Winterraps

Winterraps
Raps
Raps (Brassica napus)

Raps (Brassica napus)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
Gattung: Kohl (Brassica)
Art: Raps
Wissenschaftlicher Name
Brassica napus
L.

Raps (Brassica napus) ist eine wirtschaftlich bedeutende Nutzpflanze aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae), zu der auch Senf und Kohl gehören. Genutzt werden die Samen vor allem zur Gewinnung von Rapsöl und dem Koppelprodukt Rapskuchen. Die Steckrübe Brassica napus ssp. rapifera ist eine Unterart des Raps.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Raps ist eine ein- oder zweijährige, krautige Pflanze mit aufrechter, verzweigter Sprossachse. Sie erreicht eine Wuchshöhe von 30 bis 150 Zentimetern. Die Pflanzen sind gelegentlich an der Nervatur und den Rändern der Blätter sehr schwach gewimpert,[1] meist aber vollständig kahl oder am Ansatz schwach behaart. Sie sind von grauer Farbe und können eine fleischige Pfahlwurzel ausbilden.[2]

Die zuunterst am Stängel stehenden Blätter haben bis zu 15 Zentimeter lange Blattstiele, die Spreite ist im Umriss eiförmig, länglich-rund bis lanzettlich, fiederblattartig gelappt (manchmal nicht weiter unterteilt) und 5 bis 25 (selten bis zu 40) Zentimeter lang und 2 bis 7 (10) Zentimeter breit. Die äußersten Lappen sind eiförmig, am Rand gezähnt, gewellt oder ganzrandig. Je Seite der Mittelrippe stehen ein bis sechs seitliche Lappen, deutlich kleiner als die Schlußlappen, gelegentlich fehlend und ebenfalls am Rand gezähnt, gewellt oder ganzrandig. Die oben am Stängel stehenden Blätter sind ungestielt, lanzettlich, eiförmig oder länglich-rund, bis zu 8 Zentimeter lang und 3,5 Zentimeter breit, ihr ohrförmiger Ansatz umschließt den Stängel, der Rand ist ganz oder gewellt.[2]

Raps (Brassica napus)

Blüte und Frucht

Die Blüten des Rapses sitzen am oberen Ende des Stängels in einer Traube aus 20 bis 60 Einzelblüten [1]. Die Blütenstiele sind gerade, weit gespreizt und 1,2 bis 2,3 (1 bis 3) Zentimeter lang. Die Kelchblätter sind länglich-rund, 5 bis 10 Millimeter lang und 1,5 bis 2,5 Millimeter breit, aufwärtsweisend oder selten fast aufrecht. Die Kronblätter sind hell- bis blassgelb, breit umgekehrt-eiförmig mit abgerundeter Spitze, 1 bis 1,6 (0,9 bis 1,8) Zentimeter lang und 6 bis 9 (5 bis 10) Millimeter breit und 5 bis 9 Millimeter langem Nagel.[2]

Der Fruchtknoten ist langgestreckt mit kurzem Griffel und kopfförmiger Narbe.[3] Die Staubfäden sind 7 bis 10 (selten 5) Millimeter, die länglich-runden Staubbeutel 1,5 bis 2,5 Millimeter lang. Die ungestielte, aufwärtsweisende Schote ist linealisch, zylindrisch bis schwach rechteckig, 5 bis 9,5 (3,5 bis 11) Zentimeter lang und 3,5 bis 5 Millimeter breit. Sie enthält zwölf bis zwanzig, dunkelbraune bis schwärzliche, runde Samen mit fein genetzter Oberfläche, die einen Durchmesser von 1,5 bis 2,5 (1,2 bis 3) Millimeter aufweisen.[2]Es kommt sowohl Selbstbefruchtung innerhalb der Blüte als auch Fremdbefruchtung durch Bienen vor.[3]

Genetik

Brassica napus ist eine allopolyploide Hybride, die aus einer Bastardisierung von Rübsen (B. rapa) und Kohl (B. oleracea) hervorgegangen ist. Das Genom von Raps besteht aus 38 Chromosomen, davon sind 20 bzw. 18 Chromosomen von den beiden Ausgangsformen.[3]

