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Wirtschaft und Gesellschaft (abgekürzt oft WuG) ist ein soziologisches Werk Max Webers und wurde 1922 postum von seiner Frau Marianne veröffentlicht. Es zählt neben Webers Werk Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus von 1904 zu den international wichtigsten Werken der Soziologie und stellt eine wichtige Grundlage für Wirtschafts-, Religions-, Rechts-, politische, Herrschafts-, Verwaltungs- und Stadtsoziologie dar.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Der jetzige erste Teil des Werkes entstand zwischen 1918 und 1920 und wurde von Weber selbst druckfertig redigiert. Er enthält Webers soziologische Kategorienlehre, in der er in vier Kapiteln Grundbegriffe, Grundkategorien des Wirtschaftens, die Typen der Herrschaft sowie Stände und Klassen abhandelt. Am jetzigen zweiten Teil schrieb Weber zwischen 1909 und 1913, kam jedoch nicht mehr selbst zur endgültigen Überarbeitung der einzelnen Abschnitte. Augenscheinlich wird dies unter anderem an uneinheitlichen Begrifflichkeiten sowie uneinheitlicher Schreibweise, z. B. die Verwendung der Schreibweise „bureaukratisch“ wie auch „bürokratisch“. Weber ließ in diesen Teil viele seiner bisherigen Arbeiten miteinfließen. Er ist in neun Kapitel gegliedert:
- Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen in ihrer prinzipiellen Beziehung
- Wirtschaftliche Beziehungen der Gemeinschaften (Wirtschaft und Gesellschaft) im allgemeinen
- Typen der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung in ihrer Beziehung zur Wirtschaft
- Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen
- Typen religiöser Vergemeinschaftung (Religionssoziologie)
- Die Marktgemeinschaft
- Wirtschaft und Recht (Rechtssoziologie)
- Politische Gemeinschaften
- Soziologie der Herrschaft
Entstehung
Weber sollte zunächst als Herausgeber für das von Paul Siebeck, dem Verleger des Archiv für Sozialwissenschaften und Sozialpolitik geplanten Sammelwerkes Grundriss der Sozialökonomik fungieren. Später entwickelte Weber ein neues Gesamtkonzept, wählte einen neuen Titel und arbeitete zur Erstellung unter anderem mit Edgar Jaffé, Robert Michels, Joseph Schumpeter, Werner Sombart und seinem Bruder Alfred Weber zusammen. Nach Verzögerungen der Abgabe der einzelnen Beiträge weitete Weber den von ihm zu schreibenden Anteil erheblich aus. Der unter dem Titel „Wirtschaft und Gesellschaft“ geplante dritte Teilabschnitt von Grundriss der Sozialökonomik sollte ursprünglich aus den beiden Teilen „Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte“ von Weber sowie „Entwicklungsgang der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale“ von Eugen von Philippovich bestehen. Weber arbeitete dann von 1909 bis zu seinem Tod 1920 an seinem Teil, konnte jedoch nur dessen ersten Teilabschnitt fertigstellen, der 1921 erschien.
Nach seinem Tod veröffentlichte Marianne Weber 1922 das Manuskript unter seinem Abschnittstitel. Nach ihrem Tod wurde WuG dann ab 1956 von dem Privatgelehrten Johannes Winckelmann herausgegeben. Die veröffentlichten („vollständigen“) Ausgaben wurden editorisch teils erheblich nachbearbeitet. Innerhalb der Soziologie wird diese Edition immer noch - teils auch kritisch - erörtert. Bis in die 4. Auflage von WuG wurde Webers 1911 geschriebene Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik, eine Vorarbeit zur später geplanten Musiksoziologie, auf die er sich in mehreren seiner Werke bezog, als Anhang mitabgedruckt. Marianne Weber nahm das von ihr zuerst 1921 im Archiv für Sozialwissenschaften und Sozialpolitik unter dem Titel „Die Stadt“ veröffentlichte Material ihres Mannes zur Stadtsoziologie unter dem Titel „Die Stadt“ in WuG auf; seit der 4. Auflage trägt dieser Abschnitt den vielseitig kritisierten Titel „Die nichtlegitime Herrschaft (Typologie der Städte)“ (WuG Teil II, Kap. 9, 8. Abschnitt). Aktuelle Ausgabe ist die 5. Auflage vom Januar 1980. Winckelmann verstarb im November 1985.
Literatur
Primärliteratur
- Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der Verstehenden Soziologie. 5. Auflage (Studienausgabe), hrsg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 1980. ISBN 3-16-147749-9
- Max Weber: Soziologische Grundbegriffe. 6. Auflage, hrsg. von Johannes Winckelmann, Stuttgart 1984. ISBN 3-8252-0541-X (entspricht dem ersten Kapitel des ersten Teils von WuG)
- Max Weber: Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik, München 1921.
- Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Die Stadt., hrsg. von Wilfried Nippel. ISBN 3-16-147278-0
Sekundärliteratur
- Johannes Winckelmann: Max Webers Hinterlassenes Hauptwerk: Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Entstehung und Aufbau., Tübingen 1986.
- Wolfgang Schluchter: „Wirtschaft und Gesellschaft“ - Das Ende eines Mythos, in: Max Weber heute. Erträge und Probleme der Forschung., herausgegeben von Johannes Weiß, Frankfurt/Main 1989, S.55-89.
- Bernhard K. Quensel: Max Webers Konstruktionslogik. Sozialökonomik zwischen Geschichte und Theorie, Baden-Baden 2007, darin: Erster Teil: Sozialökonomik, S.21-92.
Weblinks
- Onlinetext von WuG (unvollständig und teilweise fehlerhaft)
- Digitalisat der 3. Auflage (1947) von WuG bei Gallica
- Info zu Wirtschaft und Gesellschaft in der Max Weber-Gesamtausgabe (Mohr Siebeck)
- Info zu Wirtschaft und Gesellschaft. Nachlaß. Herrschaft in der Max Weber-Gesamtausgabe (Mohr Siebeck)
- Onlinetext von Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik
- Eine Konstruktion wird dekonstruiert. Max Webers "Wirtschaft und Gesellschaft" zerfällt in Einzelteile, Rezension von Dirk Kaesler auf literaturkritik.de, Nr. 4 vom April 2006
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