- Windelhose
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Der Begriff Gummihose wird häufig auch als Umschreibung für „Windelhose“ oder „Windelüberhose“ genommen. Solche Gummihosen kennen die meisten älteren Mitbürger noch aus ihrer Kindheit. Früher wurden sie zusammen mit Stoffwindeln verwendet, was einen hohen Zeitaufwand für die Reinigung bedeutete. Auch in der Kranken- und Altenpflege wurde die Gummihose noch bis etwa 1985 häufig eingesetzt, bis sie durch die modernen Höschenwindeln immer mehr verdrängt wurde, welche eine Arbeitserleichterung für Eltern sowie für das Pflegepersonal mit sich brachten.
Inhaltsverzeichnis
Historisches
Der Name „Gummihose“ entstand vermutlich daraus, dass die ersten Schutzhosen aus gummiertem Stoff bestanden, die etwa um das Jahr 1900 aufkamen.
1946 kam die US-Amerikanerin Marion Donovan durch ihre Kinder auf die Idee, etwas gegen die ständig vollen und auslaufenden Windeln unternehmen zu müssen. Sie nähte auf ihrer Nähmaschine erste Windelhosen aus einer Reihe von Duschvorhängen, die über der Stoffwindel getragen wurden. Anders als bei den Gummihosen, die es damals bereits gab, bekamen die Babys viel seltener einen Windelausschlag. Sie nannte diese Überhosen „Boaters“, weil sie die Babys stay afloat, „über Wasser“, hielt. Die endgültige Version des Boater entstand aus Fallschirm-Nylon und hatte zusätzlich anstelle von Sicherheitsnadeln Druckknöpfe aus Kunststoff und Metall. Den Boater verkaufte sie erstmals 1949 in New York und fand reißenden Absatz bei den Müttern. 1951 bekam sie das Patent für den Boater, der als Vorläufer der modernen Gummihosen aus PVC und anderen Materialien bezeichnet werden kann.
Eine der bekanntesten Gummihosen in den 70er Jahren dürften wohl die gelben „Schwedenhosen“ gewesen sein, die zunächst von der Firma Dr. Carl Hahn GmbH, anschließend von der Firma Johnson & Johnson GmbH hergestellt wurden. Für Babys wurden diese Schwedenhosen unter dem Namen „Mölny“ in den Größen 1–4 vertrieben und passten Kindern bis etwa 6 Jahren. Für ältere Kinder und Erwachsene gab es dann die Septa-Schwedenhosen ab der Kindergröße bis zur Größe „extra Groß“ (52–56). Die Septa-Schwedenhosen waren aus einer Salben, Öl und Urinbeständigen Folie gefertigt, die seitlich mit drei Metalldruckknöpfen zu verschließen war. Die Folie selbst war nicht aus PVC (Polyvinylchlorid), sondern aus einem PE (Polyethylen) Material hergestellt, das sich etwas wachsähnlich anfühlte, daher auch seine hohe Beständigkeit. Ab etwa 1988 wurden die Septa-Schwedenhosen dann von der Firma Walter Roewer GmbH im Auftrag von Johnson&Johnson GmbH produziert und vom Schnitt etwas abgeändert. Die Druckknöpfe wurden nun aus Kunststoff gefertigt und direkt mit der Folie verschweißt.
Da zunehmend die Höschenwindeln wie z. B. Pampers in der Babypflege, oder z. B. Attends in der Kranken- und Altenpflege die Stoffwindeln verdrängte, sank die Nachfrage nach Gummihosen beträchtlich. Gegen 1989 wurde die Produktion der Mölny-Schwedenhosen und etwa 1992 die Produktion der Septa-Schwedenhosen eingestellt. Heute sind nur noch wenige Hersteller auf dem deutschen Markt, die Gummihosen in den verschiedensten Ausführungen anbieten. Die bekannteste Firma dürfte hier die Firma Herzlieb GmbH sein, die ihre Produkte unter dem Namen „Suprima“ vertreibt.
Aufbau
Die Bezeichnung „Gummihose“ ist aus heutiger Sicht nicht mehr ganz richtig, da die jetzt auf dem Markt befindlichen Modelle nur selten aus einem Gummimaterial bestehen. Am häufigsten werden diese Gummihosen heute aus PVC oder einem PE-beschichtetem Material angeboten, daher sind die Begriffe wie Windelhose, Windelüberhose, Überhose, Krankenhose, Schutzhose, Inkontinenzhose oder Schutzschlüpfer am gebräuchlichsten.
