Familie

Wilhelm heiratete 1881 Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Sie hatten sieben Kinder.

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1922 die verwitwete Prinzessin Hermine von Schönaich-Carolath, geborene Prinzessin Reuß ä.L. (1887–1947) („Kaiserin“ in seiner Titulatur, amtlich „Prinzessin von Preußen“).

Ahnentafel

Ahnentafel Wilhelm II. (Deutsches Reich)
Ururgroßeltern

König
Friedrich Wilhelm II. (Preußen) (1744–1797)
∞ 1769
Friederike von Hessen-Darmstadt (1751–1805)

Großherzog
Karl II. (Mecklenburg) (1741–1816)
∞ 1768
Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt (1752–1782)

Großherzog
Karl August (Sachsen-Weimar-Eisenach) (1757–1828)
∞ 1775
Luise von Hessen-Darmstadt (1757–1830)

Zar
Paul (1754–1801)
∞ 1776
Sophia Dorothea von Württemberg (1759–1828)

Herzog
August (Sachsen-Gotha-Altenburg) (1772–1822)
∞ 1797
Luise Charlotte von Mecklenburg-Schwerin (1779–1801)

Herzog
Franz (Sachsen-Coburg-Saalfeld) (1750–1806)
∞ 1777
Auguste von Reuß-Ebersdorf (1757–1831)

König
Georg III. (Vereinigtes Königreich) (1738–1820)
∞ 1761
Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744–1818)

Urgroßeltern

König Friedrich Wilhelm III. (Preußen) (1770–1840)
∞ 1793
Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810)

Großherzog Karl Friedrich (Sachsen-Weimar-Eisenach) (1783–1853)
∞ 1804
Großfürstin Maria Pawlowna Romanowa (1786–1859)

Herzog Ernst I. (Sachsen-Coburg und Gotha) (1784–1844)
∞ 1817
Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (1800–1831)

Eduard August, Herzog von Kent und Strathearn (1767–1820)
∞ 1818
Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786–1861)

Großeltern

Kaiser Wilhelm I. (Deutsches Reich) (1797–1888)
∞ 1829
Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811–1890)

Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819–1861)
∞ 1840
Königin Victoria (Vereinigtes Königreich) (1819–1901)

Eltern

Kaiser Friedrich III. (Deutsches Reich) (1831–1888)
∞ 1858
Victoria von Großbritannien und Irland (1840–1901)

Kaiser Wilhelm II. (Deutsches Reich) (1859–1941)

Siehe auch Stammliste der Hohenzollern

Söhne und Töchter

Wilhelm II. mit seiner Familie, 1896
Kaiserstandarte Wilhelms II.

Titel und Ränge

Siehe: Liste der Titel und Ränge von Wilhelm II. (Deutsches Reich)

