Behennuss

Behennuss
Meerrettichbaum
Blüten des Meerrettichbaumes

Blüten des Meerrettichbaumes

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Bennussgewächse (Moringaceae)
Gattung: Moringa
Art: Meerrettichbaum
Wissenschaftlicher Name
Moringa oleifera
Lam.
Meerrettichbaumblätter auf einem Markt in Baguio City, Philippinen
Früchte des Meerrettichbaumes

Der Meerrettichbaum, oder auch Behenbaum, Behennussbaum, Klärmittelbaum, Trommelstockbaum und wie manche andere Pflanzenarten auch Wunderbaum genannt, (engl. Horseradish Tree, Drumstick Tree, Ben Tree) (Moringa oleifera, Syn.: M. pterygosperma, M. moringa, Guilandina moringa) gehört zur Familie der Bennussgewächse (Moringaceae).

Inhaltsverzeichnis

Name

Der deutsche Name Meerrettichbaum leitet sich ebenso wie der englische „Horseradish Tree“ vom Gehalt an Senfölglykosiden ab, die dazu führen, dass die Wurzeln stechend brennend wie Meerrettich riechen. Von den Engländern wurden diese während der Kolonialzeit in Indien auch als Meerrettichersatz „entdeckt“. Der Begriff Behennuss leitet sich davon ab, dass aus den Samen das Behenöl, ein hochstabiles Schmieröl, gewonnen wurde, welches vor allem in der Uhrenindustrie begehrt war, ehe es durch das billigere Oliven-und Palmenöl vom europäischen Markt verdrängt wurde.

Botanik

Es ist ein schnellwüchsiger Baum, der im ersten Lebensjahr eine Höhe von 5 bis 8 m erreicht. Ein junger Baum wächst in Ostafrika und Indien unter natürlichen Bedingungen in einem Jahr um bis zu 8 m gerade in die Höhe, wenn er nicht gestutzt wird. Die Wurzel ist rübenartig verdickt, der Stamm ist relativ kurz mit einem Durchmesser von bis zu 25–40 cm. Er kann sich flaschenartig unter bestimmten Kulturbedingungen verdicken. Er verzweigt sich in viele weit herausragende dünnere, etwas hängende Äste.

Die Blätter sind an den Spitzen der Zweige gehäuft. Sie sind spiralig angeordnet, haben eine Länge von 20 bis 25 cm und sind zwei- bis dreifach gefiedert. Die ovalen Blättchen sind 1 bis 2 cm lang.

Die Pflanze hat 2 bis 3 cm große Blüten mit 5 kurzen Kelchblättern, 5 Blütenblättern, 5 fertilen Staubblättern und 5 Staminodien. Die Blütenstände sind als Rispen ausgebildet, die eine Länge von 10 bis 25 cm haben und aus den Blattachseln entspringen. Die Blüten sind wohlriechend (ähnlich wie Veilchen), von cremig-weißer Farbe mit gelben Punkten an der Basis.

Die reifen Früchte sind etwa 2 cm breite gerippte Kapseln mit einer Länge von 25 bis 45 (bis 90) cm Länge, weshalb die Pflanze auch den englischen Namen „Drumstick Tree“ trägt. Sie bleiben lange am Baum hängen und springen schließlich mit drei Klappen auf.

Die Samen sind rundlich oder fast dreikantig und jeweils mit 3 papierartigen Flügeln besetzt. Sie sind in der Frucht in einer Reihe angeordnet und in einem weißen, trockenen Mark eingebettet. Traditionell werden Früchte und Samen auch heute noch bei den Einwohnern indischer Abstammung in Tansania (vorzugsweise Shija und Bohora-Sekten) als Singhu bezeichnet.

Vorkommen und Standort

Ursprünglich stammt der Baum aus der Himalaya-Region in Nordwestindien, wächst allerdings inzwischen weltweit in den Tropen und Subtropen – vor allem in Ländern Afrikas, Arabiens, Südostasiens und den karibischen Inseln – und wird seit Jahrzehnten in Indien (Bangalore-Region) intensiv kultiviert, was sich – wenn auch nur sehr langsam – auch in Ostafrika beobachten lässt. Allerdings wird der Baum im Gegensatz zu Indien in Ostafrika vorzugsweise als natürliches Heilmittel in den verschiedensten Anwendungsbereichen benutzt, was insbesondere für Ostafrika (Uganda, Kenia, Tansania und Malawi) traditionell verständlich ist. In letzterer Hinsicht macht sich vor allem die deutsche SAMPICO -Gruppe für einen nutzbringenden und zielgerichteten Einsatz und die Nutzung des Baumes im Kampf gegen Unter- und Fehlernährung als landwirtschaftlich Nutzpflanze stark.

