- Wilno
-
Vilnius
Wilna
Blick auf die Altstadt von Vilnius und die dahinter entstehende Neue MitteStadtwappen Lage in Litauen Basisdaten Staat: Litauen Distrikt: Vilnius Gründung: 1316 Koordinaten: 54.68833333333325.271388888889Koordinaten: 54° 41′ N, 25° 16′ O Höhe: 112 m ü. NN Fläche: 402 km² Einwohner: 553.904 (2006) Bevölkerungsdichte: 1378 Einwohner/km² Telefonvorwahl: 00370 Stadtgliederung: 20 Stadtbezirke Offizielle Website: www.vilnius.lt E-Mail-Adresse: e.vicemeras@vilnius.lt Bürgermeister: Vilius Navickas, (Tėvynės Sąjunga) (seit 10. Februar 2009) Skyline von Vilnius Vilnius ['vilɲus] anhören?/i (deutsch auch Wilna, russisch Вильнюс, Вильна, polnisch Wilno, jiddisch ווילנע/Wilne) ist die Hauptstadt Litauens und des Distrikts Vilnius (Vilniaus Apskritis). Mit 553.000 Einwohnern (2006) ist sie die größte Stadt des Landes. Sie liegt an der Mündung der Vilnia in die Neris, nur etwa 40 km von der weißrussischen Grenze entfernt.
Vilnius ist katholischer Erzbischofssitz und seit 1579 Universitätsstadt. Sie trägt gemeinsam mit der Stadt Linz den Titel Europäische Kulturhauptstadt für das Jahr 2009.
Inhaltsverzeichnis
Namen der Stadt
Entsprechend ihrem multiethnischen und multikulturellen Charakter ist die Stadt unter verschiedenen Namen bekannt. Die Litauer (die heute die deutliche Mehrheit der Bevölkerung darstellen) nennen sie Vilnius; dieser Name setzt sich allmählich auch in anderen Sprachen durch. Auf Polnisch heißt sie Wilno, auf Weißrussisch Вільня/Wilnja, auf Jiddisch Wilne, auf Russisch schließlich hieß sie ursprünglich Вильна/Wilna, wurde ab der sowjetischen Zeit aber nur noch als Вильнюс/Wilnjus bezeichnet, von der russischen Bezeichnung leitet sich auch der eingedeutschte Name Wilna ab. In der litauischen Sprache bedeuten die Wörter Vilnis und Vilnele soviel wie „Kleine Welle“.
Durch Vilnius fließt ein Flüsschen namens Vilnia (oft in der Verkleinerungsform Vilnelė genannt), das unweit des historischen Stadtkerns (Gediminas-Berg) in die Neris mündet. Andererseits ist ein alternativer Name der Neris *Velija, belegt um 1230 als Велья. Hierzu ist der kleinere Zufluss ursprünglich Diminutivbildung. Von diesem Flussnamen wird der Name der Stadt abgeleitet. Die ältesten Formen aus dem 14. Jahrhundert lauten vor die Wilne, ante Vilnam usw. Die Form Vilnius ist erstmalig 1600 belegt.
Geschichte
Anfänge
Wilna wurde unter Gediminas, Großfürst seit 1316, gegründet. Der Legende nach soll er bei der Jagd auf einem Hügel am Zusammenfluss der Neris und Vilnia gerastet haben. Dort träumte er von einem eisernen Wolf, der markerschütternd laut heulte wie hundert Wölfe. Der Pfeil, den er auf das Tier abfeuerte, prallte an dessen stählernen Körper ab. Beunruhigt bat er seinen heidnischen Hohepriester Lizdeika um die Deutung dieser Episode. "Was die Götter dem Herrscher und dem litauischen Staat beschieden haben, mag geschehen: der eiserne Wolf steht auf einem Hügel, auf dem eine Burg und eine Stadt errichtet werden – die Hauptstadt Litauens und die Residenz der Herrscher. Die Festung aber müsse fest wie Eisen sein, dann würde ihr Ruhm weit durch die Welt hallen (Die litauischen Wörter für laut und berühmt sind identisch). Zu jener Zeit war die prächtige Wasserburg im westlich gelegenen Trakai Sitz des Herrschers.