Gummihosen
Es gibt verschiedene Firmen, die noch richtige Gummihosen (Reingummi oder Samtgummi) anbieten. Ferner gibt es sie in verschiedenen Stärken und Farben.
Latex-Schutzhosen
Schutzhosen aus Latex spielen in der Krankenpflege und Inkontinenzversorgung fast keine Rolle, nur als Therapiebadehosen werden sie zum Schutz bei verordneten Bewegungstherapien im Wasser verwendet. Die Nähte dieser Latexhosen werden fast ausschließlich geklebt und als Schlupfhosen angeboten. Wegen des hohen Allergierisikos (Latexallergie) kommen sie praktisch nicht zur Anwendung, hier werden häufig Hosen aus Neopren gefertigt. Ihre Hauptverbreitung haben die Latex-Schutzhosen daher praktisch nur im Fetischbereich.
PVC-Schutzhosen
Die PVC-Schutzhosen sind die wohl am weitesten verbreiteten Schutzhosen, sie sind quasi der direkte Nachfolger der Gummihosen. Die Nähte der PVC-Schutzhosen sind genäht oder hochfrequenzverschweißt und werden sowohl zum Knöpfen als auch zum Schlüpfen angeboten. Das Folienmaterial ist meist nur 0,08–0,13 mm stark, überwiegend sehr weich und besitzt zumeist eine glatte Oberfläche. Durch die Vielfalt der angebotenen Modelle findet fast jeder Anwender eine PVC-Schutzhose, die auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Schutzhosen aus anderen Materialien
Nicht nur aus Gummi, Latex und PVC werden die „Gummihosen“ angeboten, heute kommen zunehmend auch andere Materialien zum Einsatz. Je nach Ausführung der Schutzhosen werden gerne Polyester (PET), Polyethylen (PE), Polyurethan (PU), Polyamid (auch als Nylon bekannt), oder seltener mit Naturkautschuk beschichtete Stoffe verwendet.
Besonders für alternative Wickel-Systeme in der Säuglingspflege werden Materialien wie etwa Schurwolle, Fleece oder auch Mikrofaser für diese Überhosen eingesetzt. Überhosen aus Schurwolle sind durch ihren Anteil an Wollfett wasserabweisend, aber trotzdem atmungsaktiv und können eine beträchtliche Menge an Flüssigkeit speichern, obwohl sich die Oberfläche trocken anfühlt. Fleece ist ein synthetischer Webpelz aus Polyester, auch die Mikrofasern bestehen häufig aus Polyester. Beide Materialien sind undurchlässig für Flüssigkeiten, wobei sie aber trotzdem Atmungsaktiv sind.
Allgemein wird gerne auch von „Plastikhosen“ gesprochen. Diese Ungenauigkeit wird vor allem von Personen ohne entsprechende Kenntnisse der Materie angewandt. Aufgrund von vielen Tabus wird immer wieder versucht die „Gummihosen“ zu umschreiben ohne klare Begriffe zu verwenden.
Wickelfolien
Die Wickelfolien bilden die einfachste und kostengünstigste Variante eines Nässeschutzes bei der Verwendung von Stoff- oder Vlieswindeln. Sie bestehen häufig aus einer PVC- oder einer PE-Folie die einen anatomischen Schnitt aufweist. Die Wickelfolie wird je nach Körperbau entweder seitlich oder vorne mit einer Schleife verknotet. Bei entsprechender Reinigung kann die Wickelfolie mehrmals verwendet werden. Wickelfolien für Säuglinge und Kleinkinder sind im Handel kaum noch erhältlich.
Druckknöpfe: Ja oder Nein
Es gibt auch Gummihosen ohne Druckknöpfe zum Schlüpfen. Diese bieten im Vergleich zu den Knöpfhosen den Vorteil, dass sie eine größere Auslaufsicherheit bieten. Die Schlupfhosen werden daher besonders bei stark einnässenden Kindern oder auch Erwachsenen zur Nachtversorgung verwendet. Der Nachteil der Schlupfhosen liegt allerdings darin, dass sie umständlicher zu wechseln sind, weil sie dazu halb ausgezogen werden müssen. Welche der Varianten nun eingesetzt wird, das hängt auch von den jeweiligen Bedürfnissen des Anwenders ab.