In alter ostafrikanisch-englischer Tradition wird der Baum auch heute noch vielfach als „Newer deat“ bezeichnet, was vor allem auf seine beinahe unverwüstliche Ausdauer in sehr heißen und trockenen Gebieten hinweist. Der Meerrettichbaum gedeiht in heißen, semiariden Klimaten mit mittleren Niederschlagssummen zwischen 250 bis 1500 mm/Jahr, wächst aber auch in Gegenden (bis 1500 Metern über dem Meeresspiegel) mit höherer Luftfeuchtigkeit bei jährlichen Regenmengen bis zu 3000 mm – dort allerdings langsamer. Obwohl die Art durchlässige, leicht lehmige Sandböden bevorzugt, wächst er auch auf schweren Lehmböden recht ausdauernd. Er erträgt sogar kurzzeitig leichte Fröste, die allerdings, wenn sie länger anhalten, die knollenartigen Wurzeln schädigen. Wegen seiner durch die feingliedrigen Blättern mit ihrem hohen Natriumgehalt hervorgerufenen hygroskopischen Eigenschaften ist der Baum vorzüglich für heiße Trockengebiete und vollsonnige Standorte geeignet

Von Wichtigkeit ist vor allem der Hinweis, dass der Meerrettichbaum keine stauende Nässe (auch kurzzeitig nicht) verträgt, weil dadurch Wurzelschäden verursacht werden und infolgedessen das Wachstum verlangsamt wird oder werden kann, was unter dem Gesichtspunkt einer kommerziellen Nutzung des Baumes von Nachteil ist.

Verwendung

Sehr junge, unreife dunkelgrüne Früchte werden wie Grüne Bohnen verwendet, indem man sie in kleine Stücke schneidet, kocht und als Gemüse verzehrt. Diese Früchte werden aber bereits 40 Tage nach der Blüte geerntet. Ältere Früchte müssen wie Spargel von ihrer holzigen Hülle befreit werden und werden vorzugsweise in bestimmten Gewürzmischungen (Curry oder Curcuma) verarbeitet. Die jungen Blätter werden wesentlich seltener als Gemüse gegessen, weil der Aufwand bei der Ernte doch relativ hoch ist. Allerdings wird der Saft der Blätter in ganz Indien weitverbreitet und regelmäßig als Zusatzgetränk oder in der in ganz Asien verbreiteten Saft-Diätetik zur Vorsorge und Bekämpfung von Mangelernährung und deren Folgen eingesetzt. Dies betrifft in Asien und Afrika vor allem die ernährungsbedingte Anämie oder den sogenannte Alterszucker. Saft-Diäten werden vor allem bei Kindern und älteren Personen angewendet, deren Körper rein chemische Substanzbehandlungen nur schlecht oder auch gar nicht vertragen.

Moringa hat einen ganz eigenen Geschmack und braucht wegen seines hohen natürlichen Salzgehaltes auch nicht nachgesalzen zu werden, was sich auch in Bezug auf hohen Blutdruck als günstig erweist, weil zu den biochemischen Komponenten u. a. auch eine ausreichende Menge Nicotinsäure gehört, die in Dosen bis zu 15 mg pro Tag eine blutdrucksenkende Wirkung hat.

Die rübenartigen Wurzeln junger Pflanzen mit einer Höhe von ca. 60 cm werden ausgegraben oder aus dem Boden gezogen und müssen anschließend gut von ihrer leicht giftigen Rinde (Alkaloide) befreit werden. Die Wurzeln enthalten u. a. Benzylsenföl, das für den Meerrettich-artigen Geschmack verantwortlich ist.

Der Meerrettichbaum ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein relativ populäres Gemüse in Asien und Afrika von hohem Nährwert sein kann. Die farnartigen, jungen, an Vitamin A, B, C und Mineralien (Magnesium [Mg2+], Calcium [Ca2+], Natrium [Na], Phosphor und Eisen [Fe?+]) äußerst reichen Blätter des Meerrettichbaumes sind in Indien und Sri Lanka, sowie auf den Philippinen das am meisten verbreitete Gemüse. In Thailand werden die jungen grünen Zweige wild wachsender Arten ebenfalls als Gemüse verwendet, das man meist blanchiert und dann zu einer würzigen Dipsoße reicht oder zu Suppen gibt.

Aus den Samen wird eines der besten und stabilsten Pflanzenöle gepresst, das sehr lange haltbar ist und nicht ranzig wird. Es wurde früher als Grundlage zur Herstellung von Salben oder als feines Schmieröl in der Uhrenindustrie verwendet und auch als Salatöl, oder zur Herstellung von Seife und Kosmetika verwendet. Als Behenöl kann es auch zu Brennzwecken und als Biodiesel genutzt werden. Der wasserlösliche Rindengummi des Meerrettichbaums wird in Indien auch als desinfektive Appretur verwendet.

Laut der Website von moringa-europe liefert Moringa oleifera auch einen hervorragenden biologischen Pflanzendünger und wird am einfachsten als frischer Presssaft als Flüssigdünger/(Blattdünger) appliziert.