Soweit die Legende. Archäologen sehen die Geschichte bodenständiger: Ihren Ausgrabungen nach hatten schon im 11. Jahrhundert Menschen an diesem taktisch vorteilhaften Ort gesiedelt. Erste Erwähnung in den geschichtlichen Akten findet Vilnius als Hauptstadt der Litauer 1323. In jenem Jahr schreibt besagter Großfürst Gediminas einen in Latein verfasste Brief an die Hauptstädte jener Zeit. Darin wirbt er Kaufleute, Wissenschaftler und Priester für in civitate nostra regia Vilna - sozusagen als hochqualifizierte Gastarbeiter und lockt mit zwei Kirchen, also auch Religionsfreiheit. Diese Toleranz gegenüber den verschiedensten Glaubensrichtungen sollte die Entwicklung der Stadt noch lange bestimmen. Dessen ungeachtet wurde Vilnius wiederholt Ziel von kriegerischen Angriffen des Deutschen Ordens.
Polen-Litauen
Ab 1377 war der ehrgeizige Jogaila Großfürst Litauens. 1385 schloss er mit Polen die Union von Krewo - der Preis dafür war die Christianisierung des Landes. Er löschte das ewige Feuer auf dem Hügel in Vilnius und zerstörte den dazugehörigen heidnischen Tempel. Ein Jahr später, 1386, ließ er sich taufen, heiratete wie vereinbart die polnische Königin Hedwig und bestieg als Władysław II. Jagiełło den Thron des neuen und mächtigen Großreiches aus Polen und Litauen: Die Rzeczpospolita.
Zeitgleich wurde in Vilnius das Magdeburger Stadtrecht eingeführt. Im 15. Jahrhundert erlebte die Stadt ein Periode großer wirtschaftlicher Blüte. In Folge der polnisch-litauischen Union (1385/1569) kam die Stadt zunehmend unter polnischen Einfluss. Damit einher gingen die Versuche der Gegenreformation. Das zu diesem Zweck 1570 von den Jesuiten gegründete Kollegium wurde so 1579 zur Universität (Alma academia et universitas Vilnensis societatis JESU) mit Privileg des polnischen Königs Stefan Batory und Segen des Papstes Gregor XII. erklärt. Gleichzeitig wurde Vilnius das wichtigste Zentrum jüdischer Kultur in Nordeuropa. Aufgrund seiner geistigen Bedeutung hatte die Stadt den Beinamen Jerusalem Litauens. Wirtschaftlich begann im 16. Jahrhundert allerdings mit der zunehmenden Dominanz Polens ein langsamer Abstieg Vilnius. Das 17. Jahrhundert war geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen - sieben Jahre war die Stadt von 1655 bis 1661 von russischen Truppen besetzt - und Heimsuchungen wie Bränden und der Pest.
Im Großen Nordischen Krieg wurde Vilnius in den Jahren 1702 und 1707 von schwedischen Truppen zerstört. Verheerende Brände in den Jahren 1737, 1745 und 1747 bremsten den folgenden Wiederaufbau.
Zarenreich
Ab 1795 bis 1917 gehörte Litauen und damit Vilnius zum russischen Zarenreich.
Nach dem Aufstand der Polen und Litauer gegen die russische Oberherrschaft im Jahr 1831 wurde die Universität als Hort nationalistischer Umtriebe im folgenden Jahr von der russischen Macht geschlossen und blieb es bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Vilnius entwickelte sich relativ bescheiden im Rahmen einer russischen Gouvernementshauptstadt. Damals wurde in der Stadt mehrheitlich polnisch gesprochen. Dennoch war sie im 19. Jahrhundert das Zentrum des weißrussischen nationalen Lebens, noch vor Minsk. Die wichtigsten weißrussischen Dichter und Schriftsteller publizierten ihre Werke damals in Vilnius. In der Stadt wurde 1906 auch die erste weißrussische Zeitung "Naša Niva" gegründet.