Rapsfelder
Rapsfelder am Wohlenberger Wiek

Hauptartikel: Rapsöl und Rapskuchen

Geschichte

Raps wird schon seit Jahrhunderten wegen des hohen Ölgehaltes seiner Samenkörner kultiviert. Die Rapspflanze war schon den Römern bekannt. Ursprünglich stammt der Raps aus dem östlichen Mittelmeerraum und wurde zur Gewinnung von Speise- und vor allem Lampenöl verwendet. In Indien gibt es für eine Verwendung Hinweise bereits um 2000 v. Chr., in Europa wird er erst seit dem 14. Jahrhundert angebaut [4]. Ab dem 17. Jahrhundert findet der Anbau im größeren Stil statt. Das aus den Rapssamen gepresste Speiseöl hatte einen schlechten Ruf. Grund war sein bitterer Geschmack, der auf einen hohen Gehalt an Erucasäure zurückzuführen war. Bis in die Neuzeit lieferte Raps daher vorwiegend Brennstoff für Öllampen. Allenfalls in Hungerzeiten kam Rapsöl auch als Nahrungsmittel auf den Tisch. In beiden Weltkriegen wurde in Deutschland der Rapsanbau forciert, um sich aus der Abhängigkeit von Fett- und Öleinfuhren zu lösen. Vor allem Margarine wurde aus heimischem Rapsöl hergestellt. Als Speiseöl untauglich, als Futtermittel ungeeignet - Raps blieb im Wesentlichen auf die Verwertung technischer Öle beschränkt (Brennstoff für Öllampen, Schmiermittel für (Dampf)Maschinen, Grundstoff für die Seifenherstellung) [3]. Dies änderte sich ab ca. Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Es kamen Neuzüchtungen mit zwei neuen Merkmalen auf den Markt: Das Öl aus diesem 00-Raps ("Doppel-Null") enthielt nur noch geringe Mengen der bitter schmeckenden Erucasäure und war nahezu frei von Senfölglykosiden. Diese giftigen Stoffe hatten bis dahin eine Verwendung als Lebensmittel bzw. als Tierfutter weitgehend ausgeschlossen.

Nachdem durch die Neuzüchtungen die Verwertung des ernährungsphysiologisch wertvollen Öls sowie als Rohstoff für Speisefette im Mittelpunkt gestellt wurde, sind Rapssaaten in der Folge dann zunehmend auch als nachwachsender Rohstoff genutzt worden. 2007 wurden bereits drei Viertel des in Deutschland erzeugten Rapsöls zur Erzeugung von Biokraftstoffen oder zur Verwertung in der Industrie verwandt [5].

Anbau

Winterraps im April
Rapsfeld mit Schoten
Fruchtstand von Raps
Rapsschote mit Körnern
geöffnete Rapsschote

Züchtung und Sorten

Siehe auch Hauptartikel transgener Raps zur Veränderung des Raps-Genoms mit gentechnologischen Methoden.

Bis zu den 1970er-Jahren konnte man Raps kaum als Lebens- und Futtermittel verwenden, denn er enthielt erhebliche Mengen der einfach ungesättigten Erucasäure und an Glucosinolaten. Erucasäure macht mehr als die Hälfte der Fettsäure herkömmlicher Rapssorten aus,[6], sie verursacht Organschäden und Herzprobleme bei Menschen und Säugetieren. Wegen der Glucosinolate dürfen nur geringe Anteile im Tierfutter Raps-Pressrückstand sein, und die Tiere fressen weniger, denn der intensive Kohlgeruch der Glucosinolate verändert ihre Schilddrüse. Zudem entstehen im Pressrückstand Senföle, die beim Tier Verdauungsstörungen hervorrufen, Hühnereier erhalten einen Fischgeschmack.

Null- , DoppelNull- und PlusNull-Raps

1974 kamen unter der Bezeichnung Null-Raps (0-Raps) praktisch erucasäurefreie (weniger als 2 Prozent im Öl) und damit für die menschliche Ernährung geeignete Sorten auf den Markt, deren Saat einen höheren Anteil der besser verträglichen Öl- und Linolensäure enthält. Livio war das erste kommerziell vertriebene Raps-Speiseöl in (West-)Deutschland.

