William Irish

William Irish

Cornell George Hopley-Woolrich (* 4. Dezember 1903 in New York; † 25. September 1968 ebenda) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der in der Hauptsache durch seine düsteren Kriminalromane und Detektivgeschichten bekannt ist. Er prägte ganz maßgeblich den „Hardboiled-Typus“ der Schwarzen Serie und lieferte zahlreiche Vorlagen für (Dreh)bücher des Film noir. Woolrich schrieb auch unter den Pseudonymen George Hopley und William Irish.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Cornell Woolrich verbrachte nach der Scheidung seiner Eltern seine ersten Lebensjahre bei seinem Vater Genaro Hopley-Woolrich, der in Mexiko und Mittelamerika arbeitete. Im Alter von 12 Jahren kam Cornell Woolrich nach New York City, um mit seiner Mutter Claire Attalie Tarler Hopley-Woolrich zu leben. Zwischen 1921 und 1926 besuchte er sporadisch die Columbia-Universität; nach Veröffentlichung seines ersten Romans Cover Charge brach er sein Studium ab.

Nach Erscheinen seines zweiten Romans Children of the Ritz zog Cornell Woolrich nach Los Angeles, um das Drehbuch für einen Film nach dem Roman zu schreiben. Das Drehbuch wurde dann allerdings von William Irish geschrieben, dessen Name Woolrich später als Pseudonym verwendete.

In Kalifornien heiratete er Violet Virginia Blackton, die Tochter des Filmmagnaten J. Stuart Blackton. Die Ehe scheiterte von Beginn an aufgrund der homosexuellen Neigungen Woolrichs und wurde später annulliert.

Nach der Trennung ließ Woolrich ein Tagebuch mit Details seiner homosexuellen Erlebnisse zurück.

Er selbst zog 1932 wieder zu seiner Mutter nach New York ins Hotel Marseilles. Kurz darauf wandte Woolrich sich der Kriminalliteratur zu. Zuerst schrieb er 1934 für Groschenhefte, in den 40er und 50er Jahren entstanden seine bekanntesten und erfolgreichsten Romane.

Trotz andauernder Spannungen entschloss sich Woolrich, bei seiner Mutter bis zu ihrem Lebensende im Jahre 1957 zu bleiben. Nach dem Tod seiner Mutter lebte Cornell Woolrich in diversen Hotels in New York City, kurzzeitig auch bei seiner Tante Estelle Tarler Garcia im Hotel Franconia. Seine Gesundheit war, auch von übermäßigem Alkoholkonsum und Kettenrauchen, angeschlagen. Nach einer verschleppten Infektion musste im Januar 1968 ein Bein amputiert werden, wonach er sich weitgehend von seinen Mitmenschen abkapselte. Selbst die Uraufführung des nach The Bride Wore Black von François Truffaut gedrehten Films besuchte er nicht. Er starb am 25. September 1968 an einem Schlaganfall und ist auf dem Ferncliff-Friedhof in Hartsdale, New York, beigesetzt.

Zum Gedenken an seine Mutter stiftete er seinen Nachlass im Wert von 850.000 US$ der Columbia-Universität, zur Unterstützung angehender Journalisten.

Zum Werk

Die frühen Romane Woolrichs stehen in der Tradition der Jazz Ära, er selbst stand unter dem literarischen Einfluss F. Scott Fitzgeralds.

Während der Weltwirtschaftskrise begann Woolrich, Kriminalgeschichten zu schreiben, zuerst in der Tradition klassischer Detektivgeschichten mit klaren Rollen für Held und Schurke, kurz darauf mit Handlungen, die sich durch ihre düstere Atmosphäre, beklemmende Spannungselemente und verschwimmende Ethik auszeichnen. Seine frühen Krimis zeugen von einer schnellen Niederschrift, sind von schwankender Qualität und haben keine überzeugenden Handlungslinien; die späteren Romane insbesondere der serie noire (die „Black“-Romane) sind ausgereifter.

Mit diesen Schöpfungen gilt Woolrich als einer der Väter der Noir-Literatur, viele seiner Romane oder Erzählungen dienten als Vorlage für Filme von Robert Siodmak (Phantom Lady), Alfred Hitchcock (Das Fenster zum Hof), François Truffaut (Die Braut trug schwarz und Das Geheimnis der falschen Braut) oder Ted Tetzlaff (Das unheimliche Fenster) oder wurden für das Radio dramatisiert.

Seine Helden sind fast immer einfache, eher konventionell wirkende Menschen, die durch irgendwelche Umstände aus der Bahn geworfen werden. Charakteristisch ist eine lakonische, oft sich zu wachsender Verzweiflung steigernde Grundhaltung seiner einsamen Helden. Das Ende seiner Geschichten ist nur selten wirklich glücklich.

Die Bedeutung Woolrichs für die amerikanische Krimiliteratur der 40er und 50er Jahre sowie sein Einfluss auf den amerikanischen Kriminalfilm seiner Zeit werden meist unterschätzt. Francis Nevins Jr. bezeichnet Woolrich in seiner Biographie First You Dream, Then You Die als den viert-bedeutendsten Krimiautor seiner Zeit nach Dashiell Hammett, Erle Stanley Gardner und Raymond Chandler. 1954 wurde ihm für seinen Roman Un pied dans la tombe (dt. Ausgabe unbekannt. Original:The Body in grant's tomb) der renommierte Grand prix de littérature policière verliehen. Für seinen Roman Hämndens ögonblick (dt.: Die Tote vom 31. Mai. Heyne, München 1970. Original: Rendezvous in Black) erhielt Woolrich 1975 den Schwedischen Krimipreis International.