1896 vermachte der jüdische Geschäftsmann Straschun seine Buchbestände der jüdischen Gemeinde und begründete damit die größte jüdische Bibliothek in Europa.
Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit
Nach der Proklamation des litauischen Staates 1917 (unter deutscher Besatzung, Anerkennung durch das Deutsche Reich im März 1918) wurde Vilnius dessen Hauptstadt. Am 5. Januar 1919 wurde es jedoch durch die Rote Armee besetzt, die im April 1919 durch polnische Truppen wieder aus der Stadt vertrieben wurde. Mit dem Abschluss des Versailler Friedensvertrages im Juni 1919 wurde Litauen international anerkannt, bei der Grenzfestlegung durch die Ententemächte am 8. Dezember 1919 die Zugehörigkeit Vilnius' zu Litauen bestätigt. Auch der litauisch-sowjetische Friedensvertrag von Moskau vom 12. Juli 1920 erkannte die Zugehörigkeit der Stadt zu Litauen an. Während des Polnisch-Sowjetischen Krieges von Juni bis Oktober 1920 war die Stadt zunächst in polnischer, dann wieder in sowjetischer bzw. litauischer, dann wieder in polnischer Hand.
Am 12. Oktober 1920 wurde unter polnischer Besatzung im mehrheitlich polnischsprachigen Südosten Litauens die Republik Mittellitauen proklamiert, die sich erst 1922 formal der polnischen Republik anschloss.
So war 19 Jahre lang Kaunas die – provisorische – Hauptstadt Litauens. Wilna sank auf den Status einer Provinzstadt im Nordosten Polens herab. Für das kulturelle und wissenschaftliche jüdische Leben in Ostmitteleuropa konnte es seine Bedeutung jedoch bis zum Zweiten Weltkrieg halten.
Zweiter Weltkrieg
Als die deutsche Wehrmacht im September 1939 in Polen einmarschierte, wurde der bis dahin polnisch besetzte Teil Litauens gemäß der Absprache des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes von der Roten Armee besetzt. Vilnius wurde am 19. September eingenommen. Für wenige Wochen war Vilnius Teil der Weißrussischen Sowjetrepublik, im Oktober wurde die Stadt formell an Litauen gegeben. Litauen wurde am 15. Juni 1940 von der Roten Armee besetzt. Nach dem Anschluss Litauens an die UdSSR am 3. August 1940 wurde Vilnius wieder Hauptstadt des Landes, der Sozialistischen Sowjetrepublik Litauen.
Als im Sommer 1941 die deutschen Wehrmachtstruppen nach Litauen vorstießen, begann das Ende der jüdischen Geschichte in Vilnius. Die deutsche Besetzung begann am 23. Juni 1941 und endete am 13. Juli 1944. In der Altstadt wurde das Ghetto Vilnius in zwei Teilen eingerichtet, von denen der kleinere bis zum Oktober 1941 bereits wieder liquidiert wurde, was für mehrere zehntausend Juden den Tod durch Erschießung im Wald von Paneriai (etwa 10 km westlich der Altstadt) bedeutete. Das zweite Ghetto bestand bis 1943, wobei verschiedene so genannte Aktionen auch hier eine weitere Dezimierung der jüdischen Bevölkerung zur Folge hatten. Die verbliebenen Juden wurden in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet.
