William Dalton

William Dalton
Die Daltons in einem Vergnügungspark in Ankara
„Begegnung“ von Lucky Luke und Joe Dalton am Strand von Middelkerke

Die Daltons sind Figuren aus der Comic-Reihe Lucky Luke von Maurice de Bevére (Morris) und René Goscinny. Die aus den vier Brüdern Joe, William, Jack und Averell Dalton bestehende Verbrecherbande ist den historischen Dalton-Brüdern nachempfunden. Im Lucky-Luke-Album Vetternwirtschaft (Les Cousins Dalton) werden die Daltons als Vettern der historischen Bob, Grat, Bill und Emmett Dalton vorgestellt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Figuren

Die Daltons traten erstmals 1952 in Vetternwirtschaft in einem Lucky-Luke Comic auf. Im Band 81 der Reihe namens Die Gesetzlosen erzählt Morris vom Zusammentreffen der historischen Daltons mit dem späteren Widersacher ihrer Cousins. Luke schaltet in diesem Band die vier Ganoven aus, muss sich jedoch später mit ihren Cousins herumschlagen. Bis heute sind die Daltons in der Serie vertreten, was sich auch nach Übernahme der Zeichnungen durch Achdé nach Morris Tod nicht änderte.

Rolle und Auftritt der Daltons

Die Daltons agieren in der Lucky-Luke-Reihe als typische Bösewichte und tragen häufig den Hauptkonflikt mit dem Cowboy aus. Dabei ist ihnen dieser deutlich überlegen, so daß die Gauner auch die Rolle des humoristischen Tollpatsches übernehmen. Ein weiterer Aspekt ihrer Charaktere ist der ständige Konflikt unter den Brüdern, vor allem zwischen Joe und dem trotteligen Averell. Dies führt oft dazu, dass sich die Daltons in erster Linie selbst besiegen.

Oft beginnen die Geschichten mit einem Ausbruch der vier aus dem Gefängnis und der Aufgabe für Luke, sie wieder hinter Gitter zu bringen.

Die Brüder Dalton sind verschieden groß, wobei die Differenz jeweils etwa einen Kopf beträgt. Meistens treten sie der Größe nach geordnet in einer Reihe auf, neben- oder hintereinander, egal ob sie laufen, reiten oder sich anders bewegen. Sie tragen meist gleiche Kleidung, entweder schwarz-gelb gestreifte Sträflingskleidung oder dunkle Hosen und grüne Hemden mit Cowboyhüten. Ihre Gesichter sind identisch.

Aus den Texten, etwa Zitaten der Daltons selber oder anderer Figuren, geht hervor, dass sie gefährliche, berüchtigte Verbrecher sind. Dennoch gelingt ihnen in den Geschichten nie eine schwerere Straftat, bei der sie sich nennenswert bereichern oder Personen schädigen. Lediglich mit benötigter Ausrüstung wie Kleidung, Waffen, Pferden und ähnlichem können sie sich nach Ausbrüchen meist erfolgreich auf kriminelle Art versorgen.

Personencharakterisierung

Joe Dalton

Joe, der kleinste und älteste der Daltons, ist Anführer der Bande. Er ist Choleriker und neigt zu Wutanfällen, die oft durch den bloßen Gedanken an Lucky Luke oder dumme Kommentare seines Bruders Averell ausgelöst werden. Joe hasst Rantanplan, den dummen und gefräßigen Gefängnishund, an den er ab und zu gekettet wird, damit Rantanplan ihn „bewachen“ kann. Die Bewachung neigt dann jedoch dazu, Joes Wutanfälle als Zuneigung misszuverstehen, was den Banditen noch mehr in Rage bringt. Wenn er dann seine Wut an dem Hund auslässt, kommt es meist zur Prügelei mit den Gefängniswärtern. Die größte Schwachstelle Joes stellt seine Mutter dar. Er erträgt es nicht, dass diese ihm das Nesthäkchen Averell vorzieht und auch nicht zögert, Joe, den „gefürchtetsten Banditen des Westens“, übers Knie zu legen.

Der Autor Goscinny hat immer Joe als den dümmsten der Brüder bezeichnet, obwohl er inzwischen in der Reihe nahezu alle Pläne schmiedet und der intelligenteste der Brüder zu sein scheint. Im ersten Album der Brüder, Vetternwirtschaft, erkennt man dies noch genauer: Während seine Brüder jeweils eine Fähigkeit besitzen, die sie Lucky Luke zumindest ebenbürtig erscheinen lassen, wird Joe nur von „purem Hass“ geleitet. Er handelt in diesem ersten Band auch eindeutig unüberlegt, naiv und leichtgläubig, dass Goscinnys Aussage besser zu verstehen ist. Joes Wandlung zum cholerischen Anführer folgte erst in späteren Bänden.

