Wladimir Medem

Wladimir Medem
Bild Medems aus der Medem-Bibliothek Paris

Wladimir Dawidowitsch Medem, eigentlich Grinberg (russisch Владимир Давидович Медем; * 1879 in Libau, Kurland; † 1923 in New York City) war ein russisch-jüdischer Politiker und Ideologe des sozialistischen allgemeinen jüdischen Arbeiterbunds. Nach ihm wurde die Medem-Bibliothek in Paris benannt.

Leben

Der Sohn eines russischen Militärarztes, der vom Judentum zum Christentum konvertiert war, erhielt eine Ausbildung an einem Gymnasium im heute weißrussischen Minsk. Später studierte er an der Universität von Kiew und interessierte sich zunehmend für das jiddischsprachige Proletariat und seine bedrängten Lebensumstände. So beschäftigte es ihn, dass die russischen Juden kein National- und kein Streikrecht hatten.

Medem lernte erst mit 22 Jahren Jiddisch, das in seinem familiären Umfeld verpönt war. Wegen eines Studentenstreiks musste er 1898 die Universität verlassen und schloss sich, von marxistischen Freunden inspiriert, den Minsker Sozialisten an. Sein großes Interesse an der Welt der jiddisch-sprechenden Arbeiter und dem politischen Antisemitismus ließ ihn zum führenden Ideologen des jüdisch-sozialistischen allgemeinen jüdischen Arbeiterbunds (kurz: Bund) werden, dessen Anhänger vor allem unter den Pariser Immigranten stark vertreten waren und die auch Bundisten genannt wurden. 1921 emigrierte Medem nach New York.

Der Bund, der 1897 im litauischen Wilna gegründet wurde, setzte sich für die kulturellen und Nationalrechte der Juden in Osteuropa ein. In dieser Hinsicht wagte Meden, sich der Ansicht russischer Marxisten und auch Lenin zu widersetzen. In der Zwischenkriegszeit erhielten diese Ziele in Mittel- und Westeuropa Unterstützung, u.a. bei den Austromarxisten und besonders in mehreren Arbeiterklubs jüdischer Immigranten in Paris, wo sie sich als Bundisten bezeichneten. Einer dieser Klubs, die auch die Erwachsenenbildung der Arbeiter als Hauptaufgabe sahen, erhielt den Namen Arbeter-klub afn nomen Vladimir Medem (Arbeiterklub im Namen Vladimir Medems). Seine bildungspolitischen Ambitionen führten schließlich 1929 zur Gründung der Medem-Bibliothek, die heute mit 30.000 Bänden die größte jiddische Kulturinstitution Europas darstellt.

Hauptwerke

  • 1916: Die Doktrin des „Bundes“
  • 1938 (posthum): Di legende fun der jidišher arbeter-bawegung (Hg. Gros, Naftole; Gros, Naftoli). Verlag Kinder-Ring, 87 S., illustriert. Wieder: Nju-Jork 1938. Wieder: National Yiddish Book Center, Amherst, Mass. (USA) 1999. Reihe: "Steven Spielberg digital Yiddish library" No. 06827 (Jiddisch, in hebr. Schrift; vorhd. in Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Weblinks


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