Wortklauber

Wortklauber

Der Begriff Wortklauberei ist im deutschen Sprachgebrauch im allgemeinen eine abwertende Bezeichnung für das Verhalten von Menschen, das ausschließlich die wörtliche Auslegung von gesprochenen oder geschriebenen Begriffen, Texten oder Wörtern erlaubt.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das Wort „klauben“ entwickelte sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „klüben“, dem althochdeutschen „klübon“ und dem mittelniederdeutschen „klüven“ etwa im 18. Jahrhundert zu der Zusammensetzung „Wortklauber“ beziehungsweise „Wortklauberei“. Die ursprüngliche Bedeutung von „klauben“ wird als „mit den Fingerspitzen, Nägeln oder Zähnen an etwas herumarbeiten, von der Hülse oder Schale befreien, pflücken, lesen, (aus)sondern, mit Mühe heraussuchen“ beschrieben.[1] Daraus abgeleitet wurde der Begriff Wortklauberei, der im übertragenen Sinn „kleinliche, pedantische, mäkelnde Behandlung eines Wortes oder der Worte überhaupt“ bedeutet. [2]

Definition

Wortklauberei ist die beabsichtigte beziehungsweise unbeabsichtigte einseitige und kleinliche Auslegung von Begriffen, Texten und Wörtern, durch die deren Sinn auf ihre ursprüngliche Bedeutung reduziert wird. Wortklauberei ignoriert somit in der Regel durch engstirniges, pedantisches Denken die im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgerte Verwendung von Begriffen oder ihren sich in einem bestimmten Zusammenhang ergebenden Sinn (siehe auch Syntax). Beispielsweise ist das Wort „astrein“ ein Begriff aus dem Tischlerhandwerk und bezeichnete ursprünglich qualitativ hochwertige Bohlen beziehungsweise Bretter. In der heutigen Umgangssprache wird das Wort jedoch kaum noch im Zusammenhang mit Gegenständen aus Holz gebraucht, sondern wird verwendet, um auszudrücken, dass etwas oder jemand „in Ordnung“ oder „sehr gut“ ist. Wortklauber würden die metaphorische, im übertragenen Sinne, gemeinte Bedeutung des Wortes leugnen beziehungsweise nicht wahrnehmen. In extremen Fällen kann Wortklauberei abstoßend und beleidigend wirken.

Verwandte Begriffe

Begriffe mit ähnlicher Bedeutung sind „Haarspalterei“, „Krittelei“, „Pedanterie“, „Spitzfindigkeit“ und „Wortfuchserei“. Ihnen gemeinsam ist der abwertende Gebrauch zur Bezeichnung einseitig übertriebener Sichtweisen oder Verhaltensweisen, die von vielen Menschen als störend oder lächerlich wahrgenommen werden.

Abgrenzung

Die Grenzen und Übergänge zwischen eindeutiger präziser Auslegung von Begriffen, Texten und Worten und einseitigem pedantischen „am Buchstaben kleben“ [3] können fließend und nicht immer eindeutig bestimmbar sein. Durch Wortklauberei kann auch Ironie und Sarkasmus zum Ausdruck kommen. Ebenso findet Wortklauberei als stilistisches Mittel zum Beispiel bei Wortspielen Verwendung.

Literatur

  • Wortklaubereien. Aphorismen-Sammlung. Von Gerhard Riedmann. Rheine 2003. ISBN 3-934115-12-8.

Quellen

  1. DUDEN. Das Herkunftswörterbuch. Die Etymologie der deutschen Sprache (Seite 330). Bibliographisches Institut AG, Mannheim 1963. ISBN 3-411-00907-1
  2. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Wortklauberei
  3. „Skrupelhaftigkeit im Gebrauch der Rede“ – Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wortklauber — Wortklauber, Einer, welcher sich bei Erklärungen auf unnütze, wenigstens unfruchtbare Weise nur mit den Wörtern beschäftigt, ohne auf den Sinn u. Zusammenhang des Ganzen Rücksicht zu nehmen; solch Verfahren, bes. in der Kritik, heißt… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wortklauber — Wortklauber,der(meistabwert):Haarspalter·Rabulist·Kasuist·Sophist;Silbenstecher·Silbenklauber(veraltend);auch⇨Pedant WortklauberHaarspalter,Silbenstecher,Pedant,Paragraphenreiter,Prinzipienreiter,Kritikaster,Nörgler,Besserwisser,Rechthaber,Tüftler… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Wortklauber — * Er ist ein Wortklauber (Wortkrämer, Wurzelklauber) und Silbenstecher. – Eiselein, 650 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Wortklauber, der — Der Wortklauber, des s, plur. ut nom. sing. derjenige, welcher sich auf eine unnütze und vergebliche Art mit Wörtern und ihrem Verstande beschäftiget. Daher die Wortklauberey, plur. die en …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Wortklauber — Haarspalter; Federfuchser; kleinlicher Mensch; Kümmelspalter; Kleinigkeitskrämer; Krämerseele; Paragrafenhengst (umgangssprachlich); Paragraphenhengst (umgangssprachlich); …   Universal-Lexikon

  • Haarspalter — Wortklauber; Federfuchser; kleinlicher Mensch; Kümmelspalter; Kleinigkeitskrämer; Krämerseele * * * Haar|spal|ter 〈m. 3; fig.〉 jmd., der zur Haarspalterei neigt * * * Haar|spal|ter, der (abwertend): jmd., der unwichtigen Kleinigkeiten… …   Universal-Lexikon

  • Wortklauberei — Der Begriff Wortklauberei ist im deutschen Sprachgebrauch im allgemeinen eine abwertende Bezeichnung für ein Verhalten von Menschen, das ausschließlich die wörtliche Auslegung von gesprochenen oder geschriebenen Begriffen, Texten oder Wörtern… …   Deutsch Wikipedia

  • Sophist — ↑ Sophistin Deutler, Deutlerin; (bildungsspr.): Kasuist, Kasuistin; (ugs.): [schlauer] Fuchs, Schlaufuchs, Schlaumeier; (ugs., oft scherzh.): Schlauberger, Schlaubergerin; (abwertend): Haarspalter, Haarspalterin, Scholastiker, Scholastikerin,… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Haarspalterei — Der Begriff Wortklauberei ist im deutschen Sprachgebrauch im allgemeinen eine abwertende Bezeichnung für das Verhalten von Menschen, das ausschließlich die wörtliche Auslegung von gesprochenen oder geschriebenen Begriffen, Texten oder Wörtern… …   Deutsch Wikipedia

  • Wortklauberin — Wọrt|klau|be|rin, die; , nen: w. Form zu ↑ Wortklauber. * * * Wọrt|klau|be|rin, die; , nen (abwertend): w. Form zu ↑Wortklauber …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”