Wodu

Wodu

Voodoo [ˈvuːduː] (auch Vodoo) (dt: Wodu) ist eine (kreolische) Religion, die hauptsächlich auf Haiti, in Afrika und Teilen Amerikas beheimatet ist. Die Religion ist in westlichen Ländern vor allem durch Opferdarbringungen und vermeintliche Praktizierung schwarzer Magie bekannt. Durch die Sklaverei kam der Glaube auf die Westindischen Inseln, Elemente anderer Religionen wurden aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

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Voodoo, auch Vodou, Vodun, Vodau, Wodu ist eine ursprünglich westafrikanische Religion. Das Wort „Voodoo“ leitet sich aus einem Wort der westafrikanischen Fon-Volksgruppe für Geist oder auch Gottheit ab und existierte möglicherweise schon vor mehreren tausend Jahren. Das Wort wird oft stellvertretend für verschiedenste afro-amerikanische Religionen benutzt. Voodoo gehört in die Yoruba-Tradition, stellt aber eine hybride Religion aus vielfältigen afrikanischen, islamischen, katholischen und auch indianischen Elementen dar, die sich aus Herkunft und Geschichte der Sklaven in Westindien ergab: Aus ihren afrikanischen Dorfgemeinschaften gerissen und zur Arbeit für die Kolonialisten und zum christlichen Glauben gezwungen, versuchten einige der Sklaven, ihre ursprüngliche Religion und die Hoffnung und Identität, die sie mit ihr verbanden, fortzuführen. So stehen etwa Bilder katholischer Heiliger im Voodoo oftmals in Wirklichkeit für afrikanische Geistwesen mit ähnlichen Eigenschaften oder ähnlichem Symbolgehalt. Diese afrikanischen Gottheiten werden Loa (geistige Führer) genannt.

Voodoo wird heute hauptsächlich in den afrikanischen Staaten Benin, Ghana und Togo praktiziert, ferner im Karibikstaat Haiti (und insofern auch teilweise in Haitis Nachbarstaat, der Dominikanischen Republik, wo viele Haitianer leben), darüber hinaus teilweise auch in Louisiana (USA). In Benin ist Voodoo Staatsreligion und der 10. Januar jedes Jahres religiöser Feiertag. In Haiti wird Voodoo als eine offizielle Religion anerkannt. Eng verwandte Religionen der Yoruba-Tradition werden in etwas abweichender Form und unter anderem Namen auf Kuba (Santería) und in Brasilien (Umbanda, Macumba, Candomblé) praktiziert. Wichtig ist hierbei, dass sich in den unterschiedlichen Karibikstaaten durch das unterschiedliche Verhalten der Sklaventreiber zu ihren Sklaven (und somit auch durch Unterschiede in der Vermittlung des katholischen Glaubens) der afrikanische Voodoo anders entwickelte, als der Voodoo in Haiti.

Die Religion Voodoo verbreitet sich weltweit immer stärker, besonders im Ursprungskontinent Afrika, da sich vor allem die schwarze Bevölkerung wieder an ihre Wurzeln erinnert. In Haiti gehören fast alle Menschen dem Voodoo an. Gleichzeitig bekennen sich aber 90 Prozent auch zum katholischen Glauben.

Den Voodoo-Kult kann man in Radakult und Petrokult aufteilen. Der Radakult ist der ältere und somit traditionsreichere Kult mit afrikanischem Ursprung. Rada-Loa sind von sanfter Natur und haben aufbauende Eigenschaften. Der Petrokult wurde wahrscheinlich am Ende des 18. Jahrhunderts von einem Mann namens Pedro gegründet, der Rauschmittel verwendet haben soll, um seine Anhänger in Ekstase zu versetzen. Petro-Loa sind von zerstörerischer Natur, was jedoch den Gläubigen auch helfen kann. Beispielsweise bei der "Vernichtung" einer Krankheit.

An zentraler Stelle stehen bei Voodooritualen das Opfer von Tieren oder Genussmitteln wie Rum und Tabak sowie der Priester, die in die Gemeinschaft Eingeweihten, das Fest und der Tanz (siehe Trancetanz) mit seinen verschiedenen Gottheiten zugeordneten Trommel-Rhythmen und Gesängen. Die Loa ergreifen vereinzelt Besitz von den Tänzern, die sich dabei in tiefer Trance befinden.

Der Schriftsteller Hubert Fichte beschreibt in zwei Bänden seine Reisen durch den Raum der afroamerikanischen Religion und seine Suche nach Informationen über sie.

