- Winterschwil
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Nicht zu verwechseln mit der ebenfalls aargauischen Gemeinde Beinwil am See und der solothurnischen Gemeinde Beinwil SO. Beinwil (Freiamt) Basisdaten Kanton: Aargau Bezirk: Muri BFS-Nr.: 4224 PLZ: 5637 Koordinaten: (668699 / 231620)47.2319398.345833580Koordinaten: 47° 13′ 55″ N, 8° 20′ 45″ O; CH1903: (668699 / 231620) Höhe: 580 m ü. M. Fläche: 11.29 km² Einwohner: 1029
(31. Dezember 2008)[1]Website: www.beinwil.ch Karte Beinwil (Freiamt) (schweizerdeutsch: Böjel, Böju) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Muri im Südosten des Schweizer Kanton Aargau, in der Region Freiamt. Bis Ende 1950 hiess die Gemeinde Beinwil bei Muri.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Gemeinde besteht aus fünf kleinen Dörfern, die am Ostabhang des Lindenbergs verstreut sind. Der Hang steigt gleichmässig an und geht im Westen in eine über 800 Meter hoch gelegene Hochebene über. Er wird durch mehrere, teilweise tief eingeschnittene Tobel unterteilt, deren Bäche in Richtung Osten fliessen und in die Reuss münden. Von Norden nach Süden sind dies der Wissenbach, der Sembach und der Mariahaldenbach. Nur der Rüeribach, einer der Quellbäche der Bünz, fliesst nach Norden.
Die Hauptsiedlung Beinwil (580 m ü. M.) befindet sich ungefähr in der Mitte des Gemeindegebiets am Wissenbach. Rund eineinhalb Kilometer östlich liegt Wallenschwil (463 m ü. M.), ein Kilometer südlich Wiggwil (592 m ü. M.) am Sembach. Ein Kilometer nördlich von Beinwil befindet sich Winterschwil (575 m ü. M.) unweit des Rüeribachs, ein Kilometer westlich Brunnwil (719 m ü. M.). Über das ganze Gemeindegebiet verstreut gibt es rund ein Dutzend Einzelhöfe, vier davon auf der Hochebene des Lindenbergs. Beim Hof Horben auf 818 m ü. M. befindet sich das kleine Schloss Horben.
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 1129 Hektaren, davon sind 207 Hektaren bewaldet und 64 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 854 Metern im Groderwald auf dem Kamm des Lindenbergs, die tiefste Stelle liegt auf 456 Metern bei Wallenschwil.
Nachbargemeinden sind Geltwil im Nordosten, Benzenschwil im Nordosten, Mühlau im Osten, Auw im Süden, sowie die Luzerner Gemeinden Hohenrain und Hitzkirch im Westen.
Geschichte
Mauerreste und Funde von kleinen Gebrauchsgegenständen westlich von Wallenschwil zeugen von einer Besiedlung während der Zeit des Römischen Reiches, wenn auch der genaue Zeitraum nicht bekannt ist.[2] Gegen Ende des 7. Jahrhunderts siedelten sich hier die Alamannen an. Die erste urkundliche Erwähnung von Beinwilare («Hof des Beino») erfolgte im Jahr 1153. Um 1160 folgten Brunwile (Brunnwil, «Hof des Bruno») und Walleswilare (Wallenschwil, «Hof des Walah»). 1179 kam Wicwilare (Wiggwil, «Hof des Wigo») dazu, 1189 schliesslich Winteswile (Winterschwil, «Hof des Winithari»).
Bereits kurz nach seiner Gründung im Jahr 1027 besass das Kloster Muri Grundbesitz in den Dörfern am Lindenberg. 1239 trat ein Hartmann Viselere bedeutende Grundstücke und die dazu gehörenden Rechte an das Kloster in Kappel am Albis ab. Diese gelangten 1415 an die Stadt Zürich, 1586 an die Familie Holdermeyer in Luzern und 1614 schliesslich an das Kloster Muri. Die restlichen Grundstücke, Streubesitz verschiedener Adliger, konnte das Kloster nach und nach aufkaufen. Die Landeshoheit lag bei den Habsburgern, die auch die hohe Gerichtsbarkeit ausübten. Die Dörfer Beinwil, Brunnwil, Wallenschwil und Wiggwil lagen im Amt Meienberg. Winterschwil war Teil des Amtes Muri.
Es ist historisch nachweisbar, dass in Wiggwil bis mindestens 1412 eine Familie Gessler lebte. Diese waren Untervögte des Dorfes und Ministerialen der Habsburger. Ein Hermann Gessler soll gemäss der Legende Landvogt von Uri und Schwyz gewesen und im Jahr 1307 von Wilhelm Tell erschossen worden sein. Tatsächlich gab es einen Landvogt Gessler, allerdings erst 1375 in Grüningen im Kanton Zürich. Spätestens nach dem Erscheinen des Weissen Buches von Sarnen im Jahr 1470 war Gessler ein Inbegriff für Tyrannei und der Familienname wurde deshalb geändert. Noch heute gibt es Personen mit den Nachnamen Gisler.[3]
Im Jahr 1415 eroberte Luzern das habsburgische Amt Meienberg, musste es aber 1425 an den gemeinsamen Besitz der Eidgenossen zurückgeben. Aus den eroberten Gebieten wurden die Freien Ämter (später: Freiamt) gebildet, eine Gemeine Herrschaft. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Beinwil, Brunnwil und Wiggwil wurden zu einer Gemeinde zusammengefasst und gehörten zum Distrikt Muri im kurzlebigen Kanton Baden. Winterschwil bildete mit Geltwil eine eigene Munizipalität und wurde nach der Gründung des Kantons Aargau im Jahr 1803 mit Beinwil vereinigt. Wallenschwil bildete in der Helvetik mit Rüstenschwil eine Agentschaft und diese mit Auw eine Munizipalität. Bei der Vereinigung der Dörfer zu Gemeinde Beinwil entstanden eigene Ortsbürgergemeinden für Beinwil, Brunnwil, Wallenschwil, Wiggwil und Winterschwil.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein lebte die Mehrheit der Bevölkerung der Gemeinde Beinwil von der Landwirtschaft. Das erste Schulhaus wurde 1812 erbaut, die Elektrizität hielt 1909 Einzug (in Brunnwil erst 1915). Die Einwohnerzahl, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch um fast zwanzig Prozent abgenommen hatte, blieb bis etwa 1980 relativ konstant. Seither ist eine leichte Zunahme zu verzeichnen.