William und Jack Dalton

William und Jack, die in Größe, Alter und Intelligenz zwischen Joe und Averell liegen, spielen weniger wichtige Rollen. Sie beschränken sich oft darauf, Joe davon abzuhalten, Averell zu erwürgen. Sie haben meist keine so klar definierten Persönlichkeiten und folgen so nur Joes Anweisungen. In manchen Geschichten spielen sie aber durchaus eigenständige Rollen. William ist der kleinere dieser beiden Charaktere− interessanterweise tauschen sie allerdings, wenn sie, wie etwa im zweiten Teil von Vetternwirtschaft oder in Dalton City, als eigenständige Charaktere statt als Lückenbüßer agieren, ihre Namen: Jack ist dann der kleinere der beiden.

William Dalton

William ist der zweitkleinste der Daltons nach Joe. Er ist laut Vetternwirtschaft der beste Schütze der Brüder, ist aber auch dem Glücksspiel - so vor allem Russischem Roulette - nicht abgeneigt. Des Weiteren ist er nicht sehr trinkfest, was ihm als Lucky Lukes Leibwächter in Dalton City zum Verhängnis wird. Er spielt leidenschaftlich gerne Banjo, weswegen er dieses bei Zugüberfällen gerne mitgehen lässt (Die Daltons nehmen den Zug).

Jack Dalton

Der zweitgrößte Dalton trägt meist den Namen Jack. Er ist ein Meister der Verkleidung und der List, was aber in Vetternwirtschaft zumindest bei Lucky Luke nicht klappt. In Dalton City zeigt sich, dass er der einzige der Brüder ist, der Joes Wutausbrüchen etwas entgegenzusetzen hat und dem jüngeren Bruder mehr oder weniger ebenbürtig ist. In der Story kommen zwischen den beiden Eifersucht, Besitzneid und auch Sticheleien zum Vorschein.

Die Eigenständigkeit der beiden Figuren blieb auf diese wenigen Bände beschränkt, so dass sie zu Lückenbüßern wurden, während die Hauptcharaktere der Daltons der cholerische und herrschsüchtige Joe und der dumme und verfressene Averell wurden. Dies ging sogar soweit, dass im letzten von Morris fertiggestellten Band Eine Wildwest-Legende, als sich die Daltons trennten, sie sich nicht in vier Gruppierungen trennten, sondern in drei: Joe, Averell - und Jack/William.

Averell Dalton

Averell, der größte Dalton, gilt gleichzeitig als der Dümmste der Brüder. Mit Rantanplan, dem Gefängnishund, verbindet ihn seine Verfressenheit. Averells Lieblingssatz ist demnach auch „Wann gibt's was zu essen?“, womit er seine Brüder häufig zur Weißglut treibt. Er weiß, dass er stupide ist, hält sich dafür aber für den Schönsten der Daltons.

Als Jüngster ist er der Liebling von Ma Dalton, ferner besitzt er im Gegensatz zu seinen Brüdern eine ehrliche Seite, die den Daltons immer dann zum Verhängnis wird, wenn es Lucky Luke gelingt, diese Tatsache geschickt auszuspielen. In Gedächtnisschwund (L'amnésie des Dalton) beispielsweise inszenieren die Daltons einen Prozess gegen Lucky Luke, und geben ihm Averell als Verteidiger, der eine brillante Verteidigungsrede hält. In Die Daltons und der Psycho-Doc (La guérison des Dalton), möchte Averell, angestachelt von Lucky Luke, kein Bandit mehr sein und versucht, auch seine Brüder zu bekehren. Gelegentlich kommen die anderen Brüder auch in Schwierigkeiten, weil sie nicht auf Averell hören. In Die Daltons im Blizzard (Les Dalton dans le blizzard) ist er es, der den Brüdern sagen möchte, dass sie die Waffen in einem Schlitten gelassen haben. In Tortillas für die Daltons (Tortillas pour les Dalton) hat Joe es sich mit Averell verscherzt, so dass er den restlichen Brüdern nicht mitteilt, dass es sich bei einem entführten angeblichen Großgrundbesitzer um Lucky Luke handelt.