Glaubensgruppen

Eine geschlossene Glaubensgemeinschaft gibt es nicht, vielmehr teilen sich die Anhänger des Voodoo in einzelne Gruppen auf. Jede Gruppe verehrt eine bestimmte Tradition, eine heilige Figur oder einen Loa. Der oberste Loa (im Santeria oder Umbanda wird von Orishas gesprochen) ist Olorun, ein sehr wichtiger Loa heißt Obatala. Darüber hinaus existieren noch weit mehr als 200 Götter oder Geister (bzw. Ahnen). Der oberste Gott ist „Bondye“ (auch „Le Bondieu“ (franz.: der Liebe Gott) genannt), es folgen „Papa Legba“, als Mittler zwischen den Göttern und Menschen, „Agowu“, ein Dämon, der Stürme und Erdbeben auszulösen vermag, „Damballah“, der Gott der Schlangen, „Ogu“ („Ogoun“, der Gott der Kriege), „Ghede“, „Agwe“ und „Erzulie“. Ein Priester wird Houngan oder auch Babalawo, eine Priesterin Mambo genannt.

Legendär berüchtigt für den Voodoo-Kult sind angebliche Zombies. Sie geistern durch Albträume der Kinder, schocken in Horrorfilmen und haben offenbar einen realen Ursprung in Randbereichen des Voodokultes. Es soll sich dabei um geraubte, dauerhaft schwer narkotisierte Menschen handeln, die, in körperlicher Verwahrlosung lebend, körperliche Schwerstarbeit verrichten müssen. Da ihre Angehörigen nichts von diesem Dasein wissen und sie für tot und begraben halten, falle ihr Schicksal nicht auf.[1]

Besessenheit gehört in diesen exportierten Religionen bezeichnenderweise zur rituell vollzogenen Vereinigung mit Gott. Besessenheit hat hier nichts mit passivem Erleiden eines seelisch Kranken zu tun, es ist eine Ehre, von Göttern „geritten“ zu werden. Menschen, von Göttern während Trancezeremonien kurzzeitig eingenommen, sind im Voodoo hoch geehrt und werden von Kranken und Hilfesuchenden während der Trance befragt. Ein derart „Besessener“ ist von da an sein Leben lang spirituell mit dem betreffenden Gott oder der Göttin (Schlüsselloa) verbunden. Häufig ist es dieser Schlüsselloa, der später vom Gläubigen eine engere Verbindung, die durch ein aufwändiges Ritual geschaffen wird, wünscht.

Voodoo in Amerika

Die meisten afrikanischen Sklaven, die man im 18. Jahrhundert nach Haiti oder in den Süden der USA brachte, waren westafrikanischen Ursprungs. Die französischen Kolonialherren verboten ihnen die Ausübung ihres Glaubens und führten den Katholizismus als offizielle Religion ein. Nachdem Haiti am 31. Dezember 1804 die Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, wurden auch die alten Bräuche wieder in Freiheit ausgeübt.

Wegen der christlichen Einflüsse unterscheidet sich der amerikanische und karibische Voodoo jedoch von seinem afrikanischen Ursprungsglauben. Viele der Einwohner Haitis bekennen sich neben dem Glauben ihrer Vorfahren auch gleichzeitig zum Christentum und bringen katholische Traditionen in ihre Riten ein. In Afrika fließen Elemente des Islam in den Voodoo ein, umgekehrt lassen sich Geisterkulte des Voodoo im afrikanischen Volksislam finden.

Heute finden sich vor allem in New Orleans und Miami Anhänger von Voodoo-Kulten. Großen Einfluss auf den Voodoo-Kult in den USA hatte Marie Laveau.

