Wulkoburg

Wulkoburg

Vukovar [ˈʋukɔʋaːr] (ungarisch Vukovár bzw. mittelalterlich Valkóvár, deutsch Wukowar bzw. mittelalterlich Wulkoburg) ist eine Stadt im Osten Kroatiens mit 31.670 Einwohnern. Sie ist die Hauptstadt der Gespanschaft Vukovar-Syrmien (kroatisch Vukovarsko-srijemska županija). Die Region um Vukovar an der Grenze zu Serbien war während des Kroatien-Kriegs 1991-1995 das am stärksten umkämpfte Gebiet. Bei der serbischen Belagerung und der Schlacht um Vukovar wurde Vukovar weitgehend zerstört.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Die erste Silbe Vuk- weist auf den Fluss Vuka hin, der durch Vukovar fließt. Die zweite Silbe var (ung. vár oder város) ist ungarisch für Burg oder Stadt. Übersetzt bedeutet der Stadtname „Stadt an der Vuka“.

Der Flussname selbst setzt sich aus dem südslawischen Wort vuk - mit der Bedeutung „Wolf“ - und dem ungarischen Wort vár - mit der Bedeutung „Burg / Festung“ zusammen; in dieser Zusammensetzung haben die beiden Begriffe die deutsche Bedeutung von Wolfsburg.

Geographie

Mündungsstelle der Vuka in die Donau

Die Stadt liegt an der Mündung des Flusses Vuka in die Donau. Die Altstadt liegt auf der linken Seite der Vuka und erstreckt sich am Fuße eines kleinen Hügels entlang, teilweise auch auf dessen Flanken.

Bevölkerung

Syrmienkarte aus dem Jahr 1751 (der damalige Ort Vukovar steht im Kreis)
Landkarte der ehemaligen Gespanschaft Syrmien

Laut der Volkszählung 2001 lebten zu diesem Zeitpunkt auf dem politisch zur der Stadt Vukovar gehörenden Gebiet 31.670 Menschen, darunter 18.199 (57,46%) Kroaten, 10.412 (32,88%) Serben, 567 (1,79%) Ruthenen und 387 (1,22%) Ungarn. 30.126 Einwohner lebten in der eigentlichen Stadt, die übrigen in drei benachbarten Dörfern.

Zur Zeit der Volkszählung von 1991 lebten in der damalige (Groß-)Gemeinde Vukovar, die neben der Stadt Vukovar zahlreiche weitere benachbarte Ortschaften umfasste, insgesamt 84.189 Menschen, davon 36.910 Kroaten (43,8 %), 31.445 Serben (37,4 %), 1.375 Ungarn (1,6 %), 6.124 Jugoslawen (7,3 %) und 8.335 andere (9,9 %).

Einige der umliegenden Dörfer waren fast ausschließlich von Serben besiedelt, die meisten jedoch von Kroaten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren manche Orte zum Teil deutsch besiedelt - von den so genannten Donauschwaben. In diese deutschen Orte wurden vorwiegend Serben angesiedelt (siehe auch Sotin).

Aufgrund der immer noch schlechten Wirtschaftslage sind viele Flüchtlinge aus dem Kroatien-Krieg bis heute noch nicht zurückgekehrt.

Die Stadt wird von ethnischer Separation beherrscht. Auch wenn es keine geographische Abgrenzung zwischen serbischen oder kroatischen Stadtteilen gibt, so kommen die Einwohner im täglichen Leben doch nur wenig miteinander in Berührung. Von den Schulen angefangen und bis hin zu Gaststätten sind die meisten Einrichtungen entweder explizit serbisch oder kroatisch.

Der kroatischen Gesetzgebung zufolge haben Kinder aller nationaler Minderheiten Anspruch auf muttersprachlichen Schulunterricht. Daher findet die Schulbildung für kroatische Kinder in der lateinischen Schrift und in der kroatischen Sprache, der Unterricht der Serben in serbischer Sprache und in kyrillischer Schrift statt.

Politik

Von den 25 Mitgliedern des Stadtrates (Gradsko vijeće) werden derzeit 13 von der HDZ, 8 von der SDSS (die die serbische Bevölkerung vertritt), 2 von der HSS und je einer von der SDP und der HSP gestellt. Der Magistrat (Gradsko poglavarstvo) wird von einer Koalition aus HDZ (6 Mitglieder) und SDSS (3 Mitglieder) gestellt. Bürgermeisterin ist Zdenka Buljan (HDZ).

Geschichte

Stadtansicht Vukovar 1904
Denkmal für die Verteidiger von Vukovar

Vor der Stadtgründung

Die Region ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Eine jungsteinzeitliche Tonfigur, die Vučedol-Taube, ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Die archäologische Ausgrabungsstätte der Vučedol-Kultur befindet sich in der gleichnamigen Siedlung etwa 5 km außerhalb der Stadt.

Zur Römerzeit gab es zahlreiche Siedlungen und Kastelle entlang der Donaugrenze.

