Behistun

Behistun
Die Behistun-Inschrift zeigt den Bericht über die Siege des Großkönigs Dareios I. in drei Sprachen.
Inschrift
Behistuntexte in verschiedenen Keilschriften
Ansicht des Reliefs

Die Behistun-Inschrift hat ihren Namen vom Ort Bisutun (Behistan), der rund 30 Kilometer östlich von Kermānschāh im Iran liegt.

In einem Felsmassiv in großer Höhe ließ der Achämenidenkönig Dareios I. die Abbildungen der Könige vor gefesselten Gefangenen einmeißeln. Über der Darstellung schwebt wohl der Gott Ahura Mazda (einige Gelehrte glauben hingegen, der „Flügelmann“ symbolisiere den „Glückglanz“ des Königs). Dazu ließ Dareios eine dreisprachige Tafel, in den Sprachen altpersisch, elamisch und babylonisch anbringen. Die Trilingue wurde 1835 - 1835 (Ergänzungen 1844 und 1847) erstmals von Henry Creswicke Rawlinson vollständig kopiert und 1847/47 (altpersische Fassung) sowie 1851 (babylonische Fassung) veröffentlicht. Damit konnten die letzten offenen Fragen bei der Entzifferung der Keilschrift gelöst werden.

Der Text beschreibt Dareios' Version seines Aufstieges: Als Verwandter seiner Vorgänger Kyros II. und Kambyses habe er sich gegen den Mager Gaumata, der sich als Bruder des Kambyses ausgegeben habe, erhoben; nach dem Mord an Gaumata sei er selbst zum neuen Großkönig geworden und habe sich in der Folgezeit gegen eine Reihe von „Lügenkönigen“ durchgesetzt. Die Inschrift dient offenkundig der Legitimation des neuen Herrschers, der möglicherweise ein Usurpator gewesen war.

Nach eigener Angabe ließ Dareios I. die altpersische Keilschrift, in der der Tatenbericht unter anderem verfasst ist, eigens für diese Inschrift entwickeln. Akzeptiert man diese Angabe – und die meisten Gelehrten sehen keinen Anlass, sie zu bezweifeln −, so lieferte Dareios damit unabsichtlich quasi selbst den Beweis dafür, dass er ein Usurpator war, der kein Anrecht auf den Thron hatte: Die einzige Inschrift, in der sich Kyros II., der Reichsgründer, mit dem Dareios verwandt zu sein behauptete, selbst als „Achämenide“ bezeichnete, stammt aus Pasargadai und ist in altpersischer Keilschrift abgefasst: Wurde diese erst unter Dareios erfunden, so liegt auf der Hand, dass die vermeintliche Kyros-Inschrift eine Fälschung ist, die höchstwahrscheinlich im Auftrag des Dareios angefertigt wurde, um Kyros künstlich zu einem Mitglied seiner eigenen Familie, den Achämeniden, zu machen. Trifft dies zu, so war Dareios letztlich ein Usurpator, der seine Herrschaft nachträglich zu legitimieren suchte.

Die Inschrift ist im Jahr 2006 in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen worden.

Fragmente einer aramäischen Abschrift der Behistun-Inschrift wurden unter den aramäischen Papyri auf der Insel Elephantine (Ägypten) gefunden, wo eine jüdische Militärkolonie im 5. Jahrhundert v. Chr. im Dienste der Achämeniden stand.[1] Darüber hinaus wurden Fragmente einer Stele mit der babylonischen Version der Behistun-Inschrift in der Hauptburg (Kasr) von Babylon gefunden.[2]

Quellen

  1. Greenfield, Jonas C., Bezalel Porten, The Bisitun Inscription of Darius the Great. Aramaic Version, Corpus Inscriptionum Iranicarum, Part I. Inscriptions of Ancient Iran, Vol. V. The Aramaic Versions of the Achaemenian Inscriptions, etc., Texts I., London 1982; Porten, Bezalel, Ada Yardeni, Textbook of Aramaic Documents from Ancient Egypt, Vol. 3. Literature, Accounts, Lists, Jerusalem 1993, S. 59-71 (C2.1).
  2. Seidl, Ursula, Ein Monument Darius' I. aus Babylon, Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 89 (1999), S. 101-114.

Literatur

  • Bae, Chul-Hyun, Comparative Studies of King Darius’s Bisitun Inscription, PhD Diss., Harvard 2001.
  • Borger, Rykle: Die Chronologie des Darius-Denkmals am Behistun-Felsen. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1982 (NAG, Phil.-Hist. Kl. 1982,3). - ISBN 3-525-85116-2
  • Doblhofer, Ernst: Die Entzifferung alter Schriften und Sprachen. Reclam, Stuttgart 1993 (u. ö.) (RUB 8854). - ISBN 3-15-008854-2
  • Schmitt, Rüdiger, The Bisitun Inscriptions of Darius the Great. Old Persian Text, London 1991.
  • Voigtlander, E. N. von, The Bisutun Inscription of Darius the Great. Babylonian Version, Corpus Inscriptionum Iranicarum, Part I. Inscriptions of Ancient Iran, Vol II. The Babylonian Versions of the Achaemenian Inscriptions, Texts I., London 1978.

Weblinks

Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch

34.38833333333347.4366666666677Koordinaten: 34° 23′ 18″ N, 47° 26′ 12″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Behistun — Behistun, Berg, so v.w. Bisutun …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Behistûn — Behistûn, s. Bisutûn …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Behistun — Behistun,   Felsmassiv in Westiran, Bisutun …   Universal-Lexikon

  • Behistun — Inscription de Behistun L’inscription de Behistun (ou Béhistoun ou Bisistun) est une inscription monumentale décrivant les conquêtes de Darius Ier en trois langues : le vieux persan, l élamite et l akkadien. Le texte est gravé dans une… …   Wikipédia en Français

  • Behistun Inscription — Infobox World Heritage Site Name = Bisotun infoboxwidth= 250px State Party = IRN (Islamic Republic of) Type = Cultural Criteria = ii, iii ID = 1222 Region = Asia Pacific Year = 2006 Session = 30thThe Behistun Inscription (also Bisitun or Bisutun …   Wikipedia

  • Behistun-Inschrift — 34.38833333333347.436666666667 Koordinaten: 34° 23′ 18″ N, 47° 26′ 12″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Behistun Rock —    A huge boulder on which the Persian king Darius I (reigned 522 586 b.c.) carved some of the major records of his reign the so called Behistun Inscription.The rock was located near the village of Bagastana, on the road connecting Babylon with… …   Ancient Mesopotamia dictioary

  • Behistun — geographical name see Bisitun …   New Collegiate Dictionary

  • Behistun — /bay hi stoohn /, n. a ruined town in W Iran: site of a cliff that bears on its face a cuneiform inscription in Old Persian, Elamite, and Babylonian that provided a key for the decipherment of cuneiform in other languages. Also, Bisitun, Bisutun …   Universalium

  • Behistún — o Bisotun Localidad y lugar histórico en el oeste de Irán. En un acantilado de caliza sobre el actual poblado existe un bajorrelieve y una serie de inscripciones supuestamente encargadas por el rey aqueménido Darío I (r. 522–486 BC); las… …   Enciclopedia Universal

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”