Forschungen in den letzten Jahrzehnten haben gezeigt, dass die Samen zur Aufbereitung von Trinkwasser verwendet werden können. Dabei werden die Samen von den Flügeln befreit, geschält und getrocknet und dann zu Pulver verrieben. Dieses wird dann in Wasser gegeben, das etwa aus Flüssen entnommen wurde und deshalb noch einen hohen Anteil an Schwebstoffen und Bakterien hat. Ein Fass voll mit diesem trüben Wasser kann mit 200 bis 300 mg des Pulvers völlig geklärt werden, wenn dieses 15–20 Minuten langsam und gleichmäßig gerührt wird. Dabei werden die Schwebstoffe und Bakterien durch das Samenpulver ausgeflockt und sinken so zu Boden. Nach eingehenden Untersuchungen kann eine Schadwirkung durch das Pulver auf den Menschen oder auf Fluss- und Zuchtfische ausgeschlossen werden. Eine entsprechende Klärwirkung wurde auch bei M. stenopetala (Baker f.) Cufod. / auch M. oleifera Lam. von der deutschen Biomass, von Optima of Africa Tansania Ltd. (J.Sutherland & Cheyo) oder CUFOD aus Kenia und Äthiopien untersucht, wobei sich gezeigt hatte, dass dessen Samenpulver wirksamer ist als das von Moringa oleifera Lam. in Tansania war, was offenbar von den unterschiedlichen Bodenverhältnissen herrührte.

Inhaltsstoffe

Alle Pflanzenteile, vor allem die rübigen Wurzeln, enthalten Senfölglykoside, aus denen sich bei Bearbeitung stechend scharfes Benzylsenföl entwickelt. In der Rinde der Wurzeln sind toxische Alkaloide, „Spirochine“ und „Moringinine“ enthalten, weshalb diese vor dem Verzehr entfernt werden muss.

Die essbaren Pflanzenteile, vor allem die Blätter, haben einen hohen Gehalt an Proteinen, sind vitamin- (v. a. Vitamine A und C) und mineralstoffreich (Kalzium, Magnesium, Kalium, Eisen und Natrium ).

Die folgende Tabelle zeigt verschiedene Inhaltsstoffe von Moringa im Vergleich zu anderen Nahrungsmitteln (bezogen auf 100 g essbarem Anteil;[1]).

Inhaltsstoff Moringa andere Nahrungsmittel
Vitamin A 6,780 mg Karotte: 1,890 mg
Vitamin C 220 mg Orange: 30 mg
Kalzium 440 mg Kuhmilch: 120 mg
Kalium 259 mg Banane: 88 mg
Protein 6,7 g Kuhmilch: 3,2 g

Aufgrund des schnellen Wachstums, der relativ einfachen Kultivierungsmöglichkeiten (die Pflanze lässt sich leicht vegetativ durch Steckholz vermehren) sowie der vielfältigen Verwendbarkeit des Meerrettichbaums und anderer Moringa-Arten wurden in Entwicklungsländern der Tropen und Subtropen zahlreiche Projekte gestartet, bei denen Gemüse, Samenpulver oder andere Produkte erzeugt und vermarktet werden sollen.

Heilkunde

Alle Pflanzenteile des Meerrettichbaums werden in der lokalen, traditionellen Medizin Indiens, Sri Lankas, Javas und Afrikas eingesetzt. Der Saft wird verwendet, um den Blutdruck zu stabilisieren. Blätter wirken entzündungshemmend. Mit den Wurzeln werden rheumatische Beschwerden kuriert.

Das in der Wurzel enthaltene Alkaloid Spirochin und Moringine wirkt bakterizid, weshalb zwischenzeitlich auch eine Verwendung als Antibiotikum sowie im biologischen Pflanzenschutz geprüft wird. Auch die langen unreifen Samenkapseln sollen medizinische Wirkstoffe enthalten.

Literatur

Erwin G.Bruhns: "Der Wunderbaum Moringa", Hesper Verlag Saarbrücken

  • Franke, W. (1997): Nutzpflanzenkunde. Thieme Stuttgart
  • Folkard, Geoff und P. John Sutherland (1996): Moringa oleifera: a tree and a litany of potential. In: Agroforestry Today.(8/3:5-8).
  • Heywood, V. H. (1982): Blütenpflanzen der Welt. Birkhäuser: Basel-Boston-Stuttgart
  • Lexikon der Biologie (1994). Herder Freiburg.
  • Mayer, Frank A. und Elkie Stelz (1993): Moringa stenopetala provides food and low-cost water purification. Agroforestry Today (5/1:16-18).

Einzelnachweise

  1. Gopalan, C. et al.: Nutritive value of Indian foods. Hyderabad, India: National Institute of Nutrition, ICMR, 1989.

Weblinks

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