Einzelnachweise

  1. Die Zeit: Prinz und Bummelknabe
  2. Kurt Leo Walter-Schomburg (Hrsg.): Otto von Bismarck: Gedanken und Erinnerungen. Reden und Briefe. Safari-Verlag, Berlin 1974, S. 488.
  3. Verlag Herder, Freiburg/Wien 1997, ISBN 3-451-04577-X, S. 255.
  4. Holger Afflerbach (Hrsg.): Kaiser Wilhelm II. als Oberster Kriegsherr im Ersten Weltkrieg. Quellen aus der militärischen Umgebung des Kaisers 1914–1918. Verlag Oldenburg, München 2005, ISBN 3-486-57581-3, S. 57.
  5. „Blut muss fließen, viel Blut“ – Zitate von und über Kaiser Wilhelm II., sueddeutsche.de
  6. Vgl. den allgegenwärtigen Matrosenanzug für Knaben.
  7. Klaus Hildebrand: Deutsche Außenpolitik 1871–1918. Verlag Oldenbourg, München 1994, S. 35; und Friedrich Kracke: Prinz und Kaiser. Wilhelm II. Im Urteil seiner Zeit. Verlag Olzog, München 1960, S. 202.
  8. Martin Kohlrausch: Der Monarch im Skandal. Die Logik der Massenmedien und die Transformation der wilhelminischen Monarchie. Akademie-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-05-004020-3, S. 158ff.
  9. William Jannen, Jr: The Austro-Hungarian Decision For War in July 1914. In: Samuel R. Williamson, Jr, Peter Pastor (Hrsg.): Essays On World War I: Origins and Prisoners of War. New York 1983, S. 55–81, hier: S. 73; und Fritz Fischer: Weltpolitik, Weltmachtstreben und deutsche Kriegsziele. In: Historische Zeitschrift 199 (1964), S. 265–346; hier S. 271.
  10. Imanuel Geiss (Hrsg.): Julikrise und Kriegsausbruch. Eine Dokumentensammlung. Hannover 1963, Band 1: S. 128 (Nr.50); und Ludwig Bittner, Hans Uebersberger (Hrsg.): Österreich-Ungarns Außenpolitik von der bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsausbruch 1914. Diplomatische Aktenstücke des österreichisch-ungarischen Ministeriums des Äußeren. Wien/Leipzig 1930, Band 8: S. 370f. (Nr.10145).
  11. Martin Kitchen: The Silent Dictatorship. The politics of the German High Command under Hindenburg and Ludendorff, 1916–1918. Verlag Croom Helm, London 1976, ISBN 0-85664-301-7, S. 272f.
  12. André Scherer, Jacques Grunewald: L’Allemagne et les problèmes de la paix pendant la première guerre mondiale. Documents extraits des archives de l'Office allemand des Affaires étrangères. 4 Bände (deutsche Originaldokumente), Paris 1962/1978, ISBN 2-85944-010-0, Band 2, S. 194f. (Nr. 115); und Oleh S. Fedyshyn: Germany’s Drive to the East and the Ukrainian Revolution 1917–1918. New Brunswick/New Jersey 1971, S. 52f. Und Frank G. Weber: Eagles on the Crescent. Germany, Austria, and the Diplomacy of the Turkish Alliance 1914–1918. Ithaca/London 1970, S. 221.
  13. André Scherer, Jacques Grunewald: L’Allemagne et les problèmes de la paix pendant la première guerre mondiale. Documents extraits des archives de l'Office allemand des Affaires étrangères. 4 Bände (deutsche Originaldokumente), Paris 1962/1978, ISBN 2-85944-010-0, Band 2, S. 452f. (Nr. 266); und Ingeborg Meckling: Die Außenpolitik des Grafen Czernin. Wien 1969, S. 103f.
  14. Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18. Düsseldorf 1964, S. 674; und Gerhard Ritter: Staatskunst und Kriegshandwerk. Das Problem des „Militarismus“ in Deutschland. Band 4: Die Herrschaft des deutschen Militarismus und die Katastrophe von 1918. München 1968, ISBN 3-486-47041-8, S. 359.
  15. Winfried Baumgart: Deutsche Ostpolitik 1918. Von Brest-Litowsk bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Wien/München 1966, S. 68.
  16. Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18. Düsseldorf 1964, S. 568.
  17. Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18. Düsseldorf 1964, S. 568.
  18. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1962, S. 494.
  19. John C. G. Röhl: Kaiser, Hof und Staat. Wilhelm II. und die deutsche Politik. Verlag Beck, München 2002, ISBN 3-406-49405-6, S. 32f.
  20. Robert K. Massie: Die Schalen des Zorns. Großbritannien, Deutschland und das Heraufziehen des ersten Weltkriegs. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-13497-8, S. 134.
  21. Volker Ullrich: Die nervöse Großmacht. Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs 1871–1918. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-596-11694-5, S. 144.
  22. Martin Kohlrausch: Der Monarch im Skandal. Die Logik der Massenmedien und die Transformation der wilhelminischen Monarchie. Akademie-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-05-004020-3.
  23. Abbildung bei: Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0. S. 101.
  24. Volker Ullrich: Er ist durch und durch falsch. Rezension des dritten und letzten Bandes von John C. G. Röhls Biografie des Kaisers. In: Die Zeit, Hamburg, Nr. 41, 1. Oktober 2008.

Werke

Memoiren:

Historische Werke:

  • Vergleichende Geschichtstabellen von 1878 bis zum Kriegsausbruch 1914, K. F. Koehler, Leipzig 1921.
  • Meine Vorfahren, Verlag für Kulturpolitik, Berlin 1929.