Schwarze Magie

Immer wieder wird Voodoo als schwarze Magie angesehen. Genährt wurden diese Vorstellungen durch die Praktiken des Totenkults und den Glauben an die Wiederbelebung längst Verstorbener (Nekromantie). Es gab auch Gerüchte über die Tötung von Kindern. Voodoo-Zauberer sollten angeblich das Blut der Kinder für geheimnisvolle Zeremonien verwendet haben. Was davon tatsächlich passierte bleibt Spekulation. Menschenopfer sind jedoch in der Regel kein Bestandteil des Voodooglaubens. Ritualmordlegenden finden sich außerdem in der Religionsgeschichte häufig und sind praktisch immer bloße Propaganda. Doch auch heutzutage gibt es im Voodoo Rituale, bei denen Tiere geopfert werden. Diese Tieropfer dienen einerseits der spirituellen Ernährung der Loa, als auch der Ernährung der Gläubigen. Es handelt sich demnach vielmehr um eine rituelle Schlachtung. Wie in anderen Kulturen und Religionen auch kann es vorkommen, dass Priester und Gläubige des Voodoo ihre vermeintlichen Kräfte für Schadzauber einzusetzen versuchen. Priester und Anhänger des Voodooglaubens, die solche Praktiken ausüben, werden Bokor genannt. Im Gegensatz dazu steht der Houngan, ein Voodoo-Priester, der solche Praktiken ohne einem aus seiner Sicht moralisch angemessenen Grund ablehnt. Bei Priesterinnen wird dieser Unterschied meist nicht gemacht; sie werden stets als Mambo bezeichnet. Ausnahmefälle kommen jedoch immer häufiger vor.

Voodoo-Puppen

Ein bekannter, aber meist übertrieben dargestellter Brauch ist das Herstellen von Voodoo-Puppen, die oft einem bestimmten Menschen nachgebildet sind. Manchmal wird auch ein Foto auf den Kopf der Puppe aufgeklebt. Durch das Stechen in die Puppe oder sogar regelrechtes Durchbohren mit Nadeln sollen dem Betroffenen Schmerzen zugefügt werden. Vor allem aber werden Voodoo-Puppen zum Heilen von Kranken benutzt. Dieses Verfahren wurde ursprünglich von Priestern in Haiti verwendet.

Diese Puppen sind aus einer Not heraus entstanden, da die Sklaven bei den amerikanischen Sklavenhändlern keinen Voodoo praktizieren durften. Entsprechend waren aus Holz geschnitzte Abbildungen der Gottheiten oder Dämonen verboten. Folglich tarnte man Gottesabbilder als Puppen.

Voodoo in der Popkultur

Filme (Auswahl)

Romane (Auswahl)

  • Laurell K. Hamilton − Die Anita-Blake-Serie behandelt Voodoo nicht nur in Form von Totenerweckung, sondern spricht auch andere Aspekte an.
  • Alex Kortner: Dunkler Tanz, (Droemer/Knaur, 2006)
  • Brian Hodge: Totenstadt (Festa, 2006)
  • Nick Stone: Voodoo (Goldmann, 2007)

Musik

Siehe auch

Literatur

  • Davis, Wade (E. Wade Davis): Schlange und Regenbogen, die Erforschung der Voodoo-Kultur und ihrer geheimen Drogen (The serpent and the rainbow), München 1988
  • Deren, Maya: Der Tanz des Himmels mit der Erde, die Götter des haitianischen Vaudou (Divine horsemen), Wien 1992
  • Elwert-Kretschmer, Karola: Religion und Angst, Soziologie der Voodoo-Kulte, Frankfurt/Main, New York 1997 (zugl.: Hannover, Univ., Diss., 1995)
  • Laennec Hurbon: Voodoo: Truth and Fantasy, Thames and Hudson, London 1995, ISBN 0-500-30049-6
  • McCarthy Brown, Karen: Mama Lola, Voodoo in Brooklyn., Hamburg 2000
  • Métraux, Alfred: Voodoo in Haiti (Le Vaudou haitien), Gifkendorf 1994
  • Reuter, Astrid: Voodoo und andere afroamerikanische Religionen, München 2003
  • Preisinger, Michael: Voodoo, Orisha & Co – Eine Reise zu den afrikanischen Religionen und Kulturen der Karibik, Norderstedt 2005, ISBN 3-8334-3705-7
  • Jacques Hainard, Philippe Mathez und Olivier Schinz (Hg.): Vodou, Musée d'Ethnographie de Genéve, Genf 2007, ISBN 978-2-88474-066-1
  • Michael Ventura: Vom Voodoo zum Walkman, Der Grüne Zweig 134, ISBN 978-3-925817-34-2
  • Marco Bergmann: Der Voodoo des Bokor Marco, April 2008, ISBN 978-3-86805-097-4

Einzelnachweise

  1. Papa Shanga: Praxis der Voodoo-Magie: Techniken, Rituale und Praktiken des Voodoo, Verlag Paul Hartmann, Bürstadt 2001 - ISBN 3-93292-800-8 sowie Marco Bergmann: Der Voodoo des Bokor Marco, Pro BUSINESS Verlag, April 2008 - ISBN 978-3-86805-097-4

Weblinks


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