William de la Pole, 1. Herzog von Suffolk

William de la Pole, 1. Herzog von Suffolk

William de la Pole, 1. Herzog von Suffolk, 1. Marquess of Suffolk und 4. Earl of Suffolk (* 16. Oktober 1396; † 2. Mai 1450) war ein wichtiger englischer Soldat und Heerführer im Hundertjährigen Krieg und später Lord Chamberlain von England. Er spielt sogar eine wichtige Rolle in Heinrich VI. von William Shakespeare.

Er war der zweite Sohn von Michael de la Pole, 2. Earl of Suffolk, und der Catherine de Stafford. Im Alter von 19 Jahren kämpfte er zusammen mit seinem Vater und seinem älteren Bruder bei der Eroberung von Harfleur 1415, während der sein Vater starb und er selbst verwundet wurde. Kurz danach starb auch sein Bruder Michael in der Schlacht von Azincourt. William folgte seinem Bruder nach und wurde der 4. Earl of Suffolk. Er wurde zum zweiten Kommandanten der englischen Streitkräfte bei der Eroberung von Orléans im Jahre 1429 ernannt. Als die Stadt im selben Jahr von Johanna von Orléans zurückerobert wurde, trat er den Rückzug nach Jargeau an, wo er am 12. Juni gezwungen wurde, sich zu ergeben. Er blieb drei Jahre Gefangener König Karls VII. und wurde schließlich 1431 freigelassen.

Nach seiner Rückkehr nach England wurde er Ritter und Verbündeter Henry Kardinal Beauforts. Seine größte Leistung in dieser Zeit war die Hochzeit zwischen König Heinrich VI. und Margaret von Anjou im Jahre 1444, die er ausgehandelt hatte. Er wurde daraufhin zum Marquess of Suffolk erhoben. 1434 wurde er zum Kommandanten der Burg in Wallingford ernannt. Nach dem Tod des Onkels des Königs, Humphrey, Duke of Gloucester und des Großonkels, Henry Beauforts 1447 wurde de la Pole zum wichtigsten Berater und Freund des schwachen Heinrich VI. Interessant ist, dass de la Poles Erzfeind, der Duke of Gloucester, nach der Verurteilung seiner Frau in Bury St. Edmunds, das in Suffolk liegt, unter ungeklärten Umständen starb. Ob de la Pole seine Hand im Spiel gehabt hat, bleibt Vermutung. Jedenfalls erhielt er im selben Jahr Gloucesters Titel, eines Earl of Pembroke. Weiters wurde er zum Lord Chamberlain und Admiral Englands ernannt und außerdem 1448 zum Herzog von Suffolk erhoben.

Doch de la Pole konnte den fast vollständigen Verlust der englischen Besitztümer in Nordfrankreich nicht verhindern und wurde deswegen am 28. Januar 1450 gestürzt und im Tower of London eingesperrt. Er wurde für fünf Jahre aus England verbannt, doch auf seiner Reise nach Frankreich wurde sein Schiff aufgehalten und de la Pole getötet. Wer hinter seinem Tod steckt, bleibt ein Rätsel. Möglicherweise war jedoch der Herzog von York, ein Erzfeind de la Poles, dafür verantwortlich. Der Körper Sir Williams wurde nach Wingfield gebracht, wo er in der Kirche begraben liegt.

Familie

Seine Hochzeit fand am 11 November 1430 statt. Er heiratete Alice Chaucer (1404-1475), eine Enkelin des berühmten Dichters Geoffrey Chaucer. Mit ihr zeugte er seinen einzigen legitimen Sohn, John. De la Pole hatte aber auch ein Verhältnis mit einer Nonne, Malyne de Cay, und zeugte mit ihr Jane (1429-1494). Es wird berichtet, dass er sie in der Nacht zeugte, als Johanna von Orléans die Engländer aus Orléans vertrieb. Jane de la Pole wurde mit Thomas Stonor (1423-1474) verheiratet und bekam einen Sohn, William Stonor.

Darstellung in Shakespeares Heinrich VI.

In seinem Stück Heinrich VI., das in 3 Teile gegliedert ist, schildert Shakespeare die politischen Hinterhältigkeiten und Intrigen der Ratgeber Heinrichs VI., die den König zum Spielball ihrer Interessen machen.