Im ersten Band der Daltons, Vetternwirtschaft, wird Averell noch als schusselig, aber durchaus kompetent dargestellt. So ist er an Kraft und Willensstärke Lucky Luke ebenbürtig, die beiden prügeln sich ausgiebig und verwüsten dabei einen Saloon, ohne dass einer der beiden als Sieger dasteht. Erst in späteren Bänden wird Averell zum Trottel, als der er bekannt ist.

Die Dalton-Verwandtschaft

In einigen Geschichten treten Verwandte der Daltons auf:

  • Die ursprünglichen Daltons sind den historischen Gebrüdern Dalton nachempfunden. Bob, Grat, Bill und Emmett treten in der frühen Geschichte Hors-la-loi auf und sterben an deren Ende. In der von Morris zuerst gezeichneten veröffentlichten Version wird Bob von Luke direkt erschossen, was dem Alben-Verleger Dupuis jedoch zu brutal war. Die Geschehnisse in der regulären Alben-Version gegen Ende der Geschichte wurden dahingehend abgeändert, dass am Ende schlicht die vier Kreuze der Brüder zu sehen sind. Aufgrund ihrer Beliebtheit – optisch auffällig war von Beginn an die unterschiedliche Größe – führten Morris und Goscinny nach einem Kurzauftritt im elften Album Lucky Luke contre Joss Jamon schließlich im darauffolgenden Band Les Cousins Dalton (Vetternwirtschaft) als Vettern der verstorbenen Daltons Joe, Jack, William und Averell ein.

Da es sich nicht mehr um die historischen Daltons handelt, erhielten Zeichner und Texter deutlich mehr Spielraum für die Gestaltung der Geschichten. So müssen sie nicht historischen Zeitabläufen folgen. Einige Geschichten mit den Vettern spielen, bevor die echten Brüder Dalton geboren waren. Außerdem begegnen sie in der Geschichte Oklahoma Jim dem Widersacher Lucky Luke bereits in ihrer Kindheit.

  • Ma Dalton tritt erstmals in Ma Dalton auf, später ist sie vor allem dafür verantwortlich, den Daltons Päckchen ins Gefängnis zu schicken, die meist einen Kuchen enthalten, in dem eine Feile versteckt ist. Sie macht dem Familiennamen alle Ehre und hatte häufig den Vater der Daltons aus dem Gefängnis geholt, der als Safeknacker bekannt war, bis er eines Tages auf Dynamit umstieg und bei einem Unfall ums Leben kam.
  • Onkel Marcel Dalton, ein hochanständiger Schweizer Bankier, tritt nur einmal im gleichnamigen Album auf. So groß wie Averell, allerdings wesentlich intelligenter, rein äußerlich nicht von seinen Neffen zu unterscheiden gilt er als schwarzes Schaf der Familie, weil er ehrlich ist und versucht, aus den Daltons Bankiers und ehrliche Menschen zu machen - wobei er (natürlich) kläglich scheitert.
  • Onkel Henry Dalton tritt nie persönlich auf, sein Tod gibt in La ballade des Dalton allerdings Anlass zu einer Racheaktion der Daltons an den Geschworenen und dem Richter, die ihn zum Tode verurteilt haben. Laut Joe sieht er dem Vater der Daltons sehr ähnlich und wurde ihnen immer als leuchtendes Beispiel hingestellt.

Weitere Bemerkungen und Inkonsistenzen

  • In Vetternwirtschaft lernen die Daltons Lucky Luke erst als Erwachsene kennen, während sie sich in den Lucky-Kid-Heften schon als Kinder treffen. Allerdings sagt Joe im französischen Original bei ihrer ersten Begegnung in Vetternwirtschaft zu Lucky Luke „Tu nous reconnais, Cowboy?“ („Erkennst du uns wieder?“), im Gegensatz zu den deutschen Fassungen (u. a.: „Kennst Du uns, Cowboy?“).
  • Zudem sind im Comic Vetternwirtschaft die Daltons anfangs unbedeutende Kleinganoven und werden erst nach ihrer Begegnung mit Lucky Luke zu den gefürchteten Verbrechern. In der Geschichte Daisy Town, die zunächst für das Kino konzipiert wurde und 1971 als Zeichentrickfilm erschien, legen unterschiedliche Steckbriefe nahe, dass die Daltons schon in ihrer Kindheit und Jugend gesucht wurden. Das wurde 1983 in die Comic-Version des Films übernommen.

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