Kulturgeschichtliche Werke:

  • Das Wesen der Kultur. Vortrag Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm II. nach einer von Leo Frobenius für Seine Majestät verfassten vorläufigen Skizze, Privatdruck, Berlin 1931.
  • Die chinesische Monade, ihre Geschichte und ihre Deutung, K. F. Koehler, Leipzig 1934.
  • Studien zur Gorgo, Walter de Gruyter, Berlin 1936. [Anlass war der Fund eines antiken Gorgo-Bildwerks auf seinem Grundstück auf Korfu]
  • Das Königtum im alten Mesopotamien, Walter de Gruyter, Berlin 1938.
  • Ursprung und Anwendung des Baldachins, A. de Lange, Amsterdam 1939.

Quelleneditionen:

  • Holger Afflerbach (Hrsg.): Kaiser Wilhelm II. als Oberster Kriegsherr im Ersten Weltkrieg. Quellen aus der militärischen Umgebung des Kaisers 1914–1918. Verlag Oldenburg, München 2005, ISBN 3-486-57581-3.
  • Hellmuth von Gerlach (Hrsg.): Briefe und Telegramme Wilhelms II. an Nikolaus II. (1894–1914). Meyer & Jessen, Wien 1920.
  • Walter Goetz (Hrsg.): Briefe Wilhelms II. an den Zaren 1894–1914. Ullstein, Berlin 1920.
  • Ernst Johann (Hrsg.): Reden des Kaisers. Ansprachen, Predigten und Trinksprüche. Deutscher Taschenbuch Verl., München 1966.
  • Axel Matthes (Bearb.): Reden Kaiser Wilhelms II. Rogner und Bernhard, München 1976, ISBN 3-8077-0065-X.

Literatur

  • J. Daniel Chamier: Fabulous Monster. Arnold, London 1934. Dt. Neuauflage: Wilhelm II., der deutsche Kaiser. Eine Biographie. Aus dem Engl. von Dorothea von Beseler. Langen Müller, München u.a. 1989, ISBN 3-7844-2235-7.
  • Christopher Clark: Kaiser Wilhelm II. Longman, Harlow u.a. 2000, ISBN 0-582-24559-1. Dt. Ausgabe: Wilhelm II. Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers. Aus dem Engl. von Norbert Juraschitz und Thomas Pfeiffer. DVA, München 2008, ISBN 978-3-421-04358-0.
  • Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18. Nachdruck der Sonderausgabe 1967. Droste, Düsseldorf 1984 (erstmals 1961), ISBN 3-7700-0902-9. (Vgl. auch Artikel Fischer-Kontroverse und Kriegsschuldfrage.)
  • Wolfgang König: Wilhelm II. und die Moderne. Der Kaiser und die technisch-industrielle Welt. Schöningh, Paderborn u.a. 2007, ISBN 978-3-506-75738-8.
  • Martin Kohlrausch (Hrsg.): Samt und Stahl. Kaiser Wilhelm II. im Urteil seiner Zeitgenossen. Mit Fotografien aus dem Archiv des Hauses Hohenzollern. Landtverl., Berlin 2006, ISBN 3-938844-05-1. (Mit Beiträgen von Otto von Bismarck, Hans Blüher, Rudolf Borchardt, Paul Busching, Winston Churchill, Egon Friedell, Walter Goetz, Georg Hinzpeter, Ernst Horneffer, Karl Lamprecht, Friedrich Naumann, Walther Rathenau, Jean-Paul Sartre, Reinhold Schneider, Percy Ernst Schramm, August Stein, Ludwig Thoma und Theodor Wolff.)
  • Christian Graf von Krockow: Unser Kaiser. Glanz und Untergang der Monarchie. Westermann, Braunschweig 1993, ISBN 3-07-509507-9.
  • Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. Reimer, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0.
  • Louis Ferdinand Prinz von Preußen: Im Strom der Geschichte. 4., erw. Aufl. Langen Müller, München 1989, ISBN 3-7844-1991-7.
  • Golo Mann: Wilhelm II. Scherz, München u.a. 1964.
  • Wolfgang J. Mommsen: War der Kaiser an allem schuld? Wilhelm II. und die preußisch-deutschen Machteliten. Propyläen, Berlin 2002, ISBN 3-549-07169-8.
  • Hans Rall: Wilhelm II. Eine Biographie. Verlag Styria, Graz u.a. 1995, ISBN 3-222-12182-6.
  • John C. G. Röhl:
  • Stefan Samerski (Hrsg.): Wilhelm II. und die Religion. Facetten einer Persönlichkeit und ihres Umfelds. Duncker und Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-10406-4 (=Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte. Beiheft Nr.5).
  • Joachim Schröder: Die U-Boote des Kaisers. Die Geschichte des deutschen U-Boot-Krieges gegen Großbritannien im Ersten Weltkrieg. Bernard und Graefe, Bonn 2003, ISBN 3-7637-6235-3. (Erstmals wird hier die entscheidende Rolle des Kaisers im U-Boot-Krieg beleuchtet.)
  • Nicolaus Sombart: Wilhelm II. Sündenbock und Herr der Mitte. Verl. Volk & Welt, Berlin 1996, ISBN 3-353-01066-1. (Betrachtungen zur Person des Kaisers und dessen Umfeld aus kultursoziologischer Sicht.)
  • Eberhard Straub: Kaiser Wilhelm II. Die Erfindung des Reiches aus dem Geist der Moderne. Landt Verl., Berlin 2008, ISBN 978-3-938844-10-6.
  • Friedhild den Toom: Wilhelm II. in Doorn. Selbstverlag, Hilversum 2002. (Die nl. Autorin arbeitet für die Stichting Huis Doorn.)
  • Tyler Whittle: The Last Kaiser. A biography of William II, German Emperor and King of Prussia. Heimemann, London 1977. Dt. Ausgabe: Kaiser Wilhelm II. Biographie. Aus dem Engl. von Christoph Burgauner. List, München 1979, ISBN 3-471-79126-4.
  • Hans Wilderotter, Klaus D. Pohl (Hrsg.): Der letzte Kaiser. Wilhelm II. im Exil. Bertelsmann-Lexikon-Verl., Gütersloh und München 1991.

