- Belagerung von Ofen (1686)
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Schlachten zum Großen Türkenkrieg Wien – Kahlenberg – Gran – Waizen – Eperies – Ofen – Mohács – Belgrad – Derbent – Pataczin – Nisch – Szlankamen – Lugos – Olaschin – Zenta Nach der erfolglosen Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 durch die Osmanen, welche den Großen Türkenkrieg auslöste, startete eine kaiserliche Gegenoffensive zur Rückeroberung Ungarns in deren Folge die ungarische Hauptstadt Ofen von den Osmanen befreit werden konnte.
Inhaltsverzeichnis
Ausgangssituation
Schon 1541 wurde Buda (deutsch: Ofen) von den Türken erobert und sollte 145 Jahre unter osmanischer Herrschaft liegen. Durch die türkische Niederlage von 1683 sah Leopold I. nun endlich die Chance gekommen zum Gegenschlag auszuholen. Unter Mithilfe von Papst Innozenz XI. wurde am 5. März 1684 die Allianz der Heiligen Liga gegen die Osmanen geschlossen. König Sobieski von Polen, Kaiser Leopold I. und die Republik Venedig schlossen ein Bündnis, welches sich ausschließlich gegen die Osmanen richten sollte.[1]
Erste Belagerung 1684
Erste Belagerung von Ofen 1684 Teil von: Großer Türkenkrieg (1683-1699)
Panorama von Buda und Ofen zur Belagerung 1684Datum 27. Juni–30. Oktober 1684 Ort Ungarn, Ofen heutiges Budapest Ausgang Die Belagerung wird nach Eintreffen eines Entsatzheeres abgebrochen. Konfliktparteien Osmanisches Reich Heiliges Römisches Reich und seine Verbündete (Polen-Litauen, Republik Venedig, Kirchenstaat) Befehlshaber Abdurrahman Abdi Pascha Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg Truppenstärke 10.000 Türken 34.000 Mann Verluste 23.000 Mann Ein ca. 38.000 Mann starkes Heer[2] machte sich im Frühjahr 1684 unter Karl V. von Lothringen auf, um die Stadt Ofen von den Osmanen zu befreien.
Nachdem die Hauptarmee am 13. Juni bei Gran/Esztergom die Donau übersetzte, erschien die Vorhut des kaiserlichen Heeres unter dem Befehl von Maximilian Lorenz von Starhemberg und des Generals der Kavallerie Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden am 15. Juni vor Vicegrad/Visegrád. Am 16. Juni wurde die Stadt Gran von den kaiserlichen Truppen ungeachtet ihrer starken Mauern im Sturm erobert, nachdem ein Tor mit dem Geschütz zerstört wurde. Der größte Teil der türkischen Besatzungstruppen wurde getötet und die Stadt geplündert. Nur wenige Türken konnten sich in das Schloss auf dem Felsen oberhalb der Stadt zurückziehen. Nach nur eineinhalbtägiger Belagerung kapitulierte am 18. Juni die restliche türkische Besatzung.
Am 27. Juni traf das kaiserliche Heer bei Waitzen/Vác auf ein 17.000 Mann starkes türkisches Heer. Obwohl sich die Türken an einer günstigen Position verschanzt hatten, ließ Karl V. mit Kanonenfeuer den Kampf eröffnen. Das Zentrum der kaiserlichen Truppen wurde dabei von Maximilian Lorenz von Starhemberg angeführt und nach einem eher kurzen Kampf konnten die türkischen Truppen geschlagen werden. Sogar Waitzen fiel noch am selben Tag in die Hände der Kaiserlichen. Am 30. Juni rückte die kaiserliche Hauptarmee in die Stadt Pest, welche kurz zuvor von den Türken in Brand gesteckt wurde, ein. Nachdem die Armee bei Waitzen wieder das Donauufer wechselte, begann am 14. Juli 1684, dem Jahrestag des Beginns der Wienbelagerung, mit 34.000 Mann die Belagerung Budas, welche von etwa 10.000 Türken mit über 200 Geschützen verteidigt wurde, der Beschuss der Festung. Feldmarschall Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg wurde mit der Leitung der Belagerung beauftragt. Am 19. Juli schafften es die kaiserlichen Truppen die Unterstadt Budas einzunehmen. Da aber zu wenig Truppen zu dessen Besetzung vorhanden waren, ließ Ernst Rüdiger die Häuser in Brand setzen. Die im Juli und August durchgeführten Angriffe unter dem Kommando von Ernst Rüdiger und Maximilian wurden alle von den Verteidigern zurückgeschlagen. Anfang September, so berichtet ein General, sei die Zahl der diensttauglichen Soldaten von 34.000 auf 12.500 gesunken. Zudem stand es mit der Moral der Belagerer nicht gerade bestens. Erst als am 11. September ein kaiserliches Hilfskorps Buda erreichte, kam wieder neuer Schwung in die Belagerung.
Doch am 22. September traf ein Entsatzheer der Türken ein, die sogleich in den Angriff übergingen. Dieser Angriff konnte zwar von den Kaiserlichen abgewehrt werden, doch das türkische Entsatzheer konnte nicht entscheidend geschlagen werden. Die ständigen Störangriffe des Entsatzheeres und Ausfälle der türkischen Stadtbesatzung zermürbten die Belagerer endgültig, zudem musste noch Ernst Rüdiger, der unter starken Gichtbeschwerden litt, in der Leitung der Belagerung abgelöst werden. Da auch noch die Witterung im Oktober ungünstig ausfiel, wurde entschieden, die Belagerung abzubrechen. Am 30. Oktober zog sich die kaiserliche Armee nach 109 Tagen Belagerung zurück. Durch feindlichen Ausfälle, durch Ruhr und Fieberepidemien, durch schlecht angelegte Laufgräben sowie durch taktische Fehler bei der Belagerung selbst schrumpfte die alliierte Streitmacht um mehr als die Hälfte. Bei den christlichen Alliierten waren nach diesem gescheiterten Unternehmen 23.000 Mann an Verlusten zu beklagen darunter auch Hauptmann Paul Joseph Jakob von Starhemberg.[3] Ironischerweise wurde dem Mann die Schuld am Misslingen der Belagerung Budas aufgebürdet, der am Anfang als Einziger gegen diese Belagerung war: Ernst Rüdiger von Starhemberg.