Als Doppelnull-Raps (00-Raps) wurden 1985 weiter gezüchtete Sorten vorgestellt, bei denen neben der Erucasäurefreiheit auch der Gehalt an Glucosinolaten sehr stark verringert war (weniger als 25µmol pro Gramm Saat). Die Zusammensetzung der Fettsäuren von 00-Rapsöl ist der von Olivenöl sehr ähnlich. Der Anteil essentieller Fettsäuren, insbesondere der α-Linolensäure ist um ein Mehrfaches höher als bei Olivenöl.[7]

Heute wird in Deutschland beinahe die gesamte Anbaufläche mit 00-Raps bestellt.[8] Daneben wurden für die Produktion von Erucasäure als industrieller Rohstoff erucasäurereiche, aber glucosinolatarme Sorten gezüchtet, der PlusNull-Raps (+0-Raps) oder HEAR (engl.: high eruic acid rapeseed). Der Pressrückstand kann auch bei diesen Sorten verfüttert werden. Auf Flächen, die einmal mit +0-Raps bepflanzt waren, kann allerdings kein 00-Raps für die menschliche Ernährung mehr angebaut werden, da dieser mit ausgesamtem +0-Raps (Ausfallraps) verunreinigt sein kann.

Raps kann bei Wiederkäuern Blutarmut verursachen.

Canola

Die in Kanada entwickelten und in ganz Nordamerika kultivierten Doppelnull-Rapssorten wurden ursprünglich aus Vermarktungsgründen als Canola (Canadian oil, low acid) bezeichnet. Mittlerweile wird Canola in weiten Teilen Amerikas und Australiens allgemein als Bezeichnung für Raps (eigentlich Rapeseed) verstanden.

Holli-Raps

HOLLI-Raps ist eine Neuzüchtung, die speziell für eine Verwendung in der "heißen Küche" entwickelt wurde. Öl aus HOLLI-Raps weist im Vergleich zu herkömmlichen 00-Raps ein verändertes Fettmuster auf. HOLLi ist die Abkürzung für "high oleic, low linolenic" Es ist sehr hitzestabil, was in der "heißen Küche" ein großer Vorteil ist. Bei der Erhitzung entstehen wesentlich weniger gesundheitsschädliche "trans-Fettsäuren". Für den Anbau von HOLLi-Raps steht derzeit (Stand: 2008) die neu zugelassene Winterrapssorte „V 140 OL“ zur Verfügung.[9]

Hybridsorten

Im Juli 1994 wurde in Frankreich die weltweit erste Hybridsorte bei Raps in die Sortenliste eingetragen. Bei dieser bleibt die „cytoplasmatisch-männliche Sterilität“ (cms) der Mutterlinie in der Hybride erhalten, die aufwachsende Hybridpflanze bildet also keinen Pollen und ist daher männlich steril. Im Konsumanbau werden "Verbundhybriden" genannte Saatgutmischungen aus der unfruchtbaren Hybridsorte und einer herkömmlichen Sorte als Pollenspender ausgesät. Durch die fehlende Selbstbestäubung steigt jedoch das Ertragsrisiko, so dass dieser Hybridtyp nicht mehr weiterverfolgt wird.

1996 wurden in Deutschland sogenannte "restaurierte Hybriden" zum Anbau zugelassen. Diese blühen wie herkömmliche Liniensorten ab und bieten daher die gleiche Ertragssicherheit wie diese, jedoch verbunden mit höherer Vitalität und höherem Ertragspotenzial.

Standort

Die Ansprüche von Raps an den Boden sind denen des Weizens vergleichbar. Raps benötigt tiefgründigen Boden, der eine ungehinderte Wurzelentwicklung bis unterhalb des Bearbeitungshorizonts ermöglicht. Tiefgründige Lehmböden mit ph-Werten um 6,5 sind für den Anbau besonders geeignet. Ungeeignete Standorte für Raps sind sehr tonige Böden mit starker Neigung zu Staunässe wegen Einschränkungen bei der Bodenbearbeitung sowie extrem leichte oder flachgründige Böden, bei denen Trockenperioden die Ertragssicherheit verringern. Bei Moorböden mit Spätfrostgefahr kann es bei Winterrapsanbau zur Schädigung der Blüte, zum Platzen der Pflanzenstängel oder auch zum Auffrieren des Bestandes mit Totalschäden kommen.