Seit dem 6. Jahrhundert wanderten Slawen ein.

Im Jahr 852 beschreiben Chronisten das Reich des kroatischen Fürsten Trpimir als „usque ad ripam Danubii et pene per totum Regnum Chroatorum“ („bis hin zur Donau durch das gesamte Kroatien“).

Entstehung der Stadt

Im 10. Jahrhundert wurde die Festung Vukovo gegründet, an der sich langsam die Stadt entwickelt.

Ab dem Hochmittelalter war die Region Teil des zur Ungarischen Krone gehörenden Königreiches Slawonien.

Ab dem 14. Jahrhundert wurde der Ort als Vukovar bezeichnet.

Von der osmanischen Zeit bis zum sozialistischen Jugoslawien

Von 1526 bis 1687 stand die Region unter osmanischer Herrschaft.

Danach wurde sie Teil Österreich-Ungarns mit kroatischer, ungarischer, deutscher und serbischer Bevölkerung. Vukovar war Sitz des Komitates Syrmien (Szerém), das innerhalb der Ungarischen Krone zu Kroatien-Slawonien gehörte.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es 1918 zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, dem späteren Jugoslawien.

Im Zweiten Weltkrieg war die Region 1941 bis 1945 Teil des "Unabhängigen Staats Kroatien".

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Deutschstämmigen vertrieben und vermehrt Serben, aber auch Kroaten aus ärmeren Regionen wie z. B. dem Zagorje angesiedelt.

Wasserturm in Vukovar 2003

Der Kroatien-Krieg

Siehe auch Kroatien-Krieg

Ende der 80er Jahre gab es zunehmende Spannungen zwischen Serben und Kroaten. Die Spannungen verstärkten sich, als die antikroatische Propaganda aus Belgrad und die antiserbische Propaganda aus Zagreb bei einem Teil der Serben und Kroaten Wirkung zeigt. Die Extremen unter ihnen bewaffneten sich, gingen in den umliegenden Dörfern in Stellung. 1991 kam es hier zum ersten größeren Zusammenstoß zwischen kroatischer Polizei und Serben, nachdem sich die Bewohner des serbischen Dorfes Borovo Selo geweigert hatten, die kroatische Fahne vor ihrem Gemeindeamt aufzuhängen (siehe Scharmützel von Borovo Selo). Aus Ferngeschützen fielen die ersten Schüsse auf das umzingelte Vukovar.

Die Zerstörung der Stadt

Zerstörtes Haus in der Innenstadt (2004)

In den nächsten drei Monaten schlugen während der Schlacht um Vukovar bis zu 8000 Granaten täglich ein, insgesamt sechs Millionen Geschosse. Den Verteidigern Vukovars – 800 Soldaten und Polizisten, dazu gut 1000 Freiwillige – stand ein größeres Regiment der Jugoslawischen Volksarmee und serbischen Freischärler gegenüber, die Vukovar mit Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Flugzeugen und schwerer Artillerie erobern wollten.

Die Belagerung der Stadt durch die Jugoslawische Volksarmee dauerte 87 Tage und endete am 18. November 1991. Trotz Zerstörung und Eroberung der Stadt gilt die Schlacht um Vukovar als Kehrtwende im Kroatienkrieg, da die serbischen Truppen durch den erbitterten Widerstand der Verteidiger von Vukovar schwere Verluste hinnehmen mussten und somit sowohl militärisch als auch politisch deutlich geschwächt wurden, was weitere Expansionspläne in Kroatien zum Erliegen brachte und zur internationalen Isolation und Sanktionierung führte.

Massaker von Vukovar

Siehe Massaker von Vukovar

Als die Soldaten am 18. November 1991 in die inzwischen fast völlig zerstörte Stadt einmarschierten, lebten dort noch 2000 Menschen. Viele von ihnen hatten während des Bombardements Zuflucht im Krankenhaus von Vukovar gesucht, das unter der Leitung der Ärztin Dr. Vesna Bosanac stand.

Friedhof Vukovar

Nach Schilderung des ICTY (UN-Kriegsverbrechertribunal) trieben Soldaten der de facto serbischen Jugoslawischen Volksarmee, sowie Cetnik Freischärler 300 Personen aus dem Hospital zusammen (darunter auch verwundete kroatische Soldaten), verfrachteten sie in Busse und brachten sie zunächst in eine Lagerhalle auf einer Schweinefarm nahe der Ortschaft Ovčara. 100 von ihnen wurden dann in 10er- und 20er-Gruppen geteilt und in nahegelegene Orte gebracht. Am Abend des 20. November 1991 wurden etwa 200 Menschen wenige Hundert Meter entfernt auf einem Feld beim Massaker von Vukovar erschossen und von den Soldaten in einem Massengrab vergraben.[1].

