Wilhelm der Schweiger

Wilhelm der Schweiger
Wilhelm I. von Oranien-Nassau, Adriaen Thomasz Key, (um 1575)

Wilhelm von Oranien (nl: Willem van Oranje) (* 24. April 1533 in Dillenburg; † 10. Juli 1584 in Delft), auch bekannt als Wilhelm der Schweiger (nl: Willem de Zwijger), war Führer im niederländischen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien, auch bekannt als Achtzigjähriger Krieg (1568–1648).

Inhaltsverzeichnis

Herkunft, Jugend und Erziehung

Wilhelm I. (um 1555)
Das Wappen von Wilhelm I.
Wilhelm I. – Standbild in Wiesbaden vor der Marktkirche

Wilhelm wurde 1533 in Dillenburg als Sohn von Wilhelm von Nassau und Juliana zu Stolberg geboren. Am 21. Juli 1544 fiel in einem Feldzug in der Champagne René von Nassau, Fürst von Oranien. Dieser hatte, da er ohne männliche Nachkommen war, noch vor der Schlacht seinen Neffen Wilhelm von Nassau-Dillenburg als Erben eingesetzt. Wilhelm wurde nun einer der begütertsten niederländischen Hochadeligen. Um seine Erbschaft antreten zu können, musste Wilhelm von Oranien in den Niederlanden im katholischen Glauben erzogen werden. Dies waren die Bedingungen Karls V. an Wilhelms Vater, Wilhelm Graf von Nassau-Dillenburg.

Um mögliche anti-katholische Gefühle im Keim zu ersticken, wurde Wilhelm an den kaiserlichen Hof in Brüssel gebracht. Er wurde hier zu einem der engsten Vertrauten Karls V.. Empfing dieser ausländische Gesandte, so hatte allein Wilhelm das Privileg anwesend zu bleiben. Später des Regierens müde, wurde Wilhelm die Aufgabe übertragen, die kaiserlichen Reichsinsignien nach Frankfurt zu bringen. Wilhelm besaß in Breda eine der schönsten Burgen nördlich der Alpen und der Nassauer Hof in Brüssel war weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt.

Im Jahr 1551 heiratete Wilhelm Anna, Tochter von Maximilian von Egmond, († 1558), die ihm drei Kinder gebar.

Rolle im Achtzigjährigen Krieg

Wilhelm I. von Oranien-Nassau

Unter Karls Sohn Philipp II. von Spanien wurde Wilhelm 1559 Statthalter des Königs in den Grafschaften von Holland, Zeeland und Utrecht. 1561 schloss er mit Anna von Sachsen († 1577), die aus einer protestantischen und habsburgfeindlichen Familie stammte, den Ehebund und hatte mit ihr fünf Kinder. Diese Heirat war eine taktische Heirat, um sich den Rückhalt der protestantischen Fürsten zu sichern. Im Jahr 1566 fand der Beeldenstorm (deutsch: Bildersturm) statt, bei dem sowohl in Flandern wie in den nördlichen Provinzen der Niederlande Kirchen von Protestanten gestürmt und alle Heiligenfiguren, die sie fanden und als Gotteslästerung empfanden, zerstört wurden. Diese Aktion wurde mit dem zweite Gebot Moses begründet: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis von Gott machen, um ihn damit zu verehren“. Sie war der Auslöser des Achtzigjährigen Krieges mit Spanien.

Philipp II. entsandte 1567 eine Armee in die Niederlande, die die Rebellion niederschlagen sollte und vom Herzog von Alba geführt wurde, der eine harte Regierung errichtete. Wilhelm entschied sich, nach Dillenburg zu flüchten und alles Hab und Gut, das zu Geld versetzt werden könnte, mitzunehmen. Um nicht seine Güter zu verlieren, blieb sein Sohn aus erster Ehe, Philipp Wilhelm, sozusagen als Pfand, an der Universität Löwen zurück. Philipp Wilhelm wurde später von Herzog Alba als Geisel nach Spanien entführt und er hat seinen Vater nie wieder gesehen. Währenddessen blieben seine Freunde und treuen Führer der Opposition, die Grafen von Egmont und Hoorn, im Land. Beide wurden von Alba zu Gesprächen geladen, jedoch nach ihrer Ankunft gefangen genommen und enthauptet. Dies führte jedoch nicht zu einer Abschwächung der Revolte, sondern verstärkte den bereits vorhandenen revolutionären Geist der niederländischen Bevölkerung nur noch mehr. Die Güter Wilhelms wurden Anfang 1568 konfisziert.

1568 starb Adolf, ein Bruder Wilhelms, bei dem Versuch einer Invasion im äußersten Norden des Landes, der Schlacht von Heiligerlee. Wilhelm, der zahlungsunfähig war, suchte vergeblich Hilfe bei den deutschen Lutheranern. Elisabeth I. von England verweigerte ihm ebenfalls jedwede Hilfe. Die französischen Hugenotten versprachen zwar Unterstützung, sahen sich dazu aber nach der auf Veranlassung des französischen Königs durchgeführten Ermordung von 8.000 von ihnen in der Bartholomäusnacht (1572) nicht mehr dazu in der Lage.