Raps besitzt nur eine begrenzte Frosthärte bis zu etwa −15 °C bis −20 °C bei schneefreiem Boden. Verändert sich die Bodenstruktur durch Frosteinwirkung (Auffrieren), so können zudem Wurzeln abreißen. Warme Mittagstemperaturen bei beginnender Atmung der Pflanzen gegen Winterende können zum Vertrocknen führen, da die Wurzeln bei noch gefrorenem Boden nicht genügend Wasser aufnehmen können.

Fruchtfolge

Raps ist nicht selbstverträglich, das heißt, dass man nach dem Anbau das Feld drei bis vier Jahre nicht mehr mit Raps bepflanzen soll, um ein vermehrtes Auftreten spezifischer Pflanzenkrankheiten und -schädlinge zu vermeiden. Raps kann daher einen Anteil von höchstens 25 bis 33 Prozent in der Fruchtfolge einnehmen, um Mindererträge beziehungsweise verstärkten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu vermeiden. Auch vor dem Anbau verwandter Kulturpflanzen nach Raps sind Anbaupausen nötig, so bei Beta-Rüben wegen Rübennematoden sowie bei Kohl- und Stoppelrüben wegen Kohlhernie.

Der Wert von Raps für die Fruchtfolge ist vor allem in getreidebetonten Fruchtfolgen hoch. Die Blattfrucht Raps gilt hier als wichtiges Fruchtfolgeglied, das die Strukturbildung und biologische Aktivität des Bodens fördert. Der Humusaufbau wird gefördert, da ein großer Teil der erzeugten Biomasse (Wurzeln, Stroh) nach der Ernte auf dem Feld bleibt. Bei der Umsetzung der Biomasse aus Ernterückständen werden noch im Herbst erhebliche Mengen an Stickstoff für Folgefrüchte verfügbar. Vor allem Sommerraps sorgt mit einer guten Durchwurzelung des Bodens für dessen gute Durchlüftung und Sauerstoffversorgung. Winterraps kann von Vorfrüchten freigesetzte Stickstoffmengen noch im Herbst aufnehmen. Nach der Ernte im Boden verbliebene Rapssaat bleibt für bis zu 20 Jahre keimfähig und kann bei Auswuchs für die Nachfrüchte störend sein.

Aussaat

In Deutschland wird bei Winterraps ein Saattermin in der zweiten Augusthälfte angestrebt. Eine Aussaat bis in die erste Septemberwoche ist möglich. Angestrebt wird, dass die Pflanzen in einem kräftigen Rosettenstadium in den Winter gehen, jedoch noch keine verlängerte Sprossachse bilden.

Raps erfordert ein optimales Saatbett mit leicht verfestigtem Saatablagehorizont mit flacher, lockerer Oberfläche. 35–70 Körner Winterraps pro Quadratmeter werden mit zwei bis drei Zentimetern Ablagetiefe flach gesät. Bei Hybriden liegt die Aussaatmenge etwas niedriger als bei Liniensorten. Üblich sind Reihenabstände von etwa 13 bis 26 cm. Zur Anwendung kommt sowohl die Drillsaat als auch die exaktere, aber aufwändigere Einzelkornsaat.

Düngung

Die Rapspflanze stellt hohe Ansprüche an die Nährstoffversorgung. Verglichen mit Getreide ist bei Raps unter den Hauptnährstoffen vor allem der Bedarf an Stickstoff, Kalium und Schwefel hoch. Unter den Mikronährstoffversorgung benötigt Raps besonders viel Bor, Mangan und Molybdän.[10]

Unkrautregulierung und Pflanzenschutz

Bis in die 1970er Jahre wurde Raps als Hackfrucht angebaut - im ökologischen Landbau erfolgt die Unkrautregulierung auch heute per Maschinenhacke. Im konventionellen und integrierten Anbau wird das Unkraut neben allgemeinen ackerbaulichen Maßnahmen fast ausschließlich durch Herbizide bekämpft. Gentechnisch veränderte herbizidtolerante Rapssaat ermöglicht den Einsatz nichtselektiver Herbizide, ist jedoch in Europa nicht zum Anbau zugelassen. Pflanzenschutzmittel (Insektizide, Fungizide und Wachstumsregler) werden in Deutschland während der Kulturdauer im Durchschnitt rund dreimal ausgebracht.