Unter diesen Intriganten nimmt William de la Pole keine geringe Rolle ein. Shakespeare stellt ihn als ehrgeizigen, skrupellosen Höfling dar, der bereit ist, alles zu tun, um seine Macht zu vergrößern. Sein Mittel zur Macht findet er in Königin Margareta, die er im ersten Teil gefangen nimmt und dann als Braut für König Heinrich vorschlägt. Nachdem er Heinrich von ihr überzeugt hat: „Wen nähme Heinrich zum Gemahl, als König,/ als Margareten, Tochter eines Königs?/ … Denn Heinrich, da sein Vater ein Erob´rer,/ hat Aussicht, mehr Erob´rer zu erzeugen,/ gesellt er sich in Liebe einer Frau,/ gemutet wie die schöne Margareta./“ Daraufhin bittet ihn Heinrich, die Heirat zu verhandeln: „Drum geht zu Schiff, Mylord; nach Frankreich eilt;/ Stimmt ein in jeglichen Vertrag und sorgt,/ dass Fräulein Margareta bald geruhe,/ die Überfahrt nach England vorzunehmen.“ Suffolks Worte beenden dann den ersten Teil. Mit diesen schildert er schon seine Absicht, durch Margareta an mehr Macht zu gelangen: „Margreta soll den König nun beherrschen,/ ich aber sie, den König und das Reich“.

Der zweite Teil beginnt damit, dass Suffolk seinem König seine Frau übergibt. Während Heinrich ihn zum Dank zum Herzog ernennt: „Lord Markgraf, kniee/ sei hier ernannt zum ersten Herzog Suffolk/ und mit dem Schwert umgürtet!“, macht sich de la Pole die anderen Höflinge zum Feind, da sie eifersüchtig die neue Macht de la Poles beneiden. Später beteiligt sich Suffolk an den Intrigen um die Macht und bringt gemeinsam mit den anderen Höflingen Gloster, den Onkel Heinrichs und Protektor, zu Fall. Shakespeare macht Suffolk sogar zum Mörder Glosters, was diesen trotz der Unterstützung der Königin um das Wohlwollen des Königs bringt. Als das Volk seine Hinrichtung fordert, verbannt ihn Heinrich: „Wenn nach drei Tagen Zeit man hier dich findet/ auf irgend einem Boden, wo ich herrsche,/ so kauft die Welt dein Leben nicht mehr los.“

Die Abschiedsszene Suffolks von der Königin ist die einzige Darstellung der Liebe im ganzen Stück, das sich sonst nur mit Politik und Intrigen beschäftigt. Schon bei ihrem ersten Treffen im ersten Teil scheint er, in sie verliebt zu sein, und will sie für sich selbst gewinnen: „Ich will dies Fräulein hier gewinnen./ Wem? Ei, meinem König. Pah! Das wäre hölzern.“ Die Trennung der beiden erinnert sogar fern an den Abschied Romeos von Julia. So sagt die Königin: „Was traur´ ich, Suffolk, einzig nicht um dich,/ und eifr´ in Tränen mit des Südens Wolken,/ das Land befeuchtend die, mein Leid die meinen?/ Nun mach dich fort: du weißt, der König kommt./ Es ist dein Tod, wirst du bei mir gefunden.“ Worauf de la Pole entgegnet: „Ich kann nicht leben, wenn ich von dir scheide;/ und neben dir zu sterben, wär´ es mehr,/ als wie ein süßer Schlummer dir im Schoß?“

Obwohl Shakespeare Suffolk als einen im Volk unbeliebten, intriganten Mörder darstellt, gewährt er ihm doch ein heldenhaftes, rühmliches Ende. Als er auf dem Schiff ins Exil ermordet wird, weigert er sich um sein Leben zu bitten: „Fern sei es, dass wir Volk wie dieses da/ mit unterwürf´gen Bitten ehren sollen… Der echte Adel weiß von keiner Furcht…“ Als standhafter Edelmann stirbt de la Pole:

Come soldiers, show what cruelty ye can,
that this my death may never be forgot.
Great men oft die by vile bezonians.
A Roman sworder and banditto slave,
Murder´d sweet Tully; Brutus´bastard hand,
stabb'd Julius Caesar; savage islanders
Pompey the Great; and Suffolk dies by pirates
Soldaten, kommt! Zeigt eure Grausamkeit!
Daß diesen meinen Tod man nie vergesse.
Durch Bettler fallen große Männer oft:
Ein röm'scher Fechter und Bandit erschlug,
Den holden Tullius; Brutus' Bastard-Hand,
Den Julius Caesar; wildes Inselvolk,
Den Held Pompejus; und Suffolk stirbt durch Räuber.

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