Die Schwedenhose
Am bekanntesten ist sicherlich die sogenannte „Schwedenhose“. Sie wird seitlich mit jeweils zwei oder drei Druckknöpfen aus Kunststoff oder nickelfreiem Metall verschlossen. Die Knöpfhose verfügt meistens über einen breiten Bund und Beinabschluss, der straff am Körper anliegt. Innen besitzt sie häufig je eine Tasche am Bauch- und am Rückenteil, in die eine Zellstoffeinlage (Vlieswindel) oder eine gefalltete Stoffwindel hineingeschoben und damit fixiert werden kann. Der Name rührt vermutlich daher, dass im waldreichen Schweden schon lange vor Einführung der Höschenwindel einfache Zellstoffwindeln zum einmaligen Gebrauch verbreitet waren, für die man dort ein geeignetes Windelhöschen entwickelte. Der Begriff der Schwedenhose findet sich auch heute noch in verschiedenen Katalogen von Bekleidung für Jäger. In diesem Fall ist die Schwedenhose eine lange Hose, deren Stoff imprägniert wurde, um wasserabweisende Eigenschaften zu erhalten.
Schutzhosen zur Wassertherapie
Aus hygienischen Gründen müssen Säuglinge und Kleinkinder die noch nicht sauber und trocken sind, sowie inkontinente Personen in öffentlichen Badeanstalten eine entsprechende Schutzkleidung tragen, um eine Verschmutzung des Badewassers mit Körperausscheidungen zu verhindern. Im Handel gibt es zwei unterschiedliche Varianten, zum einen die nach Maß gefertigte Therapiebadebekleidung und die Therapiebadebekleidung in normalen Konfektionsgrößen. Für Personen mit leichter bis mittlerer Inkontinenz wird überwiegend die Therapiebadebekleidung in fertigen Konfektionsgrößen verwendet, während bei schwerer Inkontinenz die nach Maß gefertigte Therapiebadebekleidung eingesetzt wird. Für Säuglinge und Kleinkinder werden auch sogenannte Badewindeln angeboten, die wie Höschenwindeln aufgebaut sind, nur dass sie keinen Superabsorber enthalten.
Die Therapiebadebekleidung in fertigen Konfektionsgrößen besteht aus zwei Teilen, einer Badehose oder Badeanzug die überwiegend aus einer Kunstfaser wie z. B. Polyamid (Nylon) und einer inneren wasserdichten Hose z. B. PE beschichtet, die durch Gummizüge an den Beinen und am Bund einen dichten Abschluss zum Badewasser darstellen. Je nach Schnitt der Therapiebadebekleidung ist sie kaum von einer normalen handelsüblichen Badebekleidung zu unterscheiden.
An die nach Maß gefertigte Therapiebadebekleidung wird eine höhere Anforderung gestellt, da unter ihr noch zusätzlich eine Einlage bzw. eine Höschenwindel und eine PVC-Schutzhose getragen wird, um auch bei starker Inkontinenz des Patienten alle Ausscheidungen sicher zu halten. Das Material dieser Therapiebadebekleidung ist im wesentlichen das gleiche Material, das auch für Tauchanzüge verwendet wird. Sie bestehen häufig aus Neopren und werden so gefertigt, dass diese Hosen einen dichten Abschluss an den Beinen und am Bund gegenüber dem Badewasser bieten. Wegen ihres Schnittes und des verwendeten Materials lassen sie sich praktisch nicht unauffällig tragen, was für die Betroffenen gelegentlich zu peinlichen Situationen führen kann.