Krankheiten

Schädlinge

Begleitvegetation

Bei dem verbreiteten Anbau nach Getreide tritt regelmäßig Ausfallgetreide (Aufwuchs aus Samen, die bei der Getreideernte auf dem Acker verblieben sind) auf. Zu den häufigsten Ungräsern zählt der Acker-Fuchsschwanz. An Unkräutern treten häufig Klettenlabkraut und Vogelmiere auf sowie, vor allem auf schlecht durchlüfteten Böden, Kamillen. Einseitiger Herbizideinsatz fördert zudem dem Raps verwandte kreuzblütige Unkräuter sowie Ackerstiefmütterchen und Storchenschnabel.

Ernte und Ertrag

Durchschnittliche Erträge von Winterraps in Deutschland (in Dezitonnen pro Hektar)[11]

Geerntet wird der stehende Bestand meist in einem Arbeitsgang (Direktdrusch), möglich ist auch der Schwaddrusch mit mehreren Arbeitsschritten. Beim Direktdrusch geerntet, wenn die Körner schwarz geworden sind und beim Schütteln in der Schote rascheln. Das Stroh kann zu diesem Zeitpunkt noch teilweise grün sein. In Deutschland ist dies in der Regel in der zweiten Julihälfte der Fall. Beim Schwaddrusch werden die Pflanzen bereits gemäht und auf den Schwad gelegt, wenn sich die Körner beidseitig zu bräunen beginnen. Nach der Feldtrocknung werden die Körner beim Schwaddrusch im Pickup-Verfahren ausgedroschen.

Als Erntemaschinen dienen beim Direktdrusch herkömmliche Mähdrescher, häufig mit Zusatzeinrichtungen wie einer Verlängerung des Tisches hinter dem Schneidwerk wegen des langen Rapsstrohs sowie Seitenmessern am Schneidwerk sowie mit für Raps optimierten Sieben und Blechen für den Drusch. Wo Schwaddrusch praktiziert wird, kommen spezielle Schwadmäher zum Einsatz.

Die Hektarerträge für Winterraps in Deutschland betrugen 1992 durchschnittlich 2,6 Tonnen pro Hektar, zur Ernte 2007 dagegen rund 3,4 Tonnen pro Hektar. Der mittlere Ölgehalt der Rapssaat beträgt 45 bis 50 Prozent, der Proteingehalt reicht von 17 bis 25 Prozent.

Anbauumfang und -entwicklung

Seit den 1990er Jahren ist Raps nach Soja weltweit die Ölpflanze mit dem zweithöchsten Anteil am Weltmarkt. 2006 betrug der Anteil von Raps an der weltweiten Ölsaatenproduktion 12,4%. Weltweit wurden 2007 rund 49,3 Mio. t Rapssaat erzeugt, das ist knapp das Vierfache der jährlichen Produktion Anfang der 1980er-Jahre (12,7 Mio. Tonnen im Durchschnitt der Jahre 1980-1982). Auch die Rapsölproduktion steigt stark an, der Anteil an der gesamten Pflanzenölproduktion für das Wirtschaftsjahr 2007/08 wird auf 14,6 Prozent geschätzt.[12]

Anbau nach Sorten

In Europa wird fast ausschließlich 00-Rapssorten als Winterraps angebaut. Der Anbau als Sommerung hat an Bedeutung verloren (372.000 Hektar im Jahr 2007). Knapp 60 Prozent der Sommerrapsflächen in der EU liegen in den baltischen Staaten. In Deutschland ist der Sommerrapsanbau seit Mitte der 1990er Jahre um fast 90 Prozent auf 12.800 Hektar zurückgegangen. [13]

Anbau nach Verwendungsarten

Die in Deutschland meist angebauten 00-Rapssorten eignen sich für die Verwendung im Lebensmittelsektor ebenso wie für die Verwendung als nachwachsender Rohstoff. Auf Flächen, die im Rahmen der EU-Agrarförderung als Stilllegungsflächen ausgewiesen sind, dürfen keine Lebens- und Futtermittel angebaut werden. Auf diesen Flächen kultivierter Raps wird also ausschließlich als nachwachsender Rohstoff verwendet. Für Raps auf Nicht-Stilllegungsflächen, der als nachwachsender Rohstoff angebaut wird, erhalten Landwirte eine Energiepflanzenprämie.[12]

