William Parsons

William Parsons

William Parsons, 3. Earl of Rosse, KP (* 17. Juni 1800 in York; † 31. Oktober 1867 in Birr Castle) war ein irischer Astronom. In himmelskundlichen Publikationen wird sein Name oft als Lord Rosse abgekürzt.

William Parsons, 3. Earl of Rosse

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bis zum Tod seines Vaters führte er den Höflichkeitstitel Lord Oxmantown. Nach dem üblichen Privatunterricht studierte er 1818 zunächst an der Universität Dublin, ging 1819 nach Oxford und studierte dort am Magdalen College. 1821 wurde Parsons ins House of Commons gewählt (bis 1834). Bereits 1824 wurde er in die Royal Astronomical Society aufgenommen. 1831 wurde er Lord Lieutenant von King's County und 1834 Oberst der Miliz. Im Februar 1845 wurde er zum Repräsentative Peer von Irland gewählt. Von 1848 bis 1854 war er Präsident der Royal Society, ab 1862 Kanzler der Universität Dublin. 1836 hatte er Mary Wilmer-Field geheiratet; sie hatten vier Söhne. William Parsons, 3. Earl of Rosse, starb am 31. Oktober 1867 auf seinem Landsitz Birr Castle.

Leistung

Große Spiegelteleskope

1826 richtete Lord Rosse auf seinem Landsitz ein Observatorium ein, für das er die Instrumente unter seiner persönlichen Leitung anfertigen ließ. 1828 veröffentlichte er seine Erfahrungen beim Schleifen und Polieren des Spiegels im Edinburgh Journal of Science. Nachdem er 1839 ein Spiegelteleskop von 36 Zoll (91 cm) Durchmesser hergestellt hatte, (in der Bauweise den berühmten Teleskopen von William Herschel sehr ähnlich), beobachtete er Sternhaufen und die geheimnisvollen Nebel wie M27 oder M31. Dabei meinte er, Hinweise auf Haufen von Sternen innerhalb der diffus leuchtenden Gasmassen zu finden. (Nebenbei gab er dem „Krebsnebel“ (M 1) seinen Spitznamen.) Um das Auflösungsvermögen weiter zu steigern und so die wahre Natur der nebligen Objekte zu klären, baute er mit einem Aufwand von 12.000 Pfund Sterling ein Riesenteleskop, das 1845 vollendet wurde. Der Hauptspiegel maß 72 Zoll (1,83 m) im Durchmesser und hatte eine Brennweite von 16 m. Dieses Teleskop zeichnete sich durch eine für die damalige Zeit unglaublich hohe Lichtstärke aus und bekam bald den Spitznamen „Leviathan of Parsonstown“. Lord Rosse musste gemeinsam mit seinen Mitarbeitern verschiedene Techniken selbst entwickeln, um dieses Gerät Wirklichkeit werden zu lassen.

Zeichnung des M 51 von Lord Rosse

Nebel und Galaxien

Parsons arbeitete insbesondere über Nebelflecke und erkannte in seinen großen Teleskopen viele als weit entfernte Sternhaufen. Doch konnte er die Spiralnebel wegen ihrer geringen [Flächenhelligkeit] noch nicht als ferne "Weltinseln" deuten, wie man die heutigen Galaxien um etwa 1900 zu nennen begann. Weil sie visuell schwierig zu beobachten sind, war die Auflösung in Details erst der Astrofotografie des 20.Jahrhunderts vorbehalten. Allerdings erahnte er bei mehreren dieser Nebel Spiralstrukturen (insgesamt an 14), was lange auf Zweifel stieß. Zuerst sah er die Spiralarme an der relativ nahen „Whirlpool-Galaxie“ (M51 im Messier-Katalog) - bereits wenige Wochen nach Inbetriebnahme seines Riesenteleskops (siehe seine Zeichnung).

Da Lord Rosse – anders als Herschel – nicht an ein sich entwickelndes Universum glaubte, suchte er nach Beweisen, dass die nebligen Flecken, aus denen sich laut Herschel Sterne entwickeln sollten, tatsächlich aus unzähligen kleinen Sonnen bestünden. In diesem Sinne behauptete er, er habe den Orionnebel in Einzelsterne auflösen können, was Herschel zu wütenden Attacken veranlasste. (Die Frage konnte erst später durch Spektralanalyse geklärt werden: der Orionnebel ist als Emissionsnebel ein echter Gasnebel, das Licht der Galaxien jedoch stammt von Sternen. Zu diesem Ergebnis war bereits sein Sohn Laurence gekommen, nachdem er mit dem 36-Zoll-Teleskop 11 Nebelspektren visuell untersucht hatte.)

Die Idee, die Nebel bestünden aus Sternen, war keine Erfindung von Lord Rosse. Bereits John Herschel hatte spekuliert, M51 sei ein Bruder („brother system“) der Milchstraße und hatte – ebenso wie William Smyth – die Theorie vertreten, sie seien gigantische Systeme aus unzähligen Sternen. Lord Rosse hatte die Hoffnung, mit seinem Riesenteleskop Nebel wie M51 auflösen zu können. Stattdessen erkannte er seine Spiralstruktur und heizte damit die Diskussion über die wahre Natur dieser Systeme erst recht an. Denn die Vertreter der Nebeltheorie hielten die Spiralen für das Ergebnis gewaltiger Wirbel in Gasmassen.

Die Nebelflecke waren nicht das einzige Arbeitsgebiet, auf dem Lord Rosse tätig war. Beträchtliche Energie verwandte er auch auf die Untersuchung der Temperatur der Mondoberfläche.

Seine zahlreichen Forschungsergebnisse wurden dargestellt unter dem Titel Observations of Nebulae and Clusters of Stars made with the 6-foot and 3-foot Reflectors at Birr Castle.

Alternativkonstruktion zum Newton-Teleskop

Parsons erfand (ähnlich wie Herschel) eine Alternative zum seitlichen Einblick des Newton-Teleskops, weil seine Spiegel dafür groß genug waren. Dazu schreibt Meyers Konversationslexikon 1885:
Bei den 'Riesenteleskopen' von Herschel und Lord Rosse, deren Spiegel 1-2 m Durchmesser hatten, war ein solches zweites Spiegelchen (Anm. Geof: ein Fangspiegel) und somit auch der von ihm herbeigeführte Lichtverlust durch einen einfachen Kunstgriff vermieden. Der Hohlspiegel (ss, Fig. 5) ist nämlich gegen die Achse des Rohrs ein wenig geneigt, so daß das Bildchen nahe an den Rand des Spiegels zu liegen kommt und daselbst durch eine Okularlinse betrachtet werden kann. Dabei tritt freilich der Kopf des Beobachters teilweise vor die Öffnung des Rohrs, was aber bei dem großen Durchmesser des Spiegels von geringem Belang ist.

Lord Rosse war auch karitativ tätig und versuchte, die Not in seinem Land zu lindern, siehe dazu seine Schrift Letters on the state of Ireland (London 1847).



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