Wohlrapp

Wohlrapp

Harald Wohlrapp (* 6. Juni 1944 in Hildesheim) ist Professor für Philosophie an der Universität Hamburg. Sein Spezialgebiet ist die Argumentationstheorie.

Harald Wohlrapp

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Harald Wohlrapp studierte von 1965 bis 1970 vergleichende Sprachwissenschaft, Psychologie, Soziologie, politische Wissenschaft und Philosophie in Freiburg/Br., Paris und Erlangen. Er promovierte 1970 bei Paul Lorenzen in Philosophie und habilitierte sich 1980 in Konstanz. Seit 1983 ist Wohlrapp Professor für Philosophie an der Universität Hamburg.

Argumentationstheorie

Das Ziel von Harald Wohlrapps philosophischem Engagement ist die begriffliche Analyse und ideelle Bestimmung des argumentierenden Redens.[1]

Dabei wird Argumentationstheorie nicht als irgendein Spezialgebiet der Philosophie betrachtet, sondern als die Bedingung der Möglichkeit zukünftigen Philosophierens. Nach den Relativierungsschüben des 20. Jh. (insb. der Bedeutungsrelativierung im Sprachspiel-Konzept von Ludwig Wittgenstein, der Wissensrelativierung im Paradigma-Konzept von Thomas Kuhn und dem Auseinanderfallen des Wahrheitsbegriffs in ca. fünf Konzepte) habe die Philosophie für die Sicherung ihres produktiven Weiterdenkens nur noch Argumente, womit die Frage, was Argumente sind, was sie leisten können, wie sie irgendwelche Thesen als gültig ausweisen können, zur einer Grundfrage geworden sei. Die traditionellen Antworten (Logische Folgerung und Rhetorische Figur), von denen auch noch die gegenwärtigen argumentationstheoretischen Ansätze weitgehend geprägt sind, hält Wohlrapp für unzulänglich: Mit der Logik könne eine neue These nur kritisiert, nicht gestützt werden und die Rhetorik sei blind gegenüber Geltungsfragen.

Wohlrapps Ansatz fasst demgegenüber Argumentation als eine Praxis auf, in der es darum geht, Orientierungsdefizite durch probative Theorieverbesserung zu überwinden. Eine These, die vor dem „offenen Forum der Argumente“ als „einwand-frei“ erwiesen werden kann, ist als „Neue Orientierung“ tauglich. Mit dieser Konzeption bietet Wohlrapp eine neue Perspektive für den Umgang mit dem Relativismus-Problem. Angesichts der Alternative zwischen Relativismus und Universalismus appelliert er an die Kreativität der Vernunft: Wir hätten die Möglichkeit, den eigenen Standpunkt zur Disposition zu stellen und in Auseinandersetzung mit anderen Auffassungen in Richtung auf eine weniger beschränkte Weltsicht von innen heraus weiterzuentwickeln. Obwohl keine allgemein verbindlichen Regeln, auf die man sich beim Umgang mit Kontroversen und Konflikten beziehen könnte, mehr etabliert sind, kann immer noch argumentiert werden, um sie unter Umständen selbst herzustellen.

Wohlrapp beteiligt sich aus dieser argumentationsphilosophischen Perspektive an Diskursen zur interkulturellen Kommunikation, zu Menschenrechten, zur behaupteten Gerechtfertigtheit von humanitär motivierten Kriegen und arbeitet an den Beziehungen zwischen Argumentieren und Glauben.

Weblinks

Auswahl Publikationen

  • Philosophie als Wissenschaft der Reflexion: systematische Studien zur Dialektik. - Erlangen, Univ., Diss., 1970
  • Argumentieren und Handeln: Entwurf einer dialektischen Intercognitionstheorie. - Hamburg, Univ., Habil.-Schr., 1978
  • Handlungsforschung. Systematische Überlegungen zu einer dialektischen Handlungstheorie, insbesondere bemüht um ein Verständnis des Verhältnisses zwischen Erkennen und Handeln, nach welchem Handeln zugleich als Bewußtwerden und als Verbessern der Situation aufzufassen ist, nebst einer Illustration des Gemeinten anhand der Reformen des Psychiaters Jan Foudraine. In: Methodenprobleme der Wissenschaften vom gesellschaftlichen Handeln / hrsg. von Jürgen Mittelstraß. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1979, S. 122-214
  • Harald Wohlrapp (Hrsg.): Wege der Argumentationsforschung. - Stuttgart-Bad Cannstatt : Frommann-Holzboog, 1995 ISBN 3772816606
  • Die Suche nach einem transkulturellen Argumentationsbegriff. Resultate und Probleme. In: Horst Steinmann und Andreas Georg Scherer (Hrsg.): Zwischen Universalismus und Relativismus. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1998 ISBN 3518289802
  • Krieg für Menschenrechte? Deutsche Zeitschrift für Philosophie 48 (2000) 1, S. 107-132
  • Sind Menschenrechte aufrechenbar? In: Georg Meggle (Hrsg.): Humanitäre Interventionsethik. Was lehrt uns der Kosovo-Krieg? - Paderborn: Mentis, 2004, S. 181-200
  • Der Begriff des Arguments. Über die Beziehungen zwischen Wissen, Forschen, Glaube, Subjektivität und Vernunft. Würzburg: Königshausen u. Neumann, 2008 ISBN 978-3-8260-3820-4

Weitere Publikationen sind in folgender Publikationsliste zu finden.

Anmerkungen

  1. Siehe auch:Ein Portrait von Ursula Schmidt

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