Raps als nachwachsender Rohstoff wurde 2007 in Deutschland auf rund 1,22 Mio. Hektar angebaut, das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast 64 Prozent der bundesweiten Anbaufläche lag in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Zur Ernte 2008 setzte die Europäische Union die Pflicht zur Flächenstilllegung aus und reduzierte die Energiepflanzenprämie bezogen auf die Fläche.[12]

Anbau und Verwendung nach Ländern und Regionen

Mehr als 91% der Welt-Rapsproduktion erfolgt in der Europäische Union, China, Kanada und Indien. Kanada führt die Liste der Exportländer an, bis 2006 gefolgt von Australien. Dürrebedingte Ernteausfälle in Australien und ein steigendes Rapsangebot aus den GUS-Staaten, insbesondere der Ukraine, erhöhen die Bedeutung Osteuropas für den internationalen Rapsmarkt.[12]

Innerhalb der Europäischen Union dominiert der Anbau in Deutschland mit 5,3 Millionen Tonnen und Frankreich mit 4,5 Millionen Tonnen (Ernte 2006). Großbritannien und Polen sind weitere wichtige Erzeugerländer in der EU. Die Anbauflächen wurden in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet, vor allem von einigen Ländern der neuen EU-Staaten (Rumänien, Polen, Tschechien).[12]

Die Anbaufläche in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen: Von weniger als 20.000 Hektar zu Beginn der 80er Jahre über eine Million Hektar im Jahr 1992 bis zu 1,5 Millionen Hektar 2007. Zur Ernte 2008 ist die Rapsanbaufläche in Deutschland erstmals seit Jahren deutlich zurückgegangen, und zwar um geschätzte 8,5 bis 12,8 Prozent.[14]

Nutzung

Raps wird weltweit als Nutzpflanze angebaut, in erster Linie zur Gewinnung von Rapsöl aus der Saat. Rapssaaten haben einen Ölgehalt von ca. 40 bis 45 Prozent. Als Koppelprodukt bei der Rapsölgewinnung in Ölmühlen fallen je nach Verarbeitungsmethode rund zwei Drittel der Rapssaatmasse in Form von Rapskuchen, Rapsexpeller oder Rapsextraktionsschrot an. Diese Produkte finden vor allem als eiweißreiches Tierfutter Verwendung und können Importe von Soja teilweise ersetzten. Das bei der Ernte anfallende Rapsstroh verbleibt in der Regel als Humus- und Nährstofflieferant auf dem Acker, kann aber grundsätzlich auch energetisch genutzt werden. Für die Honigproduktion haben Rapskulturen große Bedeutung. Rapsblüten sind unter anderem in Deutschland eine der wichtigsten Nektarquellen für Honigbienen. Weiter wird Rapsöl in der chemischen und pharmazeutischen Industrie verwendet und dient als Grundstoff für Materialien wie Farben, Bio-Kunststoffe, Kaltschaum, Weichmacher und Tenside. Glycerin, das als Nebenprodukt der Biodieselproduktion anfällt, findet ebenfalls Verwendung in der Futtermittelindustrie, zunehmend aber auch in der chemischen Industrie sowie als Bioenergieträger. Biologisch abbaubare Schmierstoffe aus Rapsöl haben vor allem bei Arbeiten in sensiblen land- und forstwirtschaftlichen Bereichen an Bedeutung gewonnen.[15]

Raps als Bioenergieträger

Zentrale Merkmale der Bioenergieträger sind:

  • die Reproduzierbarkeit, da diese regenerativ anbaubar sind
  • die weitgehende CO₂-Neutralität bei deren Nutzung
  • die Fähigkeit, Sonnenenergie zu speichern (Bioenergie steht auch dann zur Verfügung, wenn die Sonne und der Wind nicht zur Verfügung stehen)

Die Rapspflanze hat sich ab dem Jahrtausendwechsel zu einem wichtigen Bioenergieträger entwickelt. Verwendet wird das Rapsöl und das Koppelprodukt Rapskuchen in folgenden Bereichen:

Der größte Anteil von Raps als Energieträger entfällt auf den Bereich Biokraftstoffe.