Litauische SSR und Republik Litauen
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die polnische Bevölkerung vertrieben und Vilnius Hauptstadt der Sozialisten Sowjetrepublik Litauen und blieb es auch nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1990. Nach der Unabhängigkeit Litauens von der Sowjetunion entwickelte sich das heutige Vilnius innerhalb von 10 Jahren von einer sowjetischen in eine Stadt westlich-kosmopolitischen Stils. Auf dem der Altstadt und dem Zentrum (Bebauung rund um den zentralen Gediminas-Prospekt ab der Jahrhundertwende) gegenüber gelegenen Ufer der Neris haben sich in den letzten Jahren die ersten Ansätze für ein modernes Büro- und Geschäftsviertel gebildet, mit dem Vilnius zu einem Anziehungspunkt nicht nur für Touristen werden will. Bislang verlief die Entwicklung mehr oder weniger auf Brachflächen, in absehbarer Zeit werden aber die ärmlichen Holzhaus-Siedlungen, die sich unmittelbar nördlich anschließen, weichen müssen.
Bevölkerung
1875 wurden in der Stadt 82.688 Einwohner gezählt, davon 37.909 Juden (knapp 46 % der Bevölkerung und damit die größte Bevölkerungsgruppe der Stadt). 1902 lebten etwa 80.000 Juden in der Stadt, bei einer Gesamteinwohnerzahl von 162.633 (etwa 49 %). Bis zum Zweiten Weltkrieg war das damals zu Polen gehörende Vilnius eine mehrheitlich von Juden und Polen bewohnte Stadt. Daneben lebten in Vilnius auch viele Weißrussen. Der Zweite Weltkrieg führte zu einem fast völligen Bevölkerungsaustausch. Von den etwa 80.000 Juden, die bis 1939 in Vilnius gelebt hatten, überlebten nur wenige Tausend den Holocaust, und noch weniger blieben in der Stadt wohnen. Der größte Teil der polnischen Bevölkerung wurde nach Westpolen umgesiedelt bzw. vertrieben, während im Umland von Vilnius dagegen bis heute noch sehr viele Polen leben. Im Gegenzug kamen Litauer aus den ländlichen Regionen sowie Russen in die Stadt, benötigt für den Aufbau der Stadt als Hauptstadt der Sozialistischen Sowjetrepublik Litauen. Verwaltung, Wissenschaft und vor allem große Industriebetriebe wurden angesiedelt. Die Stadt erlebte ein rasantes Bevölkerungswachstum. Im Jahr 2001 zählte Vilnius 542.287 Einwohner. Davon machten Litauer 57,8 % aus, Polen 18,7 %, Russen 14 %, Weißrussen 4 %, Juden 0,5 %, Vertreter anderer Nationalitäten 5 %.
Sehenswürdigkeiten
Die Wahrzeichen der Stadt sind die Ruine der Burg von Gediminas auf dem gleichnamigen Hügel aus dem 14. und 15. Jh., sowie an ihrem Fuße die klassizistische römisch-katholische Kathedrale Sankt Stanislaus mit ihrem etwas abseits stehenden Glockenturm.
Ausgehend vom Burgberg bildet das Straßennetz der Altstadt von Vilnius in Richtung Westen und Süden eine fächerartige Struktur. Die Altstadt, die sich an den Hängen auf dem linken Ufer der Neris hochzieht, hat eine Fläche von 360 ha und zählt damit zu den größten und besterhaltenen Europas; seit 1994 zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Viele Baustile hinterließen ihre Spuren, vor allem prägen sie der Barock, aber auch Gotik und Renaissance. Sehenswert sind die St.-Annen-Kirche (Šv. Onos), ein gotisches Backsteingebäude (Flammengotik) zusammen mit der ebenfalls gotischen Bernhardiner-Kirche, die barocke Universitätsanlage mit der Johannes-Kirche (lit. Šv. Jonų).