Sehenswürdigkeiten
Die Pfarrkirche St. Peter und Paul ist ein bekannter Wallfahrtsort, da hier die Gebeine des 1192 verstorbenen und 1817 heilig gesprochenen Burkard von Beinwil aufgebahrt sind. Das Kirchengebäude wurde 1239 erstmals urkundlich erwähnt. Nachdem das Kloster Muri 1614 das Patronatsrecht übernommen hatte, gab Abt Jodok Singisen 1618 einen Neubau in Auftrag. 1620 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Wegen schlechter Ausführung musste der Kirchturm 1645 abgebrochen und neu errichtet werden. 1797 wurde das Kirchenschiff vollständig neu errichtet und verlängert.
Der Weiler Winterschwil erhielt 1987 für sein intaktes Ortsbild den Aargauischen Heimatschutzpreis. In Wallenschwil steht die 1745 erbaute Kapelle St. Laurentius. Sehenswert ist auch die Eichmühle am Rande von Wiggwil, die seit mindestens 1584 besteht und heute noch in Betrieb ist.
Das Schloss Horben hoch oben auf dem Lindenberg wurde 1700/01 als Erholungsheim für die Mönche des Klosters Muri errichtet; die Schlosskapelle St. Wendelin mit ihren barocken Wandmalereien ist im Gegensatz zum Schloss öffentlich zugänglich.
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Gelb ausgerissene grüne Linde mit fünf Blättern.» Bereits das Gemeindesiegel enthielt eine Linde, in Anspielung auf den Lindenberg. Die heutige stilisierte Form wurde 1951 eingeführt. Das Wappen von Auw besitzt dasselbe Motiv, allerdings auf weissem Grund.[4]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[5]
Jahr 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 871 701 744 759 803 752 695 817 942 Am 31. Dezember 2007 lebten 1025 Menschen in Beinwil, der Ausländeranteil betrug 7,2 %.[6] Bei der Volkszählung 2000 waren 82,2 % römisch-katholisch und 10,0 % reformiert; 0,6 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 98,4 % gaben Deutsch als ihre Hauptsprache an.[7]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Anton Zemp.
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Muri zuständig. Beinwil gehört zum Friedensrichterkreis Merenschwand.
Wirtschaft
In Beinwil gibt es rund 320 Arbeitsplätze, davon 46 % in der Landwirtschaft, 25 % in der Industrie und 39 % im Dienstleistungssektor.[8] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in Muri oder in den Agglomerationen der Städte Luzern und Zug. Das Hochplateau Horben mit dem gleichnamigen Schloss ist vor allem an Wochenenden ein beliebtes Ausflugsziel. Im Sommer ist ein weitläufiges Wanderwegnetz vorhanden. Im Winter, wenn genug Schnee liegt, wird ein kurzer Skilift in Betrieb genommen und es werden drei Langlaufloipen gespurt. Die Lindenbergloipe ist 12 Kilometer lang, die Horbenloipe 4,4 Kilometer. Eine weitere 2,2 Kilometer lange Loipe wird nachts beleuchtet.
Verkehr
Die einzelnen Dörfer liegen abseits des Durchgangsverkehrs; die einzige Ausnahme ist die Ortschaft Wallenschwil, die direkt an der viel befahrenen Hauptstrasse Lenzburg - Sins liegt. Der Hauptort und die übrigen Dörfer sind durch ein gut ausgebautes Netz von Nebenstrassen mit Muri und Auw verbunden. Von Muri aus verkehrt eine Postautolinie über Wallenschwil und Beinwil hinauf nach Brunnwil, während Winterschwil und Wiggwil nicht an den öffentlichen Verkehr angebunden sind.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule im Hauptort Beinwil. Sämtliche Oberstufen der obligatorischen Volksschule können in Muri besucht werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.
Persönlichkeiten
- Markus Zemp (* 1954), Politiker
Literatur
Georg Germann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau - Band V Bezirk Muri. Birkhäuser Verlag, Basel 1967. S. 38-72.
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau (S. 164). Verlag Sauerländer, Aarau 1985. ISBN 3-7941-2539-8.
- ↑ Die Bürgergeschlechter - Website der Gemeinde Beinwil
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Muri - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Beinwil (Freiamt)
- Artikel Beinwil (Freiamt) im Historischen Lexikon der Schweiz
- Artikel Horben im Historischen Lexikon der Schweiz
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