Bela Barenyi

Bela Barenyi

Béla Barényi (* 1. März 1907 in Hirtenberg, Niederösterreich; † 30. Mai 1997 in Böblingen) war ein österreichischer Konstrukteur, der als einer der Begründer der passiven Sicherheit im Automobilbau gilt.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Béla Barényi wurde am 1. März 1907 im niederösterreichischen Hirtenberg geboren und 1918 durch die Gründung der ČSR tschechoslowakischer Staatsbürger. Barényis Vater war Oberst der K.u.k.-Armee, seine Mutter stammte aus der sehr wohlhabenden Familie Keller (Gründer der Hirtenberger Patronenfabrik) aus Österreich-Ungarn. Nach einem ausgezeichneten Abschluss der Lehranstalt für Maschinenbau und Elektrotechnik in der Siebenbrunnengasse in Wien war er in Österreich, Deutschland und Frankreich bei verschiedenen Firmen, wie z. B. Austro-Fiat, Steyr und Adler, als Konstrukteur und Erfinder tätig.

Barényi reichte 1925/26 einen Entwurf bei der Maschinenbauanstalt in Wien ein, welcher sehr viele konstruktive Parallelen zum späteren VW Käfer aufwies. 1953 setzte Barényi seine Ansprüche auf die von Ferdinand Porsche angemeldeten Patente vor Gericht durch. Barényi konnte nachweisen, dass er bereits in den 1920er Jahren das Konzept des Käfers detailliert dargelegt, aber nicht ausreichend durch Patente abgesichert hatte. 1955 verklagte Barényi Volkswagen auf Urheberrechtsverletzung und tatsächlich wurde von deutschen Gerichten seine Urheberschaft anerkannt.

Ab 1939 arbeitete Barényi für die Daimler-Benz AG und machte die passive Sicherheit von Autos zu seinem Berufs- und Lebensziel. Ein Jahr später wurde er deutscher Staatsbürger. Gemeinsam mit Daimler-Benz Entwicklungsvorstand Hans Scherenberg formulierte Barényi 1966 die bis heute gültige Aufteilung von aktiver und passiver Sicherheit.

Seine Visionen, Konstruktionen und Erfindungen sorgten dafür, dass Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz zu den sichersten ihrer Zeit wurden. Erstes Projekt war ein neuartiger Plattformrahmen für das Mercedes-Benz 170V Cabriolet (Baureihe W 136), der Insassen bei einem Seitenaufprall besser schützte. Die Serieneinführung dieses Konzepts erfolgte 1953 bei der „Ponton“-Baureihe W120. 1948 erfand er ein Prinzip für versenkte Scheibenwischer, die in abgeschaltetem Zustand von der Karosserie verdeckt sind und dadurch ein geringeres Verletzungsrisiko für Fußgänger bedeuten. Verwirklicht wurde diese Idee in der von 1979 bis 1991 gebauten S-Klasse W126. Das Sicherheitslenkrad geht auf eine Barényi-Idee aus dem Jahr 1947 zurück.

1951 gelang Barényi ein Durchbruch in der Sicherheitsentwicklung, als er die Grundlage der Sicherheitsfahrgastzelle zum Patent anmeldete. Das Konzept der definierten Knautschzonen (1952 als Patentschrift DE-854157 „Kraftfahrzeug, insbesondere zur Beförderung von Personen“ eingereicht) in Verbindung mit einer hochfesten Fahrgastzelle ist ein Meilenstein der passiven Sicherheit. In der im August 1959 präsentierten Oberklasse-Baureihe W111, der „Heckflosse“, geht diese Innovation erstmals in Serie. 1963 erfand Barényi die „Sicherheitslenkwelle für Kraftfahrzeuge“ und ließ diese Technik patentieren. Als vollständiges System hatte diese Sicherheitslenkung 1976 in der Baureihe W 123 Premiere. Neben seinem Engagement für die passive Sicherheit entwickelte Barényi auch wegweisende Automobilkonzepte wie das Wohnmobil Mercedes-Benz Großer Reisewagen und das Kompaktfahrzeug K-5.

Ab 1955 bis zu seiner Pensionierung 1972 leitete er die Vorentwicklung bei Daimler-Benz.

Béla Barényi, der Vater der passiven Sicherheit, starb am 30. Mai 1997 im Alter von 90 Jahren in Böblingen und wurde auf eigenen Wunsch hin in seinem Geburtsort beigesetzt.

Auszeichnungen

  • 1967: Rudolf-Diesel-Medaille des Deutschen Erfinder-Verbandes
  • 1981: Aachener und Münchener Preis für Technik und angewandte Naturwissenschaften der Carl-Arthur Pastor-Stiftung
  • 1987: Ehrenplakette der Stadt Sindelfingen und die Ehrenbürgerschaft von Terracina
  • 1989: Ernennung in Österreich zum Professor ehrenhalber und Verleihung des Kulturpreises der Stadt Baden für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft
  • 1994: Aufnahme in die „Automotive Hall of Fame“
  • 1995: Bundesverdienstkreuz
  • 2007: Aufnahme in die „European Automotive Hall of Fame“ in Genf

Literatur

  • Harry Niemann: Béla Barényi – Sicherheitstechnik made by Mercedes-Benz. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3613022745.

Sonstiges

Ihm zu Ehren wird seit 2005 von der Arbeitsgemeinschaft für Motorveteranen (AMV) und der Firma Robert Bosch für Leistungen an Personen, die sich in der Vergangenheit um den Kraftfahrzeugverkehr verdient gemacht haben, der Béla Barényi-Preis verliehen. Erste Preisträgerin war Patricia H. Fischer. 2006 wurde er an Ernst Fiala verliehen.

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