Zweite Belagerung 1686
Zweite Belagerung von Ofen 1686 Teil von: Großer Türkenkrieg (1683-1699)
Grundriss der Festungen und der Belagerung
von Buda und Ofen
Maßstab: 90 rheinländische Ruthen = 9,4 cm [1:10.000]Datum Mitte Juni–2. September 1686 Ort Ungarn, Ofen heutiges Budapest Ausgang Die kaiserlichen Truppen erobern die Stadt. Konfliktparteien Osmanisches Reich Heiliges Römisches Reich und seine Verbündete (Polen-Litauen, Republik Venedig, Kirchenstaat) Befehlshaber Abdurrahman Abdi Pascha Karl von Lothringen Truppenstärke 74.000 Mann Verluste 3.000 Tote
2.000 Mann versklavt3.000 Tote Zwei Jahre nach der erfolglosen Belagerung von Ofen wurde 1686 ein erneuter Feldzug zur Einnahme der ungarischen Hauptstadt gestartet, an der diesmal mit 74.000 Mann eine fast doppelt so starke christliche Streitmacht teilnahm. Mitte Juni 1686 wurde mit der Belagerung begonnen. Ein türkisches Entsatzheer traf Mitte August vor Ofen ein, doch Abdurrahman Abdi Pascha scheute einen Großangriff gegen die Belagerungsarmee und so kam es am 2. September 1686 zum erfolgreichen Generalsturm auf die Festung. Prinz Eugen und seine Dragoner waren nicht direkt an der Einnahme beteiligt, sondern sicherten den Rücken ihres Heeres vor der türkischen Entsatzarmee, welche die Einnahme der Stadt, seit 143 Jahren in osmanischem Besitz, nicht verhindern konnte. Nach der Erstürmung entlud sich nun der ganze Hass und Zorn der siegreichen Soldaten gegen die verhassten „Heiden“. Die osmanische Bedrohung, welche im Bewusstsein des damaligen Europas über Jahrhunderte fest verankert war, die in ganz Europa verbreitete Wut über die berüchtigten Gräueltaten der Türken gegen die Zivilbevölkerung und schließlich auch der von Kirche und Glauben angefachte religiöse Hass entluden sich nun an Besatzung und Bevölkerung von Ofen:
- „Ofen wurde eingenommen und der Plünderung preisgegeben. Die Soldaten begingen dabei tausenderlei Exzesse. Gegen die Türken, wegen ihres langen und hartnäckigen Widerstandes, der eine erstaunliche Menge ihrer Kameraden das Leben gekostet hatte, aufgebracht, sehen sie weder auf Alter noch Geschlecht. Der Kurfürst von Bayern und der Herzog von Lothringen, durch das Seufzen der Männer die man umbrachte, und der Weiber, die vergewaltigt wurden, gerührt, erteilten so gute Ordres, daß dem Niedermetzeln Einhalt geschah und noch über 2000 Türken das Leben gerettet wurde...“[4]
Beim Gemetzel der kaiserlichen Truppen wurden 3000 Türken getötet und richtete sich nicht nur gegen die Muslime, sondern ebenfalls gegen die jüdische Bevölkerung von Ofen. Man kann davon ausgehen, dass in den ersten drei Tagen nach Eroberung der Stadt die jüdische Gemeinde Ofens nahezu vernichtet wurde.[5]
Folgen
Als Folge der Einnahme Ofens sowie der gewonnenen Schlacht bei Mohács (1687), erkannte der ungarische Reichstag im November 1687 in Pressburg die Erblichkeit der ungarischen Krone im Haus Habsburg an und verzichtete gleichzeitig auf das Widerstands- sowie Widerspruchsrecht.[6] Außerdem verpflichtete sich der ungarische Reichstag den habsburgischen Thronfolger noch zu Lebzeiten seines Vaters zum König von Ungarn zu krönen. So wurde am 9. Dezember 1687 Joseph, der neunjährige Sohn Kaiser Leopolds, als erster erblicher König mit der Stephanskrone gekrönt. Ungarn war nun endgültig Erbland der Habsburger und bereits im Juni 1688 wurde die "Kommission zur Einrichtung des Königreichs Ungarn" geschaffen, um im Land der Stephanskrone eine starke monarchistische Regierung, unter Berücksichtigung des Wiener Absolutismus und des Merkantilismus, zu schaffen. [7]
Quellen
- ↑ Ernst Trost, Prinz Eugen von Savoyen. (Wien - München ²1985) S. 47
- ↑ Trost (²1985)
- ↑ Trost (²1985), S. 48
- ↑ Trost (²1985), S. 56
- ↑ Thomas Winkelbauer, Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter Teil 1. In: Herwig Wolfram(Hg.), Österreichische Geschichte 1522 - 1699. (Wien 2004), S. 166
- ↑ Winkelbauer (2004), S. 168
- ↑ Winkelbauer (2004), S. 166
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