Kritik

Kritiker halten den positiven Effekten des Bioenergieträgers Raps entgegen: den hohen Flächenbedarf, den Energie- und Rohstoffverbrauch durch die Düngemittelanwendung, den Energieverbrauch bei der Verarbeitung des Rapsöls zu Biodiesel und schließlich - vor dem Hintergrund global zunehmender Trinkwasserknappheit - den hohen Wasserbedarf der Rapspflanze beim Aufwuchs. Durch die - im intensiven Rapsanbau nötige - hohe Stickstoffdüngung entsteht viel Distickstoffoxid (N2O, „Lachgas“), welches ein bis zu 320-fach stärker wirkendes Treibhausgas ist als Kohlenstoffdioxid (CO2). Dies bedeutet, dass bei starker Düngung mit mineralischem Dünger die CO2-Bilanz des Raps negativ werden kann. [16] Ein weiterer Kritikpunkt sind die Auswirkungen der Biokraftstoffproduktion auf die Weltmarktpreise von Nahrungsmitteln. [17]

Literatur

  • Klaus-Ulrich Heyland, Herbert Hanus, Ernst Robert Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen. Handbuch des Pflanzenbaus Band 4, Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2006, S. 41-148. ISBN 978-3-8001-3203-4
  • Olaf Christen, Wolfgang Friedt: "Winterraps - Das Handbuch für Profis", DLG-Verlag 2007; 323 Seiten, ISBN 978-3-7690-0680-3
  • W. Schuster, "Ölpflanzen in Europa", DLG-Verlag, ISBN 3-7690-0501-5

Einzelnachweise

  1. a b C. Gómez Campo: Brassica. In: Flora Iberica, Bd. 4, S. 367-368.
  2. a b c d Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Brassicaceae. In: Flora Of China, Bd. 8, S. 21, Online.
  3. a b c d Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (Hrsg.): Pflanzen für die Industrie. Gülzow, 2005. S. 7.
  4. Frank Kempken, Renate Kempken: Gentechnik bei Pflanzen, S. 2, 3. Auflage, 2006, ISBN 3-540-33661-3
  5. Agrarmärkte 2007: Ölsaaten (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, abgerufen am 2008-02-29.
  6. Geisler, Gerhard: Raps. In: Geisler, Gerhard: Pflanzenbau. Paul Parey Verlag, 2. Aufl., 1988, S. 333. ISBN 3-489-61510-7
  7. Becker, H. (1993): Pflanzenzüchtung. Ulmer, Stuttgart, ISBN 978-3-8252-1744-0.
  8. [http://www.biosicherheit.de/de/raps/landwirtschaft/47.doku.html Rapsanbau in Deutschland: Schub durch Doppel-Null-Raps. Abgerufen am 2008-03-12
  9. Fachinformation Pflanzliche Produktion RWZ Rhein-Main eG
  10. Dr. Ralf-Rainer Schulz: Anbautelegramm Winterraps. Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, 2006..
  11. http://www.bmelv-statistik.de/de/besondere-ernteermittlung/winterraps/ | BMELV: Besondere Ernteermittlung. Abgerufen 2008-04-03.
  12. a b c d e Herbert Goldhofer, Werner Schmid: Ölsaaten und Eiweißpflanzen. In: Bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft: Agrarmärkte Jahresheft 2007, Februar 2008, ISSN 1411-4159, Seiten 78-96.
  13. ZMP: Weniger Sommerölfrüchte in der EU angebaut, 2008-03-18 und ZMP: Sommerrapsfläche erreicht neuen Tiefpunkt. 2008-03-18.
  14. Rapsanbau geht 2008 deutlich zurück. Meldung im Nachrichten-Portal www.nachwachsende-rohstoffe.info vom 2007-11-26, abgerufen am 2008-02-29.
  15. Agrarmärkte 2007: Ölsaaten (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, abgerufen am 2008-02-29.
  16. P. J. Crutzen, A. R. Mosier, K. A. Smith, W. Winiwarter.(2007) N2O release from agro-biofuel production negates global warming reduction by replacing fossil fuels
  17. BBC News: Biofuels 'crime against humanity'

Weblinks


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