Bekannt sind auch die barocke Kasimir-Kirche (lit. Šv. Kazimiero), welche dem Nationalheiligen geweiht ist, und das Tor der Morgenröte (Wilna) (polnisch: Ostra brama /litauisch: Aušros vartai). Das alte Rathaus wurde wie die Kathedrale zuletzt in klassizistischem Stil umgebaut. Eine der wenigen alten Kirchen außerhalb der Altstadt ist die von dem Hetman des polnisch-litauischen Staates Michal Kazimier Pac gestiftete St. Peter-und-Paul-Kirche (lit. Šv. Petro ir Povilo), ein Meisterwerk des Barock. Diese Kirche, wie auch das Bild der wundertätigen Madonna in den "Aušros vartai", ist ein wichtiges Pilgerziel, vornehmlich für polnische Katholiken. Von den einstmals 105 Synagogen in Vilnius ist eine einzige aus dem Jahr 1894 übrig geblieben. Interessant ist außerdem der oberhalb der Altstadt gelegene Rasų-Friedhof, wo zahlreiche prominente Litauer und Polen begraben sind, (Józef Piłsudskis Herz ist hier bestattet), sowie der zentrale Markt auf dem nördlichen Ufer der Neris.
Romantisch und kleinstädtisch verträumt präsentiert sich das am rechten Ufer des Flüsschens Vilnele gelegene Stadtviertel Užupis (deutsch: Hinter dem Fluss), das seit Anfang der Neunziger vom unbeachteten und verwahrlosten Winkel zu einem Künstlerviertel (in unmittelbarer Nähe der Kunstakademie "Dailės akademija") wurde und nunmehr auch eine exquisite Adresse darstellt. Vilnius ist im Ganzen eine wenig metropolitan wirkende Stadt mit viel Grün, das sich bis ins Zentrum zieht.
Umgebung von Vilnius
Eine moderne Sehenswürdigkeit ist der Fernsehturm, der 326 m hoch ist und in 190 m Höhe über eine Aussichtsplattform verfügt.
Etwa 30 km westlich von Vilnius liegt Trakai, die mittelalterliche Hauptstadt Litauens mit seiner wieder aufgebauten Wasserburg.
Nördlich von Vilnius im Dorf Purnuškės befindet sich der Europapark. Dort soll der geografische Mittelpunkt Europas (lit. Europos centras) liegen. Diese Berechnung französischer Wissenschafter um 1989 ist allerdings wegen fraglicher Gewichtung von Inseln umstritten. Andere Geowissenschafter setzen den Mittelpunkt in der Ukraine nahe der Grenze zur Slowakei an, wobei es keine zwingende Methodik für Bestimmung eines solchen Punktes gibt.
Universitäten und Hochschulen
Universität Vilnius
Die Universität Vilnius (Vilniaus universitetas, VU), gegründet 1579, ist die älteste Universität im Baltikum und Osteuropa; (älteste Universität in Mitteleuropa ist die Karls-Universität Prag).
Europäische Humanistische Universität
Im Juni 2005 ist die Europäische Humanistische Universität von Weißrussland (wo sie 2004 aus politischen Gründen geschlossen wurde) nach Vilnius übergesiedelt und wird dort als vorläufige Exiluniversität geführt. Sie ist eine Privatuniversität und bietet Europastudien, Sprach- und Politikwissenschaften an.
Darüber hinaus gibt es in Vilnius noch die Technische Gediminas-Universität Vilnius, die Mykolas-Romer-Universität, die Pädagogische Universität Vilnius und die Kunstakademie Vilnius.
Verkehr
Die litauische Hauptstadt liegt verkehrstechnisch auf Grund ihrer Nähe zur stark abgesicherten EU-Außengrenze zu Weißrussland in einer Art „totem Winkel“. Die wichtigsten Verkehrsströme vom Baltikum in die restliche EU verlaufen über Kaunas. Von dort führt eine Schnellstraße ins 100 Kilometer entfernte Vilnius.
Eisenbahn
Der Bahnhof Vilnius ist zwar ein wichtiger Durchgangsbahnhof für den Transitverkehr (Korridorzüge) vom Russischen Kernland über Weißrussland ins Kaliningrader Gebiet, aber der Ein- bzw. Ausstieg ist nicht gestattet. Daneben existieren Eisenbahnverbindungen nach Kaunas und nach Klaipėda (Memel) über Šiauliai sowie internationale Bahnverbindungen nach Warschau (über Šeštokai), Minsk und Riga.