Mindestens 1500 Bewohner Vukovars wurden in serbische Internierungslager gebracht.[1]

Internationales Kriegsverbrechertribunal

Danach wurde die Stadt einige Zeit lang zum Zentrum der serbisch besetzten Gebiete Ostslawonien und Baranja, und ein Großteil der kroatischen Bevölkerung wurde vertrieben. Dagegen siedelten sich viele serbischen Flüchtlinge aus Bosnien und – nach 1995 mit der Rückeroberung der serbisch besetzten Gebiete Kroatiens durch die kroatische Armee während der Militäroperation Oluja - aus anderen Teilen Kroatiens an. Aber anders als jene Gebiete wurde Ostslawonien mit Vukovar nicht militärisch zurückerobert: Das Gebiet kam 1995 unter provisorische UN-Verwaltung (UNTAES – United Nations Temporary Administration of Eastern Slavonia), um die friedliche Wiedereingliederung nach Kroatien vorzubereiten. Ab 1997 wurden Rückkehrer zugelassen, wobei es erneut zu Spannungen kam. 1998 wurde das Gebiet in Kroatien reintegriert, behielt aber ebenso wie die Baranja, bestimmte Sonderrechte für die serbische Minderheit (z. B. keine Wehrpflicht in der Kroatischen Armee und ein 5-jähriges Moratorium im Schulfach Geschichte, insbesondere der Geschichtsschreibung im Zeitraum 1991 - 1995).

Die verantwortlichen Offiziere für das Massaker im Krankenhaus von Vukovar, Mile Mrkšić, Veselin Šljivančanin und Miroslav Radić, die so genannte Vukovar-Trojka, wurden später vom UN-Kriegsverbrechertribunal (ICTY) in Den Haag angeklagt[2]. Mrkšić und Radić stellten sich im Mai und Juni 2002, Veselin Šljivančanin wird im Juni 2003 festgenommen.

Der Donau-Hafen Vukovar

Wirtschaft

Vormals war Vukovar ein Zentrum der Textil- und Gummiindustrie (VUTEKS, BOROVO) und ist nach wie vor ein wichtiger Donauhafen.

BOROVO war die größte Schuhfabrik im ehemaligen Jugoslawien, und hatte 1990 21.000 Beschäftigte. Der Vorort Borovo Naselje gehört zu den am meist zerstörten Gegenden in Vukovar, und von dem einstigen Großbetrieb sind nur noch einige Hallen übrig, welche derzeit noch knapp 3.000 Personen einen Arbeitsplatz bieten.

Ostslawonien ist ein sehr fruchtbarer Landstrich. So wundert es auch nicht, dass die ehemalige Agrargenossenschaft VUPIK, bekannt vor allem für ihre Weißweine, zu den bedeutendsten Unternehmen gehört. Es sind aber als Folge des Krieges immer noch große Flächen vermint und somit für die Landwirtschaft unbrauchbar.

Sehenswürdigkeiten

Der Stadtkern von Vukovar ist ein Kleinod barocker Baukunst. Besonders hervorzuheben sind das Schloss der Grafen von Eltz und das Franziskanerkloster, welches seit 2000 auch wieder in neuem Glanz erstrahlt. Der Großteil der Stadt ist allerdings immer noch stark zerstört, und es wird mehr in oft dem Stadtbild nicht entsprechende Neubauten von Banken, Versicherungen und Einkaufszentren investiert als in die aufwendige Wiederherstellung der alten Bausubstanz.

Das Mahnmal Ovčara befindet sich an der Stelle, an dem serbische Soldaten im Jahr 1991 beim Massaker von Vukovar 200 aus dem städtischen Krankenhaus entführte Patienten ermordeten.

Selbst mehr als zehn Jahre nach dem Krieg ist Vukovar in weiten Teilen eine Geisterstadt geblieben. Seit der Wiedervereinigung mit Kroatien ist die Stadt ein Ziel für Schulklassen aus dem ganzen Land, welchen hier anschaulich die Brutalität des Krieges, aber auch die Tragödie des eigenen Volkes vor Augen geführt werden soll.

Das Schloss der Grafen Eltz

Hauptartikel: Schloss Eltz (Vukovar)

Der Mainzer Kurfürst Philipp Karl von Eltz kaufte im Jahr 1736 das Gut Vukovar. Mit dem Bau des Schlosses wurde im Jahr 1749 unter dem Bauherrn Anselm Kasimir Eltz begonnen. Zunächst wurde der Mittelteil fertiggestellt. Später wurde das Schloss mehrmals erweitert. Sein heutiges Aussehen hat das Schloss seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Seit dem Jahr 1968 befindet sich darin das Stadtmuseum von Vukovar. Das Gebäude wurde während der serbischen Angriffe auf die Stadt zu Beginn des Kroatienkrieges schwer beschädigt.

Persönlichkeiten

Die folgende Übersicht enthält bedeutende, in Vukovar geborene Persönlichkeiten. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Vukovar hatten oder nicht, ist dabei nebensächlich. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Quelle für die Zahlen und weitere Inhalte: ITCY, Anklage gegen Slobodan Milošević, Absatz 36k
  2. Kriegsverbrecher in ehem.Jugoslawien

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