Werksauswahl

Romane der Jazz Ära

  • Cover Charge (1926)
  • Children of the Ritz (1927)
  • Times Square (1929)
  • Young Man's Heart (1930) - autobiographisch
  • The Time of Her Life (1931)
  • Manhattan Love Song (1932)

Kriminalromane

  • The Bride Wore Black (1940) - zuerst als Beware the Lady veröffentlicht; als Die Braut trug schwarz von François Truffaut verfilmt
  • The Black Curtain (1941) - verfilmt 1942 als Der schwarze Vorhang (Street of Chance)
  • The Black Alibi (1942)
  • The Black Angel (1943) - verfilmt 1946 als Vergessene Stunde (Black Angel) Angs
  • The Black Path of Fear (1944) - verfilmt als The Chase (1946)
  • Rendezvous in Black (1948)
  • Savage Bride
  • Marihuana
  • You'll never see me again
  • Hotel Room
  • Death is my Dancing Partner
  • The Doom Stone
  • Into the Night (unvollendet, bearbeitet von Lawrence Block, 1987)

Kurzgeschichten (Krimi, Noir)

  • Death Sits in the Dentist's Chair (Detective Fiction Weekly, 1934) (dt. „Der Tod sitzt im Zahnarztstuhl“)
  • Walls That Hear You (Detective Fiction Weekly, 1934) (dt. „Wände haben Ohren“)
  • Preview of Death (Dime Detective, 1934) (dt. „Der Tod auf Zelluloid“)
  • Murder in Wax (Dime Detective, 1935) (dt. „Mord in Wachs“)
  • The Body Upstairs (Dime Detective, 1935) (dt. „Die Leiche im oberen Stock“)
  • Kiss of the Cobra (Dime Detective, 1935) (dt. „Der Kuss der Kobra“)
  • Red Liberty (Dime Detective, 1935) (dt. „Miss Liberty, blutrot“)
  • Johnny on the Spot (Detective Fiction Weekly, 1936) (dt. „Johnny in der Falle“)
  • Change of Murder (Detective Fiction Weekly, 1936) (dt. „Mordspech“)
  • Waltz (Double Detective, 1937) (dt. „Walzer“)
  • I Wouldn't Be in Your Shoes (Detective Fiction Weekly, 1938) (dt. „Katzenjammer“)
  • Three O'Clock (Detective Fiction Weekly, 1938) (dt. „Drei Uhr nachmittags“)
  • The Book That Squealed (Detective Story, 1939) (dt. „Das verräterische Buch“)
  • Guillotine (Black Mask, 1939) (dt. „Die Stufen zum Schafott“)
  • Meet Met by the Mannequin (Dime Detective, 1940) (dt. „Komm zur Schaufensterpuppe“)
  • Momentum (Detective Fiction Weekly, 1940) (dt. „Montreal Express“)
  • Post Mortem (Black Mask, 1940)
  • He Looked Like Murder (Detective Fiction Weekly, 1941) (dt. „Unter Verdacht“)
  • Nightmare (Argosy, 1941) (dt. „Im Dunkel der Nacht“)
  • Murder at Mother's Knee (Dime Detective, 1941) (dt. „Pure Einbildung“)
  • Dormant Account (Black Mask, 1942) (dt. „Ruhendes Konto“)
  • It Had to Be Murder (1942), 1944 als Rear Window verlegt
  • Mind Over Murder (Dime Detective, 1943) (dt. „Schlauheit kommt vor Mord“)
  • The Black Path of Fear (1944)
  • Rear Window (1944) ursprünglich 1942 als It Had to Be Murder unter dem Pseudonym William Irish erschienen; verfilmt von Alfred Hitchcock unter dem Titel Das Fenster zum Hof
  • Death Escapes the Eye (Shadow Mystery Magazine, 1947) (dt. „Der Tod bleibt unsichtbar“)
  • Cocaine - verfilmt als Fall Guy (1947)
  • The Boy Cried Murder (1947)
  • For the Rest of Her Life (Ellery Queen's Mystery Magazine, 1968) (dt. „Für den Rest ihres Lebens“)

Unter dem Pseudonym William Irish

  • Phantom Lady (1942) - von Robert Siodmak 1944 als Zeuge gesucht (Phantom Lady) verfilmt
  • It Had to Be Murder (1942), 1944 als Rear Window unter eigenem Namen erschienen
  • Deadline at Dawn' (1944) - verfilmt als Deadline at Dawn (1946)
  • Waltz into Darkness (1947) - verfilmt 1968 als Das Geheimnis der falschen Braut und 2001 als Original Sin
  • I Married a Dead Man (1948)
  • Stranglers Serenade

Unter dem Pseudonym George Hopley

Literatur

  • Francis M. Nevins Jr.: Cornell Woolrich: First You Dream, Then You Die. The Mysterious Press, New York 1988.
  • Cornell Woolrich und Mark T. Bassett (Herausgeber): Blues of a Lifetime: The Autobiography of Cornell Woolrich

Weblinks


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