- Wollfruchtkaktus
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Wollfruchtkakteen Ariocarpus retusus mit Blüte.
Systematik Unterklasse: Nelkenähnliche (Caryophyllidae) Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales) Familie: Kakteengewächse (Cactaceae) Unterfamilie: Eigentliche Kakteen (Cactoideae) Tribus: Cacteae Gattung: Wollfruchtkakteen Wissenschaftlicher Name Ariocarpus Scheidw. Die Wollfruchtkakteen (Ariocarpus) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae).
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Wollfruchtkakteen sind klein bleibend und wachsen geophytisch einzeln oder in Gruppen. Sie besitzen eine große, fleischige Pfahlwurzel, die von einem System von Schleimgängen durchzogen ist. Ihre kompakten Triebe bestehen aus Warzen, die bei einigen Arten blattartig geformt sind. Rippen sind nicht vorhanden. Die Areolen können als wollige Furche auf der Warzenoberseite oder als rundes Polster nahe der Warzenspitze ausgebildet sind oder ganz fehlen. Dornen sind nur bei Sämlingen vorhanden. Gelegentlich treten sie jedoch an ausgewachsenen Warzen von Ariocarpus agavoides auf.
Die trichterförmigen Blüten entspringen an der Triebspitze aus der wolligen Basis junger Warzen. Sie öffnen sich am Tag und sind weiß bis gelb oder rosa bis magenta gefärbt. Ihr Perikarpell ist kahl.
Die keulenförmigen bis fast kugelförmigen, kahlen Früchte sind anfangs fleischig, bei Reife trocken und reißen nicht auf. Sie enthalten birnenförmige, schwarze, warzige Samen.
Inhaltsstoffe
Wollfruchtkakteen enthalten psychoaktive Substanzen, darunter Phenylethylamine wie Hordenin.[1]
Systematik, Verbreitung und Gefährdung
Die Gattung der Wollfruchtkakteen (Ariocarpus) ist vom Südwesten Texas in den Vereinigten Staaten bis in den Süden Mexikos verbreitet, wo sie bevorzugt in den trockenen Gips- und Kalksteinebenen in Höhenlagen zwischen 200 und 2000 Metern wachsen. Zum Hauptverbreitungsgebiet gehören die mexikanischen Bundesstaaten Nuevo León, Tamaulipas, San Luis Potosí und Guanajuato.
Die Erstbeschreibung erfolgte 1838 durch Michael Joseph François Scheidweiler (1799–1861).[2] Durch illegales Sammeln sind alle Arten der Gattung stark bedroht und daher im Anhang I des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens aufgeführt.
Die Gattung Ariocarpus umfasst folgende Arten, Unterarten und Hybriden:[3]
- Ariocarpus agavoides
- Ariocarpus agavoides subsp. agavoides
- Ariocarpus agavoides subsp. sanluisensis
- Ariocarpus bravoanus
- Ariocarpus bravoanus subsp. bravoanus
- Ariocarpus bravoanus subsp. hintonii
- Ariocarpus × drabii
- Ariocarpus × dubniorum
- Ariocarpus fissuratus
- Ariocarpus kotschoubeyanus
- Ariocarpus retusus
- Ariocarpus retusus subsp. retusus
- Ariocarpus retusus subsp. trigonus
- Ariocarpus scaphirostris
Botanische Geschichte
Arten der Gattung Ariocarpus sind schon seit Jahrhunderten bei den mexikanischen Indianern bekannt; sie verwenden sie meistens in magischen und rituellen Zeremonien als Peyoteersatz. So bezeichnen die Huichol-Indianer Ariocarpus retusus als tsuwiri, was so viele bedeutet wie schlechter, gefährlicher oder falscher Peyote. Die Tarahumara-Indianer glauben an die Kraft des Kaktus, um zum Beispiel Diebe abzuwehren.
Die Arten dieser Gattung sind sehr unterschiedlich und verschmelzen auch teilweise miteinander. Die Nomenklatur und Taxonomie dieser Gattung ist auch noch nicht abgeschlossen, denn es treten sehr viele ortsabhängige Formen und Kreuzungen auf, aber auch der Mensch erzeugt durch die Kultivierung und gezielt Kreuzung immer wieder neue Arten. Die erwähnten Arten basieren auf den Arbeiten von Edward Frederick Anderson (1997)[4] und J. Halda (1998)[5].
Die erste Erwähnung der Gattung Ariocarpus erfolgte durch Michael Joseph François Scheidweiler 1838. Durch die (Wieder-) Entdeckung der Art Ariocarpus retusus wurde es notwendig, die neue Klasse?? Ariocarpus ins Leben zu rufen. Man ordnete bei der Gattung Anhalonium (Lemaire 1839) ein, diese umfasste damals noch, was heute Lophophora williamsii ist.
Kurz darauf im Jahre 1842 beschrieb Lemaire erstmals Ariocarpus kotschoubeyanus unter den Namen Anhalonium kotschoubeyanum. Bis zur nächsten Entdeckung einer Ariocarpus-Art dauerte es noch 14 Jahre, nämlich bis 1856. Da entdeckte Georg Engelmann Ariocarpus fissuratus und veröffentlichte ihn unter den Namen Mammillaria fissuratus. 1893 folgte dann die Entdeckung von Ariocarpus trigonus durch Frédéric Albert Constantin Weber, dieser benannte ihn aber als Anhalonium trigonum.
Ein Jahr später strukturierte John Merle Coulter dann die Gattung Anhalonium neu. Unabhängig davon korrigierten Karl Moritz Schumann und Thompson 1898 den generischen Namen auf Ariocarpus und schloss Lophophora williamsii aus. Britton und Rose erkannten dann 1922 drei Arten Ariocarpus retusus, Ariocarpus fissuratus und Ariocarpus kotschoubeyanus.