Am 1. April 1572 übernahm eine Gruppe Adliger, genannt die Geuzen (Bettler), die Stadt Den Briel, heute Brielle, und erklärten sich selbst zu 'Prinzen'. Der Name Geuzen sollte damals abfällig wirken, wurde jedoch schon bald von den Aufständischen zu ihrem Propagandawerkzeug gemacht. Schon bald breitete sich der Aufstand über große Teile von Holland und Zeeland aus. Im selben Jahr verlegte Wilhelm seine Residenz in die befestigte Stadt Delft.

Daniel van den Queborn: Porträt der Charlotte von Bourbon-Montpensier

Viele Jahre blutiger Kämpfe folgten. Stadt um Stadt wurde von Alba belagert und eingenommen. Nach längerer Bedenkzeit trat Wilhelm 1573 zum calvinistischen Glauben über. Aus der 1575 geschlossenen Ehe mit Charlotte von Bourbon-Montpensier († 1582) stammten sechs Kinder. Nachdem Philipp 1576 seine Söldner nicht mehr bezahlen konnte, fanden überall Meutereien und Plünderungen statt. Am 8. November kam es schließlich zur „Genter Pazifikation“, dem Zusammenschluss aller niederländischen Provinzen gegen die Spanier. Obwohl dies ein Akt des Widerstandes aller siebzehn Provinzen war, hielt die Einheit nicht lange. 1579 zerfiel die Union in eine nördliche, protestantische, genannt die „Utrechter Union“, und eine südliche, hauptsächlich katholische Union von Arras.

Im Jahr 1581 erklärten die nördlichen Sieben Provinzen ihre formelle Unabhängigkeit von Spanien und wurden zur Republik, der Posten des Statthalters wurde Wilhelm angetragen (nl: Akte van Verlatinge). Philipp II. setzte daraufhin ein hohes Kopfgeld auf Wilhelm aus. Nach einem missglückten Attentat auf Wilhelm durch den Biskayer Jean Jaureguy am 18. März 1582[1] kümmerte sich Charlotte tage- und nächtelang ohne Schlaf um ihren verwundeten Mann. Am Ende starb sie an Erschöpfung.

Nur ein Jahr später, 1583 heiratete er seine vierte Frau, Louise de Coligny, die hugenottischen Glaubens war und ihn überlebte. Louise bekam ein Kind, Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau, der später selber Statthalter werden sollte. Am 10. Juli 1584 wurde Wilhelm in Delft von dem katholischen Fanatiker Balthasar Gérard ermordet. Wilhelm liegt, wie alle weiteren Mitglieder des Hauses von Oranien-Nassau danach auch, in der Neuen Kirche in Delft begraben.

Nachleben

Denkmal für Wilhelm I. am Wilhelmsturm in Dillenburg
Bronzetafel für Wilhelm I. auf der Ginsburg

In den Niederlanden ist Wilhelm als Vater des Vaterlandes bekannt. Sein Name wurde später in einem Lied, dem Wilhelmus, verewigt, das am 10. Mai 1932 zur niederländischen Nationalhymne erklärt wurde. Eine Statue von ihm steht am Genfer Reformationsdenkmal.

2004 wurde ein viel beachtetes Musical um ihn mit dem Titel „Der Prinz aus Dillenburg“ auf der Freilichtbühne vor dem Wilhelmsturm in Dillenburg uraufgeführt.

Nachkommen

Erste Ehe: 1551 heiratete Wilhelm Anna, Tochter des Grafen von Büren (* 1533; † 1558).

  • Maria (* 1553; † 1555).
  • Philipp Wilhelm (* 1554; † 1618), Prinz von Oranien.
  • Maria (* 1556; † 1616). Heiratet 1595 Graf Philipp von Hohenlohe-Neuenstein (* 1550; † 1606), Sohn von Graf Ludwig Kasimir von Hohenlohe-Waldenburg.

Zweite Ehe: 1561 heiratete er Anna von Sachsen (* 1544; † 1577), geschieden 1571.

  • Anna (*31. Oktober 1562; † wenige Tage später).
  • Anna (* 1563; † 1588) – 1587 verheiratet mit Graf Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg (* 1560; † 1620), Sohn von Johann VI. von Nassau-Dillenburg.
  • Moritz (* 8. Dezember 1564; † März 1566).
  • Moritz (* 1567; † 1625), Statthalter der Niederlande.
  • Emilia (* 1569; † 1629) – 1597 verheiratet mit Emanuel (I.) von Portugal (* 1568; † 1638).
  • Christine, genannt von Diez (* 22. August 1571), von Wilhelm I. von Oranien-Nassau nicht anerkannt.

Dritte Ehe: 1575 heiratete er Charlotte von Bourbon-Montpensier (* 1546; † 1582).

Vierte Ehe: 1583 heiratete er als vierte Frau, Louise de Coligny (* 1555; † 1620).

Literatur

  • Olaf Mörke: Wilhelm von Oranien (1533–1584). Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 3-17-017669-2.

Einzelnachweise

  1. Historicum.net: Der "Achtzigjährige Krieg" – Fokus: Wilhelm von Oranien-Nassau, abgefragt am 17. März 2009

Weblinks


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