Fernbus
Vom zentralen Busbahnhof fahren Fernbusse in sämtliche Nachbarländer, und in viele andere Länder der Europäischen Union. Daneben werden auch kleinere litauische Städte von Vilnius aus angefahren. So fährt ein InterCity-Bus der polnischen Eisenbahngesellschaft Polskie Koleje Panstwowe von Vilnius nach Warschau.
Flugverkehr
In unmittelbarer Nähe der Stadt befindet sich der internationale Flughafen Vilnius. Mittlerweile hat verstärkte Konkurrenz zu günstigen Preisen (in die Hauptstädte Europas für unter 150 €) geführt, im deutschsprachigen Raum werden täglich Frankfurt/Main, Berlin, Wien, Hamburg und München angeflogen.
Straßen
Eine Schnellstraße führt nach Kaunas, ab dort eine Autobahn an die Ostsee zum Fährhafen Klaipėda (Memel), sowie eine Autobahn nach Panevėžys, jeweils mit Anschluss an die Via Baltica (Europastraße 67). Fernstraßenverbindungen bestehen ins nahe Weißrussland und nach Polen.
Öffentlicher Personen-Nahverkehr
Dem öffentlichen Nahverkehr dienen, da Vilnius weder U-Bahn noch Straßenbahn hat, vor allem Omnibusse, Trolleybusse und Maršrutka genannte Kleinbusse als Linientaxi, die häufig dieselben Linien bedienen wie die städtischen Busse. Eine erste Trambahnlinie wurde 2005 projektiert - die Realisierung ist fraglich. Die Lietuvos Geležinkeliai (Eisenbahngesellschaft) betreibt ein bescheidenes S-Bahn-ähnliches System von Vorortzügen.
Städtepartnerschaften
- Aalborg (Dänemark)
- Almaty (Kasachstan)
- Astana (Kasachstan)
- Brüssel (Belgien)
- Budapest (Ungarn)
- Chicago (USA, Illinois)
- Dnipropetrowsk (Ukraine)
- Donezk (Ukraine)
- Duisburg (Deutschland), seit 1985
- Edinburgh (Vereinigtes Königreich)
- Erfurt (Deutschland), seit 1972
- Joensuu (Finnland)
- Danzig (Polen)
- Guangzhou (Volksrepublik China)
- Kiew (Ukraine)
- Krakau (Polen)
- Łódź (Polen)
- Madison (USA)
- Minsk (Weißrussland)
- Moskau (Russland)
- Oslo (Norwegen)
- Pavia (Italien)
- Piräus (Griechenland)
- Riga (Lettland)
- Salzburg (Österreich), seit 1989
- Stockholm (Schweden)
- Straßburg (Frankreich)
- Taipeh (Republik China)
- Tallinn (Estland)
- Warschau (Polen)
Söhne und Töchter der Stadt
- Mark Matwejewitsch Antokolski, jüdisch-russischer Bildhauer
- Salvijus Berčys, Schachspieler
- Algis Čaplikas, Politiker
- Daniel Awraamowitsch Chwolson, russischer Orientalist und Altertumsforscher
- César Cui, russischer Komponist und Musikkritiker
- Eduard Robert Flegel, Afrikareisender
- Romain Gary, französischer Schriftsteller
- Marija Gimbutas, Archäologin
- Hirsch Glik, jiddischer Dichter und Partisan im 2. Weltkrieg
- Leopold Godowsky, amerikanisch-polnischer Pianist
- Jascha Heifetz, Violinist
- Feliks Janiewicz, Komponist und Violinist
- Leo Jogiches, polnisch-jüdischer Politiker
- Alter Kacyzne, jiddischer Schriftsteller und Fotograf
- Andrius Kubilius, Politiker, mehrfach Ministerpräsident von Litauen
- Andrius Mamontovas, Songwriter, Musiker und Schauspieler
- Arno Nadel, deutsch-jüdischer Musikwissenschaftler, Schriftsteller und Maler
- Daniel Prenn, deutscher Tennis- und Tischtennisspieler