Berger beschrieb 1925 das erste Mal die Gattung Roseocactus. Er ordnete Ariocarpus kotschoubeyanus, Ariocarpus fissuratus und Ariocarpus lloydii in diese Gattung ein. Zuvor hatte er aber Ariocarpus lloydii von Ariocarpus fissuratus als eigenständige Art abgespalten. 1930 beschrieb Bödecker dann erstmals Ariocarpus scapharostrus.
Borg erkannte in den Jahren 1939 und 1945 die Gattung Roseocactus nicht an und ordnete sieben Arten in die Gattung ein: Ariocarpus retusus, Ariocarpus furfuraceus, Ariocarpus kotschoubeyanus, Ariocarpus fissuratus, Ariocarpus scapharostrus und Ariocarpus trigonus.
Ariocarpus trigonus wurde schon im Jahr 1893 von Weber und 1898 von Schumann, von Ariocarpus retusus als eigenständige Art abgespalten. 1941 beschrieb Castañeda das erstmal Neogomesia agavoides. Dann im Jahr 1941 ordnete Marshall das erste Mal Roseocactus als Untergattung von Ariocarpus ein.
Diese Ordnung wurde dann auch von Anderson beibehalten. Er erkannte 1965 sechs Arten, dazu reduzierte er Ariocarpus lloydii als Variante von Ariocarpus fissuratus und ordnete Ariocarpus furfuraceus bei Ariocarpus retusus ein. Er beschrieb dann auch zum ersten Mal Neogomesia agavoides als Ariocarpus agavoides. Curt Backeberg behauptete dagegen 1965, dass Roseocactus und Neogomesia zwei eigenständige Gattungen wären.
Die nächste Erstbeschreibung einer Art folgte erst im Jahr 1989, Stuppy und Taylor beschrieben damals zum ersten Mal Ariocarpus fissuratus var. hintonii im "Bradleya 7". Schon drei Jahre später 1992 beschrieben in "Bradleya 10" Anderson und H.M.Hern. zum ersten Mal Ariocarpus bravoanus.
1997 veröffentlichten dann Anderson und Fitz Maurice in Band 5 der Haseltonia eine Revision der Gattung. Dazu nahmen sie erstmal von der Idee Abstand, dass Roseocactus eine eigenständige Untergattung sei und legten fest, dass Ariocarpus fissuratus var. lloydii ein Synonym für Ariocarpus fissuratus ist. Insgesamt erkannten sie sechs Arten, dazu ordneten sie noch Ariocarpus fissuratus var. hintonii als Unterart von Ariocarpus bravoanus ein und verschoben Ariocarpus trigonus als Unterart von Ariocarpus retusus. Außerdem übernahmen sie die Änderung in der Aussprache von Ariocarpus scapharostrus in Ariocarpus scapharostris, welche schon 1991 von Hunt vorgeschlagen wurde. 1998 veröffentlichten Halda, Horáček und Panar. in Gemeinschaftsarbeit das erste Mal die Arten Ariocarpus confusus, Ariocarpus retusus fm. scapharoides, Ariocarpus retusus subsp. panarottoi, Ariocarpus trigonus var. horacekii, Ariocarpus retusus subsp. jarmilae, Ariocarpus scapharostrus var. swobodae und Ariocarpus retusus subsp. horaceki. Diese Gemeinschaftsarbeit führte zu der Neuordnung der Gattung Ariocarpus welche Halda 1998 unter den Namen "New System of the genus Ariocarpus Scheidweiler" in "Acta Mus. Richnov.5(1)" veröffentlichte.
Nachweise
Literatur
- Edward F. Anderson: Das große Kakteen-Lexikon. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2005 (übersetzt von Urs Eggli), ISBN 3-8001-4573-1, S. 71–75.
Einzelnachweise
- ↑ Markus Berger: Psychoaktive Kakteen. 2002, ISBN 3-930442-61-2
- ↑ Bulletins de l'Academie Royale des Sciences et des Belles-Lettres de Bruxelles. Band 5, S. 491, 1838.
- ↑ Edward F. Anderson: Das große Kakteen-Lexikon. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2005 (übersetzt von Urs Eggli), ISBN 3-8001-4573-1, S. 71–75.
- ↑ Haseltonia Band 5, 1997.
- ↑ Acta Musei Richnoviens, A New System of the genus Ariocarpus Scheidweiler. Ausgabe 5(1) 1998, ISBN 80-86076-08-3
Weiterführende Literatur
- Edward F. Anderson: A Revision of Ariocarpus (Cactaceae). I. The Status of the Proposed Genus Roseocactus. In: American Journal of Botany. Band 47, Nr. 7, S. 582-589, Juli 1960 JSTOR
- Edward F. Anderson: A Revision of Ariocarpus (Cactaceae). II. The Status of the Proposed Genus Neogomesia. In: American Journal of Botany. Band 49, Nr. 6, Teil 1, S. 615-622 Juli 1962 JSTOR
- Edward F. Anderson: A Revision of Ariocarpus (Cactaceae). III. Formal Taxonomy of the Subgenus Roseocactus. In: American Journal of Botany. Band 50, Nr. 7, S. 724-732, August 1963 JSTOR
- Edward F. Anderson: A Revision of Ariocarpus (Cactaceae). IV. Formal Taxonomy of the Subgenus Ariocarpus. In: American Journal of Botany. Band 51, Nr. 2, S. 144-151, Februar 1964 JSTOR
Weblinks
- Ariocarpus agavoides
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