Wischnu

Wischnu
Vishnu auf der Schlange Shesha im Urmeer und Gemahlin Lakshmi, die als Verehrungsgeste seine Füße massiert, während aus seinem Nabel auf einer Lotosblüte sitzend der vierköpfige Schöpfergott Brahma erscheint

Vishnu (Sanskrit, m., विष्णु Viṣṇu, „der Alldurchdringende“) ist eine der wichtigsten Formen des Göttlichen im Hinduismus, kommt jedoch bereits in den Veden vor. Im Vishnuismus gilt er als die Manifestation des Höchsten. Seine Shakti, die weiblich gedachte Seite des Göttlichen, ist die Göttin Lakshmi, die als seine Gattin gilt.

Vishnu ist Teil der Trimurti, einer im Hinduismus sehr bekannten Konzeption der „drei Gestalten“. Diese besteht aus drei Aspekten des Göttlichen, die mit den fundamentalen Prinzipien des Kosmos in Verbindung stehen:

  • die Schöpfung: Brahma
  • die Erhaltung: Vishnu
  • die Kraft der Zerstörung: Shiva

In der Dreiheit sind die Aufgaben verteilt: Vishnu ist der Gott der Erhaltung, da er den Dharma im Sinne einer gerechten kosmologischen und menschlichen Ordnung erhält und zu diesem Zweck immer wieder als Tier oder Mensch inkarniert. Shiva dagegen zerstört, um einen Neuanfang zu ermöglichen, während Brahma für die Schöpfung zuständig ist. Im Trimurti-Konzept gehen diese gegensätzlichen Werte eine einander ergänzende Verbindung ein. Außerhalb dieser Trimurti jedoch vereinen sowohl Vishnu als auch Shiva alle drei Aspekte in sich. Auch Vishnu kann zerstörend wirken: Den Diskos, eines seiner vier Symbole, setzt er als zerstörerische Waffe ein. Auch Shiva enthält außerhalb der Dreiheit alle Aspekte. Für jene Gläubigen, die ihn als den Höchsten verehren, die Shivaiten, gilt er auch als Retter, als der Gütige, wie sein Name sagt. Eine Gottheit, die die Aspekte von Vishnu und Shiva vereinigt ist Harihara.

Vishnu wird immer mit seinen vier Insignien dargestellt, die er mit seinen vier Armen hält: Diskus (Chakra), der in einer Schlacht auf die Feinde geschleudert wird; Schneckenhorn (Sankha), auf dem er bei verschiedenen Anlässen bläst; Lotos (Padma), u. a. das Symbol der Weisheit und Reinheit, weil sie auch im schmutzigsten Teich strahlend rein ist und schließlich die Keule (Gada), mit der er Asuras bekämpft.

Vishnu zeigt sich in einer Vielzahl von Manifestationen. Um den Dharma im Sinne einer gerechten kosmologischen und menschlichen Ordnung zu schützen, inkarniert er sich immer, wenn die Weltordnung (Dharma) ins Schwanken zu geraten droht, auf der Erde. Diese Inkarnationen werden Avataras genannt.

Mehrere Puranas berichten über Vishnu, seine Inkarnationen sind unter anderem im Bhagavatapurana angeführt.

Im tamilischen Bereich trägt Vishnu auch die Namen Mayon ("der Dunkle"), Tirumal („der erlauchte Große“) oder Perumal („der Große“). Der Name „Vishnu“ taucht in der ältesten Literatur (Sangam-Corpus) kein einziges Mal auf und scheint im Tamilischen erst mit dem zunehmenden Einfluss des brahmanisch geprägten Hinduismus in der zweiten Hälfte des 1. Jt. n. Chr. als Bezeichnung für diese Gottheit in Gebrauch zu kommen.

Die 10 Avataras (Dasavatara)

  1. Matsya – Fisch, zieht in der großen Flut die Arche
  2. KurmaSchildkröte
  3. Varaha – Rieseneber
  4. Narasimha – Vishnu als Mann mit Löwenkopf
  5. VamanaZwerg
  6. Parashurama – „Rama mit der Axt“, Vishnu in Menschengestalt
  7. Rama – der Held des Epos Ramayana, nicht mit der 6. Inkarnation identisch
  8. Krishna – „der Schwarze“, Verkünder der Bhagavad Gita
  9. Buddha – manchmal auch „Balarama“, der Bruder Krishnas
  10. Kalki – die zukünftige Inkarnation Vishnus als Reiter auf dem Pferd, der den Dharma wieder herstellt

Die bekanntesten und bedeutendsten Avataras sind Rama (Prinz von Ayodhya und Held des Epos Ramayana) sowie Krishna. In den Texten über Vishnus zehnten Avatar Kalki heißt es, er werde am Ende der Zeiten (nach hinduistischer Vorstellung, also am Ende des letzten Yuga, des Kali-Yuga) erscheinen, um die Welt zu reinigen. Seit dem 20. Jahrhundert ist es daher nicht ungewöhnlich, dass Vaishnavas (Anhänger Vishnus), die den Inhalt der christlichen Bibel kennen, Jesus Christus verehren, da in der Bibel auch von Jesus als christlicher Messias-Gestalt die Rede ist, welche zum Ende der Zeit erscheint, um die Welt zu reinigen.

Zitat

  • Die Weisen des Orients kannten die Göttin Yoganidra, die große trügerische Kraft Vishnus, die äußerste Unwissenheit, durch welche die ganze Welt betrogen wird. - Ralph Waldo Emerson (aus dem Essay: Montaigne oder der Skeptiker)

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wischnu — (Vischnu, d.i. Durchdringer), 1) die eine der drei Hauptgottheiten der Indischen Mythologie in den Puranas u. den indischen Epen, welche als das belebende Princip des Weltalls gedacht wird u. mit Brahma u. Schiwen die Trimurti (Dreigestaltige)… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wischnu — (Wishnu), indischer Gott, s. Vischnu …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wischnu — Wischnu, s. Vishnu …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Wischnu — Wischnu, Vischnu, s. indische Religion …   Herders Conversations-Lexikon

  • Wischnu (Mythologie) — Wischnu (Mythologie), im indischen Mythus Einer der großen Götterdreiheit, zwischen Brahma und Schiwa der Mittelste, der Erhalter, das Leben schirmende, beseelende Princip der ganzen Welt. Er ist der Weltbeglücker, der in neun großen… …   Damen Conversations Lexikon

  • Wischnu — Wịsch|nu: einer der Hauptgötter des Hinduismus. * * * Wịsch|nu: einer der Hauptgötter des Hinduismus …   Universal-Lexikon

  • Wischnu — Wisch|nu der; s <aus gleichbed. sanskr. víṣṇu> neben ↑Brahma u. ↑Schiwa einer der höchsten Götter des Hinduismus …   Das große Fremdwörterbuch

  • Wischnu — Wịsch|nu (einer der Hauptgötter des Hinduismus) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Mythologie — Mythologie. Die Lehre und Kenntniß der Göttersagen, ein wichtiger Zweig in der Kulturgeschichte aller Völker, die Wurzel, aus welcher der Baum der Völkergeschichte aufwächst. In mythisches Dunkel hüllt sich der Zeiten Beginn, Erde und Himmel… …   Damen Conversations Lexikon

  • Brahma — Brahma. Der mit Wischna und Schiwa aus dem selighohen, unnennbaren und unbegreiflichen Urwesen Parabrahma hervorgegangene große Geist der indischen Götterlehre, welcher die Krone aller Dinge und der Geber des heiligen Gesetzes ist. Er wird… …   Damen Conversations Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”