Filmmaterialien

  • Ludwig Cremer (Regie): Die Flucht nach Holland, Fernsehspiel (ZDF), 1967
  • Guido Knopp: Wilhelm und die Welt, Teil 10 der ZDF-Doku-Reihe Die Deutschen, 2008, 45 Min. [Die angeführten Fakten werden weniger differenziert, als dieser Artikel ist.]
  • Guido Knopp, Jörg Müllner, Michael Kloft, Annette von der Heyde: Seine Majestät Wilhelm II, Eine Produktion von Spiegel TV, ISBN 3-8312-9261-2
  • Peter Schamoni: Wilhelm II. – Majestät brauchen Sonne'', 1999, 105 Min. [Überwiegend Originalmaterial, dabei vor allem die Aufnahmen aus den Jahren vor 1914 weithin unbekannt. Langen Sequenzen, unterlegt mit Originaltönen der Zeit und Zitaten aus Wilhelms Erinnerungsbüchern. Von der berühmten Ansprache vom August 1914 („bis zum letzten Hauch von Mann und Ross“) O-Ton Wilhelms II.]
  • Christoph Weinert: Wilhelm II. – Die letzten Tage des Deutschen Kaiserreichs, 2007, 45 min. [Die Dokumentation rekonstruiert die letzte Phase der deutschen Monarchie. Neben Aufnahmen aus dem deutschen Hauptquartier in Spa, zeigt der Film auch seltene historische Farbaufnahmen von Wilhelm II. im Berlin des Jahres 1913.] [1]
  • Fritz Umgelter (Regie): Die Affäre Eulenburg, Fernsehspiel (ZDF), 1967

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich III. Deutscher Kaiser
König von Preußen

1888 – 1918
Monarchie abgeschafft
Novemberrevolution
Friedrich III.
als Deutscher Kaiser
Deutsches Staatsoberhaupt
als Deutscher Kaiser

1888 – 1918
Friedrich Ebert
als Reichspräsident
Friedrich III. Oberhaupt des Hauses Hohenzollern
1918 – 1941
Wilhelm von Preußen


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