Der modische Aspekt
Der modische Aspekt solcher „Gummihosen“ darf in der heutigen Zeit auch nicht ganz unter den Tisch gekehrt werden. Früher gab es diese Gummihosen praktisch nur in den Farben milchig Weiß oder in Gelb. Viele der Anwender fanden diese typischen „Krankenhausfarben“ als nicht gerade angenehm, vor allem wenn sie wegen einer Inkontinenz ständig verwendet werden mussten. Dieser speziellen Unterwäsche fehlte einfach der sexuell ansprechende Reiz, was eine Beziehung oder Ehe durchaus zusätzlich zur bestehenden Inkontinenz des Betroffenen belasten konnte. Zwar wurde dieses Problem teilweise dadurch entschärft, dass die Gummihosen durch die Höschenwindeln fast völlig verdrängt wurden, aber trotzdem verwenden immer noch einige Betroffene solche Gummihosen. Erst seit einigen Jahren bieten verschiedene Hersteller wegen wieder etwas steigender Nachfrage unterschiedliche Farben und weitere Modelle an, damit das Hilfsmittel „Gummihose“ besser in der Beziehung akzeptiert wird. Auch wurden diese Hosen an modischere Schnitte angepasst, was sich besonders bei Schutzhosen aus Kunstfasern mit Wäscheschutz als vorteilhaft erwiesen hat, da sie dadurch kaum noch von normaler Unterwäsche zu unterscheiden sind.
Mit dieser Entwicklung hin zu der breiten Farbpalette wurde auch ein Problem für die inkontinenten Anwender teilweise entschärft, das sich dadurch äußert, dass die Hersteller ihre Vorlagen, Einlagen und Windeln häufig mit kräftigen Farben der Wäscheschutzfolie versehen. Das hat zwar einen praktischen Vorteil für das Personal in Pflegeeinrichtungen, aber unter dünner Sommerkleidung kann doch die Farbe gelegentlich durchscheinen. Wird hier nun eine Schutzhose in der Farbe der übrigen Unterwäsche verwendet, dann kann das Inkontinenzhilfsmittel sehr gut damit verborgen werden.
Anwendung und Pflege
Gummihosen wurden ursprünglich als Nässeschutz über Stoffwindeln verwendet, später auch zusammen mit Einlagen aus Zellstoff (Vlieswindeln). Die Zellstoffeinlagen wurden nach deren Benutzung entsorgt und nur die Gummihose gewaschen. Bei der Säuglingspflege finden Gummihosen aus PVC heute kaum noch Verwendung, da sie fast vollständig durch die modernen Höschenwindeln verdrängt, oder durch modernere atmungsaktive Windelhosen bzw. Überhosen ersetzt wurden. Jedoch werden Gummihosen gelegentlich heute noch in der Pflege von Inkontinenzpatienten oder bei bettnässenden Kindern verwendet. In diesem Fall werden sie zumeist zusammen mit Vlieswindeln verwendet, oder als zusätzlicher Auslaufschutz über Höschenwindeln getragen.
Gummihosen aus PVC und anderen Materialien werden zunehmend auch beim Windelfetisch gerne eingesetzt. Diese Tatsache hat auch einige Hersteller dazu bewogen, speziell für diesen Personenkreis bunte und teilweise mit Motiven bedruckte Gummihosen in den unterschiedlichsten Schnitten zu fertigen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Bei Verwendung von Gummihosen aus PVC-Material sollte man möglichst wenig mit Creme zur Hautpflege arbeiten, da das verwendete PVC-Material durch Cremes sehr stark in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Auch durch den Einsatz von Weichspülern beim Waschen können die Weichmacher in der PVC-Folie sehr schnell ausgewaschen werden. Dadurch verhärtet die PVC-Folie, ja sogar Risse können entstehen, die „Gummihose“ ist dann unangenehm zu tragen bzw. unbrauchbar geworden. Zwar könnte man diese Weichmacher wieder in die Folie zurückbringen, da aber diese Stoffe wie z. B. Diethylhexylphthalat (DEHP) nicht gerade Gesundheitsfördernd sind, sollte darauf verzichtet werden. Moderne Vollwaschmittel ohne Weichspüler können dagegen für Gummihosen aus PVC-Folie fast bedenkenlos eingesetzt und diese Gummihosen damit teilweise sogar bis 95 °C gewaschen werden. Die Wäsche bei 95 °C ist aber selten notwendig, ein Waschgang mit 60 °C ist in der Regel völlig ausreichend. Bei guter Pflege kann eine Gummihose aus PVC jedoch mehrere Monate, manchmal auch ein Jahr und länger halten.
Aus Gummi (Naturkautschuk, Latex) gefertigte Gummihosen erfordern eine aufwendigere Pflege (Pudern des Materials), sie werden heute aber in der Baby- und Krankenpflege fast überhaupt nicht mehr eingesetzt, auch wegen möglicher Latexallergien.
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