Wirten

Wirten
Verdun
Wappen von Verdun
Verdun (Frankreich)
DEC
Verdun
Region Lothringen
Département Meuse
Arrondissement Verdun (Unterpräfektur)
Kanton Hauptort von 3 Kantonen
Koordinaten 49° 10′ N, 5° 23′ O49.1602777777785.3836111111111240Koordinaten: 49° 10′ N, 5° 23′ O
Höhe 194 bis 330 m
Fläche 31,03 km²
Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte
(2006)
19.374 Einwohner
624 Einw./km²
Postleitzahl 55100
INSEE-Code 55545
Website http://www.ville-verdun.fr/

Verdun (deutsch mittelalterlich Wirten, zeitweise auch deutsch Verden (Maas)) ist eine Stadt an der Maas (frz. la Meuse) im Nordosten Frankreichs mit etwa 23.000 Einwohnern. Verdun ist Sitz einer Sous-Prefecture im Département Meuse (55) und gehört zur Region Lothringen (frz. Lorraine). Paris ist 260 km entfernt, Metz 80 km, Nancy 90 km. Die Stadt wird auch vom Schifffahrtskanal Canal de la Meuse (früher: Canal de l'Est, branche Nord) erschlossen, der durch die kanalisierte Maas gebildet wird. Verdun war auch ein Schauplatz im 1. Weltkrieg in der Schlacht um Verdun.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Verdun, lateinisch Virodunum, ist seit dem 4. Jahrhundert Bischofssitz. Im Jahr 843 wurde durch den Vertrag von Verdun die Teilung des Frankenreichs beschlossen. Im frühen und auch noch im hohen Mittelalter war Verdun eine blühende Fernhandelsstadt, der Reichtum seiner Kaufleute war sprichwörtlich. Im frühen 11. Jahrhundert erlebte die Stadt einen außerordentlichen wirtschaftlichen Aufschwung. In dieser Zeit wurde Nikolaus von Verdun geboren, einer der berühmtesten Goldschmiede des Mittelalters. Spätestens im 13. Jahrhundert setzte ihr Niedergang ein. Die Klöster und Stifte, einst Motor der Urbanisierung, waren nunmehr zu Kräften des Beharrens geworden.

Verdun gehörte zu Lothringen und somit seit 925 zum Ostfrankenreich, aus dem das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hervorging. Als Freie Reichsstadt fiel es aber 1552 durch den Vertrag von Chambord mit den Trois-Évêchés als Protektorat und 1648, durch den Westfälischen Frieden, endgültig an Frankreich. Im Vertrag von Chambord steht, dass die Bewohner von Verdun „nicht deutscher Sprache” waren und die Stadt wurde von den in Opposition zum römisch-deutschen Kaiser stehenden protestantischen Fürsten dem französischen König überlassen, um dessen Unterstützung im Kampf gegen den Kaiser zu erhalten.

Ausbau zur Festung

Fort Vaux, Verdun

1552 beauftragte Generalmajor François de Scépeaux, comte de Durtal, den Sieur de Saint-Rémy mit der Befestigung von Verdun. Im 17. Jahrhundert wurde die Stadt weiter stark befestigt. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und dem deutschen Wiedererwerb der 1681 von Ludwig XIV. annektierten Gebiete, des Elsaß und Teilen Lothringens im Frieden von Frankfurt, wurde auf französischer Seite entlang der neuen Grenze durch Séré de Rivières ein Festungsstreifen errichtet. Diese Barriere de fer genannte Festungslinie war zunächst nur ein Festungsgürtel um Paris, wurde jedoch in den 1870/80er Jahren bedeutend ausgebaut. Da Verdun an einer der Hauptstraßen nach Paris liegt, wurde auch diese verhältnismäßig kleine Stadt sehr stark befestigt. Die Festungsanlagen auf den Anhöhen um Verdun wurden dann nochmals um die Jahrhundertwende modernisiert und ausgebaut. Als sich das europäische Wettrüsten im Vorfeld des ersten Weltkrieges weiter zuspitzte, wurden die Anlagen abermals modernisiert, teilweise gänzlich umgebaut und auch neue Verteidigungslinien mit Ouvrages angelegt. In der letzten Ausbaustufe war Verdun dann von 39 mehr oder weniger großen Forts und Ouvrages umgeben, die durch ein dichtes Netz von Infanteriebunkern, Artilleriestellungen und MG-Posten (u.a. Casematte Pamard) verwoben und verbunden waren. Die Stadt und ihre Festungsringe erlangten im Ersten Weltkrieg traurige Berühmtheit, als im Kampf um die Anhöhen der Stadt die blutigste Schlacht an der Westfront (neben der Schlacht an der Somme) zwischen Franzosen und Deutschen begann.

Erster Weltkrieg

Straße in Verdun 1916
Verdun-Gedenkstätte (L´Ossuaire de Douaumont) heute: Im Hintergrund das „Beinhaus

Die Schlacht um Verdun dauerte vom Februar bis zum Dezember 1916. Sie wurde von General der Infanterie Erich von Falkenhayn, dem deutschen Generalstabschef des Heeres, lanciert, um „den Gegner auszubluten“. Durch den massiven Angriff sollten Kräfte der Entente gebunden werden, damit diese dann an der Marne und Somme fehlten. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass die Festung Verdun zäher war als gedacht, und den Deutschen in der Materialschlacht der Nachschub große Probleme bereitete. Der deutsche Vorstoß kam laut Zeitzeugen auf dem rechten Maasufer im Trichterfeld zwischen der zerstörten Ortschaft Fleury, der Feste Souville und der Nez de Souville (Souvillenase) zum Stehen. Der erbitterte Kampf war auf beiden Seiten extrem verlustreich. Der französische Nachschub hing ebenso wie der deutsche am seidenen Faden, der ganze Entsatz kam über die heute als „la voie sacrée“ bekannte Straße von/nach Bar le Duc (rund acht Kilometer Luftlinie hinter der Front). Auch bei der deutschen Offensive auf dem linken Maasufer erlitten beide Seiten große, blutige Verluste, ohne jeglichen Gewinn zu erzielen. Allerdings konnten die Franzosen die voie sacrée halten. Letztlich brachte die Schlacht keiner kriegführenden Seite strategische Vorteile, kostete aber etwa 170.000 französische und 150.000 deutsche Soldaten das Leben, Hunderttausende wurden verwundet. Verdun wurde so zum Sinnbild der Schrecken des modernen Krieges, in dem Menschen nur noch als Material angesehen und sinnlos geopfert werden.

Gegenwart

Heute lebt die Stadt vor allem vom Dienstleistungssektor: Fremdenverkehr, Verwaltung und Bistum. Hauptsehenswürdigkeiten sind neben den Soldatenfriedhöfen und Museen der Umgebung, das ehemalige Schlachtfeld, das jüngst renovierte Stadtzentrum mit dem Kai an der Maas sowie die Kathedrale mit dem Weltfriedenszentrum im Bischofspalast.

Literatur

  • Verdun - Ein Name schreibt Geschichte. Hrsg. vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Landesverband Rheinland-Pfalz. Mainz 2008.

Weblinks


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