- Anton Radziwill, polnischer und preußischer Politiker, Großgrundbesitzer und Komponist
- Shmuel Rodensky, litauischer Filmschauspieler
- Andrew Victor Schally, litauisch-US-amerikanischer Physiologe
- Esther Shalev-Gerz, israelische Künstlerin
- Andrius Skerla, Fußballspieler
- Maximilian Ossejewitsch Steinberg, russischer Komponist
- Michael Tschesno-Hell, Drehbuchautor und Kulturfunktionär der DDR
Literatur
Bibliographien
Werke
- Rich Cohen: Nachtmarsch. Fischer, ISBN 3-596-15240-2 (Widerstand von Wilnaer Juden), Roman
- Dunin-Horkawicz, Janusz: Wilna - verlorene Heimat. Erinnerungen eines polnischen Bibliothekars (1933-1945). Hannover 1998 (Kleine historische Reihe des Laurentius Verlages. Bd. 11), ISBN 3-931614-94-8
- Fishman, David E.: Dem Feuer entrissen. Die Rettung jüdischer Kulturschätze in Wilna. Deutsch-jiddische Ausgabe. Hannover 1998, ISBN 3-931614-97-2
- Jurga Ivanauskaitė: Die Regenhexe. DTV, ISBN 3-423-13132-2
- Mascha Rolnikaite: Ich muss erzählen. Kindler, ISBN 3-463-40427-3
- Sima Skurkovitz: Sima. Bericht einer jüdischen Frau aus Vilnius über die Zeit des Naziterrors. C. Weihermüller, Leverkusen 2002, ISBN 3-929325-05-5
- Helmuth Schönauer: Der eingecremte Blick auf Vilnius. Roman. Wien 2002, ISBN 978-3-85266-196-4
- Benjamin Anolik, Lauf zum Tor mein Sohn. Von Wilna durch das Ghetto Wilna und sechs Lager in Estland (= Edition Shoáh & Judaica; 3), Konstanz 2005, ISBN 3-86628-020-3
- Genrich Agranovskij, Vilnius: memorable sites of Jewish history and culture, Vilnius: Vilna Gaon Jewish State Museum [u.a.] 2005, ISBN 9955-9556-6-X
- Jüdische Kultur(en) im Neuen Europa - Wilna 1918-1939, hrsg. von Marina Dmitrieva, Wiesbaden 2004 (Jüdische Kultur. Studien zur Geistesgeschichte, Religion und Literatur; 13), S. 85-97
- Judenmord in Litauen. Studien und Dokumente, hrsg. von Wolfgang Benz und Marion Neiss (= Dokumente, Texte, Materialien // Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin; 33), Berlin: Metropol-Verlag 1999 ISBN 3-932482-23-9
- Holocaust in Litauen. Krieg, Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941, hrsg. von Vincas Bartusevičius, Joachim Tauber und Wolfram Wette (beteiligt Ralph Giordano), Köln [u. a.]: Böhlau 2003, ISBN 3-412-13902-5
- Kim Priemel, Am Rande des Holocaust. Die Rettung von Juden durch Wehrmachtsangehörige in Vilnius, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52 (2004), S. 1017-1034
- Tomas Venclova: Vilnius. Eine Stadt in Europa (= Edition Suhrkamp; 2473), Frankfurt 2006, ISBN 3-518-12473-0 ISBN 978-3-518-12473-4 (übersetzt von Claudia Sinnig)
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz der Stadt Vilnius (litauisch und englisch)
- Spurensuche jüdischer Geschichte – das Ghetto Vilnius
- Zum Ghetto Vilnius (englisch)
- Karten und Projektbeschreibung der geplanten Straßenbahn (litauisch)
- Litauisches Nationalmuseum mit dem Projekt e-Museum (unvollständige deutsche Version)
- Vilnius in 1980 (Fotoalbum)
- Vilnius Life: English-language travel guide to Vilnius
Wikimedia Foundation.